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„Ökonomische Bildung in Gefahr?“ 1. WiGy Wirtschaftsforum 14. Juni 2006, Hans Kaminski. Gliederung. 1. Kernproblem der ökonomischen Bildung, oder: Die „Gretchenfrage“: Fach oder kein Fach? 2. Ökonomische Bildung in Gefahr? 3. Diskussion. 1. Teil: das Kernproblem der ökonomischen Bildung
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„Ökonomische Bildung in Gefahr?“ 1. WiGy Wirtschaftsforum 14. Juni 2006, Hans Kaminski
Gliederung • 1. Kernproblem der ökonomischen Bildung, • oder: Die „Gretchenfrage“: Fach oder kein Fach? • 2. Ökonomische Bildung in Gefahr? • 3. Diskussion
1. Teil: das Kernproblem der ökonomischen Bildung • oder: • Die „Gretchenfrage“: Fach oder kein Fach?
Fach vs. Integration („Querschnittsthema“) Grundkonzeptionen für ökonomische Bildung sind sehr unterschiedlich. Vereinfacht: a) Integrationsansätze b) Fachansätze
1. Aussage: „Wir haben schon 36 Wochenstunden, deshalb geht nichts mehr.“ 2. These: Die schulische Fächertafel ist wirksam wie das QWERT-Problem Pfadabhängigkeit
3. Folgewirkungen: Vorhandene Fächer werden begünstigt im Sinne der Omnibus-Theorie: Wer drin ist im Fächersystem, darf entscheiden, wer noch zusteigen darf. 4. Bildungssysteme sind deshalb immer sehr konservativ, weil strukturkonservierend; institutioneller Wandel ist jedoch pfadabhängig! Pfadabhängigkeit
Eine flapsige Meinung: Der interdisziplinäre Arzt? 6-semestriges Soziologie- und Politologiestudium Grundkurs Biologie Vorphysikum Dissertation zu den sozioökonomischen Faktoren der Pest im Mittelalter Erste-Hilfe-Kurs bei den Maltesern
Situation in Niedersachsen • Realschule • 8. Jg.: 1 Wochenstunde • 9. Jg.: 2 Wochenstunden • 10. Jg. 1 Wochenstunde im Fach Wirtschaft • Hauptschule • alt: 1 Wochenstunde Arbeit/Wirtschaft in den Jg. 7-10 • neu: 2 Wochenstunden Wirtschaft in den Jg. 7-10 sowie • neu: verpflichtende „Betriebs- oder Praxistage“
Situation in Niedersachsen • Gymnasium • „Wirtschaftslehre“ als Abiturfach faktisch abgeschafft durch administrative Regelung • neu: Fach „Politik-Wirtschaft“ in den Jg. 8-12, mit jeweils zwei Wochenstunden • Pilotvorhaben: Wahlpflichtfach „Wirtschaft + Informatik“ in den Jg. 7-9 am Alten Gymnasium Oldenburg
2. Teil: Ökonomische Bildung in Gefahr? • die aktuelle Debatte um das neue • Fach Politik-Wirtschaft -
Interessenpolitik • Auszüge aus Veröffentlichungen zur akt. bildungspolitischen Diskussion: • „Stattdessen werden Vertreter der „ökonomischen Bildung“ mit der Planung des Unterrichtsfaches für die Politische Bildung beauftragt“ (Lange, D. (2005): Geht Niedersachsen erneut gegen die Politische Bildung vor?in: polis, H 4/2005) • „[…] beauftragte das NiLS (Niedersächsisches Landesamt für Lehrerbildung und Schulentwicklung) ein privates Wirtschaftsinstitut mit den Weiterbildungsmaßnahmen für Politiklehrerinnen und –lehrer. Eine öffentliche Kontrolle […] ist dabei nicht mehr gegeben. (Lange, D. (2005): Politische Bildung, H.4/2005)
Denunziation • […] wird der Anteil des Politikunterrichts im neuen Kombinationsfach auf 50 oder 25 Prozent zurückgeschraubt. Hinter diesem Systemwechsel steht eine massive Lobbyarbeit […] der Industrie- und Handelskammern, der City-Bank, der EWE-Versorgungs AG u. a. m. sowie vor allem der Arbeitgebervereinig-ung Gesamtmetall und des privaten Instituts für Ökonomische Bildung (IÖB) an der Universität Oldenburg. Hier vollzieht sich eine Tendenz der Privatisierung (Outsourcing) der gesellschafts-politischen Bildung […]“ (Quelle: Prof. Gerhard Himmelmann (TU Braunschweig), Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V., Newsletter 2/2006)
„Alle Bundesländer stärken derzeit die ökonomische Bildung. Die politische Bildung wird dann auf höchstens eine Stunde in der Woche zusammengekürzt […] da geht es teilweise nicht mehr um das Verstehen von Hintergründen, sondern schlicht darum, Verbraucherverhalten zu erlernen. “ (Quelle: Hickmann, Christoph, Süddeutsche Zeitung, 20.03.2006, 16)
Ökonomische Bildung in Gefahr? • „[…] Dass sich Wirtschaft und Politik nicht so einfach trennen lassen, weiß wohl auch der Schüler [...]: „Wer zahlt die Rente von meinem Vater?“ Dazu die Kandidatin: „Man muss sich bewusst sein, dass die gesetzliche Rente in Zukunft nur noch eine Grundlage ergeben wird.“ Falls das dem Frager nicht genug ist, könnte er sich demnächst mal den Internetauftritt von WiGy ansehen, was für „Wirtschaft und Gymnasien“ steht und eines der vielen Projekte des Oldenburger Instituts für ökonomische Bildung ist. Zumindest lebensnah dürften die Informationen sein, die er dort bekäme: Kooperationspartner ist unter anderem die Oldenburgische Landesbank. Sie bietet eine private Altersvorsorge an […]“(Quelle: Hickmann, Christoph, Süddeutsche Zeitung, 20.03.2006, 16)
Interview in der SZ mit Kaminski • SZ: Ihr Institut kooperiert mit Unternehmen, die dadurch einen Weg in die Schulen finden. Es gibt Eltern, die eine Ökonomisierung der Bildung fürchten. • Kaminski: Wir kooperieren mit Stiftungen, Ministerien, mit Instituten für Lehrerbildung und in Public-Private-Partnership-Modellen auch mit Unternehmen. Diese tragen erheblich dazu bei, dass größere Innovationsvorhaben überhaupt durchgeführt werden können, denn die öffentliche Hand hat für Bildung zu wenig Geld. Von einer Ökonomisierung der Schule zu sprechen, erscheint mir dabei der Aufbau eines Popanzes zu sein, der eher der Emotionalisierung denn einer nüchternen Analyse dient. Würde solch eine Gefahr wirklich bestehen, müsste man ihr begegnen. Doch viele Probleme haben wir gegenwärtig doch auch deshalb, weil das politische und das ökonomische Handeln zu weit auseinander gedriftet sind. (Quelle: Schultz, Tanjev, Süddeutsche Zeitung, 12.06.2006)