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Das Lesen (Peter Bichsel) Mein erstes Buch war Zwangslektüre, eine echte Qual. Ich bekam es von einer Tante geschenkt, die glaubte, höheren Geist in der Familie vertreten zu müssen, und sogar ein Modejournal abonniert hatte. Es war ein Weihnachtsgeschenk, ich war neunjährig, und es war ein richtiges Buch, dick und ohne Bilder: „Christeli“ von Elisabeth Müller, sehr sehr traurig und sentimental, sehr sehr brav und unspannend. Ich begann einen Kampf mit diesem Buch. Ich hatte es zu lesen – selbst meine Eltern beharrten darauf, vor allem, weil meine Schwäche in Orthografie sich bereits zeigte und die Hoffnung bestand, durch Lesen zu besseren Diktaten zu kommen, durch bessere Diktate zu besseren Noten, dadurch zu besseren Erfolgschancen, zu einem besseren Lohn und einer schöneren Frau, zu einem grösseren Haus und vielleicht einem Auto. Lesen war in diesem Zusammenhang noch karrierefreundlich. Zweitens hatte meine Mutter nicht die Absicht, sich von ihrer Schwester mit Modejournal blamieren zu lassen. Sie wollte zum Mindesten einen Sohn haben, der auch liest, genauso liest wie der Sohn ihrer Schwester. Das Buch war grauenhaft langweilig. Ich hatte zwei Lesezeichen darin: Das erste zeigte an, wie weit ich schon war, das zweite zeigte mein selbst gestecktes Ziel, bis da und da – bis auf Seite 48 – will ich heute durchhalten. Ich hielt nie durch und erreichte mein Tagesziel nicht. Immerhin war ich stolz darauf, dass mich die Tante für erwachsen genug hielt, ein Leser zu sein. Immerhin war ich einer mit einem Buch und fühlte mich im Geheimen allen Fußballern und Bäumekletterern ohne Buch überlegen. Ich hatte eine Ahnung davon, dass Bücherlesen etwas Besseres sei. Ein Jahr später, am 23. Dezember, las ich die letzten zwei Seiten. Ich hatte ein ganzes Buch gelesen, ich hatte es geschafft, ich war stolz darauf und beschloss, ein Leser zu bleiben – einer, der richtige Bücher von der ersten bis zur letzten Seite liest. Als Fußballer war ich ohnehin schlecht. Quelle: TTS S. 10
Was war ihre erste Lektüreerfahrung? • Erzählen Sie Ihren Kolleg/innen eine Geschichte zu Ihrer ersten Lektüre. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Erzählung möglichst spannend und pointiert gestalten.
Zeichnen Sie eine Kurve: freiwillig • Wie viele Bücher lasen Sie pro Monat ? • Wie viel Spass hatten Sie dabei?
Warum lesen wir? Sachtexte Literatur
Auch den Möbelpackern sind Leute, die Bücher lesen, zuwider. Aber sie haben wenigstens einen guten Grund dafür. Gabriel Laub
Macht lesen schlau? • Lesen vielleicht nicht, aber Denken macht schlau Der wahre Zweck eines Buches ist, den Geist hinterrücks zum eigenen Denken zu verleiten. Marie von Ebner-Eschenbach
Was bedeutet diese Geschichte? Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: "Sie haben sich gar nicht verändert." "Oh!" sagte Herr K. und erbleichte. - Bertolt Brecht, Das Wiedersehen
Wolfgang Iser: Leerstellen Zunächst dürfen wir sagen, dass der Unbestimmtheitsbetrag in literarischer Prosa – vielleicht in Literatur überhaupt – das wichtigste Umschaltelement zwischen Text und Leser darstellt. Als Umschaltstelle funktioniert Unbestimmtheit insofern, als sie die Vorstellungen des Lesers zum Mitvollzug der im Text angelegten Intention [d.h. Absicht]aktiviert. Das aber heißt: Sie wird zur Basis einer Textstruktur, in der der Leser immer schon mitgedacht ist. Darin unterscheiden sich literarische Texte von solchen, die eine Bedeutung oder gar