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PS Politische Ökonomie II. Andreas Exenberger Wintersemester 2001/02 25.10.2001. http://homepage.uibk.ac.at/~c43207/die/makro-w2.html. Einleitung.
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PS Politische Ökonomie II Andreas Exenberger Wintersemester 2001/02 25.10.2001 http://homepage.uibk.ac.at/~c43207/die/makro-w2.html
Einleitung Die vorliegenden Folien geben den Inhalt der PS-Einheit vom 25.10.2001 wider und ergänzen die dabei nicht behandelten Teile, soweit sie für das Proseminar interessant und notwendig sind. Dies geschieht nicht zuletzt, weil die eigentlich für diese Grundlagen gedachte Vorlesung leider zwei Wochen lang ausfallen muß. Der Inhalt basiert auf Mankiw, Makroökonomik, S 17-34, und kann auch dort vertieft werden. [Die hier nicht behandelten Teile des Kapitels 2 (Preisindex, Arbeitslosigkeit) folgen zu einem späteren Zeitpunkt.]
Grundlegendes: Kreislaufdenken Der volkswirtschaftliche Kreislauf wird im wesentlichen in der Vorlesung behandelt (siehe VO-Folien 32 bis 40, vor allem 39) und kommt im Proseminar nur am Rande vor. Daher hier nur einige wenige allgemeine Bemerkungen: ein Kreislauf bildet eine Wirtschaft im Überblick ab, das heißt alle TeilnehmerInnen am Wirtschaftsleben werden in Aggregaten zusammengefaßt. Man unterscheidet institutionelle Aggregate (z.B. ergeben alle Konsumenten das Aggregat „Haushalte“ oder alle Firmen das Aggregat „Unternehmen“) und funktionelle Aggregate (z.B. bildet die Summe aller Konsumakte von privaten Konsumenten das Aggregat „privater Konsum“). Transaktionen zwischen institutionellen Aggregaten werden durch Pfeile dargestellt, in der Regel stehen realwirtschaftliche Zuflüsse (z.B. Güterströme) monetären Abflüssen (z.B. Geldströmen) gegenüber und umgekehrt. Ein Kreislauf muß geschlossen werden, das heißt die Summe aller Zuflüsse in einen Sektor muß der Summe aller Abflüsse entsprechen. Später folgt ein einfaches praktisches Beispiel für einen Kreislauf.
Grundlegendes: Strom- und Bestandsgrößen Strom- versus Bestandsgrößen Stromgrößen repräsentieren Mengen in Relation zu bestimmten Zeitperioden (Veränderungen) Bestandsgrößen repräsentieren Mengen in Relation zu bestimmten Zeitpunkten ( Studierende StudienanfängerInnen Pensionierungen PensionistInnen Investitionen Kapitalstock Einkommen Vermögen Einstellungen/Entlassungen Erwerbstätige
Das Bruttoinlandsprodukt Verschiedene Sichtweisen Einnahmensicht versus Ausgabensicht Man kann das BIP als Summe von Einnahmen (z.B. Löhne, Pensionen, Unternehmensgewinne, ...) betrachten oder als Summe von Ausgaben (z.B. Konsum, Investitionen, Sparen, ...). BIP-Entstehungsrechnung Wie wird das BIP hervorgebracht bzw. wer bringt das BIP hervor? BIP-Verwendungsrechnung Wofür wird das BIP verwendet? (in diesem Bereich ist zusätzlich das verfügbare Güter- und Leistungsvolumen relevant) BIP-Verteilungsrechnung Auf welche Einnahmensarten wird das BIP verteilt? (in diesem Bereich ist zusätzlich das Volkseinkommen relevant)
BIP: Entstehung, Verwendung und Verteilung in Österreich Österreichische Definitionen (siehe OeNB auf http://www2.oenb.at/stat-monatsheft/statab_p.htm) a) Das BIP ist gleich der Summe der Bruttowertschöpfung der institutionellen Sektoren oder Wirtschaftsbereiche (nach Abzug der unterstellten Bankgebühren) zuzüglich der Gütersteuern und abzüglich der Gütersubventionen (die nicht nach Sektoren und Wirtschaftsbereichen aufgegliedert werden). Es ist ferner der Saldo des Produktionskontos der gesamten Volkswirtschaft. (ENTSTEHUNG) b) Das BIP ist gleich der gesamten letzten Verwendung von Waren und Dienstleistungen durch gebietsansässige institutionelle Einheiten (Konsum und Bruttoinvestitionen) zuzüglich der Exporte und abzüglich der Importe von Waren und Dienstleistungen. (VERWENDUNG) c) das BIP ist gleich den auf der Verwendungsseite des Einkommensentsteh-ungskontos der gesamten Volkswirtschaft ausgewiesenen Positionen (Arbeitneh-merentgelt, Produktions- und Importabgaben abzüglich Subventionen, Brutto-betriebsüberschuss und Selbstständigeneinkommen der gesamten Volks-wirtschaft) vor Abzug der Abschreibungen. (VERTEILUNG)
