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?bersicht. Therapieziele Was ist Therapiemotivation ?Woran erkennt man Therapiemotivation ?Was erschwert die Therapiemotivation ?Wie f?rdert man die Therapiemotivation ?Was bringt eine Motivationsf?rderung?Offene FragenDie Verantwortung der TherapeutInnen . Therapieziele. Therapieziel 1den Patienten f?r eine Behandlung erreichen Therapieziel 2den Therapieabbruch verhindernTherapieziel 3Ver?nderung m?glich machenWas soll ver?ndert werden ?Woran erkenne ich die Ver?nderung ?...und wenn?s nicht klappt ?.
E N D
1. 10. Basler Psychotherapietage„Keine Zukunft ohne Drogen“Basel 29.-31-05.2003
Therapiemotivation -
was kann der Therapeut beitragen ?
A. Uchtenhagen
Institut für Suchtforschung Zürich
2. Übersicht Therapieziele
Was ist Therapiemotivation ?
Woran erkennt man Therapiemotivation ?
Was erschwert die Therapiemotivation ?
Wie fördert man die Therapiemotivation ?
Was bringt eine Motivationsförderung?
Offene Fragen
Die Verantwortung der TherapeutInnen
3. Therapieziele Therapieziel 1
den Patienten für eine Behandlung erreichen
Therapieziel 2
den Therapieabbruch verhindern
Therapieziel 3
Veränderung möglich machen
Was soll verändert werden ?
Woran erkenne ich die Veränderung ?
...und wenn‘s nicht klappt ?
4. Voraussetzungen für eine ambulante Behandlung bei Suchtkrankheit Ambulante Behandlung kann versucht werden, wenn der Patient
sozial gut integriert ist
dem Hausarzt/Therapeuten ausreichend bekannt ist
„vertragsfähig“ ist und eine Vereinbarung eingeht
Ambulante Behandlung soll nicht versucht werden, wenn der Patient
massive Entzugssymptomatik erwarten lässt
körperlich oder psychisch krank ist
frühere ambulante Entzüge gescheitert sind
5. Probleme ambulanter Interventionen bei Suchtkranken
Geringe Erfolgschancen ambulanter Entzugs- und Aversionsbehandlung
Geringe Belastungsfähigkeit, hohe Ambivalenz
Misserfolge wegen fehlender / ungeeigneter Abklärung der Veränderungsbereitschaft
6. 1. Therapiemotivation und ihre Störungen
Was verstehen wir unter Therapiemotivation ?
Woran erkennt man Störungen und Krisen der Motivation?
Erschwerende Faktoren
Was tun ?
7. Therapiemotivation ..... ist die Bereitschaft
sich der Einsicht zu stellen, dass ich etwas an meinem Verhalten ändern muss
mit dieser Einsicht ernst zu machen
mich auf eine Behandlung einzulassen, wenn ich die Veränderung allein nicht schaffe
in der Behandlung zu bleiben, auch wenn es schwierig wird
Verantwortung für das Gelingen der Behandlung zu übernehmen
8. Woran erkennt man Therapiemotivation ? Wieviel wert ist die verbale Bereitschaft ?
Wie wichtig ist die Bereitschaft, für Therapie zu bezahlen ?
Welcher Druck unterstützt die Therapie-bereitschaft ?
Kann Therapie unter justitiellem Druck zu etwas führen ?
Aktive Mitarbeit als Indikator
Motivation ist störbar
15.
