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Altorientalische Göttinnen und weibliche Gottesbilder der Bibel. in den Suchbewegungen gegenwärtiger Religiosität. Prof. Dr. Ilse Müllner www.ilsemuellner.at. 0__. _ Gliederung des Vortrags. 1_ Affekte 2_ Brauchen Frauen die Göttin? 3_ Verbindung von Theologie und Anthropologie
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Altorientalische Göttinnen und weibliche Gottesbilder der Bibel in den Suchbewegungen gegenwärtiger Religiosität Prof. Dr. Ilse Müllner www.ilsemuellner.at
0__ _ Gliederung des Vortrags 1_ Affekte 2_ Brauchen Frauen die Göttin? 3_ Verbindung von Theologie und Anthropologie 4_ Biblische Gottesbilder 5_ Gender Trouble 6_Bindungen
1__ _ Affekte
2__ _ Brauchen Frauen die Göttin? „Weil Religion eine solch starke Macht über das Unbewußte von so vielen Menschen hat, können Feministinnen es sich nicht länger leisten, sie in den Händen der Väter zu belassen.“
2__ _ Brauchen Frauen die Göttin? „Religiöse Symbolsysteme, sie auf ausschließlich männlichen Bildern der Gottheit basieren, erwecken den Eindruck, daß weibliche Macht nicht völlig legitim oder wohltuend ist.“
2__ _ Brauchen Frauen die Göttin? „Eine Frau, die […] ausschließlich zu einem männlichen Gott betet, […] kann sich als Gott ähnlich (geschaffen nach dem Bilde Gottes) nur sehen, wenn sie ihre eigene geschlechtliche Identität verleugnet und annimmt, daß Gott kein Geschlecht habe.““
2__ _ Brauchen Frauen die Göttin? „Die Quellen für das Symbol der Göttin in der heutigen Spiritualität liegen in Traditionen der Göttin-Verehrung und den Erfahrungen heutiger Frauen.“
2__ _ Brauchen Frauen die Göttin? „Alte Traditionen werden selektiv und eklektisch aufgenommen, aber sie werden nicht als bindend angesehen.“
2__ _ Brauchen Frauen die Göttin? „Da, wo Frauen kämpfen, um eine neue Kultur zu schaffen, in der die Macht von Frauen, ihre Körper, ihr Wille und ihre Bindungen gefeiert werden, scheint es natürlich, daß die Göttin als altes Symbol der neu gefundenen Kraft und Macht von Frauen wieder entsteht.“
2__ _ Brauchen Frauen die Göttin? „… I remindyouthatsimplyneutralizing male Godlanguagerunstheriskofleavingtheimageof a male Godthathasformed in themindsofworshippersintact.“ (2010) Carol Christ
2__ _ Brauchen Frauen die Göttin? „… Bibel in gerechter Sprache bietet eine weibliche Seite im Gottesbild an. Mit einem so erweiterten Gottesbild lässt sich wieder leben. […] Aber die vorgeschlagene Therapie führt nicht zum Ziel. Sie vermag vorübergehend Erleichterung zu verschaffen. Doch der Irrtum bleibt. Er nimmt lediglich eine andere, zeitgemäßere Gestalt an.“ Ludger Schwienhorst-Schönberger
2__ _ Brauchen Frauen die Göttin? „Demgegenüber war und ist das Bild vom Vater geeignet, die Andersheit von Schöpfer und Geschöpf […] auszudrücken. Nur durch den Ausschluss der Mutter-Gottheiten konnte das Alte Testament sein Gottesbild, die reine Transzendenz Gottes, zur Reife bringen.“ Joseph Ratzinger
3__ _ Verbindung von Theologie und Anthropologie Wenn Gott ein Mann ist, dann ist das Männliche Gott. Mary Daly
3__ _ Verbindung von Theologie und Anthropologie Wenn Gott ein Mann ist, dann ist das Männliche Gott. Mary Daly
3__ _ Verbindung von Theologie und Anthropologie So nämlich sagt die Schrift: Und Gott schuf den Menschen, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn. (Gen 1,27) Daher sagt auch der Apostel: Der Mann soll sein Haupt nicht verhüllen, weil er Bild und Abglanz Gottes ist; die Frau aber muss es verhüllen, weil sie weder Abglanz noch Bild Gottes ist. (vgl. 1 Kor 11,7-9) Ambrosiaster (4. Jhdt.) Das also ist das Bild Gottes im Menschen, dass ein einziger gleichsam als Herr (dominus) geschaffen ist, aus dem die anderen hervorgehen, der die Herrschaft Gottes gleichsam als dessen Stellvertreter (vicarius dei) innehat, weil ja jeder König das Bild Gottes in sich trägt. Deshalb ist die Frau nicht nach dem Bilde Gottes geschaffen.