BIP: Probleme bei der Berechnung Lagerhaltung Die Produktion auf Lager wird BIP-wirksam, wenn sie den Lagerbestand ändert. In diesem Fall kauft ein Unternehmen seine eigene Produktion für das eigene Lager, es entstehen dabei sowohl Ausgaben als auch Einkünfte. Wenn aber z.B. Getreide unverkäuflich auf den Feldern verrottet, scheint es nicht im BIP auf. Aggregation verschiedener Güter Äpfel und Birnen können addiert werden, wenn man ein Medium zu ihrer Aggregation hat. Dieses Medium ist der Marktpreis! Verschiedene Güter werden also gewichtet mit ihren jeweiligen Preisen BIP-wirksam. Die Behandlung von Zwischenprodukten Um Doppelzählungen zu vermeiden, dürfen nur Endprodukte erfaßt werden, das heißt, Zwischenprodukte, die in derselben Periode in die Produktion eines anderen Gutes eingegangen sind (z.B. ein Motor, der in ein Auto eingebaut wird), dürfen nur über das Endprodukt erfaßt werden. Zu diesem Zweck werden Wertschöpfungsketten gebildet, bei denen in jeder Stufe nur die Differenz zwischen dem Wert der verwendeten Zwischenprodukte und dem erzeugten End- oder Zwischenprodukt berücksichtigt wird.
BIP: unterstellte Größen Imputierte und kalkulatorische Größen In das BIP gehen auch zahlreich unterstellte (impurtierte bzw. kalkulatorische) Größen ein, so z.B. der Wert der Nutzung einer im eigenen Besitz befindlichen Wohnung. Eine kalkulatorische Miete wird BIP-wirksam, die der Bewohner der eigenen Wohnung sozusagen fiktiv sich selbst als Eigentümer bezahlt. Haushalt Die meisten Tätigkeiten im Haushalt werden allerdings nicht in das BIP hinein-geschätzt (z.B. das selbst gekochte Essen). Das ist in mehrerlei Hinsicht alles andere als unproblematisch, so wird etwa der tatsächlicher Beitrag der Frauen zum BIP volkswirtschaftlich weit unterschätzt, weil Frauen den Großteil der (nicht BIP-wirksamen) Haushaltsarbeit leisten. Schattenwirtschaft Der Begriff „Schattenwirtschaft“ umschreibt sämtlich Leistungen, die ohne Rechnung „unter dem Tisch“ ablaufen, wie z.B. der Maurer, der beim Hausbau seines Nachbarn mitarbeitet und dafür „schwarz“ bezahlt wird. Da darüber keine Aufzeichnungen vorliegen, können solche Transaktionen nicht BIP-wirksam werden.
BIP: der Staat Bewertung staatlicher Leistungen Staatliche Leistungen können in den seltensten Fällen zu Marktpreisen bewertet werden, weil sich keine vergleichbaren Markttransaktionen finden (Verwaltung, Landesverteidigung, öffentlicher Straßenbau, ...). Die Folge davon ist, daß sie ausschließlich durch ihre Kosten BIP-wirksam werden: der Staat produziert diese Leistungen und kauft sie gewissermaßen zu ihren Kosten an, um sie der Gesellschaft unentgeltlich zu Verfügung zu stellen. Probleme Diese Behandlung des Staates als ausschließlich durch seine Kosten BIP-wirksam schafft ein zweischneidiges Problem: ERSTENS spielt es keine Rolle, welchen gesellschaftlichen Nutzen die Leistungen des Staates haben; die Produktion eines Universitätsabsolventen ist unmittelbar ausschließlich ihre Kosten wert, nicht den zu erwartenden Nutzen billige, aber wertvolle Maßnahmen werden vom BIP unterschätzt ZWEITENS sind dadurch auch völlig wertlose Aktionen des Staates BIP-wirksam; wird eine öffentlicher Neubau sofort wieder abgerissen, erhöht beides das BIP teure, aber sinnlose Maßnahmen werden vom BIP überschätzt
