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Dr. Ulf Zeder

Sucht in Graz. Dr. Ulf Zeder. Der ewige Verfall der Sitten, Moral, Anstand bei der Jugend von heute, hierzu einige historische Zitate:

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  1. Sucht in Graz Dr. Ulf Zeder

  2. Der ewige Verfall der Sitten, Moral, Anstand bei der Jugend von heute, hierzu einige historische Zitate: „Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe.“ (Keilschrifttext aus Ur, Chaldäa, um 2000 vor Christus) „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ (Sokrates, 470-399 v.Chr.) „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

  3. Wir können unsere Kinder nicht erziehen – sie machen uns eh alles nach (Karl Valentin)

  4. Abhängige: Prominenter Spitzenplatz auf der WelttrinkerInnenrangliste, Podestplatz bei den NikotinneueinsteigerInnen, Zunahme der Substanzungebundenen Süchte (Spielen, Kaufen, PC usw.), Zunahme harter Konsumstile (Mischintoxikationen, Applikationsarten, Effekterwartungen). Überdosierungen EBA: ca. 3-4 Notfälle/Woche (Exkl. Jugendliche) Davon 90% Überdosierungen 10 % Entzug, Suizidalität, Entzugserscheinungen 80% sind dem Suchthilfesystem unbekannt V.a.Wochenend/GelegenheitskonsumentInnen Hauptsächlich Polytoxe: Benzos + Opioide + Alk

  5. Todesfälle: • Schwankungen zw. 2-5% der Bundesweiten Opfer (illegale Drogen), bei den legalen Drogen: Bundesschnitt. Alkohol ca. 8.000, Drogen 170: davon Wien 65, NÖ 30, Tirol 18, Salzburg 17, Stmk 11, OÖ & Vorarlberg 10, Kärnten 6, Burgenland 3 • Europaschnitt: Klassisches Drogenopfer ist männlich (83%), und 36 Jahre alt. Österreich: 80% männlich und 29 Jahre alt (2006: 25 J) • Auf 1 Million 15-64 Jährige liegt der EU-Durchschnitt bei 15 Drogenopfern • Estland: 99, Irland: 46, GB: 40, Dänemark: 37, Finnland: 36 • Österreich: 22 • Deutschland: 16, Niederlande: 8, Italien: 8 • Bei den unter 25-Jährigen: Österreich war 2006 (45% der Drogentoten) mit Lettland an 1. Stelle, jetzt 30% • Risikomerkmale: • Unbehandelter Notfall • i.v.Konsum + Benzodiazepinkonsum • Haftentlassen/Therapieabbruch: 15% der Opfer • Reichweite und Attraktivität des Hilfssystems gering • AL, Alleinlebend, somatische + psychiatrische Komorbiditäten • Psychisch-Soziale Faktoren (Impulsivität, risikoorientiert, Locus of Control, soziale Kompetenz, Konsummotive, Einstiegsalter,….)

  6. Drogenarten: Cannabis Stimulanzien (z.B. Speed, Kokain) Halluzinogene (z.B. LSD, Magic Mushrooms, Ketamin, PCP,…) Nikotin Alkohol Inhalantien (Farbverdünner, Haarsprays, Butangas, Poppers,…) Natur Drogen (Hawaiianische Holzrose, Betelnuß,Salbei…) Neue synthetische Substanzen (z.B. Ecstasy, Methylone, 2-CB,…) Alltagsdrogen (Kaffee, Tee, Energy-Drinks, Schokolade,…) Stereoide (Anabolika) Downer GHB (Ko-Tropfen) Opioide (Heroin, Morphine, Methadon,..) Benzodiazepine (Rohypnol, Valium, Somnubene,…) Applikationsformen von Drogen: Inhalation (Nikotin, Cannabis, Natural Drugs, Schnüffelstoffe, Crack,…) Schneller Wirkeintritt, gute Dosierbarkeit, Filterfunktion Erkrankung der Atemwege, Verätzungs- Erstickungsgefahr bei div. Schnüffelstoffen Intravenöser Konsum (Opiate, Benzodiazepine, Mephedron,…) Rascher Wirkeintritt, kein Wirkstoffverlust, Flash/Kick, Überdosierungsgefahr, Reaktionen auf zu schnelle Injektion, Infektionsrisiko, keine Filterfunktion – Blutbahn Nasale Aufnahme (Kokain, Speed, Mephedron,…) Schneller Wirkeintritt, geringeres Infektionsrisiko Reizung/Verletzung der Nasenschleimhaut Orale Aufnahme (Alkohol, Ecstasy, LSD, Pilze, Speed,…) Kaum Infektionsrisiko, Filterfunktion- Blutbahn, geringeres Verätzungsrisiko Schlechte Dosierbarkeit, oftmals frühzeitíges Nachwerfen

