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Sturm und Drang. Vorstellung der Epoche und Einordnung des Romans „Die Leiden des jungen Werther“. Allgemeine Informationen zur Epoche. - 1767 bis 1785 - Benannt nach einem Werk von Klinger - „Geniezeit“ oder „zeitgenössische Genieperiode“
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Sturm und Drang Vorstellung der Epoche und Einordnung des Romans „Die Leiden des jungen Werther“
Allgemeine Informationen zur Epoche - 1767 bis 1785 - Benannt nach einem Werk von Klinger - „Geniezeit“ oder „zeitgenössische Genieperiode“ - Beginn mit den Herderschen Fragmenten, Ende durch Wandel von Schiller und Goethe zur Klassik
Grundcharakter der Epoche Auflehnung durch Jugend- und Protestbewegungen gegen: - das triste Berufsleben der unteren Volksschichten, das bestimmt war von Armut und harter Arbeit - die absolutistische Obrigkeit, die das einfache Volk durch Steuern und Abgaben ausnutzte und in den Ruin trieb - die alten und überkommenen Traditionen in Literatur und Kunst
Das neue Literaturideal Man wollte sich nicht mehr an die alten Regeln halten, sondern seine Werke nach seinen eigenen Regeln gestalten. So hielten sich die Dichter des Sturm und Drang nicht mehr an die bestehenden Satzbau- und Grammatikregeln, an die chronologische Ordnung und Einheit von Zeit, Ort und Handlung, sondern erschufen turbulente Handlungen mit häufigen Ortswechseln, grammatikalischer Eigensinnigkeit und markanten Charakteren. Wer mit seinen eigenen Regeln ein neues, gutes Werk erschuf wurde dann als „Genie“ bezeichnet. Solche Genies waren nicht nur die Autoren, oft hatten auch ihre Hauptpersonen heldenhafte Eigenschaften: starke Menschen, die an ihrer Überzeugung festhalten und für sie kämpfen und sich selbst zu helfen wissen. So waren die Helden der damaligen Werke oft „Genies“ oder Liebende.
Das neue Literaturideal Außerdem bestand bei den Helden der neuen Werke eine Einheit von Verstand und Gefühlen, was vorher nicht üblich war, da die Hauptpersonen nur vom rationalen Denken, das in der Aufklärung entstand, geleitet wurden. Nun wurde dieses Rationalität mit der Gefühlsbetontheit, die nun immer wichtiger wurde, der Stürmer und Dränger vermischt.
Kennzeichen der neuen Werke - Bruch der alten Gewohnheiten - Mischung von Tragik und Komik - Selbstmord des Heldes
Kennzeichen:Mischung von Tragik und Komik Damals wurde die Komödie von der Obrigkeit verächtlich der niederen Volksdichtung zugeordnet, während das Drama nur für die Höhergestellten zugänglich galt. Johann Gottfried Herder, ein Dichter des Sturm und Drang, war somit einer der ersten Wegbereiter der „Geniezeit“, da er die Arroganz der Obrigkeit gegenüber dem einfachen Volk kritisierte und diese aufforderte auch die Volksdichtung und die Komödie als echte Kunst anzuerkennen. Ab da hielten sich die Stürmer und Dränger nicht mehr an diese Unterteilung, sondern mischten in ihren Werken zum ersten Mal Elemente der Tragik und der Komik.
Kennzeichen:Selbstmord des Helden Typisch für Dramen aus der damaligen Zeit ist, dass der Held der Geschichte am Ende meist an seinem Vorhaben scheitert, für das er vorher mit allem ihm möglichen Elan und Willen gekämpft hat. So nimmt er sich sich dann als letzten Ausweg aus seinem Elend das Leben oder verstümmelt sich selbst.
Die Lyrik zur Zeit des Sturm und Drang Auch die Lyrik entwickelt sich zur Zeit des Sturm und Drang weiter: „Empfindungslyrik“ wurde immer wichtiger, da man mehr Wert auf Gefühlsbetontheit als auf Sachlichkeit legte. Die neu gewonnene Freiheit beim Ausdruck von Gefühlen eignete sich besonders für Liebes- und Naturgedichte.
