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Manfred Eckert:

Manfred Eckert: Kooperation und Übergangsmanagement im Rahmen der Berufsvorbereitung und Benachteiligtenförderung Universität Erfurt Fachgebiet Berufspädagogik und berufliche Weiterbildung. Übergangsmanagement. Ein sozialtechnisches Problem:

zuriel
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Presentation Transcript


  1. Manfred Eckert: Kooperation und Übergangsmanagement im Rahmen der Berufsvorbereitung und Benachteiligtenförderung Universität Erfurt Fachgebiet Berufspädagogik und berufliche Weiterbildung

  2. Übergangsmanagement • Ein sozialtechnisches Problem: • Die Anschlüsse passend machen? (z.B.Schulabschlüsse) • Ein organisatorisches Problem: • Output und Input abstimmen? (Bildungsplanung) • Ein Arbeitsmarktproblem: • Anbieter/Nachfrager-Ausgleich? (Arbeitsvermittlung) • Ein Versorgungsproblem: • Ausreichende Angebote schaffen? (Arbeitsagentur) • Ein Abstimmungsproblem • Die Systeme verlustfrei aufeinander beziehen

  3. Schön, wenn das so einfach wäre • Bildungsinstitutionen, Ausbildungseinrichtungen und Beschäftigungssysteme sind schwierig aufeinander abzustimmen. Die Kopplungen funktionieren in der Praxis nur deswegen, • weil ständig nachgesteuert wird!! • weil eine relative Autonomie und Gestaltbarkeit der Systeme und der Übergänge gewahrt bleibt!!

  4. Die permanente Nachsteuerung bei Übergangsproblemen(Beispiele) • Nachsteuerung der Institutionen: • Umschulung, Weiterbildung, Anpassungsfortbildung, abH, Mobilitäts- und Flexibilitätsförderung • Nachsteuerung der Individuen: • Ich lerne dazu, ich strenge mich an, ich ziehe um, ich wechsele meinen Beruf etc. • Relative Autonomie der Systeme: • Festlegung eigener Anforderungen und Standards: • Z. B. die humanistische Bildung: Latein und Griechisch • Z. B. die berufliche Bildung: umfassende berufliche Handlungsfähigkeit, Berufsgrundbildung, Berufstheorie

  5. Menschen sind keine Aggregate: ihre Entwicklungsprozesse sind nicht determiniert, sondern individuell gestaltbar – aber sie sind auf förderliche Rahmenbe-dingungen angewiesen – das ist der pädagogische Auftrag des Übergangs-managements

  6. Übergangsmanagement durch Kooperation? • Abstimmung der Institutionen? • Ein Output-Input-Problem (Schulabschlüsse, Kompetenzen, Vorwissen ...) • Ein Versorgungsproblem? (wer gibt wie viel ab/nimmt wie viel auf?) • Ein ökonomisches Problem? (Bietergemeinschaften) • Ein Allokationsproblem? (Wer bringt welche Ressourcen wo ein?/Wer kann was am besten?)

  7. Ziel eines Übergangsmanagements • Abstimmung mit dem Ziel, individuelle biographische Übergänge zu gestalten und die Biographie so mit pädagogischen Angeboten und Erfahrungsoptionen auszustatten, dass gelingende individuelle biographische Entwicklung eintreten kann. • Was ist gelingende individuelle biographische Entwicklung?

  8. Was ist gelingende individuelle biographische Entwicklung? • Historisch, kulturell und soziokulturell bedingt und individuell verschieden. • Grundsätzlich würden wir dazu zählen: • Mündigkeit und selbständige Lebensführung • Teilhabe am Arbeitsleben • Teilhabe am sozialen, kulturellen und politischen Leben • Persönliche Beziehungen • Lebensglück • .........................................................(hier Raum zum selbst ergänzen)

  9. Individuelle biographische Entwicklung ist das pädagogische Sinnkriterium für gelingende Kooperation pädagogisch wirkender Institutionen und für Übergangsmanagement

  10. Übergangsmanagement heißt nun nicht mehr: Die Schnittstelle steuern, sondern • die internen Prozesse verschiedener Institutionen aufeinander abstimmen, • das erfordert Kooperation • Die Aufgabe ist schwierig, weil sich die Abstimmung auf jedes einzelne Individuum beziehen muss

  11. Der Seitenblick auf die Schule „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“: • Alle Bildungsprozesse sind Vorbereitungen auf (biografische) Übergänge • (Gelingende) Übergänge sind für Bildungs- und Entwicklungsprozesse unabdingbare Voraussetzung • (Uri Bronfenbrenner: Die Ökologie der menschlichen Entwicklung)

