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Das Spiel bei Fink Cristóbal Holzapfel. (Das Spiel innerhalb der Grundphänomene des menschlichen Daseins: zwischen Eros, Arbeit, Herrschaft und Tod). Rätselhaft: die Kindheit als Samen der sich nur entfalten muss. Eros-Arbeit-Herrschaft-Spiel-Tod .
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Das Spiel bei FinkCristóbal Holzapfel (Das Spiel innerhalb der Grundphänomene des menschlichen Daseins: zwischen Eros, Arbeit, Herrschaft und Tod)
Rätselhaft: die Kindheit als Samen der sich nur entfalten muss
Eros-Arbeit-Herrschaft-Spiel-Tod • Die Spielauffassung von Eugen Fink befindet sich hauptsächlich im Buch Oase des Glücks (1957) und im posthumen Werk Grundphänomene des menschlichen Daseins (veröffentlicht 1979, das aber sich auf ein W/S Seminar an der Albert-Ludwigs Universität Freiburg, aus dem Jahr 1955 bezieht). • Wir widmen uns im Folgenden besonders dem Letzteren Werk über die Grundphänomene. Das Spiel ist einer dieser Grundphänomene zusammen mit Eros, Herrschaft, Arbeit und Tod. Uns interessiert zunächst in welchem Verhältnis das Spiel mit den genannten anderen Grundphänomenen steht. Zunächst heissen sie eben „Grundphänomene“, u.z. des menschlichen Daseins, weil im Unterschied zu allen anderen Phänomenen die dem Menschen angehen, die erwähnten 5 Grundphänomenen ihm wesentlich bestimmen:
Was ist der Mensch? „Was ist der Mensch? Wer sind wir? Diese uralte Fragbe müssen wir neu fragen, aus unserem Hiersein und Jetztsein heraus. Wie ist doch der Aufenthalt des Menschen zwischen Erde und Himmel seltsam und verwunderlich! Hier hat er seinen Schauplatz auf der festen tragenden Erde, die als das verschlossene Reich unter ihm liegt. Hier baut er das Land, düngt es mit dem Schweiss seiner Arbeit, er rodet die Wildnis und zieht die Spur seiner Werktätigkeit über die Fluren, er umgibt sich mit den Werken seiner Hände und seines Geistes, umstellt sich mit Gebilden der Kultur, mit Häusern, Städten, Tempeln, Maschinen. Er lebt in der offenen Weite der Länder und Meere, und über ihm wölbt der unendlche, blauende Himmel seine azurne Glocke. Zwischen verschlossener Erde und offener Himmelsweite ist die Wohnstätte des Menschen gelagert – und er bezieht sich in vielen Formen und Gestaltungen darauf. Er lebt nicht bloss geradezu, er verhält sich zu seinem ganzen irdischen Dasein in der Selbstvergegenwärtigung des Spieles, in Festesfreude und kultischem Tanz; die Menschen paaren sich und aus ihren Umarmungen gehen Sprösslinge hervor, die sie mehr lieben als sich selbst. Aber nicht nur die Eintracht regiert unter den Menschen, auch die Zwietracht, der Streit und der Kampf; sie schmieden Waffen, streben nach Macht und Sieg, nach Herrschaft. Arbeit und Liebe, Spiel und Herrschaft sind die elementaren Inhalte ihres „Lebens“ – aber dieses Leben währt nicht ewig, es ist zum „Enden“ bestimmt, es ist vom Tod überschattet. Wesentlich ist der Mensch Arbeiter, Spieler, Liebender, Kämpfer und Sterblicher“ (GdmD, 105-106).
Was ist der Mensch? Eine Sichselbstinfragestellung und eine Frage an jeder von uns gerichtet
Was ist der Mensch? Wer bin ich? Wer sind sie? Was ist alles?
Gleichursprünglichkeit • Eugen Fink promovierte an der Freiburger Universiät 1929 bei Husserl und Heidegger. Sein Denken ist von der von Husserl gegründeten Phänomenologie geprägt, aber auch das Heideggersche Verständnis der Phänomenologie hat auf ihn einen grossen Einfluss ausgeübt. Ja, man kann sogar mit gewissem Recht sagen, dass das Werk Gphdm als eine Diskussion mit dem Heideggerschen Denken gelesen werden darf. Vorerst ist dieses ersichtlich an der Bestimmung der Grundphänomene als gleichurspünglich: es gibt keine Rangordnung zwischen den Grundphänomenen: keiner steht oben, unten oder in der Mitte; alle bestimmen gleichursprünglich das menschliche Dasein. Wir sind gleichursprünglich: Liebender, Arbeiter, Kämpfender, Spielender oder Sterblicher. In diesem Sinne die Gphdm sind wie eine Art Spiegelspiel. Innerhalb der Grundphänomen kannst du dich an einem Spiegel betrachten als Arbeiter, an einem anderen als Spielender, oder sogar a einem anderen als Sterblicher; aber all diese Spiegel sind gleichberechtigt (in einem strikt ontologischen Sinne) und gleichursprünglich. • Der Begriff der Gleichursprünglichkeit wird von Fink von Heidegger übernommen. In Sein und Zeit die sogenannten ‚Existenzialen’, bzw. Erschlossenheit, Entwurf, Geworfenheit, Entschlosenheit, u.a. sind gleichursprünglich.
