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Antike Utopien und Staatsentwürfe

Antike Utopien und Staatsentwürfe. Semesterplan 1. Einführung 2. Homer, Hesiod und die soziologischen Hin­ter­gründe der archaischen Welt 3. Hippodamos, Phaleas und die griechische Poliswirklichkeit 4. Spartanischer Kosmos und Große Rhetra 5. Die Fundamentaldemokratie Athens

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Antike Utopien und Staatsentwürfe

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  1. Antike Utopien und Staatsentwürfe • Semesterplan • 1. Einführung • 2. Homer, Hesiod und die soziologischen Hin­ter­gründe der archaischen Welt • 3. Hippodamos, Phaleas und die griechische Poliswirklichkeit • 4. Spartanischer Kosmos und Große Rhetra • 5. Die Fundamentaldemokratie Athens • 6. Die politischen Ideen der Sophisten • 7. Politisches und Utopisches bei Herodot • 8. Die utopischen Elemente der Alten Komö­die • 9. Platons utopische Konzeption („Staat“; „Atlantis“-Mythos; „Gesetze“) • 10. Aristoteles´ politische Vorstellungen • 11. Die Staatskonzeptionen des Xenophon und des Isokrates klaus.geus@fu-berlin.de

  2. Antike Utopien und Staatsentwürfe • Semesterplan (II) • 12. Die gesellschaftlichen Vorstellungen der Kyniker • 13. Die politischen Anschauungen der Stoiker und Epikureer • 14. Staatliche und utopische Vorstellungen in hellenistischer Zeit (Euhemeros und Iambulos) • 15. Verfassung und Verfassungswirklichkeit der römischen Republik • (16. Ciceros Staatskonzeption) • 17. Die Grundlagen des römischen Principats • 18. Die so genannte „stoische“ Opposition • 19. Staat und Kirche unter Konstantin • (20. Der „Gottesstaat“ des Augustinus) • 21. Die Strukturen der spätantiken Gesellschaft und die Gründe für den Untergang des Römischen Reiches klaus.geus@fu-berlin.de

  3. Antike Utopien und Staatsentwürfe • Semesterplan (III) • 22. Zusammenfassung und Ausblick • (Die in Klammern stehenden Themen sind optional oder entfallen möglicherweise aus Zeitmangel. Beachten Sie hierzu die aktuellen Ankündigungen) klaus.geus@fu-berlin.de

  4. Einführung • Definitionen • Utopie • Eine Utopie ist eine literarische Denkform, in der Aufbau und Funktionieren idealer Gesellschaften und Staatsverfassungen eines räumlich und/oder zeitlich entrückten Ortes, oft in Form fiktiver Reiseberichte, konstruiert werden. • Staatsentwurf • Ein Staatsentwurf ist die systematische Beschreibung des Aufbaus und des Interagierens einer staatlichen Gesellschaft in deskriptiver Form. klaus.geus@fu-berlin.de

  5. Drei Unterschiede zwischen Utopien und Staatsentwürfen:Utopien sind meist in belletristischer („Roman“), Staatsentwürfe in wissenschaftlicher Form („Traktat“) verfasst • kontrafaktischer Ansatz der Utopien • Grad der Realisierbarkeit klaus.geus@fu-berlin.de

  6. Literaturhinweise Allgemein: • Peter Weber-Schäfer: Einführung in die antike politische Theorie. 2 Bde. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1976. • Alexander Demandt: Der Idealstaat: Die politischen Theorien der Antike. 3. durchges. Aufl. Köln: Böhlau, 2000. • Alexander Demandt: Antike Staatsformen: Eine vergleichende Verfassungsgeschichte der Alten Welt. Berlin: Akademie-Verlag, 1995. • Reinhold Bichler: Von der Insel der Seligen zu Platons Staat: Geschichte der antiken Utopie. Teil 1. Wien; Köln; Weimar: Böhlau, 1995. • Wilfried Nippel: Mischverfassungstheorie und Verfassungsrealität in Antike und früher Neuzeit. Stuttgart: Klett-Cotta, 1980. • John Ferguson: Utopias of the Classical World. London: Thames and Hudson, 1975. • Frank Kolb: Die Stadt im Altertum. Düsseldorf: Patmos, 2005. • (Auctores varii): Cambridge History of Greek and Roman Political Thought. Cambridge: Cambridge University Press, 2000. klaus.geus@fu-berlin.de

  7. Literaturhinweise (II) Griechenland: Max Pohlenz: Staatsgedanke und Staatslehre der Griechen. Leipzig: Quelle und Meyer, 1923. Fritz Gschnitzer (Hrsg.): Zur griechischen Staatskunde. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1969 (Wege der Forschung; 96). Victor Ehrenberg: Der Staat der Griechen. 2., erw. Aufl. Zürich; Stuttgart: Artemis, 1965 (reiche Literaturangaben). Hans-Joachim Gehrke: Der siegreiche König: Überlegungen zur Hellenistischen Monarchie. In: Archiv für Kulturgeschichte 64 (1982). S. 247–77 (zum soziologischen und „charismatischen“ Charakter der Monarchie). Ulrich Kahrstedt: Griechisches Staatsrecht. Bd. 1: Sparta und seine Symmachie. Göttingen 1922 (juris­tisch). Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Polis: Verfassung und Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit. 2. Aufl. Stuttgart: Franz Steiner, 1998. klaus.geus@fu-berlin.de

  8. Literaturhinweise (III) Rom: Géza Alföldy: Römische Sozialgeschichte. 3. Aufl. Wiesbaden: Franz Steiner, 1984. Jochen Bleicken: Die Verfassung der römischen Republik: Grundlagen und Entwicklung. 7. Aufl. Paderborn; München: Schöningh, 1995 (moderner Klassiker). Joachim Marquardt: Römische Staatsverwaltung, 3 Bde., 2. Aufl. Leipzig: Hirzel, 1881–5 (mehrere Nachdrucke; als Ganzes immer noch nicht ersetzt). Ernst Meyer: Römischer Staat und Staatsgedanke. 4. Aufl. Zürich: Artemis, 1975. Theodor Mommsen: Römisches Staatsrecht, I u. II. 3. Aufl. Leipzig: Hirzel 1887; III, 1888 (mehrere Nachdrucke; klassisches Standardwerk). klaus.geus@fu-berlin.de