  7. Überdosierungsmerkmale Alkohol: Koordinationsstörungen, Sprachschwierigkeiten, Übelkeit (Alkoholvergiftung), Bewusstlosigkeit bis Delirium Kokain: Hyperventilation, Durchblutungsstörungen (Schlaganfall/Hirninfarkt), Angina Pectoris („Brustenge“), zerebrale Krampfanfälle Heroin: Starke Benommenheit, verwaschene Sprache, Pupillenverengung, Atemdepression, komatöser Schlaf Ecstasy: Zerebrale Krampfanfälle, Kreislaufzusammenbrüche, Herzrhythmusstörungen, Herz-Kreislaufstillstand Speed: Juckreiz, Krampfanfälle, Kreislaufzusammenbrüche, Halluzinationen (farbige Flecken) LSD: Mydriasis (Pupillen verschiedener Grössen), Tremor (Zittern), Paranoia, Angstzustände GHB: Bewusstlosigkeit, komaähnlicher Schlaf, Herz- Kreislaufversagen Typisch für Drogenabhängigkeit ist/sind… Erschöpfungszustände, Nervosität, wegdriften Ungesundes Aussehen (blasse Gesichtsfarbe, starrer/zittriger Blick, Aufgeschwemmtheit od. Abmagerung, Schwitzen, errötete Augen, abweichende Pupillengrößen,…. Somatische beschwerden: Leber, Hepatitis C, Spritzenabszesse,… Verhaltensveränderungen: Verheimlichungen, Sozialkontakte, Desinteresse, Ausreden,… Klassische Drogenutensilien: verrußte Löffel, Venenabbinder, Medikamentenblister, Spritzenbesteck,… Finanzielle Verstrickungen: Verschuldung, illegale & legale Geldbeschaffungsaktivitäten Toleranzeffekt bei diversen Drogen Verwaschene Sprache (Fadenverlust, Undeutlichkeit, langsam/zu schnell, pickiger-trockener Mund, Schleifen) Orientierungsprobleme und Gedächtnisprobleme

  8. ….und lassen sich die Leute erreichen?Grundsätzlich werden eher InländerInnen und Randständige erreicht Da niemand eine „automatische Zählmaschine“ implantiert hat, und illegale Handlungen selten freiwillig angegeben werden, handelt es sich hier nur um grobe Schätzwerte Marginalisierte Polytoxe Opiatabhängige: Hauptdroge: Vorwiegend Opiate Zusatzdrogen: Benzodiazepine und andere Psychopharmaka sowie Cannabis, Alkohol fallweise auch Heroin und Kokain und „Research Chemicals“. Erreichbarkeit: Über zwei Drittel dieser marginalisierten Gruppe sind in drogenspezifischer Betreuung (v.a. die manifest Abhängigen). Gruppengröße: Die Gruppengröße wird auf ca. 1.000 bis 1.500 Personen geschätzt. Research Chemical User: Hauptdroge: Vorwiegend Mephedron, Methylone u.Ä. konsumiert (oft auch in Kombination, bzw. je nach Erhältlichkeit); Zusatzdrogen: Fallweise zusätzlich Opioide, Cannabis und Benzodiazepine. Erreichbarkeit: Vom Behandlungssystem wird diese marginalisierte Gruppe kaum vor Auffälligkeitsereignissen (Psychosen, somatische Komplikationen) erreicht. Gruppengröße: Unklar. 200 Personen + Kokain Sniffer: Hauptdroge: Kokain Zusatzdrogen: Fallweise wird auch Heroin oder andere Stimulanzien Erreichbarkeit. Im System der Drogenhilfe scheint diese Gruppe kaum auf. In der Regel sozial privilegiert sind und ihren Drogenkonsum über ihr Einkommen finanzieren, Gruppengröße: Unklar, auf 1.000 bis 2.000 geschätzt. Recreational drug users: Hauptdrogen. Vorwiegend Cannabis, gelegentlich „Ecstasy“, Amphetamine, Kokain, Schlafmittel, LSD und Drogenpilze Erreichbarkeit: Gehören der „Partyszene“ an. Auch diese Personen sind sozial gut integriert. Im System der Suchthilfe scheint diese Gruppe selten (freiwillig) auf. Gruppengröße: Unklar. Geschätzte 500 bis 1.000 Personen Cannabis KonsumentInnen: Hauptdroge: Als einzige illegale Droge wird Cannabis konsumiert, wobei die Konsumhäufigkeit von gelegentlich bis täglich reicht. Erreichbarkeit: Diese Gruppe ist zumeist sozial gut integriert. Über Anzeigen/Angehörige erreicht. Gruppengröße: 10.000 +

  9. Lebensgeschichtliche Risikofaktoren Spezielle Momente/Lifeevents (Übergänge, Traumata, Beziehungsabbrüche,…) Unter/Überforderungen, subjektive (objektive) Lebenschancen Gelernte Hilflosigkeit, Defizit an emotionale Selbstkontrolle & insuffiziente Copingstrategien Fehlende positive psychologische Faktoren (Sinn, Sozialkontakte, Emotionalität, Beteiligung) Gelernter Umgang mit Substanzen & Kritikfähigkeit („Drogenmündigkeit“)

  10. Jugend & Drogen

  11. Flach erzogen….Flach geworden.Defizite in der emotionalen Sozialisation führen z. Abwehrreaktionen- (Devianz, Drogenkonsum,..)* verarmte Sprache: Differenzierungsdefizite* innere Zwiesprache nicht erlernt – Impulisivitätsblockade fehlt * „Du bekommst was du brauchst, damit du dich weiterentwickeln kannst“ – Mangel an supervidierte Angebote bzw. Exklusion wegen Verhaltensweisen Gewalterfahrungen bis zum 16 Lebensjahr•Körperliche Misshandlung–51%der Mädchen und Frauen sind von Familienangehörigen, Verwandten oder Bekannten körperlich misshandelt worden–durchschnittlich waren sie dabei 7,6Jahre alt•Sexuelle Gewalt–48%der Mädchen und Frauen sind von Familien-angehörigen, Verwandten oder Bekannten zu sexuellen Handlungen gegen ihren Willen gezwungen worden–durchschnittlich waren sie dabei 9,2Jahre altDrogenkids haben…62 % Gewalterfahrungen53% Substanzabhängige Eltern/Elternteil52% Trennung d. Eltern45% Fremduntergebracht19% Tod v. Vater/Mutter….Auszucker sind bei den Nichtdepressiven/Nichtkomatösen vorprogrammiert

