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Aufklärung 1720 - 1790

Aufklärung 1720 - 1790. Aufklären , verb. reg. act . wieder klar, heiter machen. 1) Eigentlich. Das Wetter, der Himmel klärt sich auf . Bey aufgeklärten Himmel . 2) Figürlich. (a) Sein Gesicht klärt sich allgemach auf , wird heiter .

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Aufklärung 1720 - 1790

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Presentation Transcript


  1. Aufklärung1720 - 1790

  2. Aufklären, verb. reg. act. wieder klar, heiter machen. 1) Eigentlich. Das Wetter, der Himmel klärt sich auf. BeyaufgeklärtenHimmel. 2) Figürlich. (a) Sein Gesicht klärt sich allgemach auf, wirdheiter. (b) Deutlichmachen, erklären. Ich hoffe, daß sich indessen das Räthsel aufklären soll. Klären sie mir doch diese Stelle ein wenig auf. (c) Viele deutliche Begriffe beybringen. Ein aufgeklärtes und unbefangenes Gewissen. Ein aufgeklärter Verstand, der viele deutliche Begriffe hat. Aufgeklärte Zeiten, da man von vielen Dingen klare und deutliche Begriffe hat. Grammatisch=kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen, von Johann Christoph Adelung. Zweyte vermehrte und verbesserteAuflage. Leipzig 1801.

  3. Die Aufklärung ist eine seit dem 17. Jahrhundert vorherrschende, gesamteuropäische Bewegung der Rationalität und Humanität. Der Begriff Aufklärung steht als Epochenbezeichnung der deutschen Literaturgeschichte, die Empfindsamkeit und Sturm und Drang mit einschließt.

  4. Verschiedene Phasen innerhalb der Aufklärung • 1720-1755Frühaufklärung: Rationalismus (Verstandesaufklärung), Gottsched • 1750-1770empfindsame Hochaufklärung: Einheit von Herz und Geist Vernunftsaufklärung), Bodmer und Breitinger, Klopstock, Lessing • 1770-1790Spätaufklärung

  5. Aufklärung (1720-1800) Aufklärung (1720-1800) Empfindsamkeit (1720-1789) Sturm und Drang (1765-1786) Weimarer Klassik (1786-1805) Romantik (1795-1840/48) Biedermeier Junges Deutschland Vormärz (1830-1848) Realismus (1848-1890)

  6. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war das Deutsche Reich in viele Territorien zersplittert worden. Es existierten über 300 souveräne Einzelstaaten. Das "Heilige Römische Reich deutscher Nation" hatte nur symbolischen Charakter, da die wesentlichen Entscheidungen in Politik, Wirtschaft, Gesetzgebung, etc. von den Einzelstaaten selbst getroffen wurden. Das luxuriöse Hofleben vieler Kleinstaatenfürsten wurde meist zu Lasten der Bevölkerung gezahlt. Wichtig waren auch einige Kriege, wie die Schlesischen Kriege (1740-1742 und 1744-1745), der Siebenjährige Krieg (1756-1763), nachdem Preußen zur Großmacht aufsteigt, und der amerikanische Unabhängigkeitskrieg gegen England (1775-1783). Historischer Hintergrund

  7. Historischer Hintergrund • Deutschland leidet noch am 30-jährigen Krieg; dennoch: scheinbar dauerhafte europäische Ordnung = Absolutismus • während der Aufklärung: erster(1740-1742) und zweiter(1744-1745) schlesischer Krieg • Siebenjähriger Krieg (1756-1763) Preußen wird Großmacht • Ausbildung der Aufklärung ging von Handelsstädten wie Hamburg oder Leipzig aus • Teilung Polens

  8. Politische Situation • Bürgertum: Adel: • keine politische Macht und - wenig politische Macht • Privilegien ( Fürsten haben politische • Träger des Merkantilismus Macht) • hohe Steuerlast - Steuerfreiheit und • Abgaben an den Grundherren Grundherrschaft • Armut