  12. Das Dilemma der Schule: Allgemeine Bildung oder individuelle Bildung? • Bildung zielt immer auf individuelle Entfaltung jedes einzelnen Menschen im Horizont von Gesellschaft, Kultur und Geschichte. • Schulen sind allgemeine Bildungsanstalten, sie sind politisch gesteuerte Institutionen zur Sozialisation und Integration der nachfolgenden Generation • Individualisierung erfolgt häufig nur im Schema der Leistungsdifferenzierung (ein „guter“/ ein “schlechter“ Schüler • Schulen agieren in Standardformaten

  13. Didaktisch: Stoff und Form • Die Lehrpläne der Schule enthalten den „Stoff“ • Im Bildungsprozess erhält der „Stoff“eine bildende Form (vgl. Klafki), durch dessen Aneignung die Schüler - das zu bildenden Subjekt – ihr Potential zur Bewältigung und zur Gestaltung ihrer Welt gewinnen.

  14. Die implizite Hypothese: • Das Wissen der Welt ist die Voraussetzung zur Bewältigung der Welt – ist die Voraussetzung von Bildung • Ein scholastischer Rest in unserem Bildungsverständnis? • Eine Folge der modernen (erfahrungs-) wissenschaftlichen Weltdeutung? • Das Problem: individuelle Erfahrungen und Weltdeutungen sind hier bedeutungslos!

  15. Die Bedeutung gelingender Übergänge(Bronfenbrenner: Die Ökologie der menschlichen Entwicklung, Stuttgart 1981) These: Die individuelle Bewältigung von Übergangsproblemen ist für Bildungs- und Entwicklungsprozesse eine unabdingbare Voraussetzung

  16. Die Ökologie der menschlichen Entwicklung • Die Ökologie der menschlichen Entwicklung befasst sich mit der fortlaufenden Anpassung des aktiven Menschen und den Eigenschaften seiner unmittelbaren Lebensbereiche

  17. Das Mikrosystem • Das Mikrosystem: die Tätigkeiten und Aktivitäten, Rollen und zwischen-menschlichen Beziehungen im unmittelbaren Lebensbereich

  18. Das Mesosystem • Das Mesosystem: die Wechselbeziehungen zwischen den Lebensbereichen, an denen die sich entwickelnde Person unmittelbar beteiligt ist.

  19. Das Exosystem • Das Exosystem: Die Lebensbereiche, an denen die sich entwickelnde Person nicht unmittelbar beteiligt ist, in denen aber Ereignisse stattfinden, die sich – durch andere, sozial bedeutsame Personen vermittelt - auf die unmittelbaren Lebensbereich auswirken.

  20. Ein ökologischer Übergang • Ein ökologischer Übergang findet statt, wenn eine Person ihre ökologisch verstandene Umwelt durch einen Wechsel ihrer Rolle oder ihres Lebensbereiches verändert.

  21. Menschliche Entwicklung • Menschliche Entwicklung ist ein Prozess, bei dem eine sich entwickelnde Person erweiterte, differenziertere oder verlässlichere Informationen über ihre Umwelt erwirbt und dabei ihre Handlungsfähigkeit erweitert.

  22. Entwicklungsförderliche Übergänge • Das entwicklungsfördernde Potential eines Mesosystems (mehrer Mikrosysteme und der Übergänge) wird größer, wenn • Rollenanforderungen miteinander vereinbar sind • Verschiedene Lebensbereiche einbezogen sind • Verbindende, vertrauensvolle begleitende Personen beide Lebensbereiche aufnehmen • Wenn unterstützende Verbindungen hergestellt werden, wenn Kommunikation besteht • Wenn Vorinformationen gegeben worden sind • Wenn Erfahrungen integriert werden können • Übergänge müssen begleitet und gestaltet werden!

  23. Übergänge und Schwellen • Vom Elternhaus in den Kindergarten • Vom Kindergarten in die Schule • Von der Primarstufe in die Sekundarstufe I • Von der Sekundarstufe I in die Berufsausbildung • Von der Berufsausbildung in Beschäftigung • Vom einem Beschäftigungsverhältnis zum nächsten (teils durch Arbeitslosigkeit unterbrochen) • Zeitweise oder endgültige Ausstiege oder Wiedereinstiege in das Arbeitsleben

  24. Individualisierung und entwicklungsförderliche Gestaltung von Übergängen • Das Schulsystem: jeder junge Mensch muss die für ihn „passende“ Schule finden • Die Berufsbildung und die Berufsbildungstheorie: jeder Mensch muss „seinen“ Beruf wählen und finden (Grundgesetz, Artikel 12) • Die Biographie: Jeder Mensch muss seine eigene Biographie gestalten.