eine Wahrheit formulieren. Texte dieser Art [d.h. nicht-erzählende Sachtexte]sind ihrer Struktur nach von möglichen Lesern unabhängig, denn die Bedeutung oder die Wahrheit, die sie formulieren, gibt es auch außerhalb ihres Formuliertseins. […] Bedeutungen und Wahrheiten sind prinzipiell nicht gegen ihre Geschichtlichkeit [d.h. Vergänglichkeit]gefeit. Zwar sind auch literarische Texte davon nicht frei, doch indem ihre Realität in der Einbildungskraft des Leser liegt, besitzen sie prinzipiell eine größere Chance, sich ihrer Geschichtlichkeit zu widersetzen. In: Rezeptionsästhetik. Hg. v. R. Warning. München 1975
Ein Buch vor den Augen verhindert in der Regel ein Brett vor dem Kopf. Christian Wulff • Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? Ernst R. Hauschka Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste. Heinrich Heine
Philip K. Dick: Roog • Beschreiben sie knapp (~3 Sätze) ihren ersten Eindruck beim Lesen dieses Textes. • Zeichnen Sie auf ein separates A4-Format einen Roog (möglichst groß). • Um was für eine Art/Sorte von Text handelt es sich hier? Was erwarten Sie von einem solchen Text? • Unterstreichen Sie alle Beschreibungen, in welchen einer der fünf Sinne berücksichtigt wird. • Worin besteht in dieser Kurzgeschichte die Leerstelle?
Lesen Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch? Georg Christoph Lichtenberg (1742-1764): Sudelbücher, Sudelbuch D, D 399
Woher kommt Bedeutung? (in literarischen Texten) Kritiker? Autor? Lexikon? Inhalt des Textes? Form des Textes? Lehrer? Leser? Text?
Woher kommt Bedeutung? (in literarischen Texten) Kritiker Autor Lehrer Text Leser Lexikon Form Inhalt
Hermes Hermeneutik (Die Lehre vom Verstehen)
„Einen Text verstehen heißt demzufolge, Merkmale der Textstruktur bzw. des -inhaltes und der Textproduktion unter Einbeziehung der Text- und Rezeptionsgeschichte sowie der Reflexion des eigenen Interpretationsstandpunktes im Sinne eines wechselseitigen Begründungsverhältnisses zu begreifen. Daß es dabei weder falsche noch richtige, sondern allenfalls mehr oder minder angemessene Interpretationen geben kann, folgt aus der […] Geschichtlichkeit der Verstehenskonstituenten und der damit zusammenhängenden Unabschließbarkeit der hermeneutischen Spirale.“ – Jürgen Bolten, Die Hermeneutische Spirale.
Textanalyse Textanalyse: das Verfahren zur Sinnerschließung eines (fiktionalen) Textes. Im Literaturunterricht erfolgt diese Analyse meist sukzessiv in einer Verbindung hermeneutischer/ rezeptionsästhetischer und strukturaler Verfahren: Das hermeneutische Verfahren besteht darin, dass der Rezipient zunächst sein vorläufiges Textverständnis formuliert (Deutungshypothese) und diese erste Deutung im Verlauf der Analyse verifiziert, falsifiziert oder modifiziert. Diese Deutungshypothese zielt nicht darauf, eine vermutete „Intention des Autors“ zu benennen- bei fiktionalen Texten geht es vielmehr um die Wirkung auf den Rezipienten, der – abhängig von seinem Verstehenshorizont – das Sinnpotential des Textes in subjektiver Konstruktion erschließt. Die Analyse ermittelt und untersucht die Strukturelemente, die das Verstehen in besonderer Weise steuern: Textaufbau, sprachliche Mittel, rhetorische Figuren, erzählerische Mittel u.a. Ziel der Analyse ist die begründete Deutung eines fiktionalen Textes als Synthese (=Zusammenführung): das Zusammenwirken der einzelnen Strukturelemente im Hinblick auf die vermutete / verifizierte Textaussage wird dargestellt und an den Textstrukturen belegt.