  9. 1. Einführung Thomas Morus (More) Utopia < U-topos Libellus vere aureus nec minus salutaris quam festivus de optimo reipublicae statu deque nova insula Utopia („Wahrhaft goldenes und nicht weniger nutzbringendes als heiteres Büchlein über die beste Staatsverfassung und über die neue Insel Utopia“) udemia Eu-topos Utopia priscis dicta, ob infrequentiam,Nunc civitatis aemula Platonicae,Fortasse victrix, (nam quod illa literisDeliniavit, hoc ego una praestiti,Viris et opibus optimisque legibus)Eutopia merito sum vocanda nomine. „Von den Alten Utopia („Nirgendwoland“) genannt wegen meiner Isolation, bin ich jetzt eine Rivalin der Politeia Platons, vielleicht sogar ihre Bezwingerin. (Denn was sie nur in Worten skizzierte, das habe ich als einzige realisiert mit Männern, Mitteln und hervorragenden Gesetzen.) Verdientermaßen sollte ich mit dem Namen Eutopia („Glücksland“) bezeichnet werden.“ Scheria Phäaken Hesiod klaus.geus@fu-berlin.de

  10. 2. Homer, Hesiod und die soziologischen Hintergründe der archaischen Welt 0. Literaturhinweise Joachim Latacz: Homer: Der erste Dichter des Abendlandes. 4. Aufl. Düsseldorf; Zürich: Artemis und Winkler, 2003. Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Bd. 5: Der Ausgang der altorientalischen Geschichte und der Aufstieg des Abendlandes bis zu den Perserkriegen. 9. Aufl. hrsg. v. Hans Erich Stier. Berlin: Cotta, 1952–8 (auch Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft). Hermann Strasburger: Der soziologische Aspekt der homerischen Epen. In: Gymnasium 60 (1953). S. 97–114. klaus.geus@fu-berlin.de

  11. Homeros = Ehemann? Geißel? Vgl. auch: „ho me horon“ Rhapsode Chios Homeriden Ilias OdysseeBatrachomyomachie Margites F. A. Wolf, „Prolegomena ad Homerum“, 1795 Oral Poetry Ionisch, Äolisch Achill(eus) Agamemnon Briseis Patroklos Hektor Hephaistos Ithaka Penelope Telemach(os) Athene Askra Boiotien „Werke und Tage“ (erga kai hemerai) Pandora Theogonie Aioiden Eumaios Astoi (astos) Polis Geronten Mykene Phönizier (Phoiniker) Menelaos klaus.geus@fu-berlin.de

  12. Nestor Priamos Ida Paris Kalypso „Und hier war beim Mahl der Sitz der phäakischen Fürsten, Wenn sie schmausten und zechten; stets hatten sie alles zur Genüge. Goldene Knaben standen auf schön gefertigten Sockeln Ringsherum und hielten in Händen brennende Fackeln, Um beim Mahl die Nächte hindurch das Haus zu erleuchten. Fünfzig dienende Frauen sind im Palaste beschäftigt; Ein Teil mahlt auf Mühlen die goldgelben Körner des Feldes, Ein anderer Teil sitzt da, in einer Reihe wie die Blätter der schlanken Pappel, und webt am Stuhl und dreht den Faden der Spindel; Feuchtes Öl fließt nieder von eng gewirkten Leinen. Denn wie die Phäaken vor allen Männern erfahren sind, Schnelle Schiffe übers Meer zu steuern, so sind ihre Frauen In der Kunst des Webens geübt, weil ihnen Athene Talent verlieh für köstliche Werke und edle Gesinnung. Außerhalb des Hofes liegt nahe am Tor ein geräumiger Garten, Etwa vier Morgen groß, umhegt in der Länge und in der Breite. Große Bäume stehen darin in üppiger Blüte, Apfelbäume, Granatäpfel und Birnen mit herrlichen Früchten Und auch die süße Feige und frische, grüne Oliven. Unverdorben bleiben die Früchte und finden kein Ende. Weder im Sommer noch im Winter, das ganze Jahr über, und ein lauer Westwind lässt stets die einen erblühen, die anderen reifen. (Forts.) klaus.geus@fu-berlin.de

  13. Birne reift auf Birne, es folgt der Apfel dem Apfel, Auch die Traube der Traube, es folgt die Feige der Feige. ... Darin sind auch zwei Quellen, die eine berieselt den ganzen Garten, die andere indes fließt hinüber unter der Schwelle Des Hofes zum hohen Palast. Dort pflegen die Bürger zu schöpfen. Solche herrlichen Gaben verliehen die Götter dem König.“ Alkinoos Zusammenfassung: 1. Die Gesellschaft dieser Zeit zerfällt im Wesentlichen in zwei Schichten, eine Oberschicht, den Adel, hauptsächlich Großgrundbesitzern, und eine von ihm abhängigen Unterschicht, die für diesen Adel arbeitet. Zur letzteren gehören außer dem Sklaven auch der kleine Bauer, der Lohn­arbeiter und der Hand­werker. 2. Die soziale Stellung eines Sklaven in der archai­schen Zeit schwank­te zwischen ge­wal­tigen Ex­tre­men und hing in erster Li­nie von der Gesinnung und der wirt­schaft­li­chen Potenz seines Herrn ab. klaus.geus@fu-berlin.de