18. 2. Grundlagen und Methoden der Motivationsförderung
Stufen und Erfassung der Motivation für Veränderung
Motivational Interviewing, Methode der motivationalen Gesprächsführung
Varianten und Weiterentwicklungen
Outcome studies
Probleme
19. Modell der Motivationsphasen
Stages and processes of self-change of smoking : toward an integrated model of change (Prochaska & Di Clemente 1983, J consult clin psychol 51 :390-395)
Davidson S : Facilitating change in problem drinkers. In : Counselling problem drinkers, Tavistock 1991
20. Modell der Motivationsphasen
Phasenmodell
Vorahnung (pre-contemplation)
Einsicht / Überlegung (contemplation)
Aktion (action)
Aufrechterhaltung (maintenance)
Rezidiv (relapse)
21. Grundannahmen der Motivationsarbeit Interventionen zur Erhöhung der Veränderungs-bereitschaft setzen Einsicht in den Zusammen-hang von Einstellungen, Verhalten und dessen Folgen voraus (kognitive Dissonanz vermindern)
Motivation setzt eine Wahrnehmung der zu erwartenden Vor- und Nachteile einer Veränderung voraus
Motivationsarbeit wirkt durch die Aktualisie-rung / Verstärkung von Eigenwirksamkeits-Erwartungen
22. Methoden und Verfahren zur Erkennung und Beeinflussung von Veränderungsbereitschaft
Grundlage : Motivational Interviewing MI
Varianten :
Drinker‘s check-up DCU
Motivational Enhancement Therapy MET
Harm Reduction Program BASICS
Brief Motivational Interviewing BMI
Brief Negotiation
23. Fünf Prinzipien motivationaler Gesprächsführung(Miller & Rollnick 1991) 1. Empathie (reflective listening, Verzicht auf konfrontativen Stil)
2. Auf Widersprüche aufmerksam machen
3. Wortgefechte vermeiden
4. Nachgiebig auf Widerstand reagieren (nicht brechen !)
5. Selbstwirksamkeits-Erwartung fördern
Ziel : Verhaltensänderung möglich machen !
24. „Widerstand ist nicht ein Patientenmerkmal, sondern ein Feedback auf das Verhalten des Therapeuten“„Vielleicht ist es wichtiger, Widerstand zu vermeiden als positive Stellungnahmen des Patienten zu erreichen“
25. Das Prozedere im Überblick Anamnese : Trinkhäufigkeit, Trinkmenge, alkoholbedingte Probleme im Betrieb oder Strassenverkehr, Versuche das Trinken zu reduzieren
Klinische Untersuchung : auf Alkoholprobleme verdächtige Befunde
Labor : bei Verdacht auf riskanten/schädlichen Konsum, der vom Patienten negiert wird
Klärung der Veränderungsbereitschaft
Motivierendes Interview
26. Klärung der Veränderungsbereitschaft Beispiel : Gibt es Tage/Gelegenheiten, an denen Sie mehr trinken als beabsichtigt ?
Ja, aber damit werde ich gut fertig
(Precontemplation)
Ja, damit muss ich irgendeinmal aufhören (Contemplation)
Nein, damit habe ich vor einem Monat aufgehört (Action)
Nein, das passiert mir schon länger nicht mehr (Maintenance)
27. Inhalte der Gesprächsführung Patientenbefunde erklären, Relation zu Normbefunden erläutern
Zusammenhang Befunde und Trinkverhalten erörtern
Empfehlungen zur risikoarmen Trinkmenge (Frauen <16 g Alkohol/Tag, Männer <24 g/Tag; ein drink=8 g=0.2 l Bier=0.1 l Wein)
Information über alkoholbedingte Gesundheits-störungen (sachlich, nicht wertend)
Umfeldprobleme und -reaktionen ansprechen
28. Regeln der Gesprächsführung Besprechung der Alkoholanamnese und -befunde als Routine behandeln (keine Stigmatisierung)
Bei unklaren Angaben und Widersprüchen nachfragen (weder Ironie noch Vorhaltungen)
Bei fehlender Veränderungsbereitschaft zur Selbstbeobachtung und zum Nachdenken einladen (nicht überreden)
Bei vermuteter Veränderungsbereitschaft über Optionen informieren, Unterstützung anbieten
Selbstvertrauen stärken (ohne Überforderung)
29. Beispiel einer Intervention mit 3 Sitzungen Erstes Gespräch : Problemverständnis fördern
Die vom Patienten erlebten körperlichen, psychischen und sozialen Probleme in ihrer Beziehung zum Alkoholkonsum erörtern. Typischer Tagesablauf hilft die Probleme zu erkennen.
Zweites Gespräch : Chancen für Änderungen klären
Mögliche Folgen einer Konsumänderung diskutieren,
Erwartungen und Befürchtungen klären.