Husserl: bahnbrechend für Fink. Bis auf den Tod dem Gründer der Phänomenologie treu
In den Kreis der Grundphänomene hineinzuspringen • Fink betrachtet zugleich die Grundphänomene als ein Kreis in dem wir hineinspringen sollten, und doch fügt er hinzu (109), wir sind schon immer innerhalb der Grundphänome. Immerhin, geht es doch um einen Sprung, weil die Grundphänomene befinden sich im voraus unter gewissen Interpretationen und Kodifizierungen, die vom Alltag und der Geschichte stammen: • „Die Schwierigkeit besteht darin, in einem asudrücklicheren Verstehen in diesem „Kreis“ hineinzukommen, obwohl wir immer schon in ihm leben. Wir kennen diese genannten Phänomene – jeder kennt sie. Sie brauchen nicht vorgeführt und vorgezeigt zu werden. Sie sind uns wie das Leben, das sie wesentlich mit ausmachen, von innen her vertraut. Und doch verfügen wir nicht sogleich über einen Begriff, den wir uns selbst gebildet hätten. Dagegen sind diese Grundphänomene jeweils schon „ausgelegt“, interpretiert im Raum des öffentlichen Lebensverständnisses. / Die Sitte, die Tradition und die traditionalen Mächte der „Institutionen“ haben mit ihrer verkündeten „Lebenslehre“ immer schon Aussagen gemacht über die Arbeit, die Liebe, den Tod – und haben feste Haltungen ausgebildet, öffentliche Attitüden, moralisch sanktionierte Einrichtungen usf. Wenn wir philosophierend uns zu den Grunphänomenen unserer Existenz verhalten wollen, köpnnen wir diese traditionalen Deutungen nicht einfach übernehmen und nachsagen – wir müssen aus unserer Gegenwart, aus unserer Zeugenschaft heraus denken“ (109).
Dynamische Phänomenologie und wie wir dadurch Zeugenschaft ablegen • Und so sind wir schon – meiner Ansicht nach – entscheidenden Punkt der Phänomenologie von Fink angekommen: dass es ausgesprochen darum geht, die Phänomene aus seinen festgelegten institutionellen Interpretationen zu retten. Insofern kann man etwa von einer „dynamischen Phänomenologie“ bei Fink sprechen. Damit das Phänomen sich zeigt muss man verschiedene Schleier fallen lassen, die psychologische, soziologische, politische, moralische, ökonomische, religiöse und geschichtliche Schemata meinen. Zum Beispiel, die Arbeit steht unter Definitionen und Kategorien die in bestimmten politischen Ideologien angesiedelt sind. Auch der Tod, mit dem wir nur umgehen im Sinne des religiösen Rituals. Und wiederum, auch in Bezug auf unser Thema – das Spiel – davon kennen wir bloss die konkreten Spiele, die gespielt werden. Fink bringt dieses mit dem Gedanken von Hegels’ Phänomenologie des Geistes zusammen, dass das Bekannte noch nicht das Erkannte ist (357). • Es geht zugleich darum – und damit kommen wir zu einem nächsten Merkmal der Finkschen Phänomenologie, dass wir philosophisch Zeugenschaft ablegen von den jeweiligen Grundphänomenen. Nach einer besonders wohlgelungenen und gleichzeitig schönen Ausdruckweise, versteht Fink den Menschen als Zeuge des Seins. Wir befinden uns auf der Welt um besonders Zeugenschaft als Liebende, Arbeitende, Kämpfende, Spielende und Sterbliche abzulegen. Philosophiegeschichtlich kann man behaupten, dass hier eine neue Menschenauffassung entstanden ist, die mit dem animal rationale, der imago dei, dem mündigen Menschen, dem entwerfenden Menschen, u. a. zu vergleichen ist.
Fink und Heidegger Bis hierin ist hervorzuheben, dass es in den verschiedenen pointierten Mekmalen des Denkens von Fink Übereinstimmung mit Heidegger gegeben hat. Bei Heidegger kommt nicht nur die Gleichursprünglichkeit vor, sondern zugleich geht es um die Rettung der Phänomene, die unter der Auslegung des „Man“ sich befinden: das Unpersönliche, das zugleich alle und niemand ist – das Man herrscht über die Alltäglichkeit. Aus einer imaginierten Heideggerschen Sicht her betrachtet, ginge es um die Grundphänomene zu retten von seiner Gefangenschaft unter der Botmässigkeit des „Man“: man müsste dann von folgender Situation ausgehen: dass man arbeitet wie man arbeitet, man liebt wie man liebt, man spielt wie man spielt, und sogar, dass man stirbt wie man stirbt.