Beispiel zur Berechnung des BIP I Unternehmen 1 produziert 30 Äpfel und beschäftigt dazu den Konsumenten 1 voll (gegen 10 Euro Lohn) und den Konsumenten 3 halbtags (gegen 5 Euro) Unternehmen 2 produziert 15 Birnen und beschäftigt dazu den Konsumenten 2 voll (gegen 10 Euro Lohn) und den Konsumenten 3 halbtags (gegen 5 Euro) Die drei Konsumenten kaufen je 10 Äpfel und 5 Birnen, wobei ein Apfel 50 cent und eine Birne 1 Euro kostet 1. Wie hoch ist das BIP dieser Wirtschaft? Es beträgt 30 Euro: 30 Äpfel mal 0,5 Euro plus 15 Birnen mal 1 Euro 2. Wie hoch ist das pro-Kopf-BIP dieser Wirtschaft? Es beträgt 10 Euro: das pro-Kopf-BIP wird relativ zur Bevölkerungszahl ermittelt; und diese ist in obigem Beispiel 3 (Unternehmen zählen nicht zur Bevölkerung) 3. Machen die Unternehmen Gewinn? Nein. Die Summe der Löhne beträgt 30, ebenso die Summe der Einnahmen. 4. Wie sieht die Entstehungsrechnung aus? 15 Euro des BIP entfallen auf die Äpfelproduktion, ebenfalls 15 Euro auf die Birnenproduktion; in dieser sehr einfachen Wirtschaft teilt sich das BIP daher auf diese beiden eng verwandten Subsektoren der „Land- und Forstwirtschaft“ auf.
Beispiel zur Berechnung des BIP II 5. Wie sieht die Verwendungsrechnung aus? Die vollen 30 Euro werden für Konsum aufgewendet. Investitionen finden in dieser Wirtschaft nicht statt, auch gibt es keinen Staat und kein Ausland. Unternehmen 3 tritt auf den Markt und erzeugt Apfelstrudel. Angenommen es kauft 10 Äpfel zum üblichen Preis ein und beschäftigt den Konsumenten 4 voll um 15 Euro, um dann 5 Apfelstrudel zu erzeugen, die jeweils um 5 Euro verkauft werden. 6. Wie verteilt sich der Erlös des Unternehmens 3 auf die Wertschöpfungskette? Der Erlös des Unternehmens beträgt 25 Euro. Die 10 Äpfel stellen Zwischenprodukte um 5 Euro dar, die weiterhin von der Land- und Forstwirtschaft erzeugt werden. Die Differenz stellt die Wertschöpfung des neuen Sektors „verarbeitende Industrie“ dar, der mit 20 Euro in das BIP eingeht. 7. Um wieviel erhöht sich das BIP? Um die 20 Euro zusätzlicher Wertschöpfung durch die Apfelstrudelindustrie. Das BIP steigt daher auf 50 Euro (Entstehungsrechnung). Das Unternehmen 3 macht außerdem einen Gewinn von 5 Euro, der zusammen mit den Löhnen von 45 Euro ebenfalls das BIP ergibt (Verteilungsrechnung).
Beispiel zur Berechnung des BIP III: Kreislauf Aus der Apfelstrudelproduktion ergibt sich in diesem Beispiel ein Gewinn. Um den Kreislauf zu schließen, wird daher der Sektor „Kapitalmarkt“ eingeführt. Konsum-ausgaben (25 Euro) Güter (15 Birnen, 20 Äpfel) Faktorentgelt (30 Euro) Land- und Forst-wirtschaft Haushalte (Konsumenten) Arbeit (C1, C2, C3) Zwischen-produkte (10 Äpfel) Arbeit (C4) Faktorentgelt (5 Euro) Faktorent- gelt (15 Euro) Kredit (5 Euro) Verarbeitende Industrie Güter (5 Apfelstrudel) Konsumausgaben (25 Euro) Gewinn (5 Euro) Kapitalmarkt
Nominales und reales BIP I Nominales BIP Das nominale BIP gibt die absolute Höhe des Bruttoinlandsproduktes zu laufenden Preisen an. Das nominale BIP für das Jahr 2001 wird daher berechnet, indem die produzierten Güter und Dienstleistungen mit den aktuellen Preisen gewichtet zusammengezählt werden (diese Preise ändern sich jedes Jahr, daher der Begriff „laufende Preise“). Problem: ein Vergleich zum Vorjahr ist nicht möglich, weil nicht sicher gesagt werden kann, ob Veränderungen auf Änderungen der Produktion oder der Preise zurückzuführen sind. Reales BIP Das reale BIP gibt die relative Höhe des Bruttoinlandsproduktes zu indexierten Preisen an. Das reale BIP für das Jahr 2001 wird berechnet, indem die produzierten Güter und Dienstleistungen mit den Preisen des Basisjahres (in Österreich derzeit 1995) gewichtet zusammengezählt werden (diese Preise ändern sich nicht mehr). Dadurch werden Vergleiche der volkswirtschaftlichen Produktion über verschiedene Jahre möglich, solange man sich in der Berechnung auf dasselbe Basisjahr bezieht.