Text/ Autor Ich 5 Stufen der Annäherung • Erste Leseerfahrung • Verstehenshorizont • sprachlich • kulturell • historisch • Beschreibung • Form • Inhalt • Deutung • Wertung
Philip K. Dick: Roog • Beschreiben sie knapp (~3 Sätze) ihren ersten Eindruck beim Lesen dieses Textes. • Zeichnen Sie auf ein separates A4-Format einen Roog (möglichst groß). • Um was für eine Art/Sorte von Text handelt es sich hier? Was erwarten Sie von einem solchen Text? • Unterstreichen Sie alle Beschreibungen, in welchen einer der fünf Sinne berücksichtigt wird. • Worin besteht in dieser Kurzgeschichte die Leerstelle?
Merkmale Kurzgeschichte (shortstory) • Keine oder nur sehr kurze Einleitung (Exposition); sofortiger Einstieg in die Handlung (in mediasres) • Häufig wird das Geschehen auf wenige Augenblicke, wenige Figuren, eine exemplarische Situation, ein Bild oder eine Momentaufnahme reduziert (Verdichtung). • Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich und vieles muss vom Leser durch Lesen zwischen den Zeilen erschlossen werden (Leerstellen) • Doppelbödigkeit, Mehrdeutigkeit: das geschilderte Alltagsereignis verweist auf komplexere Probleme • Meist offener Schluss oder eine überraschende Wendung
Aus einem Interview mit P.K. Dick über “Roog” It’saboutgarbagemen. It’sabout a dogwhocan sense thatthegarbagemenarepredatorycarnivoresfromanother planet, whoacceptthegarbageeachweekas a propitiatoryoffering in surrogateforthepeoplethemselves. But eventuallythesegarbagemen will tireofacceptingthesesurrogateofferingsandtakethepeople in thehousesandeatthem. Andthatishowthedogseesthegarbagemen. The storyisfromthedog’spointofviewandthegarbagemenareseenasonly quasi-humanoid. Theyhavethinnecksandtheirheadsarelikepumpkinsandtheirheads wobble...
Woher kommt Bedeutung? (in literarischen Texten) Kritiker Autor Lehrer Text Leser Lexikon Form Inhalt Wie beschreibt und analysiert man die Form eines Textes?
Erzähltheorie (DaG3, S. 18-62) • Werkzeuge zur Be-schreibung & Analyseder Form von literarischen Texten • Wie erzählt wird, nicht Was • Heute • Einführung literarisches Erzählen (S. 20 & 21) • Erzähler, Erzählebenen (S. 22-24) • Schwerpunkt auf Erzählperspektive Erzählverhalten (S. 27 ff.)
Der neutrale Erzähler: Es wird nur von außen und neutral berichtet und wiedergegeben, was geschieht und gesagt wird. Ein Erzähler ist nicht als Figur zu erkennen. Handlungen und Gespräche werden nicht durch einen Erzähler kommentiert. Die Leser sehen anscheinend unvermittelt - wie bei einem Dokumentarfilm - in die erzählte Situation hinein.
Der personale Erzähler: Die Geschichte wird aus der Perspektive einer (Perspektiv-)Figur dargestellt, die selbst am Geschehen beteiligt ist. Die Leser verfolgen das Geschehen aus dem begrenzten Blickwinkel einer (oder mehrerer) Personen der erzählten Welt und nehmen an ihren Erfahrungen, Gefühlen und Reflexionen teil. Der Erzähler tritt also selbst nicht in Erscheinung. Erzählt wird meist in der Er-/Sie-Form. - Häufig in der Moderne: die Figurenrede als „erlebte Rede“, ohne Redeeinleitung, zur Vermittlung der Gedanken einer Figur: ... Sollte sie hier den Wagen verlassen? ... (vom Leser ergänzbar: dachte sie)
Der auktoriale Erzähler: Ein Erzähler, der nicht selbst in das Geschehen verwickelt ist und von außen deutlich Regie führt. Er betrachtet von außen und kennt als allwissender Erzähler die Gedanken und Gefühle der Textfiguren; er überblickt auch Vergangenheit und Zukunft der Textfiguren. Aus dieser Überblickshaltung kann der Erzähler kommentieren und werten und sich durch Voraussagen und Rückverweise einmischen. Er schaltet sich für den Leser spürbar als sprechende und reflektierende Figur ein. - Er ist nicht mit dem Autor gleichzusetzen.
Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namensMichael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten und zugleich entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. – Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können. Er besaß in einem Dorfe, das noch von ihm den Namen führt, einen Meierhof, auf welchem er sich durch sein Gewerbe ruhig ernährte; die Kinder, die ihm sein Weib schenkte, erzog er, in der Furcht Gottes, zur Arbeitsamkeit und Treue; nicht einer war unter seinen Nachbarn, der sich nicht seiner Wohltätigkeit, oder seiner Gerechtigkeit erfreut hätte; kurz, die Welt würde sein Andenken haben segnen müssen, wenn er in einer Tugend nicht ausgeschweift hätte. Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder. Aus: Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas. Stuttgart: Reclam Verlag 1993, S. 3
Personale Erzählhaltung Zunächst wollte er ruhig und ungestört aufstehen, sich anziehen und vor allem frühstücken, und dann erst das Weitere überlegen, denn, das merkte er wohl, im Bett würde er mit dem Nachdenken zu keinem vernünftigen Ende kommen. Er erinnerte sich, schon öfters im Bett irgendeinen vielleicht durch ungeschicktes Liegen erzeugten, leichten Schmerz empfunden zu haben, der sich dann beim Aufstehen als reine Einbildung herausstellte, und er war gespannt, wie sich seine heutigen Vorstellungen allmählich auflösen würden. Franz Kafka in Die Verwandlung1915 Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte und der Nebel die Formen bald verschlang bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so naß; er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen. Georg Büchner in Lenz1839
Auktoriale Erzählhaltung Es war einmal ein Prinz, der wollte eine Prinzessin heiraten. Aber das sollte eine wirkliche Prinzessin sein. Da reiste er in der ganzen Welt herum, um eine solche zu finden, aber überall fehlte etwas. Prinzessinnen gab es genug, aber ob es wirkliche Prinzessinnen waren, konnte er nie herausfinden. Immer war da etwas, was nicht ganz in Ordnung war. Da kam er wieder nach Hause und war ganz traurig, denn er wollte doch gern eine wirkliche Prinzessin haben. Hans Christian Andersen in Die Prinzessin auf der Erbse1840 Seit der Schwedenzeit waren die Wutze Schulmeister in Auenthal, und ich glaube nicht, daß einer vom Pfarrer oder von seiner Gemeinde verklagt wurde. Allemal acht oder neun Jahre nach der Hochzeit versahen Wutz und Sohn das Amt mit Verstand - unser Maria Wutz dozierte unter seinem Vater schon in der Woche das Abc, in der er das Buchstabieren erlernte, das nichts taugt. Jean Paul in Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal1790
Neutrale Erzählhaltung Ein junger Mann geht durch eine Grünanlage. In einer Hand trägt er ein Eis. Er lutscht. Das Eis schmilzt. Das Eis rutscht an dem Stiel hin und her. Der junge Mann lutscht heftig, er bleibt vor einer Bank stehen. Auf der Bank sitzt ein Herr und liest eine Zeitung. Der junge Mann bleibt vor dem Herrn stehen und lutscht. Der Herr sieht von seiner Zeitung auf. Das Eis fällt in den Sand. Der junge Mann sagt: „Was denken Sie jetzt von mir?“ Der Herr sagt erstaunt: „Ich? Von ihnen? Gar nichts.“ Der junge Mann zeigt auf das Eis und sagt: „Mir ist doch eben das Eis runtergefallen, haben Sie da nicht gedacht, so ein Trottel?“ Der Herr sagt: „Aber nein. Das habe ich nicht gedacht. Es kann schließlich jedem einmal das Eis runterfallen.“ Helga M. Novak in Eis