Die Lyrik zur Zeit des Sturm und Drang Es wurden aber nicht nur freudvolle Gedichte geschrieben, sondern mit den neuen, selbst aufgestellten Regeln konnte man auch negative Gefühle verdeutlichen. Der folgende Gedichtauszug aus Gottfried August Bürgers Gedicht „Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen“ zeigt dies. Er verurteilt in seinem Werk die Eitelkeit der Obrigkeit und wie sie das normale Volk ausnutzt, hier einen Bauern dem seine Erträge weggenommen werden. Außerdem kritisiert er, dass die Höhergestellten der Gesellschaft behaupten, sie seien von Gott bestimmt worden.
Die Lyrik zur Zeit des Sturm und Drang „Du Fürst hast nicht bei Egg und Pflug, Hast nicht den Erntetag durchschwitzt. Mein, mein ist Fleiß und Brot! – Ha! du wärst Obrigkeit von Gott? Gott spendet Segen aus; du raubst! Du nicht von Gott, Tyrann!“ (Zeilen 13 – 18)
Dichter der Epoche - Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) - Friedrich Maximilian Klinger (1752 – 1831) - Jakob Michael Reinhold Lenz (1751 – 1792) - Johann Christoph Friedrich Schiller (1759 – 1805) - Göttinger Hain (1772 – 1775) weiter
Johann Wolfgang von Goethe * 28. August 1749 in Frankfurt a. M. † 22. März 1832 in Weimar - 1765: Studium der Juristik in Leipzig - 1771 – 1775: Arbeit als Anwalt - 1772: „Die Leiden des jungen Werther“ - 1776: Minister in Weimar - 1786: Antritt einer Italienreise -> Wandel zum Klassiker
Johann Wolfgang von Goethe Werke Vor dem Wandel: - Die Leiden des jungen Werther (1772) - Sesenheimer Lieder (1770) - Prometheus (1773) Nach dem Wandel - Faust (1808) - Die Belagerung von Mainz (1822) zurück
Friedrich Maximilian Klinger * 17. Februar 1752 in Frankfurt a M. † 13. Februar 1831 in Dorpat (Estland) - schloss in seiner Jugend Freundschaft mit Goethe: „Das war ein treuer, fester, derber Kerl wie keiner“ - 1774: Jurastudium in Gießen - 1776: Theaterdichter in Leipzig - 1778 – 1779: Teilnahme am Bayerischen Erbfolgekrieg in Böhmen - 1801: Direktor des Kadettenkorps - Kurator der dt. Universität in Dorpat
Friedrich Maximilian Klinger Werke - Sturm und Drang (1776) - Das leidende Weib (1775) - Die Zwillinge (1776) - Geschichte eines Teutschen der neusten Zeit (1798) zurück
Jakob Michael Reinhold Lenz * 23. Januar 1751 in Livland † 04. Juni 1792 in Moskau - 1768: Theologiestudium in Königsberg - 1771: Abbruch des Studiums, Hofmeister in Kleist; Bekanntschaft mit Goethe - 1774: freier Schriftsteller und Privatlehrer Seit 1997 wird der „Jakob-Michael- Reinhold-Lenz Preis für Dramatik der Stadt Jena“ alle drei Jahre vergeben.