  14. Zusammenfassung (Forts.) 3. Die natürliche Beschäftigung für jeden freien Menschen – dies gilt auch für den Adeligen – war die Landwirtschaft. Der Bauer versuchte nach Möglichkeit, in seinem Gutsbetrieb alle Güter selbst herzustellen. 4. Eine Stadt und damit eine städtische Gesellschaft und städtische Institutionen gibt es nur in Ansätzen. Eine Polis in homerischer Zeit ist kaum mehr als der Siedlungsmittelpunkt einer Sippengemeinschaft. 5. In der archaischen Zeit beginnen sich einzelne Berufe zu entwickeln, die dazu beitragen, dass spä­ter eine Art von Mittelschicht entsteht. Dazu gehören vor allem die sich spezialisierenden Handwerker und die Kauffahrer, die eine gewisse soziale Mobilität in die Gesellschaft bringen. 6. Die Epen Homer geben vor, die heroischen Ver­hältnisse der mykenischen Zeit (sagen wir: des 13. vorchristlichen Jahrhunderts) zu beschreiben, bilden aber in Wesentlichen nur die bäuerlichen Verhältnisse ihrer eigenen Zeit, also der zweiten Hälfte des 8. Jh., ab. klaus.geus@fu-berlin.de

  15. Zusammenfassung (Forts.) 7. Bei genauerer Analyse der Gedichte zeigt es sich, dass die Ober­schicht keine Feudalaristokratie ist, wie wir sie bei­spiels­weise aus dem Mittelalter kennen, sondern eine mehr oder weniger idealisierte und ausdifferenzierte Schicht aus Gutsbesitzern. 8. Eine „ritterliche“ Gesinnung lässt sich nur in Ansätzen bei den Haupthelden – bei Achill, Hektor und Odysseus – feststellen. Sie erklärt sich als eine Übersteigerung der eigenen bäuerlichen Lebensumstände hin in eine heroische Sphäre. In der homerischen Beschreibung dieser heroischen Sphäre kommt jedoch keine echte Erinnerung an die Verhältnisse der mykenischen Zeit auf. Sie ist rein dichterische Fiktion und kann damit von den Althistorikern nicht für Schlüsse über die Gesellschaft der früheren Zeiten verwendet werden. 9. Die utopischen Vorstellungen, die wir in den Epen Homers vorfinden, entstammen aus der Vorstellungswelt des Adels und sind für den Adel geschrieben. Sie zielen nicht auf eine Umwertung von Idealen oder auf eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern nur auf die Idealisierung der eigenen – in der Regel bäuerlichen – Lebenswirklichkeit. Es sind im Grunde erzkonservative Vorstellungen. klaus.geus@fu-berlin.de

  16. 3. Hippodamos, Phaleas und die griechische Poliswirklichkeit 0. Literaturhinweise Hans-Joachim Gehrke: Bemerkungen zu Hippodamos von Milet. In: Demokratie und Architektur: Wolfgang Schuler u.a. (Hrsg.): Der hippodamische Städtebau und die Entstehung der Demokratie. München 1989. S. 58–63. Joachim Szidat: Hippodamos von Milet: Seine Rolle in Theorie und Praxis der griechischen Stadtplanung. In: Bonner Jahrbücher 180 (1980). S. 31–44. Schütrumpf, Eckart: Aristoteles: Politik, Buch II/III. Übersetzt und erläutert. Berlin: Akademie-Verlag, 1991. (S. 238 ff.: zu Phaleas; 259 ff.: zu Hippodamos.) klaus.geus@fu-berlin.de

  17. Volksversammlung (ekklesia; comitia, contio) Adels- oder Ältestenrat (gerusia; senatus) Beamte (Archonten; magistratus) Demokratie – Aristokratie – Monarchie Solon Aristoteles Hippodamisches System Ionien Milet Thurioi (Thurii) Pythagoras Chalkedon klaus.geus@fu-berlin.de

  18. „Hippodamos, der Sohn des Euryphon aus Milet (der die Aufteilung der Städte erfand und den Piräus einteilte und aus Ehrgeiz auch sonst im Leben sehr auffällig war, so dass einige fanden, er lebe zu extravagant mit der Masse der Haare und kostbarem Schmuck, außerdem mit einem einfachen, aber warmen Kleid, das er nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer trug – und der außerdem als kundig in der Naturphilosophie gelten wollte), war der erste, der, ohne Politiker zu sein, etwas über den besten Staat zu sagen versuchte. Er nahm einen Staat an, der 10.000 Männer umfasste, und teilte ihn in drei Teile: einen der Handwerker, einen der Bauern und einen dritten Teil, der kämpfte und Waffen besaß. Auch das Land teilte er in drei Teile, heiliges, öffentliches und privates. Heilig sei das Land, aus welchem die Kosten für den Kultus bestritten würden, öffentlich dasjenige, von welchem die Krieger leben sollen, privat das Land der Bauern. Ebenso meinte er, es gebe auch nur drei Arten von Gesetzen: denn Prozesse gebe es nur über drei Gegenstände: Beleidigung, Schädigung, Totschlag. Er setzte auch ein oberstes Gericht ein, vor das alle Prozesse gebracht werden sollten, die nicht richtig entschieden zu sein schienen. Dieses setzte er aus einzelnen ausgewählten Greisen zusammen ... (Forts.) klaus.geus@fu-berlin.de

  19. … Er entwarf auch ein Gesetz über jene, die etwas für den Staat Förderliches ausgedacht hätten, damit sie zu ihrer Ehre kämen; ebenso sollten die Kinder der im Krieg Gefallenen auf Staatskosten aufgezogen werden, was damals noch nirgendwo sonst festgesetzt worden war. Inzwischen gibt es dieses Gesetz in Athen wie auch in anderen Staaten. Die Beamten sollen alle vom Volk ge­wählt werden. Als Volk bezeichnete er die drei genannten Abteilungen; die Gewählten sollten sich um die öffentlichen Dinge kümmern, um die Fremden und die Waisen.Damit ist das Wichtigste und am meisten Erwähnenswerte aus der Ordnung des Hippodamos gesagt.“ (Arist. Pol. II 18) „Einige [Verfassungstheoretiker] meinen, es sei das Wichtigste, wenn die Vermögensverhältnisse gut geordnet sind. Denn nach ihrer Meinung drehen sich alle Revolutionen darum.Als erster hat Phaleas von Chalkedon solche Erwägungen angestellt. Er fordert, dass der Besitz der Bürger gleich sein solle. Dies hielt er nicht für schwer, wenn es gleich bei der Gründung von Staaten angeordnet würde; bei schon bestehenden Staaten sei es mühsamer; da würde der Ausgleich am raschesten geschehen, wenn die Reichen Mitgiften gäben, aber nicht nähmen, die Armen dagegen sie nähmen, aber nicht gäben ... (Forts.) klaus.geus@fu-berlin.de