Betrunkener Vater lässt vierjährigen Sohn ans Lenkrad Warstein - Ein Vierjähriger ist in Warstein hinter dem Steuer eines Autos erwischt worden. Der Junge saß auf dem Schoß seines Vaters, der knapp 2,1 Promille Alkohol im Blut hatte. Die Polizei stoppte den Wagen, weil sie das Kleinkind am Lenkrad gesehen hatte. Dabei stellten sie die Fahne des Mannes fest, der bereits mehrfach betrunken im Auto erwischt worden war und keinen Führerschein mehr hat. Besonders schockiert waren die Beamten der Soester Polizei, dass die Frau des Mannes auf dem Beifahrersitz saß und die gefährliche Fahrt duldete. Neben dem 38-Jährigen wurde auch seine Frau angezeigt, weil sie die Halterin des Wagens ist. www.spiegel.de; Panorama: kurz & krass; 30. August 2012
Erzählverhalten Visualisieren • Versuchen sie, ihr bisheriges Wissen über Erzählverhalten auf einer Seite graphisch darzustellen
Erzählverhalten - Warum? • Welche Gründe könnten für die Wahl des ein oder anderen Erzählverhaltens sprechen? • Welche Wirkung kann mit einem bestimmten Erzählverhalten erzeugt werden? • Welcher Tempus bietet sich für welches Erzählverhalten an? Auktorial – Personal - Neutral
Erzählerrede/Figurenrede (S. 26 & 40) • Informieren sie sich in DaG3 über die verschiedenen Spielarten der Erzähler- bzw. Figurenrede • Für die Probe sollten sie in der Lage sein, diese in einem gegebenen Text zu bestimmen
Ausblick Planung • Literarisches Erzählen (S. 20 - 25) • Erzählverhalten (S. 27 - 31) • Erzählerrede/Figurenrede (S. 26 & 40) • Zeitverhältnisse (S. 34) • Elemente der Handlung (S. 32 - 41) • Zeit (S. 33 - 35) • Ort (S. 36/37) • Charakterisierung (S. 38/39) • Alles zusammen (DaG3, S. 20 - 41) • Repetieren & Üben • Probe Erzähltheorie Bis heute Nächster Mittwoch Fr. 2.Nov Mi. 7.Nov Mi. 14.Nov
5 Stufen der Annäherung • Erste Leseerfahrung • Verstehenshorizont • sprachlich • kulturell • historisch • Beschreibung • Form • Inhalt • Deutung • Wertung
Figurenrede • Beispielsätze: • Direkte Rede: Sie fragte sich: „Muss ich wirklich gehen?“ • Indirekte Rede: Sie fragte sich, ob sie wirklich gehen müsse. • Erlebte Rede: Musste sie wirklich gehen? • Innerer Monolog: Mir wird mulmig, ich sollte jetzt wirklich gehen. • Bewusstseinsstrom: Heiss – so peinlich! Wie früher... weg, weg, nur weg von hier, dort, die Tür, lass mich durch – – endlich frei!!! • In längeren Passagen in erlebter Rede lässt sich oft nicht entscheiden, wer spricht: der Erzähler oder die Figur. Die Figurenrede wird nahtlos in den Erzählerbericht verwoben. [Der Konsul ging … umher …] Er hatte keine Zeit. Er war bei Gott überhäuft. Sie sollte sich gedulden.(Thomas Mann, Buddenbrooks)
Formen der Figurenrede Man unterscheidet fünf verschiedene Möglichkeiten wie der Erzähler das, was die Figuren denken und sprechen, in einen Erzähltext einbauen kann: • Direkte Rede: Die Äußerung der Figur wird wörtlich zitiert; häufige Kennzeichen sind die Inquit-Formel, der Doppelpunkt und die Anführungszeichen. Der Erzähler hält sich zurück; und der Leser erfährt unmittelbar, was gesagt wird. • IndirekteRede: Die Äußerung der Figur wird vom Erzähler referiert; Merkmale sind daher Nebensätze mit dass bzw. der Gebrauch des Konjunktivs. Da dem Leser das Gesagte vom Erzähler vermittelt wird, hat er mehr Distanz zu den Äußerungen. • Erlebte Rede: Die Gedanken der Figur werden nicht unmittelbar von dieser selbst, sondern vom Erzähler geschildert. Deshalb finden sich hier das Präteritum und die 3. Person wie in der Erzählerrede. Aber die Perspektive der Figur wird dabei beibehalten, so dass, wie in der direkten Rede, der Indikativ und die Hauptsatzwortstellung verwendet werden. • Innerer Monolog: Die Gedanken der Figur werden unmittelbar, aber ausformuliert wiedergegeben (Ich-Form). • Bewusstseinsstrom: Die Bewusstseinsvorgänge der Figur werden möglichst unverändert wiedergegeben. Der Erzähler zitiert Gedanken sozusagen wörtlich, ohne sie an die grammatischen Regeln anzupassen. Der Satzbau ist daher oft unstrukturiert, assoziativ und ungrammatisch.