Distanzierung zu Heidegger Wodurch Fink sich eindeutig von Heidegger distanziert und seine eigene philosophische Stellung innehat, bezieht sich auf die Auffassung des Werks von den Grundphänomenen als eine Existenziale Co-analyse, also eine derartige Analyse wo der Mitmensch immer bestimmend ist im Hibblick auf jeden Grundphänomen. Nach Jaspers ist eigentlich Fink der erste (vor Adorno, Lévinas oder Ricoeur) der deutlich anerkennt, dass der Andere bei Heidegger nicht genügend bejaht und konstituiert ist. Zum Beispiel, anlässlich des Todes, bei Heidegger (aus verschiedenen Gründen) kommt immer der „Eigentod“ zu Tage, während bei Fink der „Fremdtod“ ist genauso entscheidend wie der eigene Tod. Unter gewissen Gelegenheiten kann uns sogar der Fremdtod vielmehr angehen als der eigene Tod, vor allem wenn es sich um einen Sohn handelt. Die 5 Grundphänomene haben eine Wechselwirkung, eine fruchtbare und synergetische Interrelation; in diesem vorhin besprochenen Fall: zwischen Tod und Liebe (oder Eros). Der Tod des geliebten nächsten Menschen kann uns mehr angehen und erschüttern (also der Femdtod), als der Tod von sich selbst.
Problematisierung des Todes als ein “Grundphänomen” Angesichts des Todes erkennt Fink eine „phänomenologische“ Schwierigkeit, denn der Tod an sich ist kein „Phänomen“ der erscheinenden Welt, wie die anderen Grundphänomene in der Tat sind. Wir haben keine Erfahrung des Todes, weil, wie Epikur schon sagte: wenn wir sind, der Tod ist nicht, und wenn der Tod ist, wir sind nicht – also sollten wir uns um den Tod nicht kümmern. Fink setzt sich mit diesem Problem auseinander und er kommt aus diesem Dilemma heraus, indem er seine Aufmerksamkeit vor allem auf das memento mori richtet (Gedenke des Todes); dies bezieht sich nicht nur auf die Vorbereitung des Todes von Seiten des Sterbenden, sondern auf die Erfahrung der Hinterbliebenden, wie sie auch mit dem Tode des Abgeschiedenen umgehen. Andererseits ist der Tod eine Art Inbegriff der Grundphänomenen überhaupt. Gemäss Fink, der Tod gilt sogar als Schlüssel der Philosophie. Die Frage nach dem Sein und nach der Möglichkeit, dass das Sein Werden und Vergänglichkeit ist, weist auf den Tod hin.
Eros und Spiel als Ausdrucksformen einer “ewigen Gegenwart” Die Wechselwirkung der GphmD verhält sich auch so, dass jeweils ein Grundphänomen uns zu anderen führt. Davon können wir auch ansichtig werden angesichts des Verhältnisses zwischen Eros und Spiel. Schon nach dem platonischen Symposion wurde Eros verstanden als Sehnsucht nach der Ewigkeit (ausdrücklich gesagt: Begehren danach, in der Schönheit zu erzeugen; nach verschiedenen Stadien der Reife des Eros, dieses meinte zunächst „Begehren in der Schönheit der Körper zu erzeugen“, dann „Begehren in der Schönheit der Seelen zu erzeugen“, was die Bildung anbetraf; und zuletzt „Begehren in der Schönheit selbst zu erzeugen“, d.h. nicht mehr in etwas Endlichem, sondern in der Idee der Schönheit, an der jedes endliche Ding teil hat (metexis). Nun gut, dem Eros wohnt die Ewigkeit inne, und deshalb ist er bestimmt von der Sehnsucht nach Ewigkeit. Und das Spiel, wie wir bald sehen werden, weist auch auf das Ewige hin, bzw. auf eine ewige Gegenwart, in der zum Beispiel das spielende Kind versunken ist.
Der unaufhaltsame Drang, unsere phänomenale Welt zu überschreiten Als Phänomenologe, und in diesem Sinne auch von Heidegger herkommend, möchte sich Fink strikt an den Phänomenen, die in der Welt vorkommen, halten, und doch erkennt er, dass der Mensch der unwiderstehliche Hang hat, die Grenze der phänomenalen Welt zu überschreiten. Deshalb in Bezug auf den Tod, bildet er sich immer wieder im Laufe der Geschichte ein, dass die Seele unsterblich ist, dass es eine andere Welt gibt, dass es Himmerl und Hölle gibt, usf. Gemäss Fink, darin spielt hauptsächlich die Phantasie eine Rolle, und die Phantasie ist als erstes, die wesentliche Bestimmung des Spiels.
Mit einer blossen phänomenalen Welt können wir uns nicht abfinden? El Greco
Finks Erosauffassung und das Mythos des Androgynen In seiner Erosauffassung betont Fink sowohl die Möglichkeit einer Ergänzung (dass durch den verbindenden Charakter des Eros wir zu einer Erzängung kommen) als auch die Ewigkeit (dass wir danach trachten, die erwähnte Ergänzung zu verewigen). In dieser Beziehung verlebendigt er den Mythos des Androgynen, der auch zu Wort im Platons‘ Symposion kommt, u.z. in der Rede des Aristophanes. Unsere Urahnen waren Mann und Frau vereint in einem Wesen, nämlich Androgynen, und da sie ehrgeizig wurden, nahmen sie sich vor, den Olymp zu besteigen, Zeus empörte sich, schlug und entzweite sie mit dem Blitz. Seitdem sehnt sich der eine Teil nach dem Anderen.