  9. Forderungen des Bürgertums • wirtschaftliche Forderungen: • Sicherung des Privateigentums • Trennung von Staat und (Wirtschafts-) Gesellschaft • „Selbstinteresse“ der Bürger als Triebkraft • freies Spiel der wirtschaftlichen Kräfte • soziale Forderungen: • Abschaffung feudaler Privilegien • gesellschaftliche Hierarchie nicht durch Stände und Privilegien, sondern durch materiellen Besitz, Bildung und Leistung • Schutz vor fürstlicher Willkür • politische Forderungen: • Freiheit und Gleichheit der Bürger • Rechtsstaat, Grundrechte • geschriebene Verfassungen • Gewaltenteilung • politische Mitsprache im Staat

  10. Ziele der Aufklärung • Schaffung von kritischen Menschen - Leben nach „vernünftigen“ Grundsätzen (Rationalismus) - dem Überlieferten mit Skepsis begegnen - Orientierung an Nützlichkeit und Fortschritt - Toleranz gegenüber Andersdenkenden - Handeln aus Einsicht und nicht aus Furcht vor Strafen • Erfahrung • wissenschaftliche Erkenntnis • Zentralisierung der Staaten • nicht die Abschaffung des Absolutismus (aufgeklärter Absolutismus) • Lebenssinn im Diesseits, statt Hoffen auf ein Jenseits • weltlich- , philosophisches Weltbild, statt theologisch-, religiösem

  11. Bürgerliches Wertesystem • Wertesystem = bürgerliches Selbstverständnis • geltende Werte: - Belesenheit (Rolle der Literatur) - Bescheidenheit - Tüchtigkeit - Freundschaft - Gelassenheit und Zufriedenheit - ökonomische Tugenden (virtutes oeconomicae), Bsp: Fleiß, Gehorsam - kritisches Denken auf Grundlage der Vernunft - rationales Denken und Autonomie des Individuums - Sittlichkeit  erreichte Öffentlichkeit und Verbindlichkeit  allgemeine Norm • Geltungsbereich: Familie, Schule, Erziehung (ökonomische Tugenden galten auch im staatlichen und gesellschaftlichen Bereich) • alle Menschen von Natur aus gleich • Wertesystem wird deutlich im bürgerlichen Trauerspiel (Bsp: „Das Leben der Gräfin von G.“

  12. Bürgerlicher Tätigkeitsbereich • vorindustriellesBürgertum: aufsteigend durch Handel und Gewerbe • gekennzeichnet durch Besitz (Kapital und Produktionsmittel), Bildung, Rechte, Freiheit, Ämter • Kaufleute, Unternehmer, Handwerker, Beamte, Professoren, Studenten • haben zunehmend in der Literatur Einfluss genommen (viel bekannte Philosophen und Dichter stammen aus dem Bürgertum) • Beamte, Kaufleute, Advokaten, Lehrer, Händler, Handwerker, Bauern

  13. Neues Weltbild • Veränderung in Politik, Gesellschaft • menschl. Verstand Maßstab aller Dinge • Bürger gegen Adel • Aufstieg d. Bürgertums / Weiterbildung • Kritik an Kirche • Freiheit • Humanität • Vernunft (Rationalismus) • Toleranz • Gleichheit • Optimismus • selbstständiges Denken •  Autonomie

  14. Im 18. Jahrhundert spricht man vom Anbruch der Modernen Zeit. In den Städten bildete sich ein neues Bürgertum heraus, welches Handel betrieb und Besitz und Kapital anhäufte. Der Feudalismus wurde dadurch allmählich verdrängt. Spannungen zwischen dem Bürgertum und dem Adel wuchsen. Das Bürgertum akzeptierte nicht mehr die gottgegebene Vorherrschaft der Adligen, sondern stellte einen eigenen Selbstbestimmungsanspruch. Die Bürgerlichen beriefen sich auf die Vertreter der Aufklärung, die für eine Herrschaft der Vernunft eintraten. WeltbildderAufklärung (zusammenfassung)

  15. Aufklärung / enlightenment / lumières / illuminismo / lumi Perfektibilität ›natürliches Licht‹ (Vernunft)

  16. Barock Pessimismus (Vanitas) Aufklärung Optimismus (Perfektibilität)

  17. Nicolas Boileau-Despréaux 1636-1711 Rien n‘est beau que le vrai. Nichts als das Wahre ist schön. Anthony Ashley Cooper 3rd Earl of Shaftesbury 1671-1713 For all beauty is truth.

