370 likes | 1.45k Views
Leitbilder der Wettbewerbspolitik. Gliederung. Aktuelle Probleme der Wettbewerbspolitik Gründe für ein Leitbild Definitionen Leitbilder 4.1 Vollkommener Wettbewerb 4.2 Harvard School 4.2.1 Funktionsfähiger Wettbewerb 4.2.2 Optimale Wettbewerbsintensität
E N D
Gliederung • Aktuelle Probleme der Wettbewerbspolitik • Gründe für ein Leitbild • Definitionen • Leitbilder 4.1 Vollkommener Wettbewerb 4.2 Harvard School 4.2.1 Funktionsfähiger Wettbewerb 4.2.2 Optimale Wettbewerbsintensität 4.3 Konzept der Wettbewerbsfreiheit 4.4 Chicago School 4.5 Koordinationsmängelkonzept 5. Diskussion
Aktuelle Probleme der Wettbewerbspolitik • Auf nationaler Ebene: Marktöffnung ehemals Monopolisierter Märkte: (Telekommunikation, Post, Schienenverkehr, Gas, Wasser) • Auf globaler Ebene: Zunahme von Fusionen, Schaffung internationaler Standards
Gründe für ein Leitbild • Leitbilder sind theoretisch untermauert • Leitbilder legitimieren politische Entscheidungen • Leitbilder sind in sich logisch
Definition Leitbild „Geschlossener und in sich widerspruchsfreier Zusammenhang von wettbewerbspolitischen Zielen sowie zielkonformen Instrumenten und Trägern der Wirtschaftspolitik.“ Quelle: Schmidt, Ingo (2001): Wettbewerbspolitik und Kartellrecht. Eine interdisziplinäre Einführung. 7. Auflage, Stuttgart, S. 1.
Definition Wettbewerbspolitik „Gesamtheit der rechtlichen Regeln und staatlichen Maßnahmen, die Wettbewerbsbeschränkungen verhindern sollen.“ Vgl. Kerber, Wolfgang (2003), Wettbewerbspolitik, in: Bender et al. (Hrsg.), Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Band 2, 8. Auflage, München, S. 302.
Vollkommener Wettbewerb • Freiburger Schule (Eucken, Böhm) • Grundlage für die Schaffung des GWB 1958 • Vollkommene Konkurrenz der Neoklassik als Ausgangspunkt
Grundannahmen • Vollkommener Wettbewerb führt zu optimaler Allokation keine Verbesserung möglich • Im vollkommenen Wettbewerb gibt es keine Gewinne Preis = Durchschnittskosten • Monopole verringern die Wohlfahrt
Ziele der Wettbewerbspolitik • Verhinderung des Entstehens und des Missbrauchs wirtschaftlicher Macht • Sicherung der individuellen Freiheit • Schaffung eines Rahmens zum geordneten Ablauf von Wettbewerbsprozessen
Empfehlungen • Präventive Konzentrationskontrolle • Kartellverbot • Staatliche Behörde zur Sicherstellung von „als-ob Wettbewerb“ bei natürlichen Monopolen
Funktionsfähiger Wettbewerb • Harvard-Schule (Clark 1940) • Ausgangspunkt: neoklassisches Modell der vollständigen Konkurrenz ist unrealistisch • Kurzfristige Marktmängel können auch wohlfahrtssteigernd sein (Fortschrittsmonopole)
SVE-Paradigma Marktstruktur Marktverhalten Marktergebnis • Anbieterzahl • Produktdifferenzierung • Markteintrittsbarrieren • Vertikale Integration • Preispolitik • Produktstrategie • Forschung u. Entwicklung • Investitionsverhalten • Wettbewerbsorientierung • produktive u. allokative Effizienz • technisch-wirtschaftlicher Fortschritt • Beschäftigung und Einkommensverteilung Quelle: Franzke, Anton (1999), Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, Stuttgart, S. 345.
Grundannahmen • Marktmachtthese: Unternehmen neigen dazu den Wettbewerb zu beschränken um ihre Marktposition zu sichern • Marktzutrittsschranken verhindern Disziplinierung durch potentielle Konkurrenz • Wenn es in einer Branche besonders hohe Gewinne gibt, liegt Marktkonzentration vor
Ziele der Wettbewerbspolitik • Multigoal- Approach: Bündel aus ökonomischen und nicht-ökonomischen Zielen • Ziele sind politisch festzulegen • Beispiele: Effiziente Allokation, technischer Fortschritt, Mittelstandsförderung, Machtbegrenzung, individuelle Freiheit, etc.
