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Russland. Affirmative Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Sowjetisches Ehrenmal in Berlin. Prof. Claus Leggewie Europäische Erinnerungsorte. Ausgewählte europäische Geschichtskonflikte Referenten: Andreas Trentzsch, Oliver Bähr. These. Eine Annäherung zwischen Russland
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Russland. Affirmative Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg Sowjetisches Ehrenmal in Berlin Prof. Claus Leggewie Europäische Erinnerungsorte. Ausgewählte europäische Geschichtskonflikte Referenten: Andreas Trentzsch, Oliver Bähr
These Eine Annäherung zwischen Russland und der EU in der Erinnerungspolitik ist ausgeschlossen. Der „Große Vaterländische Krieg“ dient Russland als nationale Identifikation und Legitimierung seiner Großmachtpolitik. Dies führt zu Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten sowie der EU und den USA.
Gliederung • Sowjetische Ehrenmale vom „Großen Vaterländischen Krieg“ in Berlin • am Tiergarten • Schönholzer Heide • Treptow • Stalinstilisierung • Auswirkungen der Rezeption des Sieges im „Großen Vaterländischen Krieg“
Erinnerungskonzepte • Erfolgsgeschichte als Positivfolie aus der Opferrolle resultiert die Erkenntnis auf der moralisch guten Seite gestanden zu haben. • Niederlage und Schuld als Negativfolie nur mit der Einsicht der eigenen Schuld und der kritischen Aufarbeitung wird eine Negativfolie erstellt, auf der konträr neue gesellschaftliche Normen entwickelt werden können.
Russische Erinnerungskonzepte • Historische „Erfolgsgeschichten“ Oktoberrevolution 1917 Sowjetische Industrialisierung Sputnik / Juri Gagarin Eurasische Supermacht Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“ Monumentalisierte Erinnerung
Sowjetische Ehrenmale in Berlin • Störung der geplanten Nordsüdachse • Orientierung nach Westen Ausgreifen nach der Deutungshoheit über den Zweiten Weltkrieg
Einweihung am 11. November 1945 • Als russische Enklave im britischen Sektor • Zentrale Lage am Schnittpunkt der Nord-Süd-Achse und Ost-West-Achse • Ideologische Speerspitze • 2.500 Soldaten bestattet
Sowjetisches Ehrenmal in der Schönholzer Heide • Einweihung im November 1949 • Soldaten-friedhof: 13200 Soldaten bestattet • ca. 2500 Namens-nennungen auf 100 Bronzetafeln
Sowjetisches Ehrenmal in Treptow • Einweihung am 8. Mai 1949 • Konzeptionell als das zentrale Monument angelegt • 5000 Soldaten bestattet • Zugang zur Anlage durch gegenüberliegende Triumphbögen im Nordwesten • Frauenstatue „Mutter Heimat“ • Teilung der Anlage durch Zentralportal mit knienden Soldaten
„Mutter Heimat“ und Zentralportal „Ewiger Ruhm den Kämpfern der Sowjetarmee, die ihr Leben hingegeben haben im Kampfe für die Befreiung der Menschheit von der faschistischen Knechtschaft“
„Der Befreier“ • Auf einem „Grabhügel“ am Südostende errichtet • Begehbarer Pavillon als Sockel • Statue aus Bronze, 12m, 70t • Rotarmist mit Schwert in der Rechten steht auf zerstörtem Hakenkreuz • Hält beschützend ein Kind auf dem linken Arm
Zwischenresümee „Der Große Vaterländische Krieg“ • Exklusiver Anspruch auf den Sieg der Sowjetunion • Befreiung Europas vom Hitlerfaschismus • Heldenhafte Armee (Heldentod, Heroischer Kampf) • Leid und Blutzoll des sowjetischen Volkes • Opferbereitschaft der Gesellschaft • Opferrolle durch deutschen Überfall • Stalin als Feldherr und Oberster Genosse
