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Stefan Bach Demographischer Wandel, Steueraufkommen und Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen Volkswirtschaftliches Forschungskolloquium 14.1.2004. Forschungsprojekte. Studie im Auftrag des Bundesfinanzministeriums (BMF)
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Stefan BachDemographischer Wandel, Steueraufkommen und Nachhaltigkeit der öffentlichen FinanzenVolkswirtschaftliches Forschungskolloquium14.1.2004
Forschungsprojekte • Studie im Auftrag des Bundesfinanzministeriums (BMF) • Demographischer Wandel und Steueraufkommen Materialien des DIW Berlin, Nr. 20. Berlin. http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/materialien/docs/papers/diw_rn02-11-20.pdf • Kurzfassung in: Monatsbericht des BMF, November 2002, S. 59-65. http://www.bundesfinanzministerium.de/Anlage15310/Teil-2-Monatsbericht-November-2002-Berichte-und-Analysen-und-Termine.pdf • Hintergrund: Forschungsprojekte EU und OECD zu „Aging and Fiscal Sustainability“ • Aktuelle Berechnungen • Analyse zur Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte, SVR-JG 2003/2004 http://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/gutacht/03_iv.pdf
Übersicht • Konzepte zur Projektion und Analyse der langfristigen fiskalischen Entwicklung • Eingesetzte Modelle und Datengrundlagen • Simulierte Politikvarianten • Simulationsergebnisse • Steuern • Ausgaben • Nachhaltigkeitsindikatoren
Konzepte zur Projektion und Analyse der langfristigen fiskalischen Entwicklung • OECD-Konzept der „fiscal sustainability“ • Fortschreibung Einnahmen- und Ausgabenquoten (bezogen auf BIP) • Zeithorizont: 20-50 Jahre • Vorgabe Schuldenstand Endjahr • Generationenbilanzierung (Generational Accounting) • Generationenkonten: Zurechnung von öffentlichen Einnahmen und Ausgaben auf Altergruppen, empirische Fundierung • Sehr langer (unendlicher) Zeithorizont • Abbildung von Verteilungswirkungen zwischen Generationen • Mikrosimulationsmodelle • Empirische Fundierung durch Mikrodatengrundlagen • Abbildung institutioneller Details des Steuer- und Transfersystems • Simulation von Politikvarianten • Mögliche Erweiterungen: Modelle mit Verhaltensanpassungen, ökonomischen Rückwirkungen
Methodenfragen • Zeithorizont der Analyse • 20-50 Jahre oder länger (faktisch unendlich)? • Wahl des Basisjahrs • Konjunkturelle Einflüsse • Sonderfaktoren (z.B. UMTS-Erlöse) • Annahmen zu Demographie, Erwerbstätigkeit, Wachstum, Zinsen • Konzepte zur Vorausschätzung von Einnahmen und Ausgaben
Kriterien fiskalische Nachhaltigkeit / Tragfähigkeit • Langfristige Orientierung, intertemporale Budgetgleichung • Temporäre Finanzierungsdefizite • Ausgleich durch spätere Finanzierungsüberschüsse/-defizite • sofern Wachstumsrate niedriger als Realzins • Fiskalische Nachhaltigkeit/Tragfähigkeit • Gegeben, wenn Gegenwartswert aller künftigen (Primär-) Finanzierungssalden der Höhe der gegenwärtigen Staatsschuld entspricht (sehr langer => unendlicher Zeithorizont) • Ist Gegenwartswert kleiner, besteht Nachhaltigkeitslücke • Konsolidierungsbedarf: Ausgaben kürzen, Einnahmen erhöhen
BMF-Studie: Eingesetzte Modelle • Mikrosimulationsmodell zum deutschen Steuer- und Transfersystem („Potsdamer Mikrosimulationsmodell“) • Datenbasis: integrierte Mikrodatengrundlage zu Einkommen, Ausgaben und Steuerzahlungen privater Haushalte • Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS), Sozio-oekonomisches Panel (GSOEP), Einkommensteuerdaten • Simulationen zu den Aufkommens- und Verteilungswirkungen des Steuer- und Transfersystems • Gegenwärtiges Recht, Reformmodelle • Freiburger Modell der Generationenbilanzierung (Bernd Raffelhüschen und Mitarbeiter) • Verknüpfung beider Modelle über Altersprofile • Empirische Fundierung über Mikrosimulation • Simulation Politikvariante
Projektionen zu Demographie und wirtschaftlicher Entwicklung • Langfristprojektionen für Deutschland bis 2050 • Demographie • DIW Berlin, IMA (Bundesregierung), EUROSTAT • Erwerbsbeteiligung • DIW Berlin, IAB Nürnberg • Annahmen zur Beschäftigung • Langfristiger Rückgang der Arbeitslosigkeit • Anpassung der Mikrodaten auf Rahmenvorgaben (static aging) • Wirtschaftliche Entwicklung • Anstieg der durchschnittlichen Arbeitsproduktivität um 1,75% p.a. • Langfristiger Realzins 4% p.a.