  18. · Johann ChristophGottsched (1700-1766) · Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) · Christian FürchtegottGellert (1715-1769) · Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) · Christoph Martin Wieland (1733-1813) · Immanuel Kant (1724-1804) · Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) · Johann Elias Schlegel (1719-1749) · Anna LuiseKarsch (1722-1791) · Barthold Heinrich Brockes (1680-1747) · Friedrich von Hagedorn (1708-1754) · Johann JakobBodmer (1698-1783) · Albrecht von Haller (1708-1777) · Christian Ewald von Kleist (1715-1759) · Christian Felix Weiße (1726-1804) · Sophie von La Roche (1730-1807) · LuiseAdelgundeKulmus (1713-1762) · Gottlieb KonradPfeffel (1736-1809) Vertreterderliterarischenaufklärung

  19. Irdisches Vergnügen in Gott, bestehend in physikalisch- und moralischen Gedichten (1721) – Brockes Versuch einiger Gedichte oder erlesene Proben poetischer Nebenstunden (1729) – Hagedorn Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) – Gottsched Sterbender Cato (1732) – Gottsched Versuch Schweizerischer Gedichten (1732) – Haller Pietisterey im Fischbein-Rocke (1736) – Luise Adelgunde Kulmus Versuch in poetischen Fabeln und Erzählungen (1738) – Hagedorn Kritische Abhandlung von demWunderbaren in der Poesie (1740) – Bodmer Deutsche Schaubühne nach den Regekn der alten Griechen und Römer eingerichtet (1740/45) – Gottsched Sammlung neuer Oden und Lieder (1742-52) – Hagedorn Hermann (1743) - J. E. Schlegel Versuch in scherzhaften Liedern (1744-58) – Gleim Fabeln und Erzählungen (1746-48) – Gellert Leben der schwedischen Gräfin G (1747-1748) - Gellert Grundlegung einer deutschen Sprachkunst (1748) – Gottsched Der junge Gelehrte (1748) - Lessing Der Triumph der guten Frauen (1748) - J. E. Schlegel Die stumme Schönheit (1748) - J. E. Schlegel Der Frühling (1749) - Chr. v. Kleist Die Juden (1749) – Lessing Die verwandelten Weiber oder Der Teufel ist los (1752) - Chr. Weiße Miß Sara Sampson (1755) – Lessing Auserlesene Gedichte (1764) – Karsch Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie (1766) – Lessing Die Geschichte des Agathon (1766/67) – Wieland Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück (1767) – Lessing Hamburgische Dramaturgie (1767-1768) – Lessing Geschichte des Fräuleins von Sternheim (1771) - Sophie von La Roche Emilia Galotti (1772) – Lessing Nathan der Weise (1779) – Lessing Oberon (1780) – Wieland Gedichte (1792) - Karsch Werke

  20. Die Philosophen der Aufklärung waren es, welche den Beginn der Moderne eigentlich einläuteten. Sie wirkten auf die Dichter vieler europäischer Länder und prägten diese. Der wichtigste Philosoph in Deutschland wurde Immanuel Kant mit seinem kritischen Idealismus. Mit seinem Werk "Was ist Aufklärung?" beschreibt er die Ideen und Ideale dieser Zeit. „ Sapereaude!" Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der WahlspruchderAufklärung. Philosophischer Hintergrund

  21. Christian Wolff Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen Halle 1719

  22. Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Immanuel Kant (1784)

  23. Johann Friedrich ZöllnerBerlinischeMonatsschrift 5. Dezember 1783 5. Dezember 1783

  24. Dass die Menschen, wie die Sachen jetzt stehen, im Ganzen genommen, schon im Stande wären, oder darin auch nur gesetzt werden könnten, in Religionsdingen sich ihres eigenen Verstandes ohne Leitung eines Andern sicher und gut zu bedienen, daran fehlt noch sehr viel. Allein, dass jetzt ihnen doch das Feld geöffnet wird, sich dahin frei zu bearbeiten, und die Hindernisse der allgemeinen Aufklärung, oder des Ausganges ausihrerselbstverschuldetenUnmündigkeit, allmählich weniger werden, davon haben wir doch deutliche Anzeigen. In diesem Betracht ist dieses Zeitalter das Zeitalter der Aufklärung, oder das Jahrhundert Friederichs. Friedrich II. von Preußen 1712-1786

