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Geschichtsbewusstseinsforschung – Empirische Studien - national. DDR-Geschichte und Schülerwissen.
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Geschichtsbewusstseinsforschung – Empirische Studien - national DDR-Geschichte und Schülerwissen
„Die Verteidigung der eigenen Lebenswelt geht insofern einher mit der Verteidigung des Systems. Die Lebensleistung des Einzelnen wird dem System gutgeschrieben, die negativen Seiten der DDR werden banalisiert oder marginalisiert.“ (Schröder, S. 7) „Mit einem modernen, reflexiven Geschichtsunterricht, in dem die Jugendlichen selbstständig und verantwortlich ‚historisch denken‘ lernen sollen, haben die allermeisten Fragen der Studie nicht das Geringste zu tun.“ (Bodo v. Borries, S. 667( DDR-Geschichte und Schülerwissen
Studie: Das DDR-Bild von Schülern 2008/09(Monika Deutz-Schröder, Klaus Schröder) • Schülerbefragung in Bayern, Berlin, Brandenburg, NRW • große Resonanz in Medien und Politik (5200 SuS, 16/ 17 J. • rudimentäre Kenntnisse und Urteile über die DDR aus familiärem und privatem Umfeld • in der Schule werde die DDR dagegen kaum behandelt • Befund: viele Ostdeutsche hätten nach wie vor keinen Bezug oder nur wenig Bezug zu den demokratischen Grundstrukturen der BR • es gebe eine fundamentale Unkenntnis bezügl. der Differenz zwischen Demokratie und Diktatur • Erschrecken über nostalgische Verklärung der DDR / Ursache: ehemals systemkonforme Lehrer würden bewusst ein falsches DDR-Bild vermitteln. • „Je mehr SuS über den SED-Staat wussten, desto kritischer beurteilen sie ihn.“ • Bild ostdeutscher SuS mehr durch Familiengespräche, westdeutscher SuS stärker durch Schulunterricht geprägt
Befunde • in der Schule zu wenig oder gar kein Wissen über die DDR erworben: 2/3 • Frage, was SuS in welchem Teilstaat besser fanden (System bis familiäre Bindungen) • Sympathie mit der sozialen DDR, Überlegenheit sozialer Marktwirtschaft: 2/3 • negatives Urteil über die DDR-Sozialpolitik: 15 % (Ost), 30 % (West), Resultat aktueller Zukunftsängste / Arbeitsplatzsicherheit, Aspekt des Einflusses des Staates auf die Wirtschaft • MfS: nur 50 % verneinte Behauptung, sei normaler Geheimdienst gewesen • Wiedervereinigung als positives Ereignis: ¾ • mangelnde Zuordnung von Politikern: Adenauer u. Brandt: 1/4
Bodo v. Borries: „Dogmatismus“, „Machbarkeitswahn“, „Nürnberger Trichter“ • curriculare oder historiographische Relevanz d. Wissensdefizite bleibe unberührt • dogmatische Geschichtsdeutungen „Volksaufstand“, Zurückweisung „Arbeiteraufstand“ • Methodische Mängel: Repräsentativität der Stichproben (Schulformen, Klassenstufen sind unsystematisch, nicht anteilig kombiniert) • suggestive Items, vermischen Kenntnisse mit Einstellungen und Bewertungen • Keine Berücksichtigung der Sozialisationbedingungen • statt Zusammenhänge und Struktureinsichten geht es um normativ gesetzte Details • Didaktik- und Unterrichtssicht der Lehrenden spiegele keine aggressive Ostalgie, sondern Identitäts- und Biografieprobleme (Authentizität)
„Die großen und gegensätzlichen ideologischen bzw. politischen Programme beider Seiten, die 1989 jahrzehntelang den Geschichtsunterricht als Gepäck aufgeladen hatten, hatten bei den Jugendlichen nur sehr bescheidene Unterschiede hinterlassen.“ (S. 670) „Nicht ein aggressiver Marxismus-Leninismus ist das Erbe der DDR im Geschichtsunterricht der neuen Bundesländer, sondern eine ausgesprochen neopositivistisch-objektivistisch und faktenhuberisch-stofforientierte Gestaltung.“ (S. 670) Befunde v. Borries 1990er Jahre: Unterschiede Schüler – Lehrer
„Historische Orientierungs-Kompetenz“ (FUER) • Ergebnisse moralischer und identitätsfördernder Leistungen dürften im GU nicht vorgeschrieben bzw. eingetrichtert werden, siehe auch Beutelsbacher Konsens (1977) • auf der Ebene der Bewertungen und Einstellungen: Argumentationsqualität • normative Grenzen von Pluralität: Verachtung Grundgesetz sowie Bürger- und Menschenrechte (sei primär eine Aufgabe von Polizei und Gerichten, nicht von Geschichtslehrern)