  12. Vertriebswege: Internet, Shops & klassische DealerInnen

  13. 30 Minuten im Internet:dzt. Ca 690 Online ShopsX-Stasy Ultra SonicMint ManiaEmbraceKoruBlow OutRAZGo-EDr. FeelgoodTrip Fastic Super BudEuphoriaDreamweaverBlissUp In SmokePanam BudSky HighKryptoSkyscraperBlueberry-BAlbino-RhinoChrystal BallHerbal Black „O“Black WidowUltra Wizzard SmokeMind CandyDreamsmokeSweet LeafFuzionThe Big GrinIlluzionNeverdownAltitudeJaxExodusOpi-8Ultra ChronikBoltsAmpsDoubletDroA´hia BudThai Lopium OilHeidis Almdröhner

  14. 17.März 2012 Warnung!!! PMA in Ecstasy Pillen!!! Wir haben am 16. März 13 Stück als XTC verkaufte Pillen analysiert, die anstelle des Wirkstoffs MDMA  unter anderem die gesundheitlich besonders bedenkliche Substanz PMA (Paramethoxyamphetamin) enthielten. Die Pillen sind weiß (vergilbt) und haben rosa Sprenkel; auf der Vorderseite befindet sich ein Logo. Außerdem enthielten die Tabletten noch eine Vielzahl weiterer Substanzen (4-MEC, alpha PPP, Mephedron,  pFPP, Koffein  und zwei weiteren Substanzen). !!!Aufgrund der Vielzahl an Substanzen UND dem enthaltenen Wirkstoff PMA besteht ein erhöhtes Risiko für lebensgefährliche Vergiftungen!!!! Laut unseren Informationen dürften einige dieser Pillen im Umlauf sein! Circa eine Stunde nach der Einnahme von PMA steigen Blutdruck und Körpertemperatur plötzlich und stark an. PMA-Konsumenten fühlen bei niedrigerer Dosierung einen alkoholähnlichen Rauschzustand, nehmen halluzinogen-ähnliche Nachbilder und anomale Körperempfindung, wie z.B. ein Kribbeln, Taub- oder Pelzigsein der Haut, Einschlafen der Glieder und ähnliche Effekte wahr. PMA kann einen starken Anstieg des Blutdrucks und der Körpertemperatur zur Folge haben.  Der Puls beginnt zu rasen, die Atmung wird schneller und gleichzeitig schwerer, die Augen bewegen sich sprunghaft, Muskelkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen können auftreten. Durch das sehr starke Ansteigen der Körpertemperatur kann es zu Organversagen mit tödlicher Folge kommen. Solltest du bei dir diese Symptome feststellen, rufe bitte sofort die Rettung (144) !!! Wir raten dringend vom Konsum von ungetesteten Substanzen ab !!!

  15. Legal Highs „Legal Highs“ sind neue psychoaktiv wirksame Produkte, die von der Drogengesetzgebung noch nicht erfasst sind. Der Handel mit diesen Produkten in sog .Headshops oder in- und ausländischen Internetshops findet jedoch in einer rechtlichen Grauzone statt. Der Grund für die Produktion dieser Substanzen liegt hauptsächlich darin, bestehende Gesetze zu umgehen. Sie werden als „getarnte Produkte“ angeboten, z.B. als „Badesalze“, „Raumlufterfrischer“, "Düngemittel" oder „Kräutermischungen“ mit Namen, wie z.B. Rush-Hour-Badesalz, Chill-Out Räuchermischungen. Zwar ist auf der Verpackung meist der Warnhinweis „nicht zum menschlichen Konsum bestimmt“ abgedruckt. Nebenwirkungen unklar oftmals variieren die Zusammensetzungen im gleichen Produkt. Neben den „Legal Highs“ werden auch die sog. „Research Chemicals“ (Abkürzung RC´s, früher „Designerdrogen“) immer interessanter. Hierunter versteht man zwei verschiedene Arten von chemischen psychoaktiven Substanzen: Durch molekulare Abwandlungen (Änderung der chemischen Strukturformel) von bereits vorhandenen, teilweise illegalen Substanzen oder Substanzen mit völlig neuen chemischen Strukturen oder man „reaktiviert“ bereits vergessene Substanzen RC´s sind häufig chemische Variationen der Cathinon-Gruppe, wie z.B. Mephedron oder Methylon. RC´s werden häufig als legaler Ersatz für illegale Substanzen (wie z.B. für Ecstasy) vermarktet. Die Risiken, die ein Konsum von „Research Chemicals“ mit sich bringt, können möglicherweise um ein Vielfaches höher sein, als beim Konsum von anderen psychoaktiven Substanzen, die schon länger bekannt sind und bei denen deshalb mehr Informationen verfügbar sind, um ein Risiko besser abzuschätzen zu können. Genaue Wirkmechanismen, Toxizität, mögliche Langzeitfolgen, mögliche tödliche Dosen, sowie Folgen von Überdosierungen von den meisten „Research Chemicals“ sind unbekannt: Der aktuelle Stand des Wissens z.B. über Wirkung, Dosierung und Risk Reduction reduziert sich oft auf Berichte von UserInnen. Seit 1.1.2012: NPSG (Neue Psychoaktive Substanzen Gesetz): Generische Definition chemischer Substanzklassen (per Verordnung). HändlerInnenfocus, keine KonsumentInnenverfolgung, Beschlagnahmungsmöglichkeiten