  25. Die irdische Welt ist für den Menschen kein Ort des Leidens und der Buße. Vielmehr hat die irdische Welt einen Eigenwert, denn der tugendhafte Mensch kann in ihr dauerhaft glücklich sein. Gott will vernünftige Menschen glücklich machen. Der vernünftige Mensch, der mittels seines Verstandes die moralischen Normen der Welt erkennt, ist von Gott zum Glück bestimmt. Tugend und Laster werden weitgehend innerirdisch belohnt und bestraft. Der Tugendhafte wird garantiert glücklich, der Lasterhafte garantiertunglücklich. Der Mensch neigt prinzipiell zum Guten, wenn er es erkennt. Wenn sich der Mensch lasterhaft verhält, dann fehlt ihm nur die Erkenntnis des moralisch Richtigen und Guten. Dem lasterhaften Menschen kann deshalb mittels Erziehung geholfen werden, Erkenntnis in das moralisch Richtige zu bekommen. FrühaufklärerischesWeltbild

  26. Die Dichtung des 18. Jahrhunderts wandelte sich stark: im Mittelpunkt stand nicht mehr das Lob der Fürsten und die Unterhaltung der höfischen Gesellschaft, sondern das bürgerliche Leben und die Aufklärung des Bürgertums. Die Leserschaft aufklärerischer Dichtung war zunächst gering, da die größten Bevölkerungsteile weder lesen noch schreiben konnten. Doch auch die Bürgerlichen, die lesen konnten, befassten sich meist mit religiöser Dichtung. Es musste darum erst eine literarisch interessierte Gesellschaft und eine breite Leserschaft geschaffen werden. Moralische Wochenschriften, die eine Aufklärung des Bürgertums zum Ziel hatten, und Lesegesellschaften förderten eine literarisch interessierte Öffentlichkeit. Die Abkehr von der höfischen Dichtung bewirkte auch eine Ablösung der Hofdichter. An ihre Stelle trat nun der freie Schriftsteller. Doch dieser hatte es im 18. Jahrhundert nicht leicht, war er zwar finanziell von fürstlichen und kirchlichen Gönnern unabhängig, doch konnte er kaum von den geringen Auflagen seiner Werke leben. Durchschnittliche Auflagen eines Werkes oder einer Zeitschrift von einem bekannten Dichter lag etwa bei 2000 Exemplaren. Die meisten Schriftsteller verbesserten ihre finanzielle Lage durch Nebeneinkünfte, z.B. als Beamter. Eine wichtige Rolle bei der literarischen Veröffentlichung spielte die Zensur. Das beste Beispiel hierfür ist der Streit zwischen dem orthodoxen Pastor Goeze und Gotthold Ephraim Lessing. Dieser endete damit, dass der Herzog von Braunschweig über Lessing eine Zensur verhängte, seine religionskritischen Arbeiten nicht zu veröffentlichen. Den Aufklärern gelang es jedoch nicht, die Zensur abzuschaffen. Im Gegenteil, nach der Französischen Revolution 1789 wurde sie noch verschärft. Es gab allerdings noch einen Faktor, der den Buchmarkt des 18. Jahrhunderts prägte: die Gründung von Verlagen und Buchhandlungen. Die Leser konnten zwar nun Bücher besser beziehen, doch gerieten viele Schriftsteller in Abhängigkeit ihrer Verleger. Auch der Konkurrenzdruck der Autoren untereinander erschwerte die Situation. Es konnten nur die Schriftsteller sich auf dem Markt behaupten, deren Werke sich der Leserschaft angepasst hatten. Die Ablösung der höfischen Dichter hatte auch eine Ablöse der höfischen Dichtung zur Folge. An ihre Stelle trat nun eine Literatur, welche die Ideen der Aufklärung vertrat: Vernunft, Humanität und Nützlichkeit. Die aufklärerischen Ideale wurden auf sämtlicheliterarischeGattungenübertragen. Wandel der dichtung