  20. … Phaleas meint nämlich, dass in den Staaten in zwei Dingen Gleichheit bestehen solle, in Besitz und Erziehung ...Es zeigt sich ferner an seiner Gesetzgebung, dass er nur einen kleinen Staat einrichtet, wenn nämlich alle Handwerker Staatssklaven sein sollen und nicht im Staate mit umfasst werden. Denn wenn es schon Staatssklaven geben soll, so sollen es jene sein, die für die Öffentlichkeit arbeiten, so wie es in Epidamnos ist ...“ (Aristoteles, Politik, II 7) Dorisch Epidamnos/Dyrrhachion Zusammenfassung: 1. Die Polis, der Stadtstaat, ist die Form der politischen Organisation, die für von Griechen bewohnten Gegenden seit der archaischen Zeit typisch wurde. Zu den Merkmalen ge­hört, dass die Bürgerschaft der Politen nur aus dem männlichen, dem erwachsenen und dem über ein Mindestvermögen verfügende Bevölkerungsteil besteht. Die Mehrheit der Siedler innerhalb einer Polis gehörte also nicht zu den Bürgern. Frauen, Sklaven, ortsansässige Ausländer besaßen keine oder keine vollständigen Bürgerrechte. klaus.geus@fu-berlin.de

  21. 2. Nur der Bürger hatte an den politischen Rechten (und den Pflichten) Anteil und konnte damit über sein Leben frei verfügen. Der Polite konnte in drei Institutionen tätig werden: der Ekklesia (Volksver-sammlung), der Bule (Adels- bzw. Ältestenrat) und als Beamter (Archont). 3. Nach einem Bericht des Aristoteles im 2. Buch seiner Politik war Hippodamos aus Milet (um 480 v. Chr.) der erste Theoretiker, der sich mit der Frage des besten Gemeinwesens beschäftigt hat. 4. Die Dreizahl spielte im System des Hippodamos eine entscheidende Rolle: ein Drittel des Bodens sollte Privateigentum sein, ein weiteres Drittel Tempelland und das letzte Drittel Staatsland. Auch wird die freie Bürgerschaft in drei Stände – Soldaten, Bauern und Handwer­ker – eingeteilt. 5. Phaleas von Chalkedon (um 400 v. Chr.?) sah die Ursache für alle Bürgerkriege und sozialen Unruhen in der ungerechten Verteilung des Besitzes, die wiederum ungleiche Erziehungs- und Bildungschancen nach sich ziehe. 6. In bereits bestehenden Städten könne man nach seiner Meinung die Gleichheit dadurch her­bei­führen, dass man die Kinder von armen Leuten mit den Kindern von reichen Leuten verheiratet. Die reichen Kinder hätten die volle Mitgift in die Ehe mitzubringen und dürften selbst keine Mitgift annehmen. klaus.geus@fu-berlin.de

  22. 4. Spartanischer Kosmos und Große Rhetra 0. Literaturhinweise E. N. Tigerstedt: The Legend of Sparta in Classi­cal Antiquity. 2 Bde. Stockholm; Göteborg; Uppsala 1965. Klaus Bringmann: Die soziale und politische Verfassung Spartas – ein Sonderfall der griechischen Verfassungsgeschichte? In: Gymnasium 87 (1980). S. 465–84. Stephan Schmal: Sparta als politische Utopie. In: Bernd Funk (Hrsg.): Hellenismus: Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters; Akten des Internationalen Hellenismus-Kolloquiums 9.–14. März 1994 in Berlin: Tübingen 1996. S. 654–70. Elisabeth Herrmann-Otto: Verfassung und Gesellschaft Spartas in der Kritik des Aristoteles. In: Historia 47 (1998). S. 18–40. klaus.geus@fu-berlin.de

  23. Tyrtaios Alkman Herodot Xenophon Polybios Cicero (De re publica) Plutarch Pausanias Xenelasie Große Rhetra „Denn solches ließ der weithin treffende Gott mit dem silbernen Bogen,Der goldgelockte Apollon, aus dem reichen Vorraum verlauten: „Regieren sollen durch ihren Rat die gottgeliebten Könige, Denen Sparta am Herzen liegen, die liebliche Polis. Regieren sollen die Ältesten, die Geronten, dann auch die Männer des Volkes, Jeweils gehorchend geraden Gesetzen. Reden sollen sie Gutes und vollbringen alles Gerechte, Und nicht Krummes raten dieser Polis; Der Menge des Volkes sollen daraus Sieg und Stärke erwachen.“ Phoibos Apollon hat so der Polis darüber solchermaßen Auf­schluss gegeben.“ klaus.geus@fu-berlin.de

  24. Gerusia (Geronten) Phylen Obai/Oben Ephoren „Nachdem man ein Heiligtum des Zeus Syllanios und der Athena Syllania errichtet hat, Phylen und Oben eingeteilt hat und dreißig Männer ein­schließlich der Anführer als Rat der Alten ein­gesetzt hat, soll man von Zeit zu Zeit Versammlungen zwischen Babyka und Knakion abhalten und so Anträge stellen und (die Versammlung) wieder auflösen.“ „Wenn aber das Volk krumme Willensäußerungen tut, sollen die Alten und die Anführer es abtreten lassen.“ Agiaden Eurypontiden Basileis Areopag probuleutisch Apella Demos / Damos Ephorenliste Heloten Periöken Plataiai Pausanias Agoge Eiren Syssitien lakonisch klaus.geus@fu-berlin.de

