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Wendy Wood, Sharon Lundgren, Judith Ouellette, Shelley Busceme, Tamela Blackstone. Minority Influence: A Meta-Analytic Review of Social Influence Processes. in: Psychological Bulletin, 1994, Vol. 115, No. 3, 323-345. Referentin: Jutta Hülsken. Grundlegende Fragestellung.
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Wendy Wood, Sharon Lundgren, Judith Ouellette, Shelley Busceme, Tamela Blackstone Minority Influence: A Meta-Analytic Review of Social Influence Processes in: Psychological Bulletin, 1994, Vol. 115, No. 3, 323-345. Referentin: Jutta Hülsken
Grundlegende Fragestellung • Unter welchen Umständen erlangen Minderheiten Einfluss? • Üben Mehrheiten und Minderheiten auf die gleiche Art Einfluss aus?
Gruppenkonsens • Einigkeit in Gruppen wichtig für die Erreichung eines gemeinsamen Ziels • Vertreten der Mehrheitsmeinung: Validierung der eigenen Meinung, soziale Unterstützung • Vertreten einer Minderheitsmeinung: Kommunikation um Konsens herzustellen; negative Reaktion auf Scheitern des Versuchs
Minderheiteneinfluss • Klass. Sozialpsychologische Theorien tendieren dazu Minderheiten Möglichkeit der Einflussnahme abzusprechen (z.B. Festinger, Cartwright & Zander) • Moscovici (1972), Nemeth (1974): Minderheiten können Einfluss ausüben, wenn sie eine gemeinsame und abweichende Meinung deutlich äußern
Minderheiteneinfluss • Minderheiten haben keinen hohen Status od. besondere Kompetenz • Meinungsverschiedenheiten erzeugen Spannung, bedrohen den Zusammenhalt der Gruppe und sind daher unerwünscht • Zwei Arten von Druck entstehen 1. normativer Druck (Bedrohung der Akzeptanz) 2. informativer Druck (Bedrohung des Verständnisses)
Moscovici • Je weniger der Konflikt durch öffentl. Zustimmung reduziert wird, desto mehr wird er durch private Zustimmung u. tiefgreifende kognitive Veränderung verringert. • =>der gleiche Faktor, der öffentl. Zustimmung verhindert, bewirkt Änderung privater Einstellung • Konsistenter Verhaltensstil betont den Konflikt => Rezipienten müssen ihre Meinung ändern um Konsens zu erreichen
Verhaltensstil • je größer der Konflikt, desto drastischere Konversion nötig • Wiederh. Äußerungen zeigen Sicherheit, Selbstvertrauen, aber auch Engstirnigkeit, Dogmatismus • Verhaltensstil ist effektiv, wenn er den Eindruck vermittelt, dass es um objektive Tatsachen statt Personen geht (Vermeiden von „Psychologisieren“) • => P. sollte objektiv erscheinen • => Verhaltensstil effektiv, um Aufmerksamkeit zu erregen • => Konsistenz + Wdh. erlauben kein Ignorieren
Verhaltensstil • nicht untersuchbar wegen. versch. Definition. + Kontrollvers. Fehlen • => Maßstab für Konsistenz ist Empfinden der Zielperson • erwartet: konsistente Mehrheit hat einen größeren Einfluß
Subjektive vs. objektive Urteile • objektive Aufgabe bedeutet größeren Infowert unähnlicher Anderer; od. auch erklärbar durch größeren Konflikt, den die Minderheit bei objektiver Aufgabe auslöst
Identität der Minderheit • Ist der Einfluß einer Minderheit von ihrer Identität abhängig? • Psychologisieren des Senders: weniger Einfluß weil Abweichung auf Person attribuiert wird (Mugny& Papastamou)
Autoren • Beeinflusst die Identität der Autoren das Ergebnis der Untersuchung? • Entwickler e. Paradigmas erhalten stärkere Ergebnisse (mögliche Gründe: meth. sauberere Manipulationen, besseres Verständnis d. Phänomens, Versuchsleiter-Effekt, syst. Konfundieren in d. Vorgehensweise)
Einflussart • 1.öffentlich • 2. priv. • 3.nicht direkt priv.(Einfluß auf zugrunde liegende Werte beiähnlichem Thema, selbe Urteilsdimension) • zeitverzögerter Einfluss nicht berücksichtigt, weil brauchbare Daten fehlen • Einflussart ist mit der Erhebungszeit konfundiert
Auswahl der Studien • Veröffentlichungen 1950 – 1991: • Computerrecherche PsycLit, Dissertation Abstracts, ERIC (Suchwörter: Minority influence, conversion, deviance, innovation) • Manuelle Suche von Veröffentlichungen von 1989-1994 der Zeitschriften: European Journal of Social Psychology, Journal of Personality and Social Psychology, Social Psychology Quarterly, Brititsh Journal of Social Psychology • Literaturangaben früherer Übersichten und Artikel • 97 Stud. teilw. Multi- Studien insgesamt, 143 separate engl. u. franz. • Studie musste Einflussart beinhalten • Vp muss einer abweichenden Einstellung ausgesetzt sein (keine Verh. Wahl, keine Gruppenentscheidung , keine soz. Unterstützung)