  16. Fokus „Mephedron“ und Nachfolger Mephedron wurde als eine neue Partydroge aus Großbritannien bekannt, deren Inhaltsstoff (4-MMC) man lange Zeit legal kaufen konnte. Erste Synthese bereits 1929 (Mephedron = Derivat des Methcathinons, strukturell ähnlich dem Amphetamin) als Rauschmittel 2000 in Israel aufgetaucht, seit 2009 auch in Österreich.Mephedron (4- Methylmethcathinon), das auch als „M“ oder oder schlicht „Meph“ gehandelt wird kann man als Badesalz oder Pflanzendünger übers Internet vertrieben oder via StrassendealerInnen angeboten. Mephedron wurde hauptsächlich nasal oder oral eingenommen. In Graz aber derzeit hauptsächlich i.v. konsumiert. Körperliche Abhängigkeit ist erstaunlich gering, aber die Psychische sehr deutlich (Schlafstörungen, Gier-Kontrollverlust [Craving], Aggression, Depression usw.).Körperliche Schäden – (v.a. durch iv-Konsum): Kopf/Magenschmerzen, Taubheit/Kältegefühl in den Extremitäten, rasche Toleranzentwicklung, Psychosen, erhöhte Herzfrequenz, Hautverätzungen, Gewichtsabnahme, Schwitzen- „chemischer“ Geruch, Schlaflosigkeit, Nierenschmerzen, verdickter Harn, Gefäßschäden,… Das Bild erinnert U.S. amerikanische Berichte über Crack KonsumentInnen. Die Wirkung wird als stark euphorisierend, aufputschend und lange wach haltend beschrieben. KonsumentInnen berichten vom Gefühl einer “Explosion im Kopf“ die rasch einsetzenden Entzugserscheinungen (Depressionen) werden als fast unerträglich beschrieben – verbunden mit einem Zwang wieder zu konsumieren (starkes Craving). Entzugsmotivation wenig ausgeprägt. Zusammen mit Alkohol oder anderen Drogen kann es schnell zu Herzproblemen kommen, da Mephedron die Gefäße verengt. Seit August 2010 verboten. Chemische Veränderungen lassen eine Vielzahl an Varianten zu.

  17. Theoretisch kann man amphetaminartige Drogen- da diese eine Phenetylaminstruktur haben- in 47 chemische Strukturen verändern und daraus 752 Analoga herstellen, die möglicherweise psychoaktiv (halluzinogen) sein können.Derzeit als Mephedron-Nachfolger gehandelt: • 4– MEC (4-Methyletcathinom) • Strukturell dem Mephedron ähnlich, potentere Wirkung • „Green Plant Granulat“: Der beste Blumendünger, für Pflanzen die sofort pure Freude am wachsen haben, Energie brauchen und lange Wachstumsperioden vorziehen. Der Renner unter den Blumendüngern. Wer auf bk-MDMA setzt, wird auch von 4-Mec begeistert sein.“ Warnung: Diese Produkt ist nicht zum menschlichen Konsum geeignet. Jede Form des Konsums ist verboten. Von Kindern und Tieren fernhalten. Nicht für Nutzpflanzen verwenden die zum Verzehr sind. Verkauf ab 18 Jahren! • Speedy Power: Dieser Hochgeschwindigkeitswachstumswirkstoff speeded eure Pflanze katapultartig im Wachstum. Über einen Zeitraum von 24 Stunden wird die Düngekraft powervoll an eure Zimmerpflanze abgegeben! Nicht mehr als eine Düngepille pro Tag düngen ansonsten droht saurer Boden durch Überdüngung!) • Methylone (bk-MDMA) –Pulver od. flüssig • Seit 2004 als Raumlufterfrischer. Ähnlich MDMA • Stimulierend- halluzinogen

  18. Buthylon (bk-MDBD) • Seit 1967 synthetisiert, bis 2005 keine Verwendung • Milder als Ecstasy • MDPV (Methylendioxypyrovaleron) • Pulver, Pillen, Wirkspektrum stimulierend, euphorisierend,aphrodisierend • Konsumform vor allem oral od. nasal • • Negative Effekte: Kopfschmerzen, Herzrasen, Appetitverlust, Schlafschwierigkeiten, unwillkürliche Körperbewegungen (z.B. Zuckungen); Verkrampfungen der Kaumuskulatur („Grimassendroge“), unangenehmes „Runterkommen“- was gelegentlich zu erneutem „Nachlegen“ führt. • Pentedrone ähnlich MDPV/Mephedron

  19. CannabinoideInhaltsstoffe (Pflanzenmaterial und synthetische Zusatzstoffe)variieren (auch innerhalb einer Sorte) sehr stark. • Diese waren seit Mai bis 31 Dezember 2011 dem Arzneimittelgesetz unterworfen . Nicht dem SMG. • Nunmehr durch das NPSG reguliert. • 2 Arten von Cannabinoiden: • Synthetische Cannabinoide: THC sehr ähnlich, z.B. CP 57, 497,… Starker Agonist. • Mimetika (immitierende Cannabinoide) Vollagonist – wirken stärker als Cannabis (der nur teilweise an den Rezeptoren andocken kann). John W. Hofmann. (JWH 018-JWH 250)

  20. „Neue Drogen“ in Graz Seit 1997: ca. 150 neue Substanzen, davon 50% in den letzten 2 ½ Jahren (Stand Anfang 2011). Allein 2011: Ca 50 neue Substanzen (Hauptsächlich Cannabinoide und Research Chemicals) Woher? Wiederentdeckungen v. Lokalanästhetika (oft aus Veterinärbereich: Ketamin) und Schmerzmittel, z.T. auch deren Aufarbeitung (z.B. Grippetabletten dem Ephedrin entziehen [aufkochen] – „Chrystal“- Ausgangsstoff) Extrembeispiel: „Krokodil“ (Codeinhältige Tabletten mit Schwefel, Benzin Ameisensäure verkochen: Desomorphin) Molekularverbindungen aus der Fachliteratur auf Trägersubstanzen (z.B. JWH 018 auf Kräuter = Spice) Vermischung von Substanzen, z.B. Kokain und Levamisol (gegen Wurmbefall bei Tieren: Allergische Reaktion: Anschwellen v. Lippen/Zunge/Gesicht, Verminderung weißer Blutkörperchen, extreme Müdigkeit)) Pilz und Kräuterkonzentrate, Pflanzendrogen für „EinsteigerInnen“; z.B. Meerträubel, Betelpalme, Windengewächse, Yohimbe, Ayahuasca Lianen Tierdrogen (Sandkröte, Erdkröte, Aga-Kröte,..) Haushaltsdrogen; z.B. Lachgas, Felgenschutzmittel (GBL- via Magensäure GHB)