  25. Meine Lebensgestaltung – meine Berufswahl - ein individualisiertes Geschehen Ich suche „meinen“ Lebensstil Ich suche „meinen“ und nicht „einen“ Beruf • Problem 1: Wie finde ich „meinen“ Beruf? • Problem 2: Wie finde ich meine Ausbildungsstelle Was ich nicht suche: irgendeinen Beruf und irgendeine Ausbildungsstelle. Viele Berufe und Arbeitsplätze interessieren mich gar nicht!

  26. Was nicht geht • Irgendein Praktikum in irgendeinem Betrieb • Exkursionen in „irgendwelche“ Betriebe • Leistungen erwarten, die überfordern • Die Wichtigkeit – unerreichbarer – Schul-abschlüsse herausstellen • Irgendeine Ausbildung in irgendeinem Betrieb • Irgendeine (berufliche) Schule besuchen, die ohnehin nicht interessiert, die sich selbst als „Auffangbecken“ versteht und die nicht weiterführt.

  27. Was geht • Eine Schule / eine Maßnahme / ein Angebot • die freiwillig besucht wird • die einen Abschluss bietet, der Türen öffnet • die Lern- und Entwicklungsprozesse individualisiert • die die Frage aufnimmt, wie es hinterher beruflich weiter geht • die neue Horizonte eröffnet (Erkundungen, Praktika, Ausbildungschancen) • die Berufsvorbereitung (Berufsfindung) mit allgemeiner Bildung (Schulabschluss) verbindet • Individualisierung!

  28. Was dazu erforderlich ist • Individuelle Betreuung, Beratung, Anleitung • Vielfältige Angebote • Passgenauigkeit in Bezug auf individuelle Wünsche und Potentiale • Informiertheit/ Kommunikation und Transparenz auf Seiten der Anbieter. • Vernetzung in Bezug auf Übergänge • Vernetzung in Bezug auf die „Mesosysteme“ • Z. B. die Lernortkooperation

  29. Die regionalpolitische Seite des Übergangsmanagements • Vernetzung und Vielfalt als Maxime für neue Kooperationsformen und Abstimmungen • Neue Kooperationsformen zur Erschließung von Ausbildungs- und Beschäftigungspotentialen: • Kooperationen Schule/Bildungsträger - Wirtschaft • Ausbildungsverbünde/Trägerverbünde • „Re-Dualisierung“ der Benachteiligtenförderung • Neue Formen vollzeitschulischer Berufsbildung • Qualifizierungsbausteine und regionaler Arbeitsmarkt • Regionaler Bildungsarbeit fördert regionaler Entwicklungspotentiale

  30. Das neue Fachkonzept zur Berufsvorbereitung der BA • Die Dialektik von individueller Entwicklung vs. schneller Arbeitsmarktintegration • Berufsvorbereitung als • pädagogische Aufgabe der Entwicklungsförderung (als Entwicklungsgang in verschiedenen, vernetzten Bildungsangeboten) oder als • „qualifizierungs-technologische Aufgabe“ der schnellen, „passgenauen“ Qualifizierung für Arbeitsstellen (Quali-Bausteine und Einstiegsqualifizierung EQJ)

  31. Das neue Fachkonzept zur Berufsvorbereitung der BA • Kompetenzfeststellungsverfahren als individualisierendes Kernstück der Berufsvorbereitung • Oder „Eignungsdiagnostik“ zur „passgenauen Qualifizierung? • Individuelle Förderpläne - Individualisierung der Förderung und des Lern- und Entwicklungsfortschritts • Ein Qualitätskriterium für institutionelle oder individuelle Leistungsfähigkeit? • Erhöhung der Selektivität durch das Ziel: schnelle Vermittlung in Beschäftigung? Ist Employability eine pädagogisch vertretbare Zielsetzung?

  32. Erfolgreiches Übergangsmanagement und Politik • Bildungspolitik/Berufsbildungspolitik: • Bildung und Ausbildung für alle • Sozialpolitik • Teilhabe an sozialen Systemen und gesellschaftliche Integration • Arbeitsmarktpolitik • Verwertbare Arbeitskraft anbieten können • Finanzpolitik • Sparen?

  33. Das Ziel: Individualisiertes Übergangsmanagement • Individualisierung der individuellen Bildungsgänge (??!!) • (für jeden Teilnehmer „seine“ Bildungsmaßnahme?) • Individualisierung der Bildungsinstitutionen?! • (eine Maßnahme für einen Teilnehmer?) • Individualisierung der Abstimmung der Systeme?! • (Abstimmung für jeden einzelnen Teilnehmer?) • (Abstimmung für jeden einzelnen Arbeitgeber?)

  34. Die Herausforderungen • Demographischer Wandel und Arbeitskräftebedarf? • Soziale Integration oder 2/3-Gesellschaft? • Politische Integration? • Optimale Nutzung aller Humanressourcen? • Gelingende Bildungsprozesse für alle?

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