  25. Zusammenfassung: 1. Trotz des großen Interesses der antiken und modernen Schriftsteller an Sparta ist gerade die Frühzeit dieser Polis schwer rekonstruierbar und mit zahlreichen Legenden überwuchert. 2. Spartas Verfassung – auch Große Rhetra oder Lykurgische Ordnung genannt – weist eine Reihe von Besonderheiten auf, die sich so in keiner anderen griechischen Polis finden. Dazu ge­hören u. a. das Doppelkönigtum, das Fehlen einer Adelsschicht und das Amt der Ephoren. 3. Die Macht der Könige war in klassischer Zeit vielfach be­grenzt und ermöglichte nur in Ausnahmefällen charismatischen Persönlichkeiten die spartanische Politik zu dominieren. Im Wesentlichen legten Ephoren und Geronten die politischen Leitlinien fest. 4. Die geringe Bevölkerungszahl Sparta führte zu einer Ausrichtung des Lebens auf das Militärische und zu ständigem Misstrauen gegenüber den Staatssklaven, Umwohnern und Ausländern. 5. Die Rolle der Frau in Sparta ist gegenüber der Rolle der Frau­en in anderen Poleis aufgewertet, aber von einer völligen Gleichberechtigung noch weit entfernt. 6. Eine Faszination für Sparta ist gerade in konservativen Kreisen zu beobachten, die die totalitären und imperialistischen Züge Spartas gerne verbrämen. klaus.geus@fu-berlin.de

  26. 5. Die Fundamentaldemokratie Athens 0. Literaturhinweise Jochen Bleicken: Die attische Demokratie. 2. Aufl. Paderborn 1994 (auch als Taschenbuch). Hans-Joachim Gehrke: Zwischen Freundschaft und Programm: Politische Parteiungen im Athen des 5. Jh. In: Historische Zeitschrift 239 (1984). S. 529–65. Russell Meiggs: The Athenian Empire. Oxford 1972. Meier, Christian: Die Entstehung des Politischen bei den Griechen. 2. Aufl. Frankfurt am Main 1989. Kurt Raaflaub: Beute, Vergeltung, Freiheit? Zur Zielsetzung des delisch-attischen Seebundes. In: Chiron 9 (1979). S. 1–22. klaus.geus@fu-berlin.de

  27. Dorische Wanderung Phylen Phratrien Heros Demen Archonten Areopag Solon Aisymnetes Seisachtheia Horoi Timokratie Pentekosiamedimnoi Zeugiten Theten Medimnos (Scheffel) Peisistratos Periander „Was nun die Jüngeren den Athener nachsagen, dass sie die negativen Seiten der Dinge mit positiven und angenehmen Worten verkleiden und auf großstädtische Weise beschönigen, indem sie die Huren Hetären, die Tribute Beiträge, die Besatzungstruppen der Städte Wachen und das Gefängnis Wohnung nennen, dies war, wie es scheint, ein Kunst­griff, den zuerst Solon angewendet hat, als er die Aufhebung der Schul­­den „Lastenabschüttelung“ nannte. (Forts.) klaus.geus@fu-berlin.de

  28. „... Denn dies tat er als erste politische Amtsmaßnahme, dass er verfügte, dass einerseits die bestehenden Schulden aufgehoben werden, dass andererseits keiner in Zukunft mehr Darlehen auf seinen Leib aufnehmen dürfe. Manche freilich, unter ihnen Androtion, haben geschrieben, dass die Armen nicht durch die Aufhebung ihrer Schulden, sondern durch die Ermäßigung der Zinsen Erleichterung erhielten und damit zufrieden waren, und sie hätten diese menschenfreundliche Maßnahme und die gleichzeitig mit ihr erfolgte Heraufsetzung der Maße und des Geldwertes als Lastenabschüttelung bezeichnet. Denn er [Solon] setzte die Mine [436g Silber], die vor­her 73 Drachmen wert war, zu 100 Drachmen fest, so dass die einen, da sie zahlenmäßig das Gleiche erstatteten, in Wirklichkeit aber weniger zurückzahlten, bei der Abzahlung einen großen Vorteil hatten, die Gläubiger (Empfänger) aber keinen Schaden erlitten. Die meisten aber sagen, dass die Lastenabschüttelung eine Aufhebung der gesamten Schuldenforderungen gewesen ist, und damit stimmen seine Gedichte besser überein.“ (Plutarch, Solon, 15) Polykrates Hieron Kleisthenes Isonomia Isegoria Perikles Kleruchien Drachme (4,36g) klaus.geus@fu-berlin.de

  29. Trierarchie Choregie Leiturgie Eisphora Delisch-attischer Seebund Metöken Laureion Gymnasien Symposien Hetären Rat der 500 Isonomia Themistokles Salamis Aristeides Kimon Ephialtes Demagogen Ekklesia Pnyx Buleuterion (Bule) Prytanie Prytanen Probuleuma Tamiai Strategen Heliasten Heliaia Dikasterien Polypragmones Pseudo-Xenophon: Vom Staat der Athener Hetairien Kaloikagathoi Timé Areté klaus.geus@fu-berlin.de

  30. Miltiades Homonoia Phoroi Oligoi Ostrakismos „... nur dem Namen nach eine Demokratie, in Wirklichkeit aber die Herrschaft des ersten Mannes“ (Thukydides, II 65) Zusammenfassung: 1. Die heute gut bekannte athenische Fundamentaldemokratie wurde nicht an einem Tag erschaffen. Die wichtigsten verfassungsmäßigen Reformen fanden in der Zeit des Solon, Kleisthenes und des Perikles statt. 2. Zu Beginn des 6. Jh. v. Chr. vermittelte Solon zwischen verschuldeten Kleinbauern und adeligen Großgrundbesitzern. Durch die so genannte Lastenabschüttelung (Seisachtheia), die Reform der Münze, Maße und Gewichte, die Kodifizierung des athenischen Rechts sowie die Einführung eines timokratischen Prinzips stellte er den athenischen Staat auf eine neue Grundlage. 3. Kurz nach 510 führten erneute Streitigkeiten zwischen Adel und Kleinbauern zur Errichtung der Demokratie. Kleisthenes beseitigte die Vorrechte des Adels und machte die Volksversammlung zur entscheidenden Institution der athenischen Verfassung. klaus.geus@fu-berlin.de