Philip K. Dick: „Eine ausserirdische Intelligenz“ • Welches Erzählverhaltendominiert den Text? (mit Kurzbegründung) • Ist das Erzählverhalten eindeutig und konsistent? (Beispiele, falls nicht) • Welche Arten von Erzählerrede kommen im Text vor? (Beispiele) • Welche Arten von Figurenrede kommen im Text vor? (Beispiele) • Wie ist die Handlung zeitlich gestaltet? Gibt es Raffungen, Dehnungen, etc.? (Zeigen sie die Zeitverhältnisse anhand eines Schaubilds)
Philip K. Dick: „Eine ausserirdische Intelligenz“ Bestimmen Sie in folgenden Sätzen die Form derErzähler- bzw. Figurenrede (wenn nötig mit Begründung): • Sein Fehler? Unwahrscheinlich; er machte niemals Fehler. Jason Bedford und Fehler machen? Nicht doch. (5) • Die Stimme war trocken und kalt, hatte die mechanische Gleichförmigkeit von etwas, das Bedford immer an Schlangen denken ließ. (17) • Er schlummerte friedlich. (34) • Das war die lautere Wahrheit. (40) • wie er es in den Holofilmen des Armee-Ausbildungsprogramms gesehen hatte (71) • Beachten Sie das Videoprogramm für den Krisenfall. (8/2) • Haben sie alle denselben Geschmack? (28/2) • Sie hatten alle denselben Geschmack. (29/2)
Philip K. Dick: „Eine ausserirdische Intelligenz“ Bestimmen Sie in folgenden Sätzen die Form derErzähler- bzw. Figurenrede (wenn nötig mit Begründung): • Sein Fehler? Unwahrscheinlich; er machte niemals Fehler. Jason Bedford und Fehler machen? Nicht doch. (5)Erlebte Rede • Die Stimme war trocken und kalt, hatte die mechanische Gleichförmigkeit von etwas, das Bedford immer an Schlangen denken ließ. (17) Beschreib. • Er schlummerte friedlich. (34) (raffender) Bericht • Das war die lautere Wahrheit. (40) Erlebte Rede/Kommentar • wie er es in den Holofilmen des Armee-Ausbildungsprogramms gesehen hatte (71) Erlebte Rede/Kommentar • Beachten Sie das Videoprogramm für den Krisenfall. (8/2) Direkte Rede • Haben sie alle denselben Geschmack? (28/2) Innerer Monolog • Sie hatten alle denselben Geschmack. (29/2)ER/Kommentar
Ausblick Planung • Literarisches Erzählen (S. 20 - 25) • Erzählverhalten (S. 27 - 31) • Erzählerrede/Figurenrede (S. 26 & 40) • Zeitverhältnisse (S. 34) • Elemente der Handlung (S. 32 - 41) • Zeit (S. 33 - 35) • Ort (S. 36/37) • Charakterisierung (S. 38/39) • Alles zusammen (DaG3, S. 20 - 41) • Repetieren & Üben • Probe Erzähltheorie Bis heute Nächster Mittwoch Fr. 2.Nov Mi. 7.Nov Mi. 14.Nov
Zeitliche Gestaltung der Handlung • Rückblende (meist im Plusquamperfekt) • Vorausdeutung (meist Konditional oder Futur) Die zeitliche Gestaltung der Handlung (Zeitverhältnisse und Abfolge) ist für den Autor eines der wichtigsten Mittel, um eine Erzählung spannend und lebendig zu gestalten. Zeitverhältnisse Abfolge