  27. spielte eine besondere Rolle. Hier hoffte man die Zuschauer und Leser besser erziehen und verändern zu können, als in anderen literarischen Gattungen. Im 18. Jahrhundert versuchten viele Bürgerliche sich als Schauspieler zu bewerben, um Rollen zu spielen, die ihnen im wirklichen Leben versagtblieben. Weder das Wandertheater noch das Hoftheater konnte für die aufklärerischen Ideen genutzt werden. J.Ch. Gottsched versuchte allerdings das Wandertheater für ein bürgerliches Publikum interessant zu machen, indem er ihr Niveau hob. Er arbeitete mit einigen Schauspielertruppen zusammen, darunter Caroline Friederike Neuber (1697-1760), eine Schauspielerin und Leiterin einer eigenen Theatergruppe. Gottsched hatte das klassizistische französische Theater zum Vorbild. In seinen eigenen Dramen versuchte er es mit Einhalt von Zeit, Ort und Handlung, Ständeklausel, usw. zu realisieren. Das drama in der aufklärung

  28. Johann ChristophGottsched (1700–1766) 1730 Versuch einer Critischen Dichtkunst

  29. Kurzbiographie zu Johann Christoph Gottsched • * 2.2.1700 in Judittenkirch (Ostpreußen) • t 12.12.1766 in Leipzig • Studierte Theologie, später Philosophie • Nach Zwangsrekrutierung, floh er 1724 nach Leipzig • 1730 außerordentlicher Professor für Poetik • 1734 ordentlicher Professor • 1730 „Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen“ • Nach 1740 Literaturstreit mit den Schweizern Bodmer und Breitinger

  30. Dramentheorie 1. Lehre der 3 Einheiten    2.  Dramatische Handlung 3. Ständeklausel 4. Botenbericht 5. Postulat der Wahrscheinlichkeit

  31. Aristoteles Wolff Locke Racine Molière Corneille Vorbilder seiner Dramentheorie

  32. In seiner Literaturtheorie Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) verurteilte er die Barockdichtung aus der Sicht der Aufklärer. Er widersetzte sich der Normen- und Regelpoetiken des Barock und trat für eine Verbreitung der aufklärerischen Ideen in der Deutschen Dichtung ein. Kern der Poetik Gottscheds war ein aristotelischer Grundsatz, die Nachahmung der Natur, und eine Forderung von Horaz, dass die Verbindung von Vergnügen und Nutzen die Aufgabe der Dichtung sei. Gottsched setzte die Gesetze der Natur mit den Regeln der Vernunft gleich. Unter "Nachahmung" verstand er jedoch nicht die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe, sondern lediglich eine Ähnlichkeit des Erdichteten. Gottsched forderte zudem die Einhaltung von Zeit, Ort und Handlung im Drama, wie auch schon Aristoteles. Doch dagegen setzte sich Lessing später ein. Nach Gottsched sollte auch der literarische Schaffensprozess nach den Regeln der Vernunft geschehen. Der Dichter sollte sich einen moralischen Lehrsatz zu Grunde legen und darauf eine Handlung aufbauen. Gottsched vertrat weiterhin die Ständeklausel: Adlige und Fürsten sollten nur in Tragödien und Heldendichtungen, Bürger und Leute von geringem sozialen Status hatten nur in Komödien und Romanen aufzutreten. Der Dichter sollte bei Gottsched ein Erzieher der Leserschaft im Sinne der Aufklärung sein. Gottsched

  33. Aufgaben des Theaters • Verbesserung der deutschen Schaubühne • Unterhaltung des Publikums • Belehrung des Publikums

  34. Literatur für „Gebildete“ (Adel) Hauptdarsteller: Adel Dramatische Darstellung Soll Mitleid erwecken Form: gewählte Sprache, Verse  Literatur für „Pöbel“ (Volk) Hauptdarsteller: Volk Lächerliche Darstellung Soll Gelächter erwecken Form: Prosa Unterschiede zwischen Tragödie und Komödie