Jakob Michael Reinhold Lenz Werke - Der Hofmeister oder die Vorteile der Privaterziehung (1774) - Die Soldaten (1776) - Der Engländer (1776) - Der Landprediger (1777) zurück
Johann Christoph Friedrich Schiller * 10. November 1759 in Marbach † 09. Mai1805 in Weimar - 1775: Medizinstudium - 1780: Arbeit als Militärarzt - 1781 – 1782: Arbeit als Dichter und Arzt in Stuttgart - 1783: Theaterdichter in Mannheim - 1788: Geschichtsprofessor in Jena; erstes Treffen mit Goethe - 1791: Durch Kant-Studien wird Schiller zum Klassiker
Johann Christoph Friedrich Schiller Werke Vor dem Wandel: - Die Räuber (1781) - Kabale und Liebe (1783) - Don Carlos 81783) Nach dem Wandel: - Wallenstein (1796) - Maria Stuart (1800) zurück
Göttinger Hain Der Göttinger Hain war ein Männerbund in Göttingen, der 1772 gegründet wurde und der sich der Literatur des Sturm und Drang widmete. Benannt wurde der Hainbund nach dem Werk „Der Hügel und der Hain“ von Klopstock, der ein Mitglied des Bundes war, ebenso wie zum Beispiel Johann Heinrich Voß oder die Brüder Stolberg. Nach drei Jahren zerfiel der Bund jedoch wieder. zurück
Die Leiden des jungen Werther –Einordnung in die Epoche Der Roman „Die Leiden des jungen Werther“ von Goethe kann der Epoche des Sturm und Drang zugeordnet werden, da: - Kritisierung des Adels - Auflehnung gegen Moralvorstellung der Ehe - Selbstmord des Helden - Gefühlsbetontheit - Naturliebe - Regellosigkeit beim Schreiben weiter
Kritisierung des Adels In Goethes Werk wird der arrogante Adel kritisiert. Im Brief vom 15. März beschreibt Werther wie er von der „noblen Gesellschaft“ (S. 77 Z. 20) auf einem Fest nicht erwünscht ist, da er aus der Bürgerschicht stammt: „die Gesellschaft ist unzufrieden […] Sie hier zu sehen“ (S. 78 Z. 27f.). Daraufhin macht er seinem Unmut Luft und schreibt: „Hol sie der Teufel“ (S. 79 Z. 17) und „wie mir die Nation [der Adel] von Herzen zuwider ist“ (S. 78 Z.1f.). Jene Unzufriedenheit gegenüber dem Adel ist typisch für die damalige Zeit, da dieser die unteren Volksschichten oft ausnutzte, ihnen ihre Ernte wegnahm und sich für etwas besseres hielt. Zurück
Auflehnung gegen Moralvorstellungen Typisch für Werke dieser Zeit ist auch, dass der Held, der an seinen Überzeugungen festhält, sich gegen bestehende Moralvor- stellungen auflehnt, hier gegen die Ehe. Werther weiß, dass Lotte mit Albert verlobt ist und trotzdem will und kann er dieses Eheversprechen nicht akzeptieren, sondern macht sich Hoffnungen auf eine erwiderte Liebe und ein gemeinsames Leben: „ganz ohne Zweifel durch mein innig Innerstes durchglüht mich das Wonnegefühl: Sie liebt mich!“ (S. 120 Z. 22ff.) zurück
Selbstmord des Helden Ein weiteres Merkmal, das den Roman dem Sturm und Drang zuordnet, ist der Selbstmord des Helden: Die Hauptper- son nimmt sich als letzten Ausweg aus ihrem Elend das Leben oder verstüm- melt sich selbst. Das Sterben ist Werthers letzter Ausweg aus der un- glücklichen Liebe zu Lotte und er hofft auf ein besseres Leben, mit Lotte, nach dem Tod: „Ich gehe voran! […] bis du kommst, und ich fliege dir entgegen […] und bleibe bei dir vor dem Ange- sichte des Unendlichen in ewigen Umar- mungen.“ (S. 121 Z. 17ff.) zurück
Gefühlsbetontheit Werther ist ein Mensch voller mächtiger Gefühle, vor allem Liebe, und folgt eher seinem Herz als seinem Verstand. In einem Brief vom 10. Mai drückt er schon fast maßlos seine Gefühle aus, als er an neuen Ort zieht: „Eine wunderbare Heiterkeit hat meine ganze Seele eingenommen, […] die ich mit ganzem Herzen genieße. Ich […] freue mich so meines Lebens, in dieser Gegend, die für solche Seelen geschaffen ist wie die meine. Ich bin so glücklich, […] so ganz in dem Gefühl von ruhigem Dasein versunken.“ (S. 9 Z. 9ff.) Dieses Schwelgen in Gefühlen ist charakteristisch für die Sturm und Drang- Literatur und der Briefroman, wie „Die Leiden des jungen Werther“, eignet sich dafür besonders gut, denn der Leser bekommt den Eindruck, als würde er in direktem, freundschaftlichen Kontakt mit dem Schreiber stehen. So kann der Autor die Gefühle der Hauptperson noch persönlicher und überzeugender beschreiben. zurück