Unsere “ontologische Entfremdung” • Finks’ philosophische Deutung darüber ist hervorragend. Es geht darum, dass wir – so dürfen wir es ausdrücken – ontologisch entfremdet sind. Indem wir uns schon prinzipiell als Mann oder Frau wahrnehmen, haben wir den Bezug zu unserem Sein verloren. Unser Sein nämlich ist unabhängig von dieser und von jeglichen anderen Bestimmungen. Wir sind bloss, der Nachbar, der Bettler, der Bösewicht und ich. Wenn wir sagen: wir sind, dann erwarten wir immer etwas Hinzukommendes; wir sind, aber: Was denn? Dadurch, und schon von der Sprache her determiniert, haben wir im voraus die Verbindung nicht nur zum Sein überhaupt, also metaphysisch betrachtet, zum Sein des Universums, sondern auch zu unserem eigenen Sein verloren. • Nein, es geht darum, dass wir dabei bleiben: wir sind, wir existieren, ohne etwas anderes zu erwarten. Gemessen nach unserem Sein, sind wir gleich, und das ist eben was uns verbinden kann, sozusagen, diese Gemeinsamkeit im Sein. Und Eros, die Liebe, bringt die zerplalteten Teile zusammen. Dadurch kommen wir zumindest dem Sein, unserem Sein und dem Sein des Anderen näher. Eros macht also die Rückbindung zu unserem mythyschen androgynen Urahnen:
Unsere Spaltung als Mann und Frau „Die Gebrochenheit des menschlichen Daseins in die fragmentarischen Lebensgestalten von Mann und Weib ist mehr als ein zufälliger biologischer Befund, mehr als eine äusserlich-kontigente Bedingung der psychophysischen Organisation – die Dualität der Geschlechter gehört zur Seinsverfassung unserer endlichen Existenz und ist ein fundamentales Moment unserer Endlichkeit als solcher. Wir sind zugleich Person und Geschlecht, sind Einzelne nur im Raume der Gattung – jedem ist die andere Hälfte des Menschen entzogen, so entzogen, dass dieser Entzug gerade die grösste und mächstigste Leidenschaft, das tiefste Gefühl, den dunklen Willen zur Ergänzung und die Sehnsucht zum Immersein herausfordert, als das rätselhafte Streben der todgeweihten Menschen nach einem ewigen Leben. Wie der Eros in seiner letzten Sinntiefe auf die Unsterblichkeit der Sterblichen bezogen ist, spricht Platon im Dialog „Symposion“ durch den Mund der Seherin Diotima aus: das Geheimnis aller Menschenliebe ist der Wille zur Ewigkeit in der Zeit, der Drang nach Beständigung, nach Dauer gerade der zeithaft endlichen, im reissenden Zeitfluss treibenden und um ihre Vergänglichkeit wissenden Menschen“ (352).
Die Phantasie bei Fink und bei Jaspers • Heben wir hervor, dass nach letzterem Zitat, gerade der Wille zur Ergänzung zwischen den zerspaltenen Teilen die höchste Leidenschaft erweckt und damit auch der Wille zur Ewigkeit, zum Immersein. • Die Phantasie ist überall am Werk: sie bestimmt das Bild, das wir von uns selbst oder von dem Mitmenschen haben, sie „beflügelt als schöpferischer Einfall die Arbeit, sie öffnet Möglichkeiten des politischen Handelns, und Vieles mehr. Aber der Inbegriff von diesem Ganzen ist, dass die Phantasie an erster Linie mit der Möglichkeit, und mit dem Möglichen überhaupt zu tun hat. Durch die Phantasie bewegt sich der Mensch in einen Raum zwischen dem Möglichen und dem Wirklichen. • Bezogen auf uns, ermöglicht die Phantasie, dass unser Ich nicht gebunden bleibt an einem zwangsläufigen „Sosein“. Gedenken wir daran, dass der Begriff des ‚Sosein’ von Jaspers benutzt wird in Philosophie und gilt als Bezeichnung des Charakters. Dieses steht zugleich innerhalb des Rahmens der Frage nach dem Ich. Der Charakter, als ein Sosein, muss auch überwunden werden, damit wir unserem Selbst näherkommen. Bei Jaspers ist doch zuletzt das Entscheidende, dass unser Selbst Möglichsein einschliesst, dass wir uns als Möglichkeit, als Möglichsein bejahen und verstehen. • Wenn wir diesen grundlegenden Gedanken von Jaspers nachvollziehen und ihm mit dem Gedanken der Phantasie von Fink im Zusammenhang bringen, dann bekommt der Erstere, u.z. der Gedanke des Möglichsein, einen anderen Bezug. Dann könnte man sagen: wenn wir wesentlich Möglichsein, Seinkönnen, u.z. als ein übernommenes Möglichsein sind, da die Phantasie sich im Bereich der Möglichkeit bewegt, dann hat die Phantasie eine Wirkung auf die Bildung von unserem Selbstsein.