Empfehlungen: • Allgemeines Kartellverbot • Strenge Fusionskontrolle • Missbrauchsaufsicht
Optimale Wettbewerbsintensität • Grundidee: SVE-Paradigma • Technischer Fortschritt bedingt gewisse Marktmacht • Je enger die Marktstruktur, umso höher ist der Anreiz zu abgestimmten Verhalten
Optimale Wettbewerbsintensität Wettbewerbs-Intensität Effektive Wettbewerbsintensität Potentielle Wettbewerbsintensität Weite Oligopole Anbieterzahl Quelle: Schmidt, Ingo (2001), Wettbewerbsrecht und Kartellrecht, 7. Auflage, Stuttgart, S. 11.
Schlussfolgerungen • Höchste Potentielle Wettbewerbsintensität im Duopol, da Gewinne am höchsten • Aber Anreize zu abgestimmtem Verhalten, Unternehmen nicht innovationswillig • Minimale potentielle Wettbewerbsintensität im Polypol, ruinöse Konkurrenz
Empfehlungen • Förderung von Fusionen auf Polypolmärkten • Umwandlung von engen Oligopolen in weite • Fusionskontrolle auf weiten Oligopolmärkten
Wettbewerbsfreiheit • Neuklassik (Hoppmann) • Als Antwort auf Kantzenbachs Leitbild entwickelt • Wettbewerbsfreiheit als Wert an sich
Grundannahmen • Harmoniethese: Wettbewerbsfreiheit und individuelle Vorteilhaftigkeit bedingen sich • Wettbewerbsfreiheit und ein „spirit of competition“ führen zu einem positiven Marktergebnis • Wettbewerb ist ein „Entdeckungsverfahren“
Ziel der Wettbewerbspolitik • Alleiniges Ziel ist die Sicherung der Wettbewerbsfreiheit • Entschließungsfreiheit: Abwesenheit von Zwang durch Dritte • Handlungsfreiheit: Abwesenheit der Beschränkungen des Tauschverkehrs durch Marktteilnehmer
Empfehlungen: • Bei natürlichen Hemmnissen: Schaffung von staatlich überwachten Ausnahmebereichen • Bei künstlichen Hemmnissen: Deregulierung und per-se Verbote (ohne Einzelfallprüfung)
Chicago-Schule • Ende der 60er Jahre entstanden • Beeinflusste in den 80er Jahren stark die amerikanische Wirtschaftspolitik unter Reagan • Kritik am SVE-Paradigma
Grundannahmen • Wettbewerb ist ein Ausleseprozess („Survival of the fittest“) • Unternehmenskonzentration ist Ausdruck überlegener Effizienz, daher nicht zu verurteilen • Marktmacht ist nur temporär möglich • Es gibt keine privaten Marktzutrittsschranken
Ziel der Wettbewerbspolitik • Steigerung der dynamischen und statischen Effizienz • Erhöhung der Wohlfahrt
Empfehlungen: • Vertrauen auf die Selbstheilungskräfte des Marktes • Keine Eingriffe in die Marktstruktur, da Märkte für optimale Effizienz sorgen • Eingriffe gegen das Marktverhalten einzelner Unternehmen (Kartellverbot)
Koordinationsmängelkonzept • Grossekettler (1980) • Versuch, die bisherigen Leitbilder zu integrieren • Weiterentwicklung der ordoliberalen Ideen
Ziele der Wettbewerbspolitik • Beseitigung von „Sozialen Übeln“: Nichterfüllung von: • Markträumung • Renditenormalisierung • Übermachterosion • Produkt- und Verfahrensfortschritt
Koordinationsmangel • Funktionsstörung, die folgende Bedingungen erfüllt: • Dauerhaft • Theoretisch erklärbar • Überzufällig häufig
Bedingungen für einen Staatseingriff • Es handelt sich um einen Koordinationsmangel • Nachweis der Eignung der Maßnahme • Nachweis der Effizienz der Maßnahme • Nachweis der Verhältnismäßigkeit
Empfehlungen: • Schaffung einer unabhängigen Behörde zur Prüfung der Bedingungen • Bei Erfüllung aller Bedingungen: Staatseingriffe mit Präferenz von per-se Regeln
Diskussionsfragen • Welche Ziele sollte Wettbewerbspolitik verfolgen? • Sind die Leitbilder vor dem Hindergrund von zunehmender Globalisierung überhaupt noch zeitgemäß? (Problem der Abgrenzung der Märkte) • Sollte die Wettbewerbspolitik an eine globale Behörde abgegeben werden?