  35. Johann JakobBreitinger (1701-1776) und Johann JakobBodmer (1698-1783)) • Wollen zunächst wie Gottsched eine Reform der dt. Literatur • Differenzieren sich mit der Zeit von Gottsched • Auseinandersetzung um John Miltons „Verlorenes Paradies“  Aufspaltung Gottsched - Bodmer+Breitinger • Literaturtheorie die sich gegen Gottsched abgrenzt •  Streitschrift Gottscheds („Dichterkrieg“)

  36. Johann JakobBreitinger (1701-1776) und Johann JakobBodmer (1698-1783))

  37. Regelpoetik In der Critischen Dichtkunst (zuerst 1730, 4. Auflage 1754), seinem literaturtheoretischen Hauptwerk, argumentierte Gottsched für seine rationalistische Dichtungsauffassung, gemäß der Poesie Regeln zu folgen habe, welche sich mit den Mitteln der Vernunft begründen lassen. Der Phantasie räumte Gottsched keine Freiheiten gegenüber dem Vernünftigen ein und auch das Wunderbare wurde durch die leibnizsche und wolffianische Theorie der möglichen Welten reglementiert. Aus diesen Vorgaben ergab sich Gottscheds ablehnende Haltung zur Darstellung übernatürlicher Erscheinungen, deren literarisches Paradigma in der zeitgenössischen Diskussion John Miltons religiöses Epos Paradise Lost war. Gottsched, der auch in seinen philosophischen Schriften dem Deismus nahestand, lehnte religiöse Themen als Gegenstand der Literatur ab.

  38. Literatur (Kunst) erschafft eine Welt, die versucht, die reale Welt zu zeichnen und analysierbar zu machen, zu repräsentieren. oder die versucht, eine Welt darzustellen, wie sie sein sollte oder sein könnte. realistisch idealistisch

  39. Sowohl für die Welt als auch für das Theater gilt: • sinnvolleRegeln • wahrscheinlich (nicht dem Verstand widersprechen) • Möglichkeit der Einsicht in das moralisch Richtige • Erziehung des Menschen • Welt und Theater verhalten sich isomorph • Abbildungsrelation von Welt und Literatur mittelsVerstand und Sprache Gottescheds Poetik in Relation zum aufklärerischen Denken

  40. Sterbender Cato - Johann-ChristophGottsched (Leipzig 1732) Die erste Umsetzung seiner Dramentheorie war das Trauerspiel Sterbender Cato (1732). Gottsched versuchte ein Dramenmodell aus englischen und französischen Dramen zu schaffen, welches zum Vorbild für andere Dramaturgen dienen sollte. Doch seine Orientierung am französischen Klassizismus brachte ihm bald viel Kritik ein, v.a. Lessing war es, der Gottscheds Dramen stark verurteilte, denn die Dichter wurden mit zu vielen Regeln eingeengt. Heroischer Alexandriner 6-hebiger Jambus mit Mittelzäsur, paarweise gereimt CATO. […] Rom hatte triumphiert: doch das war deine Pflicht. Ein Bürger dient dem Staat, der Staat dem Bürger nicht. (3.3, 877f.) v – v – v – / v – v – v – (a) v – v – v – / v – v – v – (a)

  41. 60 v. Chr. Triumvirat: Cäsar, Crassus, Pompejus • 58–51 v. Chr. Gallischer Krieg • 1.1.49 v. Chr. Senat verlangt v. Cäsar Entlassung des Heeres • 7.1.49 v. Chr. Cäsar überschreitete den Rubikon: Bürgerkrieg • 9.8.49 v. Chr. Sieg Cäsars bei Pharsalus über Pompejus • 1.8.47 v. Chr. SiegCäsarsüberPharnakesbeiZela („venividivici“) • 6.4.46 v. Chr. Sieg Cäsars über die Republikaner bei Thapsus (Africa) • Selbstmord des Marcus Porcius Cato in Utica (Africa) • 15.3.44 v. Chr. ErmordungCäsars u. a. durch Marcus Junius Brutus • (Ehemann von Catos Tochter Porcia)