  31. 4. Die freien Athener waren je nach ihrem Vermögen in Theten, Zeugiten, Ritter und Pentekosiamedimnoi eingeteilt. In der Gruppe der letzteren konzentrierte sich der alte Adel. Demokratischen Führern, insbesondere Perikles, gelang es, dessen Prestigedenken von individuellen Zielen auf staatliche Ziele umzudirigieren und für das Gemeinwohl nutzbar einzusetzen. 5. Die zum Teil sehr kostspieligen Aufwendungen für öffentliche Aufgaben wurden in Athen von privater Hand getragen. Die Leiturgien waren eine der wenigen verbliebenen Möglichkeiten für den Adel, individuelles Ansehen (Time) zu erlangen. 6. Parallel zu den gesellschaftlichen Veränderungen erlebten Athen und der Piräus einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, der viele Handwerker und Künstler nach Athen lockte. Es entstand ein einmaliges kulturelles Klima, das als die „klassische Zeit“ in die Geschichte einging. 7. Athen wurde im 5. Jh. v. Chr. zu einer Großstadt mit ca. 250.000 Einwohnern, darunter etwa 50.000 Bürgern und 100.000 Sklavinnen und Sklaven. Der Rest waren Nichtbürger, insbesondere ortsansässige Metöken. Die Frauen spielten im Stadtbild Athens eine untergeordnete Rolle. Allerdings ist die lange tradierte Vorstellung von einer Beschränkung der Frau auf das Haus eine Übertreibung. klaus.geus@fu-berlin.de

  32. 7. Athen wurde im 5. Jh. v. Chr. zu einer Großstadt mit ca. 250.000 Einwohnern, darunter etwa 50.000 Bürgern und 100.000 Sklavinnen und Sklaven. Der Rest waren Nichtbürger, insbesondere ortsansässige Metöken. Die Frauen spielten im Stadtbild Athens eine untergeordnete Rolle. Allerdings ist die lange tradierte Vorstellung von einer Beschränkung der Frau auf das Haus eine Übertreibung. 8. Die wichtigste demokratische Institution in Athen war die Ekklesia, die Volksversammlung, an der alle athenischen Vollbürger teilnehmen durften. Sie fällte – nach probuleutischen Entschlüssen der Bule, des Rates – alle wichtigen innen- und außenpolitischen Entscheidungen. 9. Mit Ausnahme der Strategen und Tamiai wurden alle Ämter in Athen verlost. Dadurch verbreitete sich ein Leistungsoptimismus vor allem in den unteren Bevölkerungsschichten. Durch Zahlung von Diäten wurden im 5. Jh. je­dem Bürger die Übernahme politischer Aufgaben und damit die aktive Teilnahme am politischen Willensbildungsprozess ermöglicht. 10. Zwischen den adeligen und den unteren Schichten herrschte ein Spannungspotenzial, das aber nie zu größeren sozialen Unruhen führte. Die außenpolitischen Ziele beider Gruppen waren weitgehend identisch, weshalb Athen im 5. Jh. seine größten außenpolitischen Erfolge feierte. klaus.geus@fu-berlin.de

  33. 6. Die politischen Ideen der Sophisten 0. Literaturhinweise Klaus Döring: Platons Darstellung der politischen Theorien des Thrasymachos und des Protagoras. In: Der altsprachliche Unterricht 36 (1993). S. 13–26. George B. Kerferd: The Sophistic Movement. Cambridge: Cambridge University Press, 1981. George B. Kerferd; Hellmut Flashar: Die Sophistik. In: Hellmut Flashar (Hrsg.): Die Philosophie der Antike. Bd. 2/1: Sophistik, Sokrates, Sokratik, Mathematik, Medizin. Basel: Schwabe, 1998. S. 1–137. klaus.geus@fu-berlin.de

  34. Protagoras Abdera Gorgias Leontinoi Hippias Elis homo-mensura-Satz „... dass man im Stande ist, mit Worten zu über­reden, vor Gericht die Richter, im Rat die Ratsherren, in der Volksversammlung die versammelten Bürger und ebenso bei jeder anderen Zusammenkunft, wo immer es eine politische Versammlung geben mag.“ „Wenn ich ihn im Ringkampf zu Boden werfe, bestreitet er [Perikles] es so geschickt, überhaupt gefallen zu sein, dass ihm schließlich sogar jene glauben, die ihn gerade erst mit eigenen Augen haben fallen sehen“ (Thukydides) Nomos Theaitetos „Was einer jeden Polis gerecht und gut erscheine, das ist es auch für sie, solange sie es dafür hält“ (Protagoras) klaus.geus@fu-berlin.de

  35. Zusammenfassung: 1. Die Sophisten, unter ihnen besonders Protagoras und Gorgias, stellten das Individuum in den Mittelpunkt ihres Interesses und machten sich anheischig, es in allen Wissensbereichen durch individuelle Techniken gegen Bezahlung zu fördern. Dadurch veränderten sie insbesondere das geistige Klima in Athen. 2. Protagoras stellte die erste demokratische Theorie auf. Er übertrug seinen homo-mensura-Satz („Der Mensch ist das Maß aller Dinge“) vom Individuum auf das Kollektiv und forderte einen für alle gültigen und von allen getragenen Willensbildungsprozess. klaus.geus@fu-berlin.de

  36. 7. Politisches und Utopisches bei Herodot 0. Literaturhinweise Felix Jacoby: Griechische Historiker. Stuttgart: Druckenmüller, 1954 [Zusammenstellung von RE-Artikeln]. Heinz-Günther Nesselrath: Herodot und die Grenzen der Erde. In: Museum Helveticum 52 (1995). S. 20–44. klaus.geus@fu-berlin.de