Basisjahr der Analyse: 2005 • Letzte Stufe der Steuerreform (Steuersenkungsgesetz 2000) • Einstieg in die nachgelagerte Besteuerung der Altersversorgung von 2005 an • Öffentliche Einnahmen und Ausgaben 2005, VGR (Mill. Euro):
Durchschnittliche Belastung mit Einkommensteuer und Solidaritätszuschlag (nur Einkommensteuerveranlagte)Status quo-Steuerrecht 2005in Euro
Anteil der Einkommensteuerveranlagten an der GesamtbevölkerungStatus quo-Steuerrecht 2005in %
Durchschnittliche Belastung mit Umsatzsteuer1)Status quo-Steuerrecht 2005in Euro
Durchschnittliche Belastung mit speziellen Verbrauchsteuern1)Status quo-Steuerrecht 2005in Euro
Implizite Annahmen der Fortschreibung • Konstanz der altersspezifischen Einnahmen- und Ausgabenprofile über Projektionszeitraum • Wachstumsentwicklung: Monetäre Größen wachsen mit allgemeinen Produktivitätsfortschritt • Einnahmen- und Ausgabenelastizität von 1 • Isolierung der Effekte des demographischen Wandels • Keine Rückwirkung des demographischen und sozialen Wandels auf • Faktorpreise (Arbeit, Kapital) • Produktivität und Wachstum • Keine Berücksichtigung von sonstigem wirtschaftlichen und sozialen Wandel, z.B. • Internationalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen • Strukturwandel Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft • Wirtschaftliche Wirkungen der Finanzpolitik werden vernachlässigt
Politikszenarien • Status quo-Szenario: Steuer- und Transfersystem 2005 • Abbildung Steuerreformen bis 2005 • Rentenreform 2001 • Förderung der ergänzenden Altersvorsorge einbezogen • Politikszenario: Nachgelagerte Besteuerung • Abzug der vollen Altersvorsorgeaufwendungen von der Einkommensteuer von 2005 an • Schrittweise Erhöhung der Besteuerung der Altersversorgung von 2005 an • Leibrenten zu 65 % steuerpflichtig • Erhöhung des steuerpflichtigen Anteils um einen Prozentpunkt p.a. • 2040 die volle Rentenbesteuerung
Veränderung von Bevölkerung, Erwerbstätigkeit und SteueraufkommenStatus quo-Steuerrecht, Bevölkerungsszenario IMA B, Standardvariante Erwerbstätigkeit *)2005 = 100 Erwerbsquoten IAB Spezielle Verbrauchsteuern Umsatzsteuer Bevölkerung Steuern insgesamt Direkte Steuern Erwerbstätige *) Rückgang der Erwerbslosenquote auf 5,6 % im Jahr 2020, danach konstant bis 2050.
Veränderung von Bevölkerung, Erwerbstätigkeit und SteueraufkommenStatus quo-Steuerrecht, Bevölkerungsszenario DIW IIB, Standardvariante Erwerbstätigkeit *)2005 = 100 Erwerbsquoten /IAB Spezielle Verbrauchsteuern Umsatzsteuer Bevölkerung Steuern insgesamt Direkte Steuern Erwerbstätige *) Rückgang der Erwerbslosenquote auf 5,6 % im Jahr 2020, danach konstant bis 2050.