  21. Schadenspotenzial Konsummotive – Konsumstil - Mittelwahl – Dosishöhe - Zusatzkonsum

  22. CannabisVon Dosis und Konsumart, Frequenz und Erfahrungen abhängig.Augenrötung, erhöhte Herzschlagfrequenz, Erbrechen (Alkohol), Imaginationserweiterung, Einschränkung kognitiver Fähigkeiten (Kurzzeitgedächtnis, Konzentration, Zeitwahrnehmung)Lange NachweisbarCannabisrezeptoren im Gehirn binden das THC: Viele an jener Gehirnstruktur die für das Merken neuer Inhalte zuständigist & im Kleinhirn (für Motorik zuständig)Psychische Abhängigkeit bzw. Konsumgier, Körperliche Reaktionen nach Absetzen (längere Konsumationsphasen)Atemwege werden belastet: 1 Joint = 3-5 Zigaretten

  23. OpiateMorphin: Schmerzdämpfend, entspannte/zufriedene Euphorie. I.v.-Konsum: ekstatisches AnflutenApathie & InteressenslosigkeitAtemdepressiv (auch bei geringere Dosen), Pupillenverrengung, Blutdruckabnahme, Libidoabnahme, häufig Hautjucken/Rötungen, chronische Verstopfung Morphin ist wasserlöslich & durchdringt die Blut-Hirn-Schranke langsamer als fettlösliche Opiate, wie z.B. Heroin (Diacetylmorphin) (stärkerer Kick – Suchtpotential höher). Überdosierungsgefahr und Infektionsgefahr bei i.v. Konsum.Körperliche und psychische Abhängigkeit. Toleranzentwicklung.Entzug: Unruhe, Depressivität, Schlaflosigkeit, Schwitzen, rinnende Augen/Nase, Pupillenerweiterung, Erbrechen, Durchfall und starke Krämpfe.Vorsicht bei Mischkonsum.Alkohol, GHB, Benzos – addititive VerstärkungKokain: Kreislaufversagen

  24. KokainWirkdauer 1 Stunde (Schnupfen). Aufmerksamkeitssteigerung, Erregungszustände, Bewegungsdrang, Rederitis, arrogante Selbstüberschätzung.Gefäßverengung, Steigerung v. Herzfrequenz/Blutdruck, Abnahme von Hunger, Durst und Müdigkeit.Hochdosen: Kokainpsychosen (Paranoia bis taktile Psychosen [Stechen unter der Haut], MuskelkrämpfeRunterkommen: depressive Verstimmung, Gereiztheit, CravingBinge-Muster: Intensiver Konsum – erschöpfte Abstinenz = SelbstbetrugGewichtsverlust, chronischer Schnupfen, körperliche Entkräftung, Gliederschmerzen, Libidoverlust, Nasenschleimhautentzündungen, Herzgefäßschädigungen, frühzeitiges Alterung des GehirnsAlkohol: man fühlt sich auch betrunken nüchtern. Andere Uppers (Speed, Koffein, Energy Drinks - Kreislaufbelastung

  25. Side-step Intravenöser KonsumVgl. Österreichweit 2011: ca. 4.500.000 Spritzen

  26. Substitution…wozu? • Mortalitätsrate ggü. Allgemeinbevölkerung: • Im Programm 8 mal höher(1% jährliches Versterberisiko), nicht in Behandlung: 20 mal höher (2,5-3 % jährliches Risiko) • Zwangsweise Ausschluss aus dem Programm: 55 mal höher • Sozialer Stabilisierungsgrad höher (z.B. Arbeit, Kriminalität, Beziehungen) und Verbesserung der Lebensqualität • Nach 20 Jahren (international): 40% verstorben. Rest: 1/3 chronischer Verlauf, 1/3 mittlere chronizität, 1/3 derzeit abstinent • Krankheitsbehandlungen effizienter (Hep C), Reduktion von Folgeschäden • Kostenfaktor: 1€ Investition erspart 2-10€ (Länderdifferenzen) • Konsummuster veränderbarer – aber „neue Drogen“ und Benzodiazepine als Problem • Ethischer Anspruch: Krankheitsbehandlung nicht verweigern!! Realitätssinn • Safer Use/Schadensminimierung wichtiger als „Abstinenzparadigma“. Machbares und individuell Benötigtes im Vordergrund. • Symptome, Verläufe und Ziele lassen sich nicht „verordnen“, allerdings oft Motivationsmangel und Motivierungsmangel • Übrigens: Substitution ist eine Erhaltungstherapie mit Opioiden, und keine „Entzugstherapie“

  27. Multidiversifikation der Substitutionstherapie*mehrere Medikamente*mehrere Einnahmemodi* mehrere Angebotsstrukturen (Praxen bis Zentren) Menschenrechtsdeklaration und das Recht auf die „beste Behandlung“. Substitution ist verfügbar, zugänglich, akzeptierbar und basiert auf wissenschaftlich guter Qualität.Anrecht auf Substitution:…da Sucht eine ICD Diagnose ist(chronizitätsneigend, psychiatrisch und mortalitätserhöhend)…da Effektivität bewiesen – Evidenzbasiert…da Urteilsfähigkeit d. Patienten/Patientin auf Selbstfürsorge nicht aberkannt werden darf.PatientIn darf demnach diese Behandlungsoption wählen, wenn diese ihm/ihr nützt, nicht gefährdet und medizinisch-ethisch vertretbar ist.Ergo obliegt es nicht der Politik aus „moralischen oder ideologischen“ Beweggründen hier zu widersprechen.Der Staat darf die Ausübung des Rechts auf Gesundheit nicht stören & muss positive Schritte zur Gesundung setzen (gilt auch für Justizanstalten). Gesundheit d. Patienten/in als „oberstes Gebot“

