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Soziale Beziehungen älterer Menschen in stationären Einrichtungen Macht - Autorität - Gewalt

Soziale Beziehungen älterer Menschen in stationären Einrichtungen Macht - Autorität - Gewalt. Prof. Dr. Wolfgang Glatzer Goethe-Universität Frankfurt am Main  Fachbereich Gesellschaftswissenschaften Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse Email: glatzer@soz.uni-frankfurt.de.

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Soziale Beziehungen älterer Menschen in stationären Einrichtungen Macht - Autorität - Gewalt

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  1. Soziale Beziehungen älterer Menschen in stationären EinrichtungenMacht - Autorität - Gewalt • Prof. Dr. Wolfgang Glatzer • Goethe-Universität Frankfurt am Main Fachbereich Gesellschaftswissenschaften • Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse • Email: glatzer@soz.uni-frankfurt.de

  2. Gliederung Einstieg Familiäre Erfahrungen mit älteren Menschen Soziologie und Pflegeberufe Soziale Beziehungen und Macht Macht: die unentbehrliche, ambivalente Ressource Autorität: die sanfte Macht Gewalt: die brutale Macht Fundamente sozialer Beziehungen Vertrauen: die Grundlage sozialer Beziehungen Anerkennung: ein Beitrag zur Gleichberechtigung Reziprozität: ein Ausgleichsmechanismus in sozialen Beziehungen Selbstbestimmung: ein Grundbedürfnis im menschlichen Zusammenleben Resümee

  3. Familiäre Erfahrungen Schloss Banz am Obermain

  4. Familiäre Erfahrungen Wilhelm (geb.1865) Henriette (geb. 1863)

  5. Familiäre Erfahrungen Anna (geb. 1895) Emmi (geb. 1922)

  6. Familiäre Erfahrungen Paul (geb. 1911)

  7. Familiäre Erfahrungen Klaus (geb. 1922) Hedi (geb. 1922)

  8. Soziologie und Pflegeberufe Was ist Soziologie? Soziologie ist einem ihrer großen Gründer - Max Weber – zufolge „eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will“ (Weber 1947 S. 1). Im Kontext der Pflegeberufe ist zu fragen: Wozu dient die Soziologie ? In Analogie zu Max Weber kann man formulieren: In der Profession der Pflegeberufe ist es kontinuierlich erforderlich soziales Handel deutend zu verstehen und zu erklären, um sie dadurch in ihrem Ablauf zieladäquat beeinflussen zu können.

  9. Soziale Beziehungen und Macht Übersicht 1: Die Machtverteilung und ihre sozialen Konsequenzen Machtträger A Machtträger B Macht: die unentbehrliche, ambivalente Ressource „Macht bedeutet jede Chance innerhalb einer sozialen Beziehungen den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durch zu setzen." (Weber, 1947, S. 28).

  10. Soziale Beziehungen und Macht Übersicht 2: Die wahrgenommene Machtverteilung und ihre sozialen Folgen realistisches Machtpotential zugeschriebenes Machtpotential

  11. Soziale Beziehungen und Macht • Autorität: die sanfte Macht • Autorität ist gekennzeichnet: • einerseits durch den Autoritätsanspruch; • andererseits durch die Folgebereitschaft. • Die Bereitschaft zum Gehorchenwollen beruht vor allem auf dem Legitimitätsglauben, also der Annahme, dass der Machtanspruch gerechtfertigt ist. • Die Durchsetzungsfähigkeit von Macht und ihre Akzeptanz stehen in einem engen Zusammenhang mit ihrer Legimität.

  12. Gewalt: die brutale Macht • Gewalt ist "physische Zwangseinwirkung von Personen auf Personen, die bestimmte angebbare Folgen hat" (Imbusch, S. 92). • Die Anwendung von Gewalt hat die Verletzlichkeit eines Menschen und die Verletzungsmächtigkeit eines anderen zur Voraussetzung.

  13. Fundamente sozialer Beziehungen Vertrauen: die Grundlage sozialer Beziehungen "Vertrauen ist eine Annahme bzw. Wette über das künftige Verhalten anderer.“ (Roßteutscher 2009) "Wie sehr und wie häufig wir Vertrauen schenken und uns auch selbst als vertrauenswürdig erweisen , merken wir erst, wenn wir die Fähigkeit dazu verloren haben." (s.o)

  14. Anerkennung: ein Beitrag zur Gleichberechtigung Anerkennung wird definiert als Achtung der Bedürfnisse von Menschen, (insbesondere wenn sie) … einem nicht gleichgestellt sind (Becker 2009:78). Ansehen, Ehre, Respekt sind verwandte Begriffe.