  42. • Verbindung historisch-politischer mit privat-familiärer Handlung • individuellesFehlverhaltenCatos: – Tugendrigorismus – Zweifel am Theodicée-Gedanken • Systemwandel von der alten republikanischer Ordnung hin zur neuen monarchischen Ordnung - selbstverantwortliches Handeln vs. fremdbestimmendes Schicksal AuswertungderHandlung

  43. CATO. So unterwerft den Staat nur billigen Gesetzen, Und laßt durch keine Macht des Landes Wohl verletzen. (4.5, 1387f.) Kern aufklärerischerStaatsphilosophie:

  44. • Allgemeinwohl für alle Bürger gerecht durchsetzen • keineVerstellung • Verrat ist kein politisches Mittel • keineBlutgier/Grausamkeit • empfindsamer/sogar für den Feind fürsorglicher Herrscher • Affektkontrolle, keine Ausbrüche von Leidenschaft, Herrscherrolle steht über der privaten Person • Krieg ist nur das letzte politische Mittel politisches Verhandeln höherwertiger als kriegerisches Handeln Cäsars neue monarchische Ordnung: aufgeklärter Absolutismus

  45. 1. Auf der ideologisch-religiösen Ebene eliminiert sich die in ihrer Tugendstrenge rigorose, mitleidlose, versuchende und strafende Gottesvorstellung selbst. 2. Auf der Ebene der politisch-gesellschaftlichen Systeme wird unabwendbar der Wandel zur Monarchie vorgeführt, der metaphorisch für das Recht des Sohnes in der Kindergeneration auf eine tugendhafte eigenständige soziale Rollen- und Sinnfindungsteht. 3. Auf der familiären Ebene pocht die Frau aus der Kindergeneration auf das Recht zu einer Versöhnung von Gefühl und Verstand, welche es ermöglicht die Gehorsamspflicht gegenüber den Eltern mit einer autonomen erotischen Rollen und Sinnfindung der Kindergeneration in einem privaten Bereich zu verbinden. Unterschwellig führt uns GottschedsSterbender Cato auf jeder Ebene den Tod der traditionellenväterlichenAutoritätvor.

  46. 1. Friedrich Gottlieb Klopstock • (Fortsetzung) • Geb. 1724 in Quedlinburg, Harz, • 16 jüngere Geschwister • 1745 Studium der Theologie und Philosophie • in Jena, ab 1746 in Leipzig • 1748 in den Bremer Beiträgen (Neue Bey- • träge zum Vergnügen des Verstandes • und des Witzes, hg. von Leipziger Studenten) • die ersten 3 Gesänge des Messias, sensationeller Ruhm • ab 1748 „Hofmeister“ in Langensalza. Liebe zur Kusine Maria • Sofia Schmidt – „Fanny“ • 1850 auf Einladung Johann Jakob Bodmers in Zürich • 1751 Ruf durch Friedrich V. nach Dänemark: ‚freier Schrift- • steller‘ dank königlicher Pension, zur Vollendung des Messias: • Kopenhagener Kreis, „die nördliche Verpflanzung der witzigen • Köpfe Deutschlands“ (Lessing)

  47. 1754 ebd. Heirat mit Meta Moller • bis 1770 überwiegend in Dänemark • 1770 nach Altona • 1773 der 16. bis 20. Gesang des Messias: • 20.000 Verse, vom 19. bis 50. Lebensjahr • 1774 Ruf als Hofrat nach Karlsruhe • Besuche bei seiner Göttinger Gemeinde • (dem „Hainbund“) und in • Frankfurt beim jungen Goethe • noch 1774 zurück nach Altona, wo er bis zum Tode • inmitten seiner Dichterfreunde (Voß, Claudius, • Gerstenberg u.a.) bleibt

  48. 1788/89 Unterstützung der • Französischen Revolution (Ode Sie, • und nicht wir) • 1792 Ehrenbürger der Französi- • schen Republik • noch im selben Jahr entsetzte • Abwendung von der Terror- • herrschaft (Ode Der Angriffskrieg) • 1791 zweite Ehe, Ausflüge nur zum • „Weihrauch-Einsammeln“ • 1803 80jährig gestorben in Altona, • Begräbnis wie ein Staatsakt • Grabstätte an der Ottenser Kirche in • Altona als Wallfahrtsort

  49. Kultdichter und Dichterkult

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