  37. Herodot Historien Europa Phönizier Thurioi Hekataios von Milet Hybris Kroisos (Krösus) Polykrates Pindar Kambyses Dareios Fehling Herodot, Historien, III 106–116 (gekürzt) „Die äußersten Länder der Erde besitzen die kostbarsten Dinge; dafür hat Griechenland das bei weitem gleichmäßigste Klima ...Noch wunderlicher ist die Art, wie Kinamomon geerntet wird. Sie [die Araber] wissen selber nicht, wo es wächst und welches Land es hervorbringt. Einige meinen, es käme aus dem Land, in dem Dionysos aufgezogen wurde [Indien], was auch wahrscheinlich richtig ist. Große Vögel, heißt es, tragen die getrockneten Rindenstücke herbei, die bei uns mit phönizischem Namen Kinamomon heißen. Sie tragen sie in ihre Nester, die aus Lehm gebaut und an schroffen Felsen kleben, an denen kein Mensch emporklettern kann. Da haben die Araber sich nun das Folgende ausgedacht. (Forts.) klaus.geus@fu-berlin.de

  38. Tote Ochsen, Esel und andere Zugtiere hacken sie in möglichst große Stücke und schleppen sie herbei. In der Nähe der Nester lassen sie sie liegen und gehen dann ziemlich weit fort. Die Vögel tragen die Fleischstücke ins Nest – das aber die Last nicht tragen kann und auf die Erde herabstürzt. Dann kommen die Leute zurück und sammeln das Kinamomon ein ...Das sind die äußersten Länder in Asien und in Libyen. Über die äußersten Länder in Europa, also nach Westen in, kann ich nichts Bestimmtes mitteilen. Ich glaube nicht an den Eridanos, wie die Barbaren einen Fluss bezeichnen sollen, der ins Nordmeer, aus dem der Bernstein kommen soll, fließe. Ich weiß auch nichts von den Zinninseln, von denen das Zinn her kommt. Schon der Name Eridanos erweist sich als griechisch, nicht barbarisch, und also als Erfindung eines Dichters ...Im Norden von Europa gibt es augenscheinlich sehr große Mengen Gold. Wie man es gewinnt, kann ich ebenfalls nicht mit Sicherheit sagen. Der Sage nach rauben es die einäugigen Arimaspen den Greifen. Ich glaube aber nicht, dass es überhaupt einäugige Menschen gibt, die im übrigen genau so aussehen wie andere Menschen.Jedenfalls sieht man, dass die äußersten Länder, die die übrigen rings umschließen, Dinge besitzen, die bei uns den höchsten Wert haben und sehr selten sind.“ klaus.geus@fu-berlin.de

  39. Zusammenfassung: 1. Herodots Verfassungsdebatte im 3. Buch seiner Historien stellt die Monarchie und nicht die Demokratie an die Spitze der Verfassungen. Doch ist seine übertriebene Darstellung der negativen Seiten der Demokratie wohl in erster Linie aus der Einbindung der Diskussion in die historische Situation am Hofe der Perser zu erklären. 2. Die Kritik an der Glaubwürdigkeit von Herodot (vor allem an den utopisch-phantastischen Erzählungen im 3. und 4. Buch seiner Historien) sind übertrieben. Vieles lässt sich rational erklären oder durch Rationalisierungen auf „glaubliche Mirabilia“ zurückführen. 3. Da Herodot für die Ränder der Oikumene keine Autopsie durchführte bzw. durchführen konnte, war er auf zweifelhafte Berichte auf zweiter und dritter Hand angewiesen. Wie ein moderner Historiker bewertete er Quantität und Qualität der Quellen, doch war der von ihm angelegte Maßstab gezwungenermaßen sehr subjektiv. klaus.geus@fu-berlin.de

  40. 8. Die utopischen Elementeder Alten Komödie 0. Literaturhinweise • Carlo Fernando Russo: Aristophanes: An Author for Stage. London: Routledge, 1994 (urspr. ital. 1962). • Bernhard Zimmermann: Die griechische Komödie. 2., vollständig überarb. Aufl. Frankfurt am Main: Verlag Antike, 2006. klaus.geus@fu-berlin.de

  41. Dionysos Komos-Lied • Dionysien Nea (Neue Komödie) • Kronien (Kronos) Saturnalien • Lukian von Samosata Aristophanes • Kydathenaion Anytos • Meletos Acharner • Dikaiopolis Lysistrate • Ekklesiazusen Praxagora • Blepyros • „Alles wird künftig Gemeingut sein und allen wird alles gehören; sich ernähren wird sich künftig jeder wie alle anderen; weder wird es Reiche noch Arme geben. Nicht wird einer viel Tagwerk Land besitzen und der andere nicht einmal einen Platz für sein Grab haben; nicht wird der eine massenweise Sklaven halten, der andere aber nicht einen einzigen Diener ... (Forts.) klaus.geus@fu-berlin.de

  42. „Zuerst erkläre ich die Äcker für Gemeingut aller- auch Gold, Silber und alles, was der Einzelne sein Eigentum nennt. Wenn dann die Güter vereinigt sind, sind wir, die Frauen, es, die euch ernähren und pflegen. Wir verwalten, sparen und rechnen, darauf bedacht, nur das Beste von allen zu fördern. Nie mehr wird ein Mensch aus Mangel umkommen; denn alles ist das Eigentum aller ... Auch die Frauen werden Gemeingut sein und jede wird sich zu jedem legen und sich von jedem, der will, schwängern lassen!“ • Peithetairos Euelpides • Plutos klaus.geus@fu-berlin.de

  43. Zusammenfassung: • 1. Das aus dem Dionysos-Kult entstandene Drama artikulierte Interessen und Wünsche der unteren Bevölkerungsschichten. Insofern enthalten die Komödien nicht nur Märchenmotive, sondern auch echte utopische Elemente. • 2. Insbesondere in den Alten Komödien des Aristophanes finden sich Äuße­rungen, die die Verwerfungen innerhalb der athenischen Gesellschaft bloßlegen. Die „Rezepte“ des Aristophanes berühren sich allerdings nur teilweise mit den Vorstellungen von zeitgenössischen Sozialreformern und sind eher als Karikatur einer Utopie denn als echte Utopie zu verstehen. klaus.geus@fu-berlin.de