  28. Benzodiazepine • Benzodiazepine werden bei folgenden Zielsymptome eingesetzt: Angst, Panik, innere Anspannung, Unruhe, Schlafstörungen, Krämpfe. Benzodiazepine sind Begleitmedikation bei Depressionen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Posttraumatischen Belastungsstörungen. • Da Drogenabhängige, v.a. vom Opiattyp, überwiegend eine psychiatrische Grund-/ Begleiterkrankung haben, ist die medikamentöse Behandlung ihrer psychischen Störungen grundsätzlich relevant. • Allerdings ist die Missbrauchsgefahr - und die Entwicklung einer zusätzlichen Abhängigkeit - bei Drogenabhängigen und Alkoholkranken erheblich. • Die meisten der sogenannten „Drogentoten“ sind in Wahrheit zumeist Personen, die Opiate und Benzodiazepine plus etwaige andere Substanzen konsumiert haben. • 4-K Regel: • Klare Indikation • Korrekte Dosierung • Kurze Anwendung • Kein abruptes Absetzen

  29. Konsummotive: Bei problematischem Drogengebrauch werden Benzodiazepine in nicht wenigen Fällen in hoher Dosis geschluckt, „geschnupft“ oder injiziert. Folgende Motive für den Benzodiazepin-Beikonsum sind vorhanden (wobei eine Kombination der gelisteten Motive oft vorherrschend ist): Konsum zur Kompensation unzureichender Opiat-Dosierungen: Um Opiatspiegelschwankungen auszugleichen (z.B. wegen Angebotsengpässen, stark gestrecktem Heroin usw.). Da Benzos leicht verfügbar und billig sind, spielen sie hierbei eine wesentliche Rolle. Bei Substituierten spielt dieses Motiv eher selten eine Rolle, da die Substitutionsdosisstabil und in der Regel ausreichend ist. Konsum mit Rauschmotiven: Konsum, um die euphorisierende Wirkung von Opiaten stärker zu spüren bzw. um bei Substitutionsmittel diesen Effekt überhaupt zu erzielen (Morphinkick) oder um „nichts mehr zu spüren“ (sich wegbeamen).

  30. Konsum zur Selbstmedikation psychischer Störungen/Belastungen: Der überwiegende Teil der Opiatabhängigen hat eine Dualdiagnose: also eine zusätzliche psychiatrische Erkrankung zu ihrer Substanzabhängigkeit. Vor allem Depressionen, Borderline Störungen, Impulsivität, psychotische Symptome und suizidale Tendenzen. Dieses Konsummotiv wird mit der unkontrollierten Einnahme größerer Mengen in Verbindung gebracht. Methadonsubstituierte klagen manchmal über depressive Verstimmungen, die von Methadon mit ausgelöst werden und mittels Benzodiazepinen kompensiert werden sollen. Konsum zur Schlafregulierung: Ein- und Durchschlafstörungen soll so begegnet werden, wobei eine längerfristige Hochdosis zu einer paradoxen Wirkung führen kann (Schlafstörungen wegen der Benzodiazepindosis).

  31. Typisch für Hochdosisabhängigkeit: • Toleranzentwicklung, Dosissteigerung (oft auch phasische Schwankungen) • Übermäßige Sedierung (müde, schläfrig, benommen) • Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens: Amnesien, Blackouts, fragt immer wieder dasselbe/bettelt immer wieder darum, ihn/ihr ja nicht die Benzos zu streichen, Vereinbarungen werden nur bruchstückhaft erinnert, lebt in den Tag hinein. Ungewollte Schwangerschaften („hab vom Sex nichts mitbekommen“, „hab auf die Pille vergessen“) kommen ebenso vor. • Paradoxe Wirkungen (Euphorie, Schlafstörungen, Aggressivität) • Abnahme der Affektkontrolle und der Urteilsfähigkeit (vermehrte Kriminalität - oft ohne „es gewollt zu haben, „ kann mich nicht mehr erinnern“ „komisch dass mich da jemand gesehen haben soll“) • Emotionale Abstumpfung • Appetit- und Sexualstörungen • Koordinationsstörungen (unsicherer Gang, wandert wie auf Watte) • Artikulationsstörungen (verwaschene, schleifende Sprache)

  32. Besondere Risiken: Vor allem bei lang wirkenden Benzodiazepinen gibt es ein hohes Kumulationsrisiko: Die subjektiv wahrgenommene Wirkung nimmt ab, obwohl noch genug Wirkstoff im Körper ist, der/die Abhängige legt nach und steigert so die Wirkstoffkonzentration. Risiko von Atemstillstand bei schneller i.v.-Injektion von Benzodiazepinen oder von Morphinen, wenn Benzodiazepine zusätzlich konsumiert wurden Erhöhtes Unfallrisiko: keine Fahrtauglichkeit gegeben Zuverlässigkeit in der Elternschaft gering (bei Doppelabhängigkeit –Hochdosis-, also nicht das Substitutionsmittel an sich) Kaum vorhandene Arbeitsfähigkeit und erhöhte soziale Instabilität. • …der Entzug dauert lange • …zuerst zügig, dann immer langsamer • Kleine Schritte alle 1-2 Wochen • 1 Monat Missbrauch = 1 Woche Entgiftung/Reduktion • • Tempo mit dem/r Patienten/in laufend rückkoppeln – • „langsamer ist schneller, vor allem nachhaltiger“: • Ziel ist es, wenn keine Benzodiazepinfreiheit erzielbar ist, • zumindest einen kontrollierten Konsum anzusteuern bzw. • wenn möglich eine Niedrigdosisabhängigkeit zu erzielen.