Drittes Gespräch : Massnahmen besprechen
Optionen anbieten, Annehmbarkeit sondieren
30. Studien zum Motivational Interviewing Zielgruppen : Pat. mit Alkoholproblemen, Methadonpat., Schwangere, Raucher, Unfallpat.
Intervention : einmalige Sitzung oder Telephon-gespräch (30-90 min)
Kontrollgruppen : keine oder andere Intervention (relapse prevention technique, Selbsthilfemanual, Infobroschüre, Ratschläge...)
Kriterien : Substanzkonsum, Risikoverhalten, Konsumfolgen (Unfälle, Konflikte, Delikte...) nach 3 resp 6 Mten
31. Ergebnisse randomisierter Studien(zusammengefasst nach Demmel 2001) Bei Rauchern bessere Reduktion der Konsums, keine Unterschiede der Abstinenzraten
Reduktion des Alkoholkonsums, v.a. bei hohen Ausgangswerten
Bei Unfallpatienten : Reduktion von alkoholbedingten Unfällen, Konflikten, Delikten, aber keine Reduktion des Konsums
Bei Drogenpatienten in Methadonbehandlung bessere Compliance, weniger Folgeprobleme (im Vergleich zu Psychoedukation)
32. Drinker‘s Check-up DCUMiller et al 1988 Umfassende diagnostische Untersuchung
Anschauliche (graphische) Darstellung und Erläuterung der Befunde
Vergleich der Befunde mit denjenigen einer Referenzstichprobe (Korrektur einer „Normalitäts-Erwartung“)
Wertungsfreie Information des Patienten
Anwendung stationär und ambulant (allein oder zur Unterstützung herkömmlicher Therapien)
33. Erfahrungen mit DCU
Kontrollierte Studie DCU vs Wartegruppe : signifikant stärkere Reduktion des Alkohol-konsums nach 6 Wo und 12 Mten (Miller 1993)
Bessere Compliance während stationärer Therapie (Brown & Miller 1993)
Randomisierte Studie ambulant (Standard-Therapie mit oder ohne DCU) : weniger Alkohol nach 3, aber nicht nach 6 Mten (Bien et al 1993)
34. Motivational Enhancement Therapy MET Miller et al 1992/1999
Weiterentwicklung und Ergänzung des Drinker‘s Check-Up
Integriert in stationäres oder ambulantes Therapieprogramm
Initial DCU, booster session in der sechsten und zwölften Behandlungswoche
35. Erfahrungen mit MET Vergleichsuntersuchung im Rahmen des Projektes MATCH mit einer Behandlung zur Förderung von coping skills und mit einem 12-step-programme : gleiche Ergebnisse mit geringerem Aufwand (Cisler et al 1998, Zweben et al 1999)
Meta-Analyse weiterer Studien : MET die erfolgreichste Behandlungsmethode bei Alkoholabhängigkeit und -missbrauch (Miller et al 1998)
36. Brief Alcohol Screening and Intervention for College StudentsBASICSDimeff et al 1999 Synthese motivationaler und kognitiv verhaltenstherapeutischer Konzepte (Baer et al 1999)
Niedrigschwellige Kurzintervention (2 Sitzungen)
Initial DCU, im Intervall Selbstbeobachtung und
-protokollierung (self-monitoring)
Feedback interview : Auswertung, Analyse der Erwartungshaltungen
37. Erfahrungen mit BASICS
2 randomisierte kontrollierte Studien (Marlatt et al 1998, Borsary &Carey 2000)
2 Jahre nach Intervention bei Collegestudenten mit riskantem Konsum (n=348) stärkere Abnahme des Alkoholkonsums und weniger gesundheitliche und soziale Beeinträchtigungen gegenüber Kontrollgruppe
38. Brief Motivational Interviewing BMIRollnick et al 1992 Direktive klientenzentrierte Kurzintervention (30-40 min) in der ärztlichen Praxis
8 trainierbare Strategien der Gesprächsführung (Eröffnungsvarianten, Typischer Tageslauf, gute und weniger gute Seiten, Hilfe zur Entscheidungs-findung...)
