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Saarbrücker Praxiskonzept Orofaziale Schmerzen auf Grundlage der evidenzbasierten Zahnmedizin. DGFDT Bad-Homburg 2009 Horst Kares . Houston, wir haben ein Problem!. Häufig unklare Schmerzen bei den Notdiensten Frau Maria M., 48 Jahre, Krankenschwester
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Saarbrücker Praxiskonzept Orofaziale Schmerzen auf Grundlage der evidenzbasierten Zahnmedizin DGFDT Bad-Homburg 2009 Horst Kares
Houston, wir haben ein Problem! • Häufig unklare Schmerzen bei den Notdiensten • Frau Maria M., 48 Jahre, Krankenschwester • Unklare Gesichtsschmerzen seit 10 Jahren • Instabile Okklusion nach ZE • Multiple WF, WSR, Extraktionen • Multiple Vorbehandler • Schwieriger Pflegefall zu Hause • Beim Fahrradurlaub in Holland besser?
15 Jahre gemeinsame therapeutische Odyssee Schnarnieraxen/Gelenkbahn/Benettwinkel (Schöttl) Elektroakupunktur (Voll) Klassische Homöopathie (Hahnemann) Kinesiologie (van Asche) Bachblüten (Dr. Bach) Akupunktur (Bahr) Myozentrik (Jankelson, Schöttl) Spezialisten in aller Welt nachgefragt, keine zufriedenstellendes/nachvollziehbare Diagnose bzw. Lösung ?
Wir behandeln Orofaziale Schmerzen so weil? Modifiziert nach Parmar MS, We do things because. British Medical Journal Rapie Response, 2004 An der Universität haben wir es so gelernt (der Gelehrige)! Diese „Eminenz“ macht es vor (der Ehrfürchtige)! Wir machen es ja schon immer so, es funktioniert ja (der Gewohnheitsmensch)! Ich habe Angst, etwas zu unterlassen (der Ängstliche)! Ich muss ja schließlich Umsatz machen (der Betriebswirt)! Für meine Studie muss ich es so machen (der Wissenschaftler)! Ich habe das Gefühl, dass es so gemacht werden muss (der Intuitive)! Wir müssen ja etwas tun (der Macher)! Ist das die Grundlage, auf der Sie behandelt werden wollen?
1497 Indienreise von Vasco da Gama mit 150 Männern => 100 sterben durch Skorbut • 1535 berichtet Jaques Cartier über den möglichen Zusammenhang von Frischgemüse/Früchten und Skorbut • 1740 umsegelt George Anson die Welt mit 1900 Menschen => 1400 sterben
1747 James Lind: 1. kontrollierte Studie über Skorbut • 12 Patienten mit derselben Diät • 6 Gruppen • Schwefelsäure (Royal College of Physicians) • Essig (Admiralität) • Apfelwein • Seewasser • Obst • Gerstenwasser • Leichter Effekt durch Apfelwein, sehr guter Effekt durch Apfelsinen www.jameslindlibrary.org/
Ergebnis:Ende des 18.Jhd. ist kein Seemann in der englischen Marine mehr an Skorbut gestorben Wissenstransfer dauerte 300 Jahre!
Evidenzbasierte Medizin Klinische Erfahrung Klinische Entscheidung Forschungs- ergebnisse Patienten -wünsche -bedürfnisse www.cochrane.de, www.ebm-netzwerk.de
Praxiskonzept Orofaziale Schmerzen auf Basis der EbZ Interne Evidenz Klinische Entscheidung Individualisierte Therapieoptionen Externe Evidenz Differenzialdiagnostik OFS Stufendiagnostik nach RDC/TMD Therapien mit Empfehlungsgrad A/B/C Okeson 2005, Pertes 2006 Schindler et al. 2007, Hugger et al. 2007 Der Schmerz Dworkin SF, LeResche L: Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders J Craniomandib Disord 1992;6:301-355.
1. Termin(45-60 Min.) Anamnese/GCS Ganzkörperzeichnung Checkliste Orofaziale Schmerzen Zahnstatus, PAR-Status Funktioneller Kurzbefund Okklusionskontrolle Checkliste Orofaziale Diagnosen/Therapieempfehlungen Arztbrief
Strukturierte Anamnese Orofaziale Schmerzen • 3 Hauptbeschwerden mit Schmerzstärke • Schmerzlokalisation • Schmerzbeginn • Schmerzzeiten • Schmerzqualität • Schmerzbeeinflussende Faktoren • Begleiterscheinungen • Bisherige Behandlungen Somatischer Befund eigentlich nur noch die Bestätigung der o.g.Verdachtsdiagnose RDC/TMD – Empfehlungen AK Gesichtsschmerz DGSS
Somatischer Kurzbefund Knacken Reiben >40 mm Schmerz? Türp 2005
Psychometrische Evaluation • Graduierung Chronischer Schmerzen (GCS) • Angst und Depression (HADS-D) • Somatisierungstendenzen (B-L) RDC/TMD – Empfehlungen AK Gesichtsschmerz DGSS
Klassischen zahnärztlichen Diagnosen Somatische Diagnosen Psychometrische Diagnosen
Verdachtsdiagnosen Unbedingt empfehlungswert Empfehlenswert Eingeschränkt empfehlenswert Arztbrief an Patient und Überweiser/Co-Therapeuten Schindler et al.: Therapie bei Schmerzen der Kaumuskulatur. Der Schmerz 2007 Hugger et al.: Therapie bei Arthralgie der Kiefergelenke. Der Schmerz 2007
2. Termin (30 Minuten) • Kontrolle/Reevaluation • Responder => weiter so • Non-Responder => erweiterte Diagnostik/Therapie • Co-Therapeuten= Schmerkliniken/Qualitätszirkel
Phase II bei der CMD-Behandlung? • Relativ selten! • Falls doch, 3-6 Monate Bisshebung testen ! • Kauschiene • Kunststoffaufbauten • Quadranten-Sanierung Forssel et al. 2004, Ciancaglini et al.1999, 2003, Sarita et al. 2003,Seedorf et al.2004, Pullinger et al.1993
Houston, wir haben ein Problem!Maria M. • Diagnosen? • Okklusale Instabilität nach ZE • Multiple heterotope Schmerzen durch Triggerpunkte und Zähne • Hypervigilanz und Fixierung auf die Okklusion • Fibromyalgie • Somatisierung, Angst und Depression auffällig • Was hat ihr letztendlich geholfen? • Verständnis und Aufklärung • Schmerzbewältigungstraining • Täglich Dauerlauf im Wald • Stabilisierung der Okklusion und Unterfütterung der Prothese
Wissenstransfer von der Forschung zum Patienten dauert zu lange • S3-Leitlinien „Fibromyalgie „ oder „Nicht-erholsamer Schlaf“ der AWMF! • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften • Wo ist die S3-Leitline bei CMD/MAP-Diagnosen?
Warum gehört der EbZ die Zukunft? • Berufserfahrung ist umgekehrt proportional zu wissensbasierter ärztlichen Qualität • Je länger wir arbeiten, desto mehr beruht unsere Entscheidungen auf Mustern als auf Analytik • Das funktioniert, wenn Wissen sich nicht weiter entwickelt • Wissenschaft entwickelt sich weiter! • EbZ filtert und priorisiert Wissen für den Praktiker • Der Patient steht im Mittelpunkt, nicht der Behandler! • Es macht Spaß seine Strategien zu aktualisieren! Choudhry NK et al.: SR: Relationship beetw. clinical experience and quality of health care. Ann Intern Med 2005
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! Download unter www.dr-kares.de