Naturliebe Durch diese Gefühlsbetontheit rückt auch die Natur immer mehr in den Mittelpunkt. So auch bei Werther. Er liebt die Natur, macht in ihr lange Spaziergänge mit Lotte oder setzt sich einfach nur so auf eine Wiese um seine Gedanken schweifen zu lassen. Im Brief vom 21. Juni beschreibt er mit der schon angesprochenen Gefühlsbetontheit und Faszination so eine Szene: „Es ist wun- derbar, wie ich hierher kam und vom Hügel in das schöne Tal schaute, wie es mich rings- umher anzog. Dort das Wäldchen! […] Die ineinander gekettete Hügel und vertrauliche Täler“ (S. 31 Z. 11ff.) zurück
Regellosigkeit beim Schreiben Das letzte Merkmal für den Sturm und Drang ist die Regellosigkeit im Schreiben: Goethe hält sich nicht immer an die bestehenden Satzbau- und Grammatikregeln, sondern schreibt sein Werk nach seinen eigenen Vorstellungen. Diese manchmal unvollendeten und verqueren Sätze machen den Text jedoch lebendiger und persönlicher. Hier unterbricht er zum Beispiel einen noch nicht vollendeten Satz und macht Einen Ausruf: „Oft mit aufgehobenen Händen ihn zum Zeichen, zum heiligen Merksteine meiner gegenwärtigen Seligkeit gemacht, und noch – O Lotte!“ (S. 125 Z. 21ff.). Hier beginnt er sogar einen Satz, macht einen Einschub und beginnt dann einen neuen Satz: „Hab ich nicht – O was ist der Mensch, dass er über sich klagen darf! - Ich will, lieber Freund, […] ich will mich bessern.“ (S. 7 Z. 27ff.). zurück
Benutzte Textquellen http://www.ni.schule.de/~pohl/literatur/epochen/stdrang.htm (12.01.2006); http://de.wikipedia.org/wiki/Sturm_und_Drang (12.01.2006); http://www.literaturwelt.com/epochen/sturm.html (12.01.2006); http://www.liebesgedichte.siteware.ch/goethe/index/html (15.01.2006); http://www.jena.de/kultur/lenz2003_2.htm (15.01.2006); http://www.freidrich-von-schiller.de/zeittafel.htm (15.01.2006); http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za874/homepage/klinger.htm (16.01.2006); http://www.literaturatlas.de/~la2/konhain.htm (16.01.2006); http://www.sewanee.edu/german/Literatur/schiller/html(22.01.2006); „Die Leiden des jungen Werther“ von Johann Wolfgang von Goethe im Ferdinand Schöningh Verlag, 2001; „Das moderne Lexikon in zwanzig Bänden“, Bertelsmann Lexikon-Verlag, 1973
Benutzte Bildquellen http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Images/db/wiss/goethe/schnellkurs_goethe/k_3/werthers_tod.jpg (22.01.2006); http://www.warndt.de/heimat/industrie%20im%20warndt/landwirt.jpg (21.01.2006); http://jimpoz.com//quotes/images/speakers/goethe.jpg (21.01.2006); http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Images/db/wiss/goethe/schnellkurs_goethe/k_3/goethe_prometheus.jpg (20.01.2006); http://upload.wikipedia.org/wikipedia/de/0/0d/Werther.jpg (20.1.2006); http://gutenberg.spiegel.de/autoren/bilder/klinger2.jpg (19.01.2006); http://gutneberg.spiegel.de/klinger/sturmdrg/sturmdrg.gif (20.01.2006); http://gutenberg.spiegel.de//autoren/bilder/lenz.jpg (20.01.2006); http://digi.utlib.ee/ekollekt/eeva/tiitell/lenz_hofmeister_t.jpg (18.01.2006);
Benutzte Bildquellen http://lenz-forum.schobert.de/gfx/4_soldaten.gif (19.01.2006); http://mx.geocities.com/sergio_bolanos/schiller.jpg (20.01.2006); http://www.randomhouse.de/dynamicspecials/schillerwerke/images/rsubertitel.jpg (21.01.2006); http://images.libri.de/shop/coverscans/143/1435319_3872910604_xl.jpg (20.01.2006); http://www.stadtarchiv.goettingen.de/bilder/goettinger_hain.jpg (20.02.2006); http://www.wvo-dill.de/projekte/werther/werther_color.jpg (19.01.2006); http://img.photobucket.com/albums/v509/marcuspessoa/velhodofarol/werther.jpg (19.01.2006); http://www.savoy-truffle.de/zippo/bozen-2/image/blumen.pct2078.jpg (23.01.2006)