Trainierbare microskills (e.g. open-ended questions, reflective listening, summarizing etc)
Ausführliches Manual mit der Beschreibung des Verfahrens
39. Erfahrungen mit BMI Überlegenheit gegenüber medizinischer Standdardbehandlung (inkl. Ratschläge zum Trinkverhalten) bei hospitalisierten „Heavy Drinkers“ : deutlich weniger Alkoholkonsum bei Nachuntersuchung 6 Monate nach Spital-entlassung (Heather et al 1996)
Beste Ergebnisse bei initial schlecht motivierten Patienten
40. Brief NegotiationStott et al 1995/1996 Strukturierte Minimal-Intervention für praktizierende Ärzte
Fortlaufende Weiterentwicklung in Zusammenarbeit mit praktizierenden Ärzten
Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortung des Patienten im Zentrum
Leitfaden für Trainingszwecke (Rollnick et al 1999 : Health behavior change : a guide for practitioners)
41. Diversifizierung der Kurzinterventionen Minimal interventions (ca 5 min)
Brief interventions (max 3 Sitzungen)
Moderate interventions (bis 7 Sitzungen)
Intensive interventions (8 und mehr Sitzungen)
Anwendung möglichst früh vor /in der Entwicklung einer Abhängigkeit
(Frühinterventionen)
42. Neue Anwendungsbereiche der Kurzinterventionen Sexualdelikte (Mann & Rollnick 1996)
Diabetes (Stott et al 1996)
Übergewicht (Smith et al 1997)
Anorexia nervosa (Treasure & Ward 1997)
Psychosen (Kemp et al 1998)
Dualdiagnosen (Daley et al 1998, Swanson et al 1999, Martino et al 2000)
Bulimie (Treasure et al 1999)
Bewährungshilfe (Harper & Hardy 2000)
43. Grenzen der Wirksamkeit von Kurzinterventionen Riskanter und schädlicher Konsum ist eher beeinflussbar als Abhängigkeit
Motivationale Kurzinterventionen sind wirksamer bei Personen mit initial schlechter Motivationslage
Bessere Wirksamkeit bei initial höherem Konsumniveau
44. Entwicklungstrends bei der Motivationsförderung
Perfektionierung der Techniken mit wachsenden Anforderungen an die Therapeuten und ihre Ausbildung
Optimierung für den Gebrauch durch praktizierende Medizinalpersonen, Sozialhelfer, Therapeuten ohne anspruchsvolles Training
45. Einige offene Fragen Wer darf ? Unter welchen Bedingungen ?
Anwendung als Paar- und Gruppenverfahren ?
Kulturspezifische Anpassungen nötig ?
Kompatibilität mit anderen Therapieverfahren ?
Erhöhte Selbstwirksamkeit als Ziel :
unrealistisch hohe Werte bei Rückfälligen rufen nach einer Differenzierung (nicht besonders hohe, sondern realistische Selbst-Wirksamkeits-Erwartungen sind anzustreben!)
46. Ethische Aspekte Stimmen die impliziten Werte von Patient und Therapeut überein ?
Wenn nicht : wie kann der Patient vor Manipulation geschützt werden ?
Prinzip der „Negotiation“ : alle Vereinbarungen über Behandlungsziel, Vorgehen etc. müssen ausgehandelt werden
„If in any doubt about what you are doing, ask the patient. Be clear and honest“ (Rollnick)
47. Einige weiterführende Literatur Arend H (1993) : Alkoholismus - ambulante Therapie und Rückfallprophylaxe. Belz, Weinheim
Wetterling T, Veltrup C (1997) : Diagnostik und Therapie von Alkoholproblemen. Ein Leitfaden. Springer, Berlin
John U, Veltrup C, Driessen M, Wetterling T, Dilling H (2000) : Motivationsarbeit mit Drogenabhängigen. Lambertus, Freiburg i.Br.
48. Und die Verantwortung der Therapeuten/Therapeutinnen ? Therapiemotivation kann nicht einfach vorausgesetzt, sie muss gefördert und unterhalten werden
TherapeutInnen müssen in erster Linie mehr Standfestigkeit haben als PatientInnen
Aus einer bewältigten Motivationskrise lernen alle etwas für die Zukunft
Es ist gut, als Therapeut/Therapeutin krisenfest zu sein - aber nicht zu sehr !