  44. 9. Platons utopische Konzeption(„Staat“; „Atlantis“-Mythos; „Gesetze“) 0. Literaturhinweise • Paul Friedländer: Platon. Bd. III: Die Platonischen Schriften; zweite und dritte Periode. 2. Aufl. Berlin: de Gruyter, 1960. • Reinhart Klemens Maurer: Platons Staat und die Demokratie: Historisch-systematische Überlegungen zur politischen Ethik. Berlin: de Gruyter, 1970. • Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Bd. 1: Der Zauber Platons. Tübingen: Mohr Siebeck, 1973 (orig. The Spell of Plato, 1947) (u. ö.). • Christopher Bobonich: Plato´s Utopia Recast: His Later Ethics and Politics. Oxford: Clarendon Press, 2002. klaus.geus@fu-berlin.de

  45. Timaios Kritias • Thrasymachos Nomoi • Aigina Kodros • Heraklit(eer) Kratylos • Sokrates Ion • Protagoras Politeia • Phaidon Dialektik • Sophistes Politikos • Akademie Agrapha Dogmata • Glaukon Adeimantos • Demiurgoi Phylakes • Archontes Paideia • Euripides Psyche • logistikon thymoeides • epithymetikon genaion pseudos („edle Täuschung“) • Glaukon klaus.geus@fu-berlin.de

  46. „... die Philosophen in den Staaten Könige werden oder die jetzt so genannten Könige und Herrscher echte und tüchtige Philosophen werden und dies in eines zusammenfällt, politische Macht und Philosophie ...“ • „... gibt es kein Ende des Unglücks in den Staaten, ich glaube aber auch nicht für das menschliche Geschlecht, und auch diese Verfassung, die wir soeben in Gedanken entworfen haben, wird, soweit überhaupt möglich, nicht eher erstehen und das Licht der Sonne erblicken“ (473b4-e2). • „Aber vielleicht ist er im Himmel aufgestellt als ein Musterbild für den, der ihn sehen will“ (IX, 592­a7–b3) • Dion Dionysios I. • Timaios Kritias • Hermokrates Lokroi • Sais Säulen des Herakles (= Gibraltar) • Tyrrhenien (Etrurien) Diogenes Laertios • Philipp von Opus Kleinias klaus.geus@fu-berlin.de

  47. Megillos Knossos • Argos Messenien • Zusammenfassung: • 1. Platon ist der wichtigste utopische Schriftsteller der abendländischen Kultur. Seine idealpolitischen Vorstellungen hat er in mehreren Werken, der Politeia, dem Timaios und Kritias sowie den Nomoi niedergelegt. • 2. Die Ideenlehre ist die Antwort Platons auf die Aporien der Dialoge der Frühzeit. Die geistige Schau der Ideen, insbesondere der Idee des Guten, erfolgt durch die Dialektik. • 3. Platons Hauptwerk, die Politeia, rückt die Frage nach der Gerechtigkeit in den Mittelpunkt. Individuelle Gerechtigkeit und kollektive Gerechtigkeit fallen im Idealstaat zusammen. • 4. Der „in Gedanken“ entworfene Musterstaat ist ein Idealstaat aus Arbeitern, Wächtern und Regenten. Die musische Erziehung, an der Mann und Frau gleichermaßen Anteil haben, bildet das zentrale Moment dieses Staates. klaus.geus@fu-berlin.de

  48. 5. Den drei Ständen im Staat entsprechen die drei Seelenteile im Individuum: je nach Überwiegen des „Begehrlichen“, des „Muthaften“ oder des „Vernünftigen“ wird es einem der drei Ständen zugeordnet. • 6. Zu den revolutionärsten und geschichtlich weit reichendsten Forderungen Platons gehören die Verstaatlichung des Besitzes sowie die Frauen- und Kindergemeinschaft. • 7. Platons Atlantis-Mythos hat trotz zahlreicher antiker und moderner Gegenbehauptungen keinen historischen Kern, sondern sollte zur Erläuterung und Erweiterung seiner Vorstellun­gen in der Politeia dienen. • 8. In vielen Punkten berühren sich die politischen Vorstellungen Platons in der Politeia mit denen in den Nomoi. An die Stelle der transzendenten Idee des Guten ist hier jedoch das empirisch begründete Gesetz getreten, das in aller Ausführlichkeit differenziert und erläutert wird. klaus.geus@fu-berlin.de

  49. 10. Aristoteles´ politische Vorstellungen 0. Literaturhinweise • Primärliteratur: • Aristoteles: Politik. Eingeleitet und übersetzt von Olof Gigon. Zürich: Buchclub Ex Libris, 1971. • Aristoteles: Politik. Übersetzt und erläutert von Eckart Schütrumpf. 2 Bde. Berlin: Akademie-Verlag, 1991 • Aristoteles: Nikomachische Ethik. Übersetzt, eingeleitet und kommentiert von Franz Dirlmeier. Frankfurt am Main: Fischer Bücherei, 1957 (später auch in der Reihe: Aristoteles Werke in Deutscher Übersetzung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1991, erschienen). • Aristoteles: Die Nikomachische Ethik. Übersetzt und her­ausgegeben von Olof Gigon. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1972 (dtv; 6011) (u. ö.). 2005. klaus.geus@fu-berlin.de

  50. Sekundärliteratur: • Ingemar Düring: Aristoteles: Darstellung und Interpretation seines Denkens. Heidelberg: Winter, 1966 (2. unveränd. Aufl. ebd. 2005) [klassische Darstellung]. • Friederike Rese: Praxis und Logos bei Aristoteles: Handlung, Vernunft und Rede in Nikomachischer Ethik, Rhetorik und Politik. Tübingen: Mohr, 2003. • Jill Frank: A Democracy of Distinction: Aristotle and the Work of Politics. Chicago: The University of Chicago Press, 2005. klaus.geus@fu-berlin.de

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