Kurzum, zur Geschichte des Spiels • 1938 erschien das Buch Homo ludens von dem nierderländischen Philosophen Johan Huizinga. Da wird der Mensch als ein Spielender aufgefasst und das Spiel erscheint als der Grund der Kultur. Dass wir verschiedene Spiele spielen ist einfach die Veräusserlichung von unserer wesentlichen Bestimmung als Spieler. • Fast 20 Jahren danach erscheint Die Spiele und die Menschen von Roger Caillois, das schon auf den Spuren von Huizingas’ Wiedereröffenung des Themas steht. Vor Huizinga wären bloss Heraklit, und dann, nach einem gewaltigen geschichtlichen Sprung, Nietzsche, zu zitieren, da sie auch Wesentliches zur Philosophie des Spiels beitrugen. • Auch Die Oase des Glücks, das Buch welches Fink dem Spiel widmete, steht auf den Spuren von Huizinga, es wurde 1957 veröffentlicht, also fast zur gleichen Zeit, wie das Werk von Caillois. Jedenfalls die Grundphänomene des menschlichen Daseins, auch wenn es 1979 erschien, entstand (wie bereits erwähnt) in einem 1955 gehaltenen Seminar an der Freiburger Universität.
Zur Spielauffassung bei Heidegger Ungefähr zur gleichen Zeit (1956) gehört Der Satz vom Grund von Martin Heidegger. Hier erhält die Spielphilosophie eine neue Dimension, u.z. eine metaphysische, die schon von Heraklit andeutungsweise offengelegt wurde. Es geht hier um die Möglichkeit nicht nur den Menschen als Spieler zu fassen, sondern das Sein selbst. Der Mensch spielt weil er sich im voraus im Spiel des Seins befindet.
Und zur Spielauffassung bei Jaspers Doch man muss sich daran entsinnen, das Karl Jaspers, bereits 1931, in seinem Hauptwerk Philosophie, das Thema des Spiel aufgreift. Auf dem Wege der Möglichkeit eines „absoluten Bewusstseins“ zu erreichen, gibt es zunächst drei Ebenen: auf der ersten Ebene geht es um „Bewegung im Ursprung“, und die Stationen sind „Nichtwissen, Schwindel, Angst, Gewissen“; durch diese Bewegung, die Struktur unseres Daseins, unseres „bloss da zu sein“, wird zerbrochen. „Das erfüllte absolute Bewusstsein“ entspricht der zweiten Ebene; die Stationen sind hier: Liebe, Glaube, Phantasie. Das Spiel erscheint bei der dritten Ebene des Wegs zum absoluten Bewusstsein, nämlich „Die Sicherung absoluten Bewusstseins im Dasein“, zusammen mit Ironie, Scham und Gelassenheit. Ähnlich wie beim „Höhlengleichnis“ von Platon, wo der Befreite sich überlegt ob er zur Höhle zurückkehren soll wo seine gekettete Schicksalsgefährte sich befinden, um ihnen die Wahrheit mitzuteilen die er wahrgenommen hat ausserhalb der Höhle, so auch, nach der Erfüllung des absoluten Bewusstseins, geht es, bei der Rückkehr zum Dasein, um die Sicherung dessen was wir auf der Ebene der Erfüllung einsahen und verstanden;
Wie können wir im Alltag mit dem Eingesehenen im absoluten Bewusstsein umgehen? • Wie können wir damit umgehen? Und wie können wir, in Bezug auf das Eingesehene, umgehen? Es wäre plump und schamlos das einfach darzustellen als irgendeine Erklärung darüber; deshalb die Scham, demgegenüber. Wir können es nicht zugleich nur ernsthaft meinen, vortragen oder in irgendeiner Weise mitteilen; deshalb auch die Ironie, demgegenüber. Wir dürfen auch nicht davon ausgehen, dass sich das, was wir in einem Augenblick einsahen, sich einfach wiederholt, als ob wir davon einfach verfügen könnten; deshalb auch die Gelassenheit – vielleicht offenbart sich das nimmermehr, oder doch haben wir wieder diese ausgezeichnete Möglichkeit. Und zuletzt dürfen wir jenes Eingesehene auch nicht einfach objektivieren; deshalb unser spielerischer Umgang damit. • Dieses bedeutet dass das Spiel, zusammen mit Ironie, Scham und Gelassenheit, auf eine gewisse Distanz mit dem Eingesehenen und Verstandenen verweist. • Jaspers versteht gleichzeitig besonders die Momente der Sicherung des absoluten Bewusstseins im Dasein als „Einstellungen“, also Haltungen. Es handelt sich darüber wie wir uns halten dürfen im Dasein das in der Welt existiert. Wie gehen wir um im weltlichen Dasein im Alltag, in den verschiedenen Bereichen der Arbeit, Technik. Erziehung, Wirtschaft, Politik, Moral, usf. Und, gemäss Jaspers, und wahrscheinlich für alle oben angesprochenen Philosophen des Spiels, ist diese Einstellung, u.a., spielerisch.