Nominales und reales BIP II BIP-Deflator Der BIP-Deflator ergibt sich, indem das nominale BIP eines Jahres durch das reale BIP desselben Jahres dividiert wird. Dadurch erhält man einen Wert, der die mit der Bedeutung der Güter für das BIP gewichtete Veränderung der Preise wiedergibt. BIP-Deflator = BIP nominal / BIP real BIP real = BIP nominal / BIP-Deflator Zwischen dem BIP-Deflator und dem Preisindex einer Volkswirtschaft gibt es wichtige Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Darauf wird im Kapitel „Inflation“ einzugehen sein (siehe schon jetzt Mankiw, S 35-37).
Periodische Schwankungen des BIP Aufgrund besonderer Merkmale der wirtschaftlichen Produktion schwankt das BIP in den meisten Ländern stark von Quartal zu Quartal. Diese Schwankungen zeigen allerdings periodische Muster: in Österreich sinkt der Beitrag der Bauwirtschaft wegen des Winters im 1. Quartal stark, während der Beitrag der Energieversorgung im Winter (Licht und Heizung) wesentlich größer ist, als im Sommer; der Tourismus wiederum floriert vor allem im 1. und 3. Quartal, usw. Insgesamt steigt daher das BIP im Jahresverlauf periodisch an; vom 4. Quartal des Vorjahres auf das 1. Quartal des neuen Jahres folgt dann in der Regel ein Abfall. Um solche periodischen Verzerrungen auszuschließen, sollten Vergleiche stets zwischen denselben Bezugsperioden angegeben werden. Das ist der Grund, warum bei Vergleichen des BIP während des Jahres in der Regel der „Vergleichsmonat des Vorjahres“ herangezogen wird: z.B. März 2000 im März 2001 oder das 3. Quartal 2000 im 3. Quartal 2001, usw.
Die gesamtwirtschaftlichen Identitäten Identitäten sind Gleichungen, die aufgrund der Definition ihrer Variablen immer erfüllt sein müssen. Auf diese Weise ergibt sich das BIP eines Landes durch die Identität der Inlandsproduktberechnung (Ausgaben bzw. Verwendung): Y = C + I + G + NX Legende: Y ... BIP; C ... Konsum; I ... Investitionen; G ... Staatsausgaben; NX ... Nettoexporte; Y ergibt sich definitiorisch als Summe dieser vier Komponenten Eine andere Variante stellt die Aufteilung der Staatsausgaben in Konsum und Investitionen dar. In diesem Fall ergibt sich das BIP als: Y = CP + CS + IP + IS + NX Legende: Y ... BIP; CP ... privater Konsum; CS ... staatlicher Konsum; IP ... private Investitionen; IS ... staatliche Investitionen; NX ... Nettoexporte; Y ergibt sich aber auch in diesem Fall definitiorisch als Summe der Komponenten
Komponenten des BIP I Konsum C In C gehen alle Güter ein, die konsumiert werden. Man kann Verbrauchsgüter, dauerhafte Konsumgüter und Dienstleistungen unterscheiden. Investitionen I I erfaßt alle Güter, die erst in künftigen Perioden genutzt werden sollen. Man unterscheidet dabei Brutto- von Nettoinvestitionen, wobei in erstere auch die Abschreibungen eingehen. Wichtig ist außerdem, daß nur neue Investitionen BIP-wirksam sind. So stellt z.B. ein Hauskauf nur eine Bruttoinvestition dar, während eine Hausbau voll BIP-wirksam wird; durch den Kauf wird keine neue Substanz geschaffen, sondern bestehende umverteilt; erst eine Renovierung des gekauften Hauses wäre eine Nettoinvestition. Staatsausgaben G G gibt die Ausgaben des Staates für Waren und Dienstleistungen an. Nicht Teil der BIP-wirksamen Staatsausgaben sind Transfers (Pensionen, Arbeitslosengeld, ...) weil diese nur eine aufkommensneutrale Umverteilung darstellen und keine neuen Werte schaffen. Die Staatsausgaben zerfallen ihrerseits in Konsum und Investitionen, die man auch gesondert ausweisen kann.
