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Manfred Overmann. Konstruktivistische Essentials und ihre didaktischen Implikationen. Konstruktivistische Essentials. Der Konstruktivismus ist eine subjektive philosophische Theorie der Wahrnehmung und Konstruktion von Erkenntnis
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Manfred Overmann • Konstruktivistische Essentials und ihre didaktischen Implikationen
Konstruktivistische Essentials • Der Konstruktivismus ist eine subjektive philosophische Theorie der Wahrnehmung und Konstruktion von Erkenntnis • Die Umwelt, so wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung. (Foerster 1999:40) Es gibt keine objektive Realität, weil Wirklichkeit immer als kognitive Wirklichkeit subjektiv konstruiert wird.
Konstruktivistische Essentials • Das erkennende Subjekt ist durch sein Gehirn als Erkenntnis- und Überlebensorgan in der Evolution phylogenetisch und ontogenetisch strukturiert / determiniert, um einen viablen Weg der Existenz zu finden. • Alles Wahrgenommene ist ein Konstrukt unserer neuronalen Aktivitäten im Gehirn, die in einem geschlossenen (autopoietischen - Maturana) System interagieren und über die Sinnesorgane ausgelöst und durch elektrische Reize vermittelt werden.
Konstruktivistische Essentials • Der Mensch steht nicht in einer Ursache-Wirkung-Beziehung zur Umwelt und kann von außen nicht beeinflusst werden. Die Umwelt hat nur eine Auslösefunktion, die das Gehirn perturbiert. • Bedeutungszuweisungen finden im Gehirn auf der Grundlage früherer Erfahrungen statt, so dass wir das Gedächtnis als wichtigstes Sinnesorgan (Roth 1992) betrachten können. • Die individuelle Wirklichkeitskonstruktion des Menschen bedarf, um in einer Gemeinschaft überleben zu können, der Konsensualität, die nach Maturana durch die strukturelle Koppelung gegeben ist.
Lerntheoretische Prämissen: • Lernen ist ein aktiver, emergenter Konstruktionsprozess, der vom Vorwissen des Lernenden in der Interaktion mit seiner Lernumgebung als Perturbationsfaktor abhängt. • Lernen ist eine Abfolge individuell konstruierter hypothetischer Modelle, die in der Interaktion überprüft (viabilisiert) werden.
Lerntheoretische Prämissen: • Lernprozesse werden durch Perturbationen als Herausforderung zur Bewältigung eines Problems initiiert. Der Lernende versucht durch die Lösung des Problems seinen Organismus wieder zu equilibrieren. • Der Lernende autodeterminiert viable Steuerungsmaßnahmen im Lernprozess, weil Lernen von außen nicht gesteuert werden kann. • Nur selbstverantwortliche Lernprozesse initiieren eine neue Selbstorganisation.
Lerntheoretische Prämissen: • Jeder Lerngegenstand kann aus unterschiedlichen Perspektiven beobachtet werden; es gibt keine axiomatischen Wahrheiten, sondern nur subjektive, probabilistische Interpretationen der Welt. • Der Lernende muss ein willentliches Interesse an der subjektiven Aneignung des Lerngegenstandes haben. Neugierde, Staunen und Zweifel führen zu einem inneren Handlungsimperativ und lösen eine intrinsische Motivaton aus. • Lernen muss sinnvoll und nützlich erscheinen, an realen Bedürfnissen orientiert sein und einen eigenverantwortlichen Lebensentwurf ermöglichen.
Lerntheoretische Prämissen: • Authentische und komplexe Lernumgebungen mit multiplen Driftmöglichkeiten fördern die Wissenskonstruktion. • Der Lerngegenstand muss den Lernenden persönlich ergreifen, d.h. kognitiv und emotional in seiner ganzen Person tangieren. • Passives, reaktives und reproduktives Lernverhalten müssen durch Selbsttätigkeit, Selbstverantwortung und Eigeninitiative ersetzt werden.
Praxis • Des cours prêts à l‘emploi (Web Inquiry Projects – WIP - Cyberenquêtes) – Synthese aus einfachen und komplexen Lernpropositionen • Sensibilisierung und Aktivierung des Vorwissens (hook, thematischer Auslöser) • A) structuredinquiry (gelenkte Fragen und einfache Aufgaben) • B) quidedinquiry (Recherechereisen mit konkreten Quellenvorgaben) • C) openinquiry (freie,eigene aufgaben- und handlungsorientierte Rechercheprozesse sowie autonomes Lernen und Autoevaluation)
Konstruktivistische Lernpropositionen in Opposition zum Lehrwerk • Prinzip der multiplen Kontexte und Hypertextualisierung ↔ Monokultur und Monodirektionalität eines linearen Input-Output-Denkens • Multipel verflochtene Vernetzung eines Gegenstandsbereiches in geschachtelten Handlungssystemen ↔ Isolierung von Lerneinheiten in Lehrbuchlektionen • Komplexität, Eindrucksvielfalt der Perspektiven und naturbelassene Authentizität des Umweltkontextes ↔ didaktisch simplifizierter Reduktionismus
Konstruktivistische Lernpropositionen in Opposition zum Lehrwerk • Mehrkanaliges, sensorisch-ganzheitliches Lernen durch Einbeziehung verschiedener Sinnessysteme ↔ einkanalig, partiell, kognitiv und monovalent • Multiplikation, Pluralität und Heterogenität der Möglichkeiten in einer offenen Matrix von Beziehungen ↔ Gewaltsame Vereinheitlichung und Harmonisierung • Strategisches Lernen ↔ Steuerung von außen, Nürnberger Trichter
Konstruktivistische Lernpropositionen in Opposition zum Lehrwerk • Verbindung von schulischer Symbolebene und alltäglicher Realität ↔ Lernen für die Schule • soziale Implikationen, Kooperation und Interaktion ↔ lehrergesteuerte Rezeptivität und Passivität • Inhaltsbezogenes Echtheitserlebnis, Betroffenheit, personale Einbindung, interkulturelle, Lernerinteressen ↔ Künstlichkeit, Entfremdung, Asymmetrie • sinngenerierend, prozedural, dynamisch, provisorisch, interaktiv ↔ sinnentleert und statisch