Veränderung von Bevölkerung, Erwerbstätigkeit und SteueraufkommenNachgelagerte Besteuerung, Bevölkerungsszenario IMA B, Standardvariante Erwerbstätigkeit *)Status quo-Steuerrecht 2005 = 100 Erwerbsquoten IAB Steuern insgesamt Spezielle Verbrauchsteuern Umsatzsteuer Bevölkerung Direkte Steuern Erwerbstätige *) Rückgang der Erwerbslosenquote auf 5,6 % im Jahr 2020, danach konstant bis 2050.
Veränderung von Bevölkerung, Erwerbstätigkeit und SteueraufkommenStatus quo-Steuerrecht, Bevölkerungsszenario IMA B, Standardvariante Erwerbstätigkeit *)mit Berücksichtigung von Produktivitätswachstum von 1,75%2005 = 100 Erwerbsquoten IAB Umsatzsteuer Steuern insgesamt Spezielle Verbrauchsteuern Direkte Steuern Bevölkerung Erwerbstätige *) Rückgang der Erwerbslosenquote auf 5,6 % im Jahr 2020, danach konstant bis 2050.
Ergebnisse: Einfluss des demographischen Wandels auf das Steueraufkommen • Direkte Besteuerung • Status quo-Steuerrecht • Starker Einfluss von Alterung und Erwerbstätigkeit • Aufkommensrückgang um 9% - 19% gegenüber Referenzszenario ohne demographischen Wandel • Relevant ist vor allem Rückgang der Erwerbstätigen, Alterung der Erwerbstätigen wirkt per se aufkommenssteigernd • Übergang zur nachgelagerten Besteuerung der Altersversorgung • Rentner werden einkommensteuerpflichtig, zahlen mehr Einkommensteuer, gleichmäßiger über den Lebenszyklus • Einkommensteuer reagiert weniger sensibel auf Alterung • Aufkommensrückgang um 6% - 15% gegenüber Referenzszenario • Indirekte Besteuerung • Geringerer Einfluss von Alterung und Erwerbstätigkeit • Umsatzsteuer: Aufkommensrückgang um 7% - 13%, liegt über Bevölkerungsentwicklung • Spezielle Verbrauchsteuern: Aufkommensrückgang um 10% - 16%
Ergebnisse: Einfluss des demographischen Wandels auf Sozialversicherung und Staatsausgaben • Sozialbeiträge sinken stärker als Steuern • Annahme: Beitragssatz bleibt auf 2005er Niveau • Aufkommensrückgang um 12% - 18% gegenüber Referenzszenario ohne demographischen Wandel • Starker Anstieg der Sozialausgaben • Vor allem Renten- und Pflegeversicherung, sonstige Altershilfen • Anstieg um 12% - 18%gegenüber Referenzszenario • Steigende Finanzierungsdefizite
Veränderung von Steuern, Sozialbeiträgen und Staatsausgaben1)in % gegenüber 2005
Ergebnisse: Einfluss des demographischen Wandels auf die fiskalische Nachhaltigkeit • Umlagefinanzierte soziale Sicherungssysteme laufen langfristig in hohe Defizite • Negative Primärüberschüsse • Hohe „implizite“ Staatsverschuldung • „Nachhaltigkeitslücke“ • Abhängig von Entwicklungen bei Demographie und Beschäftigung: 80% - 140% des BIP • Reduziert sich deutlich bei Übergang zur nachgelagerter Besteuerung der Altersversorgung • 20 - 27 %-Punktedes BIP
Nachhaltigkeitslücke der deutschen Fiskalpolitik in 2005bei verschiedenen BevölkerungsprojektionenPolitikszenario Status quo SteuerrechtDiskontrate 4 % und Produktivitätswachstum 1,75 %
Nachhaltigkeitslücke der deutschen Fiskalpolitik in 2005bei verschiedenen BevölkerungsprojektionenPolitikszenario nachgelagerte BesteuerungDiskontrate 4 % und Produktivitätswachstum 1,75 %
Schlussfolgerungen • Demographischer Wandel hat nur moderaten Einfluss auf das Steueraufkommen • Verglichen mit dem Einfluss auf die sozialen Sicherungssysteme • Bei Übergang zur nachgelagerter Besteuerung: Steueraufkommen reagiert weniger sensibel auf Alterung • Kritisch für die fiskalische Nachhaltigkeit in Deutschland • Erhebliche Schieflagen in den umlagefinanzierten sozialen Sicherungssystemen • Vor allem von 2020 an • Reformbedarf bei sozialen Sicherungssystemen