  33. Sucht - Psychische Gesundheit „Wir neigen dazu, die Probleme von Drogenabhängigen allein ihrem Drogenkonsum zuzuschreiben. Nicht selten jedoch leiden Drogenkonsumenten unter komorbiden psychischen Störungen, die häufig nicht erkannt werden. Bei der Behandlung müssen wir Komorbidität als Möglichkeit in Betracht ziehen.“ Marcel Reimen Vorsitzender Verwaltungsrat der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) unzählige Studien zum Nachweis von Komorbidität ergeben: - F0 organische Störungen 1 – 6 % - F2 schizophrener Formenkreis 7 – 25 % - F3 affektive Störungen 7 – 24 % - F4 Angststörungen 5 – 46 % - F5 Essstörungen 2,7 – 10 % - F6 Persönlichkeitsstörungen 25 – 90 % Arbeitshypothese: Abhängigkeit = Symptom 80% aller Patienten mit einer Drogenabhängigkeit haben eine komorbide psychische Störung 25% Antisoziale Persönlichkeitsstörung (Drogen im Blickpunkt, EBDD, 2004)

  34. Metaanalyse: - mind. eine komorbide Störung 47 -97% - Persönlichkeitsstörung 26 - 68% - Affektive Störung 14 - 54% • Angststörungen 5 - 49% Diagnosestellung - Schwierigkeiten 􀂄routinemäßige Untersuchung auf psychische Störungen bei Behandlungsbeginn sind selten 􀂄 Zeitpunkt der Diagnostik: Überlappung der Symptome: z.B. bei Angststörungen oder affektiven Störungen 􀂄 Psychisches Störungsbild sind in vielen Fällen erst nach Stabilisierung der sozialen und somatischen Situation sichtbar 􀂄 Negative Konsequenzen des Substanzkonsums nicht offensichtlich bei psychisch Erkrankten 􀂄 Immer wiederkehrende Entzugserscheinungen können psychiatrische Störungsbilder imitieren (übernommen von Dr. Wurst/Dr.Thon)

  35. Drogenpolitik Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das erröten kann. Es ist aber auch das einzige, das Grund dazu hat (Mark Twain) Alberto Villodo: „Wir sprechen vom Krieg gegen den Terror und vom Krieg gegen die Dogen. Es erscheint uns schwer vorstellbar, wie wir Probleme Lösen können, ohne ihnen den Krieg zu erklären. Anderseits müssen wir uns eingestehen, dass die Kreuzzüge nur noch mehr Terror, mehr Drogenmissbrauch bewirken.“ Es gibt ebenso wenig die 100%ige Wahrheit, wie es 100%iger Alkohol gibt (Siegmund Freud) Aber die besondere gesellschaftliche Positionierung von Suchtkranken verrät sich darin, dass die Übertragung, in anderen gesellschaftlichen Problemlagen selbstverständlicher Prinzipien und Handlungskategorien auf den Umgang mit den drogenbezogenen Problembereichen zum Skandalon werden kann. Die Argumentarien gegen parteiliche, unterstützende und niederschwellige Ansätze sind durch ihre entwertenden Menschenbilder und irrigen Annahmen über kurative Möglichkeiten demaskierend. An dieser Stelle möchte ich den Suchtexperten Daniel Meili aus dem Jahr 2004 zitieren: „Ein wichtiger Grund für das Festhalten an der Abstinenz als oberstes Behandlungsziel dürfte sein, dass wohl in keinem anderen Gebiet der Medizin derart viele verschiedene, auch konträr positionierte Kräfte bei der Gestaltung des Hilfsangebots mitmischen, wie im Bereich der illegalen Drogen. Weit gehend moralische und normative Ansätze, die Strömungen aus der Bevölkerung, der politischen Parteien, der Justiz und der Polizei entstammen, bestimmen die Rahmenbedingungen von Behandlungen. Dies wird dann Drogenpolitik genannt. Kein Internist würde sich in seinem Gebiet Ähnliches gefallen lassen, kein Psychiater würde Derartiges in der Behandlung schizophrener Menschen akzeptieren. Es gibt keine Diabetespolitik und keine Schizophreniepolitik.“

  36. Drogenabhängige des Opiattypus sind anamnestisch gesehen zumeist defizitär sozialisiert, zumeist psychisch krank und oftmals auch somatisch beeinträchtigt. Noch dazu leiden sie an einer Erkrankung mit Chronizitätsneigung, hoher Multimorbidität, Mortalitätsgefahr und Rückfallsgefahr, weswegen die ehemals strikten Vorgehensweisen wie sofortiger Entzug und anschließende Entwöhnung im Sinne des wissenschaftlichen State of the Art kaum noch BefürworterInnen findet und von vielen KollegInnen scharf als „Kunstfehler“ gebrandmarkt werden.Abstinenz ist neben vielen anderen Zielen gleichwertig, manchmal nicht vorrangig und oftmals absehbar nicht umsetzbar.Es geht also um gute medizinische und sozialtherapeutische Praxis:Beinhalten etwa KonsumentInnenschutz oder symptomatische Behandlung in der Medizin nicht ebenfalls Strategien der Schadensminimierung in ihrem Handlungsrepertoire?Risikoreduktion ergänzt Prävention, Behandlung und Verfolgung; Sie konkurrenziert an sich weder die anderen Strategien noch ersetzt sie sie.Schadensreduzierung ist eine wissenschaftlich fundierte Zugangsweise, die grundsätzlich auf dem sozialmedizinischen Paradigma aufbaut.Schadensreduktion dient dem/der einzelnen Abhängigen und der Gemeinschaft, hat darüber hinaus aber auch ökonomische Zielvorstellungen (z.B. jede Hepatitis C Therapie kostet ca. €: 20.000.-)