Homo ludens und Gleichursprünglichkeit • Wenn die existenzialen Grundphänomenen gleichursprünglich sind, muss man berücksichtigen, dass das Spiel auch nicht so verstanden werden darf als ob die anderen Grundphänomenen von ihm abhängen würden: • „Der „homo ludens“ ist nicht getrennt vom „homo faber“ und vom „homo politicus“. Das Spiel ist eine Existenzdimension, die mit den anderen verwirkt und vielfältig verflochten ist“ (357). • Hier kann eine Ansprache herausgelesen weden, dessen Adressat Huizinga ist. Der Homo ludens fängt gerade mit der Behauptung an, dass in erster Linie der Mensch homo ludens, und nicht homo faber, homo oeconomicus, homo technicus, oder Sonstiges ist. Wenn wir diese Sache so betrachten können wir dessen Ansichtig werden, wasfür eine Tragweite die Gleichursprünglichkeit hat.
Spiel im Alltag nach Fink • Im Sinne der schon angesprochenen Ausprägung der Phänomenologie bei Fink als Erretung der Phänomenen, geht es um die Bedeutung des Spiels im Alltag: • „Was ist nun das Charakteristische der Alltagsdeutung des Menschenspiels? Nichts anderes als der Versuch, das Spiel aus der Wesenmitte des Daseins abzudrängen, es zu entwesentlichen, es aufzufassen als ein „Randphänomen“ unseres Lebens, ihm die Gewichte echter Bedeutsamkeit zu nehmen. Zwar sieht man die Häufigkeit des Spiels, das grosse Interesse der Menschen am Spiel, die Intensität, mit der sie es betreiben, die steigende Hochschätzung des Spiels im Zusammenhang mit der wachsenden Freizeit in einer technisierten Gesellschaft, aber man betrachtet üblicherweise das Spiel vor allem als „Erholung“, als „Entspannung“, als Zeitvertreib und heiteren Müssiggang, als die wohltuende „Pause“, die den Arbeitstag unterbricht oder die Beschäftigung des Feiertags ist“ (358-359).
Im Alltag Spiel als “Zwischenspiel zwischen den ernsthaften Aktivitäten” • Dieser Ansatz bei dem Alltag von der existenzialen Analyse von Fink hat unbestreitbar gewisse Hintergründe im Heideggerschen Denken. Heidegger gilt als der Entdecker der Alltäglichkeit in der Geschichte der Philosophie. Es handelt sich in dieser Hinsicht nicht nur um eine Auffassung des Menschen wo die Alltäglichkeit berücksichtigt wird, sondern auch darum, inwiefern die Begriffe in Rücksicht auf die Alltäglichkeit hinterfragt werden müssen. Dadurch erhält die Phänomenologie – am Beispiel beider Denker – seine Prägnanz. Wenn gemäss Husserl die phänomenologische Devise lautet: zu den Sachen selbst, dann muss man bei den vorgegebenen alltäglichen Phänomenen anfangen. • In den GphmD impliziert dies: anfangen zugleich bei dem Spannungsverhältniss zwischen den Grundphänomenen: in unserem Fall zeigt sich dieses in der Spannung zwischen Arbeit und Spiel. Dass das Spiel so angesehen wird, als ein blosses Randphänomen und nur im Sinne der Erholung, Entspannung, Zeitvertreib wird alles aus der Sicht der Arbeit betrachtet. Dann wird auch das Spiel bloss als „Pause, als Füllsel der Freiheit“ entwürdigt; zuallerletzt meint Fink, als ein „Zwischenspiel zwischen den ernsthaften Lebensaktivitäten“ (359).
Und doch die freie Zeit ist dem Spiel wesenhaft • Und doch die Finksche Auffassung des Spiels dreht sich ganz besonders um die Freizeit. Unter allen anderen Grundphänomenen das Spiel ist das Einziege bei dem wir über eine freie Zeit verfügen. Im Vergleich dazu vor allem die Arbeit lässt uns keine Zeit übrig. Doch oben, wenn von Erholung, Entspannung, Zeitvertreib gesprochen wurde, dann ist diese freie Zeit aus der Perspektive der Arbeit gesehen. Im Gegenteil dazu die Freizeit vom Spiel muss bei Fink in seiner vollkommenen Unabhängigkeit begriffen werden. • Jedenfalls schon die Alltagsverbindung vom Spiel mit Erholung, usw. ist sehr wichtig in der Diskussion anlässlich der Arbeitszeit. Im Allgemeinen führt man im Alltag diese Diskussion nur in Richtung von Lohnfragen, wobei man vergisst, dass auch die Arbeitszeit zur Auseinanderzetzung gebracht werden muss. Eine Gesellschaft, die das Spiel bloss als Erholung versteht, wobei man davon ausgeht, dass das Spiel nur auf diese Weise seine Rechtfertigung hat, neigt zur Möglichkeit, das Spiel als blossen Zeitvertreib herabzusetzen.