3__ _ Verbindung von Theologie und Anthropologie Gott sprach: Laßtuns Mensch machen in unserem Bild, nach unserer Ähnlichkeit! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. • Gott schuf also den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn, männlich und weiblich schuf er sie. • Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, füllt die Erde und bemächtigt euch ihrer! Herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Lebewesen, die auf der Erde kriechen! • Gen 1,26-28
4_ _ Biblische Gottesbilder 3Hört mir zu, Haus Jakob, und der ganze Rest des Hauses Israel, mir aufgeladen von Mutterleib an, getragen vom Mutterschoß an: 4Bis zum Greisenalter bin ich mir gleich und bis zum hohen Alter will ich schleppen! Ich habe es gemacht und ich werde tragen und ich werde schleppen und retten. Jes 46,3f (BigS) • Gott als gebärende Frau • Vergleich: das Tragen des Kindes
4_ _ Biblische Gottesbilder Berichten will ich, was ydieHeiligey festgesetzt hat. Sie sprach zu mir: Mein bist du. Ich habe dich heute geboren. Ps 2,7 (BigS) 7 Den Beschluß des Herrn will ich kundtun. / Er sprach zu mir: «Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt.» Ps 2,7 (EÜ) • Gott gebiert den Herrscher
4_ _ Biblische Gottesbilder Bevor Berge geboren wurden,und du die Erde unter Wehen hervorbrachtest, und von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, Gott. Ps 90,2 (ÜS: A. Grund) • Gott gebiert die Schöpfung
5_ _ Gender Trouble • Hos 11 • Gott bin ich, nicht ein Mann/Mensch? • Gott als Vater/Mutter/Eltern?
5_ _ Gender Trouble JHWH als Held zieht er aus,als Kriegsmann weckt er die Kampfeslust,erhebt den Schlachtruf, ja gellt das Feldgeschrei,über seine Feinde erweist er sich heldenreich. Ich habe geschwiegen seit langem, bin still, halte an mich, wie eine Gebärende stöhne ich [nun],schnaube und schnappe nach Luft zugleich. Jes42,13.14 (ÜS U. Berges) • Gott als gebärende Frau • Vergleich: Verhalten einer Frau während der Geburt
5_ _ Gender Trouble An den Fels, der dich gezeugt (jālad) hat, / dachtest du nicht mehr, / du vergaßest den Gott, der dich geboren (chīl pol.) hat. Dtn 32,18 (EÜ) Den Felsen, der dich geboren hat, vergaßest duund vergaßest den Gott, der dich unter Wehen zur Welt gebracht. Dtn 32,18 (ÜS: A. Grund) צ֥וּריְלָדְךָ֖ תֶּ֑שִׁי וַתִּשְׁכַּ֖ח אֵ֥ל מְחֹלְלֶֽךָ׃ • Gott gebiert Israel • Dtn 32,18 • jālad: gebären (meist) oder zeugen • chīl: Wehen haben • Brechung: • Metapher aus der Lebenswelt von Frauen • grammatikalisch männlich konstruiert
6_ _ Bindungen • An wen/woran binden sich ChristInnen? Wer/was ist Autorität? • die Menschen des Alten Israel mit ihren religiösen Praktiken? • die biblischen Texte? • Was bedeutet die Kritik an einer dualen Geschlechterordnung mit ihrem Natürlichkeitsanspruch für die Gottesrede? • negative Geschlechteranthropologie analog zur negativen Theologie • Wie leben wir mit den Ungleichzeitigkeiten? • einer patriarchal strukturierten Kirche • gänzlich erneuerten Begriffen von Gender und Diversity
_ _ Literatur Christ. Carol, Warum Frauen die Göttin brauchen. In: Schlangenbrut 8 (1985), S. 6-19. Christ, Carol P., WhateverhappenedtoGoddessandGod-She? Why do Jews and Christians still prayto a male God? In: Lisa Isherwood u.a. (Hg.), Wrestling withGod (Jahrbuch der ESWTR 18), Leuven 2010, S. 43-60. Fehling, Ruth, Wie die "Bibel in gerechter Sprache" unsere männlichen Gottesreden zerschlägt - zu Recht? Und mit den richtigen Methoden? In: Aigner, Maria Elisabeth; Pock, Johann (Hg.), Geschlecht quer gedacht. 1. Aufl., Münster, Westf, 2009 (Werkstatt Theologie, 13), S. 83–99. Müllner, Ilse, Der eine Kanon und die vielen Stimmen. Ein feministisch-theologischer Entwurf. In: Bidwell-Steiner, Marlen; Wozonig, Karin S. (Hg.), A canonofourown? Kanonkritik und Kanonbildung in den Gender studies, Innsbruck [u.a.], 2006 (Gendered Subjects, 3), S. 42–57. Wacker, Marie-Theres, 2011, Eine Frage der Gerechtigkeit. Gott suchen - feministisch, gendersensibel, geschlechterbewusst. In: Herder Korrespondenz spezial - Streitfall Gott, H. 2, S. 47–56. Wacker, Marie-Theres, Gott Vater, Gott Mutter - und weiter? Exegese und Genderforschung im Disput über biblische Gottes-Bilder am Beispiel von Hosea 11. In: Qualbrink, Andrea; Pithan, Annebelle; Wischer, Mariele (Hg.), Geschlechter bilden. Perspektiven für einen genderbewussten Religionsunterricht, Gütersloh, 2011, S. 136–157.