  37. Abhängige müssen –bevor sie reduzieren bzw. mit dem Entzug einhergehend- lernen…..* Stress aushalten* Langeweile aushalten* Anflutende Bilder/Erinnerungen beherrschen* Verhaltensänderungen herbei zu sehnen, diese planen und auch durchhalten* Umgang mit Krisen/Risikosituationen/Craving lernen*persönliche Glücksmomente & alternative Belohnungsformen lernen

  38. Geschlechtsunterschiede I Männer Frauen • Depressionen < • Essstörungen < 90% • Ängste < • Schizophrenie = • Bipolare Störungen = • Autismus > • Glückspiel 90% > • Auffälliger Alkoholkonsum 65% > • Medikamentenkonsum < 70% • Suizidalität • Tatsächliche 4:1 > • Versuchte 1:2,5 < • Gedankliche 1:1,3 <

  39. Geschlechtsunterschiede II Männer Frauen • Alkolismus 8% > 3% • Suchterkrankung generell 2:1 > • Behandlungsquote 2:1 > (aber später & mehr WA) • Inhaftierungsgrad 50:1 > • Allmachtsphantasien > • Sucht und Arbeitslosigkeit > • Alkoholtote (8.000) 3:1 > • Süchtige/r lebt in Suchtpartnerschaft < 30% vs. 80%

  40. Ist „gendersensibler“ Zugang sinnvoll? …oder müssen´s nicht eh das gleiche lernen?Die meisten als „geschlechterspezifisch“ reklamierten Themen sind an sich genderübergreifend:SelbstwertRollenverständnisseSchamSchuldGefühlsunterdrückung, usw…)wie auch Suchtursachen:negative KindheitSuchtbelastung in der Familiegeringe Bildung – geringes EinkommenFremdunterbringungserfahrungenGewalt: Seelische(80%), Körperliche (30%), Sexuelle [ Frauen: 45%, Männer: 16%]

  41. Aber es gibt typischere SuchtursachenFrauenbis 80er: weibliche Sozialisation, seitdem die angeglicheneren –oft z. Doppelbelastungen führenden- „neuen Rollen“Instrumentalisierung des „schönen Körpers“OhnmachtserfahrungenVerträglichkeit der SubstanzenPassivitätOpferhaltungMännerMangel an männliche BezugspersonenStummheitRationalitätswahnKontrollbedürfnisdefizitäres Gesundheitsverhalten„doing gender with drugs“juridische Probleme

  42. Traditionelle MännerrolleEin Junge – (ein Mann) sollte…* sportlich und durchtrainiert sein* durchsetzen können* mutig sein* seine Gefühle unter Kontrolle haben* risikobereit sein* sexuell potent und aktiv sein* viel Alkohol vertragen können* Sexualität mit Frauen haben (Homophobie)* viel Geld verdienen* rational und logisch handeln* Schmerzen ertragen können* sich körperlich wehren können* alles unter Kontrolle haben* seiner Familie Ehre machen…und darf…* sich nicht von Gefühlen leiten lassen* nicht weinen* keine Angst haben* nicht zärtlich zu anderen Männern sein* andere nicht um Hilfe bitten* nicht sexuell Schlapp machen

  43. Dadurch werden sie dann „echte Männer“: Stärke, Risikobereitschaft, keine Angst• Sozialer und symbolischer Ausdruck der Stärke durch Imponiergehabe(Straßenverkehr, körperliche Fitness, Rauchen, Alkohol)• Keine Schwächen zeigen, Beschwerden oder Krankheiten ignorieren, keine Hilfesuchen.• Illusion der Unverwundbarkeit• Hohe Bedeutung von Arbeit, Leistungsfähigkeit und Status bei geringerWahrnehmung von körperlichen und psychischen Belastungen.• Soziale Konkurrenz, sozialer Vergleich und fehlende Unterstützung• Defizite im emotionalen Bereich: Emotionen als Warnsignale fehlen (Angst vorRisiken, Vertrauen und Zugneigung als Basis von emotionaler Unterstützung)• Hohe Gefährdung, wenn wichtige männliche Projekte scheitern (Arbeitslosigkeit,ausbleibender beruflicher Aufstieg, Krankheit, Scheidung, Altersprozesse)• Riskantes Bewältigen von Verlusterfahrungen, oft radikale und aggressive Muster,die zugrunde liegende Motive nicht thematisieren.• Männer gewinnen ihre Identität über Abgrenzung von anderen/Frauen über und in sozialen Beziehungen

  44. Lebenserwartung von Männern um ca. 6 Jahre geringer als vonFrauen• Psychosoziale Risikofaktoren und Risikoverhaltensweisen hoch• Geringe Erreichbarkeit von Männern in der Prävention undGesundheitsförderung• Männer überschätzen ihren Gesundheitszustand• Männer sterben bis zum Rentenalter– Zweimal häufiger an Leberzirrhose– Dreimal häufiger an Lungenkrebs– Dreimal häufiger an Selbstmord– Dreimal häufiger an tödlichen Verkehrsunfällen– Sind 50 mal häufiger inhaftiert.All diese Risiken sind vermeidbar.

  45. Männer lieber schnell und kurz entwickeln sich besser in gemischten Gruppen profitieren von strukturierte Gruppen Kontrolle bewahren dürfen Kognitionen im Vordergrund Behandlungsmotive Frau droht mit Scheidung Soziale Zwänge §, Arbeit, Führerschein Frauen weniger strukturierte Gruppen Viel Zeit für Selbstexploration längere Zeiteinheiten mehr Gefühlsbetonung Betonung auf Selbstbewusstsein Therapeutische Implikationen

  46. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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