4 Merkmale des Spiels. Die erste: es ist zwecklos • Also die Freizeit muss anders verstanden werden, nämlich an sich und in seiner Unabhängigkeit. Wie verhält sich dieses? Nun, Fink gibt dazu – meiner Ansicht nach – vier Bestimmnungen des Spiels: erstens, als wesentlich zwecklos; zweitens, als „Oase des Glücks“; drittens, als Gegenwart; viertens, als Fiktion. • Versuchen wir im Folgenden diese vier Richtungen nachzuvollziehen: • 1.Das zwecklose Spiel. • „Spielen ist impulsives, spontan-strömendes Tun, beschwingte Handlung, ist gleichsam in sich selbst bewegtes Dasein“ (361). • Und weiter unten: • „Das Spiel hat keinen „Zweck“, es dient zu nichts. Es ist nutzlos und nichtsnutzig – es ist nicht vorausbezogen auf das Endziel des Menschenlebens. Der echte Spieler spielt, nur um zu spielen. Das Spiel steht für sich und in sich, es ist in mehr als einem Sinne eine „Ausnahme““ (362-363). • Viele der wichtigsten Philosophen des Spiels erkennen diese Bestimmung, durch verschiedenen Ausdrucksweisen an: Caillois – das Spiel ist unproduktiv; Heidegger – das Spiel ist ohne Warum. Nach verschiedenen Hinsichten wird eingesehen, dass diese Bestimmung, die sich der zweckorientierten Organisation der Gesellschaft entzieht, dem Menschenwesen innewohnt. Nicht nur das, sondern es wird zugleich anerkannt, dass erst diese Zwecklosigkeit des Spiels die anderen zweckorientierten Handlungen des Menschen ihren rechten Sinn auferteilt. Die Verbindung des zwecklosen Spiels mit der Freizeit bei Fink ist schon ein Hinweis darauf, wie dieses zu verstehen ist.
Lieben, Spielen, Glauben ohne Warum • Bei Heidegger die Bedeutung des Spiels als ohne Warum bezieht sich auf die entsprechende Auffassung des Seins als Abgrund, also das Sein ohne Grund, ohne Warum: das Sein, das ist, weil es ist. Gemäss dem Werk Der Satz vom Grund ist hier hinzuzufügen, dass der Mensch spielt insofern er auf Spiel gesetzt wird innerhalb des Spiels des Seins (ein abgründiges Spiel ohne Warum). • Aber nicht nur dem Spiel ist diese Bestimmung der Zwecklosigkeit eigen, sondern der Liebe (zum Beispiel bei Jaspers, die Liebe ist grundlos, wie übrigens auch bei Ortega y Gasset). Wir lieben weil wir lieben. Und es wäre zu ergänzen, dass wir auch glauben weil wir glauben (die prägnanteste Form dieses Gedankens ist Tertulians’ Wort: credo quia absurdum est), und auch, dass wir ein Kunstwerk schaffen weil wir es schaffen. Wenn wir dieses recht bedenken: die Zwecklosigkeit kommt auch zum Vorschein im Fühlen, Spüren, Tasten, usf. Bei all diesen Erlebnissen ist unser Verhalten empfänglich, rezeptiv, passiv. Wir geben uns der Sache hin. Nur so können wir, zum Beispiel, Musik echt hören, oder das Kunstwerk betrachten. Es ist sozusagen der erste Moment dieser verschiedenen Erlebnissen. Hinterher entwickelt sich ein bewusster rationaler Prozess von Erklärungen und Rechtfertigungen von dem Erlebten: Wieso? Warum? Aus welchem Grunde? Mit welcher Absicht?
Das Spiel selbst gibt sich seinen eigenen Sinn • Genauso ist es auch mit dem Spielen: wir spielen weil wir spielen und erst hinterher können wir von Leistung, Erziehung, Erholung, Entspannung sprechen, all die Rechtfertigungen die die Gesellschaft braucht um dem Spiel einen Sinn zu geben. Aber an sich der Akt des Spielens ist zwecklos. • Und die erwähnte Zwecklosigkeit im Zusammenhang mit dem Sinn: • „Das Verhältnis von Spiel und Sinn ist nicht gleichartig etwa mit demjenigen von Wortlaut und Bedeutung. Der Spielsinn ist nicht etwas anderes als das Spiel – das Spiel ist kein Mittel, kein Werkzeug, keine Gelegenheit, um einen Sinn auszudrücken. Es ist selbst sein Sinn. Das Spielen ist in sich selbst und durch sich selbst sinnhaft. Die Spielenden bewegen sich in der Sinnatmosphäre ihres Spiels“ (390). • Aber, wenn es so ist: Was treibt uns zum spielen?