  15. Reziprozität: ein Ausgleichsmechanismus in sozialen Beziehungen Reziprozität ist ein grundlegendes Steuerungskonzept für soziale Beziehungen. Man gibt etwas und erwirbt dabei das Recht etwas wieder zu bekommen. „Durch die ritualisierte Abfolge von Geben, Nehmen und Erwidern können persönliche und enge Beziehungen erzeugt und intensiviert werden.“ (Hallein-Benze 2009:41)

  16. Selbstbestimmung: ein Grundbedürfnis im menschlichen Zusammenleben "Tun oder unterlassen zu können, was man will, soweit man nicht andere schädigt - das ist in freien Gesellschaften jedermann selbstverständliches Recht“ (Wagner 2001) Selbstbestimmung ist kein Privileg, dass wenige Menschen beanspruchen können, sondern ein Grundbedürfnis aller Menschen.

  17. Resümee • Thesen und Empfehlungen: • Zwischen den älteren Menschen und dem Pflegepersonal besteht oft eine Machtimbalance und noch wichtiger ist zu erkennen, dass die Machtressourcen von älteren Menschen und Pflegern ganz verschieden sind. Der sanften Machtausübung durch Autorität, zum Wohl der älteren Menschen, sollte der Vorzug gegeben werden. • Das Pflegepersonal ist gehalten Autorität, vor allem fachliche Autorität aufzubauen und damit Einfluss auf die älteren Menschen auszuüben. Dies ist vor allem wichtig, wenn ältere Menschen nicht mehr in der Lage sind ihre Interessen zu artikulieren und durchzusetzen. • Gewaltanwendung ist eine Reaktion, die meist auf Stresssituationen und Überforderung zurückgeht, sowohl beim Pflegepersonal als auch bei älteren Menschen. Gewalttätiges Verhalten muss normativ und institutionell streng kontrolliert werden. • Die Etablierung eines wechselseitigen Vertrauensverhältnisse ist als Basis der sozialen Beziehungen unabdingbar. Die Zerstörung von Vertrauen ist beidseitig zu vermeiden. • Anerkennung und Respekt sind im Umgang von Pflegepersonal und älteren Menschen wichtige Grundlagen, auch wenn die hierzu notwendigen Kompetenzen beeinträchtigt sind. • Es sollte auf Reziprozität in Beziehungen, zum Beispiel der wechselseitigen Bestätigung, geachtet werden. Reziprozität kann in vielfältigen physischen und psychischen Formen der Erwiderung und des Austausches erfolgen. • So weit wie möglich sollte der Selbstbestimmung Raum gegeben werden, sowohl der Selbstbestimmung der älteren Menschen wie des Pflegepersonals. Kompromisse sollten nicht einseitig, sondern in einer Machtbalance gefunden werden.

  18. Literatur Becker, Maya/Krätschmer-Hahn (Hg.) (2009): Fundamente sozialen Zusammenhalts. Frankfurt am Main, Campus Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (1992, 2. Aufl.): Nomenklatur der Altenhilfe. Eigenverlag Geiger, Helmut (Hrsg.) (2003): Die Würde des alten Menschen ist unantastbar. Rechtliche, medizinische , wirtschaftliche und soziale Problem der lettzen Lebensphase. edition akademie Nr. 3 Görgen, Thomas (2000) Gewalt gegen älter Menschen im stationären Bereich. http://www.bibb.de/redaktion/altenpflege_saarland/literatur/gewalt_03.htm Heinzelmann, Martin (2004): Das Altenheim - noch immer eine "Totale Institution". Eine Untersuchung des Binnenlebens zweier Altenheime. Göttingen, Dissertation Imbusch, Peter (2006): Macht - Herrschaft - Autorität: In: Schäfers, Bernahrd/Kopp, Johannes (Hrsg.) 2006: Grundbegriffe der Soziologie. Wiesbaden, VS-Verlag S. 164 - 171 Imbusch, Peter (2006): Gewalt. In: Schäfers, Bernhard/Kopp, Johannes (Hrsg.) (2006): Grundbegriffe der Soziologie. Wiesbaden, VS-Verlag, S. 92 -94 Riedel, Annette/Stolz, Konrad (2009): Altenwohlgefährdung. Über die Schutzbedürftigkeit von älteren Menschen. Dr. Med. Mabuse November/Dezember 2009 Schroeter, Klaus R./Rosenthal Thomas (Hrsg.)(2005): Soziologie der Pflege. Grundlagen, Wissensbestände und Perspektiven. Weinheim und München, Juventa Weber, Max (1947): Grundriss der Sozialökonomik. Wirtschaft und Gesellschaft. Halbband. Tübingen, Mohr/Siebeck

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