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Subjekt. 19. Jh.: Lyrik = Ausdruck von Gefühl des Subjekts / des Dichters; unmittelbar Keine Unterscheidung zwischen realem und fiktionalem „Ich“ Annahme galt auch für Gedichte, in denen kein „Ich“ artikuliert wird. Erlebnis. W. Dilthey: Das Erlebnis und die Dichtung, 1905
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Subjekt • 19. Jh.: Lyrik = Ausdruck von Gefühl des Subjekts / des Dichters; unmittelbar Keine Unterscheidung zwischen realem und fiktionalem „Ich“ Annahme galt auch für Gedichte, in denen kein „Ich“ artikuliert wird
Erlebnis • W. Dilthey: Das Erlebnis und die Dichtung, 1905 Bedeutungsgehalt einer Erfahrung für denjenigen, der sie gemacht hat Augenblick wird im Gedicht ästhetisiert Gedicht als Ort der Konservierung von Erlebnissen (Produzent), aber auch als Auslöser von Erlebnissen (Rezipient)
Stimmung • Klassisch-romantische Erlebniskunst = nur eine Episode in der Lyrik- / in der Kunstgeschichte • E. Staiger: Grundbegriffe der Poetik, 1946 Stimmung = Ensemble äußerer Eindrücke oder innerer Zustände, insbesondere die Übereinstimmung beider
Lyrik als Kunstprodukt • Gottfried Benn: Probleme der Lyrik, 1951 „[…] die Öffentlichkeit lebt nämlich vielfach der Meinung: da ist eine Heidelandschaft oder ein Sonnenuntergang, und da steht ein junger Mann oder ein Fräulein, hat eine melancholische Stimmung, und nun entsteht ein Gedicht.
Nein, so entsteht kein Gedicht. Ein Gedicht entsteht überhaupt sehr selten – ein Gedicht wird gemacht“ • Von der Stimmung bis zum sprachlichen Ausdruck der Stimmung = weiter Weg: Bewusstheit, kritische Kontrolle, Artistik
Kommunikationsstrukturen im Gedicht • Ich • Wer spricht? • Du • Wer wird angesprochen? • Er • Von wem ist die Rede?
Ich Ich was not yet In brasilien Nach brasilien Wulld ich laik du go (E. Jandl, Calypso)
Ich • Wer spricht? / Das Ich • Personalpronomen, Possessivpronomen • Vorstellung vom individuellen Ich als Erlebnis- und Aussagesubjekt: spontan, unvermittelt, emotional, mit dem Autor identisch = Konstrukt der und für die Lyrik der Goethezeit • Statt dessen: Kategorialer Unterschied zwischen Autor/in und dem sprachlich konstruierten Ich eines Gedichts nötig
Ich • Gilt auch für Gedichte, die dokumentarisch oder autobiografisch belegte Erlebnisse des Autors beinhalten • Unterschiedliche Lesart: pragmatisch (auto/biografisches Dokument) versus literarisch (ästhetisches Kunstwerk) • stellt Perspektive her (1 od. mehrere) • auch in Gedichten vorhanden, in denen kein „Ich“ zur Sprache kommt
Sprecher-Instanzen • Empirischer Autor • Textsubjekt (Organisator. Instanz) • Fiktiver Erzähler (Ich-Erzähler oder Er-Erzähler) • Fiktive Figuren (auch das Ich) in direkter Rede Unterscheidung mitunter schwierig
Du • Wer wird angesprochen? / Das Du • Sprachtheoretische Sicht: jedes Ich impliziert ein Du (und umgekehrt)
„Füllest wieder Busch und Tal Still mit Nebelglanz Lösest endlich auch einmal Meine Seele ganz“ (J. W. Goethe) „Du“ gehört zur fiktiven Welt des Textes (Mond)
DV sihst wohin du sihst / nur Eitelkeit auff Erden. Was dieser heute baut / reist jener morgen ein: Wo itzund Städte stehn / wird eine Wisen seyn Auf der ein Schäfers-Kind / wird spilen mit der Herden (A. Gryphius)
In der Textwelt findet sich keine Instanz, die dem angesprochenen „Du“ entspricht meint den Leser/ die Leserin
Angesprochenen-Instanzen • Empirischer Leser: realer zeitgenössischer Leser / realer späterer Leser • Intendierter Leser • Fiktiver Zuhörer • Adressat des artikulierten Ich (angeredetes Du)