Indem wir uns auf der Glück begeben umgehen wir es • 2.Die „Oase des Glücks“. • Nochmals um bemerkenswerte Unterscheidungen zwischen den Grundphänomenen offenzulegen, alle andere Grundphänomene, ausser dem Spiel, sind auf der Suche vom Glück angewiesen, besonders was der Liebe, aber auch der Arbeit, der Herrschaft (auch von Fink als Kampf bezeichnet) angeht. Dieses betrifft sogar den Tod, da der Wunsch von etwas Anderem nach dem Tod wird so ausschlaggebend, dass (gemäss Fink) man bildet sich einen neueren und beglückteren Leben nach dem Tod ein. Die verschiedenen Religionen geben reichlich Beispiele darüber. Offensichtlich wird dieses von Fink behauptet auf der Grundlage einer konsequent befolgten „dieseitigen Philosophie“, die im starken Gegensatz zur überlieferten „jenseitigen Philosophie“ auftritt. Der Massstab ist hier eben das Denken und nicht der Glaube. Beiläufig, diese Richtlinie der Phänomenologie bei Fink verweist wieder auf das Heideggersche Denken. • Doch die Bessesenheit nach Glück hat zur Folge, dass der gegenwärtige Augenblick durchaus übersprungen wird, und was nicht eingesehen wird, oder wahrscheinlich zu spät eingesehen wird, ist eben, dass im spielerisch, erotisch, schöpferisch erlebten Augenblick das Glück sich offenbart.
Vielleicht aufgrund unserer rationalen Zielgerichtetheit gehen wir davon aus, dass das Glück am Ende steht • Diesbezüglich vergegenwärtigen wir folgenden Gedankengang: • „Doch fällt die Spielbewegtheit mit der sonstigen Bewegungsform des Menschenlebens nicht zusammen. Das sonstige Tun hat in allem, was getan wird, grundsätlich eine innere Vorweisung auf das Endziel des Menschen, auf die Glückseligkeit, auf die Eudaimonia. Man nimmt das Leben als Aufgabe, als Pflicht, pensum, als Projekt – wir haben keinen ruhigen Aufenthalt; wir wissen uns „unterwegs“, immer werden wir aus jeder Gegenwart vertrieben, vorwärtsgerissen von der Gewalt des inneren Lebensentwurfes auf das Daseinsziel der Eudaimonie hin. Alle streben wir unablässig nach Glückseligkeit, sind uns jedoch keineswegs einig in dem, was sie eigentlich sei. Wir werden in Atem gehalten, nicht nur durch die Unruhe der Glücksstrebung, auch durch Unsicherheit in der Interpretation des „wahren Glücks““.
Und es ginge nur darum, das Glück nicht in der Zukunft zu setzen, sondern in der Gegenwart • Und weiter: • „Wir suchen das Glück und die Lebenserfüllung uns zu erarbeiten, zu erkämpfen, zu er-lieben und werden doch immer wieder über alles Erreichte hinaus getrieben, wir opfern jede gute Gegenwart einer ungewissen „besseren“ Zukunft. Obzwar das Spiel als Spielen impulsiv bewegtes Dasein ist, so ist es doch jeder unruhigen Strebung, die aus dem Aufgabencharakter des Daseins entspringt, entrückt; es hat keine Ziele, denen es dient, es hat seine Ziele und seinem Sinn in sich selbst. Das Spiel ist nicht umwillen einer künftigen Glückseligkeit, es ist in sich schon „Glück“, es ist dem sonst allgemein „Futurismus“ entzogen, beglückende Gegenwart, absichtslose Erfüllung. Das schliesst keineswegs aus, dass es in sich selber erhebliche Spannungsmomente hat, so z.B. in allen Wettkampfspielen, aber das Spiel transzendiert sich nicht, es bleibt mit seinen Aufregungen, mit der ganzen Skala seiner Spannungen, mit dem Entwurf der Spielhandlung in sich selber. Es gehört zu den tiefsinnigen Paradoxien unserer Existenz, dass wir in der lebenslänglichen Jagd nach der Glückseligkeit sie niemals als Besitz erlangen und im solchen Sinne niemand vor seinem Tode glücklich zu preisen ist – dass wir aber, wenn wir jenes Streben zeitweilig aussetzen, unversehens ankommen in einer „Oase des Glücks““ (361-362).
Paidiá - Ludus In der Spieltheorie von Roger Caillois tritt das Binom „paidia-ludus“ hervor. Das griechische Wort paidia besagt ‚Lust’ und das lateinische Wort ‚ludus’ besagt Spiel, aber sie wird von dem Soziologen als ‚Schwierigkeit’ gedeutet. Einmal haben wir im Spielen die Lust (Spiel sogar als „Oase des Glücks“) und das andere Mal haben wir die Herausforderung Schwierigkeiten, die in jedem Moment auftreten, zu überwinden. Die paidia (wobei Fink selbst von der Lust im Spiel und am Spiel spricht) treibt uns zu spielen und der ludus zum Umgehen der Schwierigkeiten, wobei das Entscheidende ist eben die paidia, weil ohne Lust am Konfrotieren der Schwierigkeiten gibt es auch kein Spiel. Die paidia ist eigentlich das Tragende im Spiel.