Komponenten des BIP II Konsum C Investitionen I Staatsausgaben G [Hinweis: das verfügbare Güter- und Leistungsvolumen - siehe später - entspricht der Summe dieser drei Komponenten des BIP; um das BIP vollständig zu charakterisieren, braucht es aber auch seine vierte Komponente] Nettoexporte NX NX gibt die Differenz an aus dem Wert von Gütern, die im Inland produziert, aber im Ausland konsumiert werden (Exporte) und dem Wert von Gütern, die im Ausland produziert, aber im Inland konsumiert werden (Importe). Das BIP Ist um so höher, je mehr der Wert der Exporte den der Importe übersteigt, denn um so mehr wird im Inland erzeugt.
BIP versus BSP I Bruttoinlandsprodukt (BIP) Das BIP folgt dem Inlandskonzept. Es beantwortet die Frage „Wie viel wurde in einer Periode im Inland erzeugt?“. Bruttosozialprodukt (BSP) Das BSP folgt dem Inländerkonzept. Es beantwortet die Frage „Wie viel wurde in einer Periode von Inländern erzeugt?“. Ein noch älterer Begriff für das BSP ist „Bruttonationalprodukt“ (BNP). Ausschlaggebend für diese Einteilung ist dabei nicht die Nationalität der am Wirtschaftsleben teilnehmenden Person, sondern deren Wohnsitz. Ein Ausländer, der in Österreich seinen Wohnsitz hat und hier arbeitet, trägt daher sowohl zum österreichischen BIP wie auch zum österreichischen BSP bei - ein Österreicher hingegen, der zur Arbeit über die Grenze pendelt, nur zum BSP, und ein Auslandsösterreicher weder zum BIP noch zum BSP.
BIP versus BSP II Vom BIP zum BSP kommt man daher, indem man: 1. die Faktorentgelte für ausländische Produktionsfaktoren bei der Produktion im Inland vom BIP abzieht und 2. die Faktorentgelte für inländischen Produktionsfaktoreinsatz im Ausland zum BIP hinzuzählt. Marktpreise und Faktorkosten Eine weitere wichtige Unterscheidung, die sowohl für das BIP wie auch für das BSP relevant ist, stellt der Unterschied zwischen Marktpreisen und Faktorkosten dar. Das BIP zu Marktpreisen orientiert sich an den Endverbraucherpreisen, also an der Einkommensverwendung. Das BIP zu Faktorkosten hingegen rechnet Verzerrungen der Marktpreise (durch Steuern und Subventionen) heraus und setzt daher bei den Herstellungskosten an, also bei der Einkommensentstehung. Da auch die BIP-wirksamen Abschreibungen verzerrend wirken, wird das BIP zu Faktorkosten meist nicht berechnet.
Jenseits des BIP: weitere Einkommensmaße von Brutto zu Netto: Abzug der Abschreibungen BIPm NIPm bzw. BSPm NSPm (VEm) von den Marktpreisen (m) zu den Faktorkosten (f): Abzug der indirekten Steuern und Subventionen NIPm NIPf bzw. NSPm (VEm) NSPf (VE) [Hinweis: Das Nettosozialprodukt zu Faktorkosten stellt zugleich das viel strapazierte Volkseinkommen VE dar] von der Produktion zum verfügbaren Güter- und Leistungsvolumen: Berücksichtigung des Außenhandels BIPmminus Exporte plus Importe
Zusammenfassung: was gilt es (mindestens) zu wissen? • Wie man einen Kreislauf konstruiert und was man darin wie darstellt • Was der Unterschied zwischen Strom- und Bestandsgrößen ist • Wodurch sich verschiedene Sichtweisen auf das BIP unterscheiden • Welche Probleme bei der Berechnung des BIP wie gelöst werden und wodurch sich vor allem die Behandlung des Staates, der Haushalte und der Schattenwirtschaft auszeichnen • Was der Unterschied zwischen nominalem und realem BIP ist • Was ein BIP-Deflator ist • Was die Identität Y = C + I + G + NX ausdrückt und was diese BIP-Komponenten messen • Was der Unterschied zwischen BIP und BSP ist • Welche Rolle Abschreibungen, indirekte Steuern und Subventionen bei der Ermittlung verschiedener Einkommensmaße spielen • Was der Unterschied zwischen Marktpreisen und Faktorkosten ist • Was das Volkseinkommen ist und wie man das verfügbare Güter- und Leistungsvolumen ermittelt • Kurz gesagt, Sie sollten u.a. in der Lage sein, aus konkreten Angaben das BIP oder andere Einkommensmaße zu ermitteln ...