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Prof. Gerhard Neumann Ludwig Maximilians Universität München

Prof. Gerhard Neumann Ludwig Maximilians Universität München. Franz Kafka: „Die Verwandlung“ Ein Deutungsversuch. Reinhard Tegtmeier-Blanck , Powerpoint zum Vortrag von Prof. Gerhard Neumann, gehalten am 11.2.14 an der KGS Neustadt, IGS Roderbruch, 26. Feb. 2014

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  1. Prof. Gerhard NeumannLudwig Maximilians Universität München Franz Kafka: „Die Verwandlung“ Ein Deutungsversuch Reinhard Tegtmeier-Blanck, Powerpoint zum Vortrag von Prof. Gerhard Neumann, gehalten am 11.2.14 an der KGS Neustadt, IGS Roderbruch, 26. Feb. 2014 GNU Free Documentation License

  2. Prof. Gerhard Neumann:Franz Kafka: „Die Verwandlung“ Ein Deutungsversuch • Kafkas Text steht in einer langen abendländischen Tradition. Sie beginnt mit Ovids „Metamorphosen“ (1v.Chr. – 9 n.Chr.) • Nach Ovid ist Kultur dem Wesen nach ständige Verwandlung und Umgestaltung. • Die heutige Literaturwissenschaft als Kultur-wissenschaft sieht den Text nicht als rein sprachliches Gebilde, sondern stellt ihn in den Kontext der ihn umgebenden Texte.

  3. Ovid: • „Metamorphosen“ enthalten ca. 250 antike Verwandlungsgeschichten • Quintessenz: Die stetige Verwandlung der Kultur verläuft vom Chaos zur Vollendung und Blüte im Augusteischen Zeitalter • Zwei Arten von Verwandlungen: • Ein Körper in einen anderen • Ein Körper in ein Symbol

  4. Kafka, Die Verwandlung • Stellenwert des Textes in Kafkas literarischem Schaffen: • Sein Schreiben bemüht sich um „LEBEN-ERZÄHLEN“ • Die Form sind Versuche – gescheiterter - Bildungsromane (Romane über die Verwandlung eines unfertigen Subjekts durch Erziehung zur Reife) Beispiele: • Fragment (im Tagebuch) • Amerika-Roman („Der Verschollene“), Geschichte eines verstoßenen Sohnes, Karl Roßmann • Unterbrechung der Arbeit: Jetzt „Die Verwandlung“ als „richtige“ Version des „verstoßenen Sohnes“ • Nach Fertigstellung Fortsetzung von „Der Verschollene“

  5. Generalthese: • Die Verstoßung Karl Roßmanns aus der Familie in „Der Verschollene“, die psychische Beschädigung, die Traumatisierung als Geschichte einer Alltagsrealität wirdnoch einmal erzählt • in „Die Verwandlung“ als nicht alltägliche Geschichte, sondern als Tumult einer inneren Beschädigung, als eine Riesenmetapher des Gemütszustandes, der Gefühlslage eines Sohnes, der aus der Familie ausgestoßen wird.

  6. Fragen der Kafka-Forschung: • Ist die „Die Verwandlung“: • Darstellung der Wirklichkeit oder Phantastik? • Wachen oder Traum? • Mimesis oder Fiktion? Antwort: Falsche Fragestellung! • Kafka ist ein Realist! Was man für Phantastik hält, ist für ihn nur die mentale Kehrseite der Alltagsrealität.

  7. Zeit von 1900 bis 1. Weltkrieg: • Paradox: • Fortschritt in der Erkenntnisder Weltnimmt seit der Aufklärung kontinuierlich zu • Das Ordnungswissen nimmt ab, die Welt bleibt undurchschaubar in ihrer hohen Komplexität! (Einsteins Relativitätstheorie, Theorie der Thermodynamik…) • Folge: • Das Erwachen in der nicht mehr durchschaubaren Welt führt in Kafkas Werk zum Erleben eines Orientierungsschocks

  8. Orientierungsschocks: • „Der Verschollene“ • Bei Ankunft im New Yorker Hafen irrt Karl Roßmann durch das labyrinthische Schiff • „Der Prozeß“ • Joseph K. wacht an seinem 30. Geburtstag auf, wird verhaftet und ist sich keiner Schuld bewusst • „In der Strafkolonie“ • Der Gefolterte begreift nicht, was ihm geschieht, als ihm das Gesetz auf den Körper tätowiert wird • „Die Verwandlung“ • Gregor Samsa: „Was ist mit mir geschehen?“

  9. These: • Kafka experimentiert in seinen „Romanen“ mit der Gestaltung von Anfangsszenen, die Orientierungsschocks enthalten • Es gibt keine folgende Auflösung • Es sind literarische Experimente mit der Frage: „Wie fängt etwas an?“ • Kafkas „Urszene“: • Aussetzung auf der „Pawlatsche“ („Brief an den Vater“)

  10. Text der „Verwandlung“: • Am Anfang drei geschockte Blicke, mit denen der Protagonist Orientierung sucht: • Erster Blick auf den eigenen verwandelten Körper • zweiter Blick auf das Bild mit der Dame im Pelz, dessen Rahmen Gregor selbst geschnitzt hat • dritter Blick auf das Fenster • vierter Blick auf die Mutter, deren Körper seinen eigenen Ursprung und seine gleichzeitige Fremdheit symbolisiert

  11. Identitätskrise im Text • Kein klassisches Erzählen (Aristoteles) • 4 Gesichtspunkte der Identitätsrückgewinnung: • Rahmung: Versuche der Orientierung im Raum • Schuld: Gregors Beitrag zur ökonomischen Sicherung der Familie • Nahrung: Zugehörigkeit zur familiären Nahrungs-aufnahme, Rolle der Musik als Kriterium von Mensch-bzw. Tierheit • Tierheit:

  12. Problem der Tierheit • Drei Dimensionen: • 1. Entstehung des Menschen aus dem Tier • 2. Abgrenzung des Menschen gegenüber dem Tier • 3. Identitätsverlust desjenigen, der sich verwandelt hat oder verwandelt wird

  13. Beispiele in Kafkas Werk: • „Ein Bericht für eine Akademie“: • Ein in der Wildnis gefangener Affe versucht dem Zoo zu entgehen und verwandelt sich in einen „durchschnittlich gebildeten Mitteleuropäer“ • „Die Verwandlung“ • Ein Mensch verwandelt sich in ein Insekt • „Ein Hungerkünstler“ • Der verhungerte Protagonist wird durch einen Panther im Käfig ersetzt, der kein Nahrungsproblem hat • „Der neue Advokat“ • Das Streitross Alexanders passt sich an und tritt als Advokat auf.

  14. Verhältnis Mensch und Tier • Kulturelle Bedeutung von Hund und Affe • Der Hund ist Lebensbegleiter des Menschen, ist ihm treu, festigt dessen Identität • Der Affe ist wegen seiner Ähnlichkeit und seinem Nachahmungstrieb eine Bedrohung für dessen Identität. Er war im Mittelalter die teuflische Gegenfigur

  15. Verwandlung und Individualität Es geht Kafka in allen Experimen-ten um Abgrenzung, „um die Frage nach der Möglichkeit, den Menschen zu definieren und seine Herkunft zu bestimmen. In Kafkas Texten bleibt dies ein vergebliches Bemühen und wird als solches dargestellt.“ Gerhard Neumann

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