Stalinstilisierung in Russland • Stalins „Comeback“ im posttotalitären Russland Umfrage des Allrussischen Zentrums für Meinungsforschung 2003 (VCIOM) • Bedeutung der Stalinschen Repression für die russ. Geschichte 29% (1998) unter 1% (2003) • Positive Bewertung der Rolle Stalins 19% (1998) 53 % (2003)
Stalinstilisierung in der UdSSR • Nachkriegszeit (bis 1953) • Starke Glorifizierung des Sieges über Deutschland • Sowjetunion als DER BEFREIER Europas • Stalin-Kult • Ära Chruschtschow (1953-1964) • „Tauwetterperiode“ • Entstalinisierung • Desavouierung / Dekonstruktion Stalins • 1956: 20. Parteitag der KPdSU • Solschenizyn: „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch”
Stalinstilisierung in der UdSSR • Ära Breschnew (1964-1982) • Ende der Tauwetterperiode • „Sakralisierung“ des Kriegs • Rehabilitation Stalins • Anknüpfen an alte Eliten • Ära Gorbatschow (1985-1991) • Distanzierung von Stalin • Anerkennung von Verbrechen im WK2 • Bestätigung des geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin-Pakts • Glasnost • Perestroika
Auswirkungen der Rezeption des Sieges im GVK Umfrage des Allrussischen Zentrums für Meinungsforschung von 2003 (VCIOM) • Bedeutung der Stalinschen Repression für die russ. Geschichte 29% (1998) unter 1% (2003) • Positive Bewertung der Rolle Stalins 19% (1998) 53 % (2003) • „Worauf sind Sie in unserer Geschichte am stolzesten?“ 87 % der Befragten nannten den Krieg antiproportionale Gewichtung: Sieg im GVK Errungenschaften der UdSSR
Auswirkungen der Rezeption des Sieges im GVK • Sieg im Großen Vaterländischen Krieg ist die Staatskonstitutive Russlands • Folgen • nach außen: 1.) imperialistische Politik der UdSSR in zaristischer Tradition Konstante 2.) Wiederbelebung des Großmachtstrebens durch die Rehabilitation Stalins ab Ende der 1990er • Konflikte, z.B: - Kaukasus - Tschetschenien
Auswirkungen der Rezeption des Sieges im GVK • Folgen • nach innen: 1.) keine kritische Aufarbeitung der Vergangenheit 2.) Konstitutive „Sieg“ dient der Legitimation des Staates • Probleme: - Demokratie(-bewusstsein) - Rechtsstaatlichkeit Zwar: Aber: Zivilgesellschaftliche Bestrebungen Repression - Moskauer Helsinki-Gruppe ist staatlich NICHT intendiert - Memorial keine staatliche Intention zur kritischen Reflexion der Vergangenheit
These Eine Annäherung zwischen Russland und der EU in der Erinnerungspolitik ist ausgeschlossen. Der „Große Vaterländische Krieg“ dient Russland als nationale Identifikation und Legitimierung seiner Großmachtpolitik. Dies führt zu Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten sowie der EU und den USA.
Kann es eine Annäherung in der Erinnerung zwischen EU und Russland geben? _________________________________________________________________________________ • Ausgangspunkt der Erinnerung • EU: Holocaust Singularität • Russland: Sieg Befreiungsmetapher • Sieg im Gr. Vaterländischen Krieg ist konstitutiv für Russland • programmatisch-kollektivierte Erinnerung • Universal-Legitimation nach 1945 • Negativfolie = Anzweifeln der Rezeption käme aus russ. Sicht „Blasphemie“ gleich bzw. dem Entzug der Legitimationsgrundlage • Druck zur Aufarbeitung wie in Lettland in Russland nicht möglich • kein Druckmittel • aber Abhängigkeit Westeuropas von russischen fossilen Rohstoffen Impuls muss aus der russischen Gesellschaft kommen