Auswahl der Studien • keine bloße Konformität (Asch `91) • klare Minderheitsdefinition • Minderheitsposition unterscheidet sich klar von der Position der Vpn (keine wechselnden Ansichten, Hollander `60) • Beeinflussung nur in eine Richtung gleichzeitig • Minderheiten mit hohem Status nicht dabei (Hollander `60, Idiosynkrasie-Kredit)
Studie Wood et al. Vorgehen • Meta- Analyse: quantitative Zusammenfassung d. Befunde • Ergebnisse der Einzelstudien in standardisierte Größe umgewandelt (standardisierter Unterschied d) d = (M1-M2) : SD • Vergleiche: 1. Minderheit mit Kontrollgruppe 2. Minderheit mit Mehrheit
verglichene Kriterien • Anzahl der Mehrheits- / Minderheitsaussagen • Anzahl der Zielpersonen • Art der Kontrollbedingung kein Effekt • Einflussart • Art des Themas • Englisch / französisch • Autor • Erscheinungsjahr kein Effekt • Anzahl der Einflussversuche kein Effekt • Präsentation der Einflussversuche (pers., PC...) kein Effekt • Definition der Minderheit • Psychologisieren des Senders • Identität der Minderheit
Ergebnisse der Analyse • Minderheiten üben auf allen Ebenen Einfluss aus (verglichen mit der Kontrollgruppe) • Besonders auf priv. indirekter Ebene • deutlich geringerer öff.und direkter privater Einfluss der Minderheit (im Vergleich zur Mehrheit) • auf priv., indirekter Ebene haben Minderheiten tendenziell einen größeren Einfluss als Mehrheiten (geringfügige, nicht signifikante Tendenz)
Interpretation • Minderheiten haben Einfluss, variiert mit Einflussart • Minderheiten. kl aber signifikanter Einfluss öff., und priv. direkt , größerer priv. indirekt (Vergleich Minderheiten Kontrollgruppe) • deutlicher Unterschied zu Mehrheiten: Minderheiten haben weniger öff + priv. direkten Einfluss • priv + indirekte Ebene: Minderheiteneinfluss gleich od. größer (Übereinstimmung Moscovici 2-P normativer Druck) • Vergleich mit Kontrollgruppe ohne Persuasions-Botschaft lässt vermuten, dass normative Faktoren öff. und priv. direkten Einfluss durch Minderheiten verhindern • Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass nicht die öffentliche Feststellung der Abweichung wichtig ist, sondern es auf die eigene Wahrnehmung ankommt, mit einer nicht geschätzten Minderheit konform zu gehen
Interpretation • Stud. in denen Minderheiten als Mitglieder anderer soz. Gruppen vorgestellt wurden und deren Abweichung somit salient ist haben weniger priv. Einfluss • Weniger Minderheiteneinfluss bei Studien, in der die Minderheit anwesend war (direkter Kontakt) u. umgekehrt • Wenn Identität der Minderheit salient war: • Öff. und priv. direkter Einflussversuch • Unmittelbarer Kontakt • =>weniger Einfluss • Wenn Identität Minderheit weniger bewusst: • indirekter Einflussversuch • mittelbarer Kontakt • =>Minderheit einflussreicher
Interpretation • Moscovici lehnt Sichtweise von Minderheitseinfluss als Sonderfall des discounting-cue-paradigm ab (mit Hinweis auf besseres Erinnern der Identität und des Kontextes bei zeitverzögertem Minderheitseinfluss) • Übereinstimmung mit discounting-cue Erklärung und Verbindung zu traditionellen Persuasions-Paradigmen bedürfen weiterer Untersuchung
Art des Konflikts • => wenig deutet auf verschiedene Arten von Konflikt hin • andere weniger verstandene moderierende Faktoren können zugrunde liegen • „hydraulisches“ Modell : gleiche Faktoren die öff. direkte Zustimmung verhindern erleichtern priv. indirekte Einstellungsänderung
Nur e. Moderatorvariable gefunden: Identität die den größten Konflikt bewirkt (soziale Gruppe) erzielte minimalen öff. und priv. direkten + deutlichen priv. indirekten Einfluss Normativer Widerstand gegenüber Minderheiten bei direktem Kontakt (besonders großer sozialer Konflikt) bewirkte größeren direkten Einfluss, aber auch weniger indirekten Einfluss Objektive Aufgabe sollte größeren Konflikt und damit mehr Widerstand und weniger Überzeugung verursachen =>das Gegenteil ist der Fall: größerer Einfluss der Mehrheit bei subjektiven Meinungsaussagen
Rezipienten einer Minderheitsaussage nehmen eher deren Abweichung von der eigenen Meinung wahr, während sie Aussagen der Mehrheit fälschlicherweise als ihrer eigenen Ansicht ähnlich einschätzen • Falsche Interpretation der Mehrheitsauffassung bewirkt dann Anpassung und deren Rechtfertigung • Ebenso können Minderheitsäußerungen als abweichender gesehen werden, als sie tatsächlich sind • Minderheit: kein normativer Druck, daher keine Fehlinterpretation nötig => Schlüssel für indirekte Einstellungsänderung • Bemerken einer Abweichung kann dann Einstellungen verändern durch Herausfordern von Glaubenssätzen und Werten
Differenziertes Modell des Minderheiteneinflusses • Attribuierung d. Minderheit + Setting führen zu geringerem öff + direktem Einfluss, weil Rezipienten sich nicht bei Abweichlern einreihen wollen, • andere Eigenschaften Pers. + Setting mögen Einfluss durch Informationsverarbeitung erhöhen • Bemerken einer abweichenden Meinung als Herausforderung der eigenen Ansicht: • oft werden Standpunkte und Kategorien v. Normen verknüpft (liberal/konservativ) (Eagly, Chaiken’93; Latané, Nowak 92)
Objektive vs. subjektive Aufgaben • Bei Wahrnehmungsaufgaben sind Minderheiten auf keiner Ebene einflussreicher als Mehrheiten
Informationsverarbeitung • Dass Minderheitsaussagen zu mehr Nachdenken anregen konnte in bisherigen Untersuchungen nicht deutlich gezeigt werden • Rezipienten erscheinen motivierter, sich mit der Minderheitsmeinung auseinanderzusetzen, wenn diese unerwartet ist (besonders wenn sie Mainstream-Auffassungen vertreten, Baker & Petty) • Paarung Person + Meinung • Elaborierte Informationsverarbeitungsprozesse setzen möglicherweise priv. indirekte Veränderung in Gang und erklären hier den Minderheitseinfluss
Sozial bedeutsame Einstellungen werden häufig als zwei bipolare Standpunkte bzw. Kategorien verstanden Konfrontation mitabweichender Sichtweise führt zu einem neuen Verständnis des ganzen Einstellungskontinuums Stark abweichende Minderheitseinstellung führt möglicherweise dazu, eine extremere Position einzuzunehmen Neujustierung des eigenen Standpunktes bezüglich des Einstellungskontinuums
Konsistenter Verhaltensstil • Analyse stützt die These, Konsistenz sei wichtiger Faktor f. Minderheitseinfluss • Effekt signifikant bei direktem priv., marginale Signifikanz bei indirektem priv. Einfluss =>wahrgenommene Konsistenz ist Prädiktor für Minderheitseinfluss • Konsistenz + positive Attribuierung der Minderheit od. Konsistenz suggeriert valide Aussage =>kein Zusammenhang gefunden
Konsistenz • Konsistenz vermutlich nötig, um überhaupt gehört zu werden • Sender nicht kompromissbereit, Lösung des Konflikts liegt in der Verantwortung des Empfängers
Anzahl von Personen • Größere Mitgliederzahl der Minderheit ging mit geringerem priv. indirektem Einfluss einher • Anzahl von Zielpersonen war kein signifikanter Prädiktor • Zunehmende Größe Mehrheit vergrößert öff. und priv. direkten Einfluss durch normativen Druck • Größere Minderheit verringert indirekten Einfluss; bedroht Minderheitsstatus
Ähnlichkeit • Nur teilweise Bestätigung für die Selbst-kategorisierungssicht (David & Turner), dass die Eigengruppenkategorisierung der Minderheit Vorraussetzung für die Einflussnahme ist • Rezipienten würden sich danach bei öff. Einflussnahme auf Unterschiede konzentrieren, die Minderheit als Fremdgruppe kategorisieren und der Einflussnahme widerstehen • aber: Minderheit hat signifikanten öff. und priv. direkten Einfluss(im Vergleich zur Kontrollgruppe) => keine direkte Erfassung d. Kategorisierung daher keine Bewertung möglich
Subjektive vs. objektive Aufgaben • Einflussvorteil der Mehrheit bezüglich subj. Meinungsaussagen (Crano `91) • Eigengruppen Mehrheit haben mehr Einfluss auf Rezipienten, weil zugrunde liegende Wertsysteme geteilt werden • Befunde weisen darauf hin, dass soz. Vergleichsmechanismen unabhängig von Mehrheits- bzw. Minderheitseinfluss funktionieren • KeinBeleg für soz. Vergleichsannahme, dass unähnliche Minderheit bei obj. Aufgaben besonders einflussreich sei
Schlussfolgerungen • Zentraler Befund : Minderheiten initiieren ganz andere Einflussmuster als Mehrheiten (kongruent zu Moscovici) • Geringe Evidenz für verschiedene zugrunde liegende Konflikte