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Politische Religion

Politische Religion. Eine Einführung. Was ist unser Gegenstand?. einige Beobachtungen : Wie spätestens seit 2001 allgemein bekannt, kämpfen überzeugte Muslime gegen die westliche Kultur – da dekadent und dem göttlichen Gesetz widersprechend.

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  1. Politische Religion Eine Einführung. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

  2. Was ist unser Gegenstand? • einige Beobachtungen: • Wie spätestens seit 2001 allgemein bekannt, kämpfen überzeugte Muslime gegen die westliche Kultur – da dekadent und dem göttlichen Gesetz widersprechend. • 1979 wird die Entwicklungsdiktatur des persischen Schah durch eine religiös getragene Revolution gestürzt, die zu einer ‚Islamischen Republik‘ führte. • Wie religiöse Zeremonien wirken die Massenaufmärsche im China Maos, die Führerverehrung in der Sowjetunion Stalins und die Totenehrungsrituale der Nationalsozialisten – und ohnehin tat das der ‚Kult der Vernunft‘ samt entsprechenden Festen der Französischen Revolution. • Amerikanische Präsidenten pflegen Fernsehansprachen mit der Formel: ‚God bless America!‘ zu beenden. • Seit knapp zehn Jahren ist die ‚Rückkehr des Religiösen‘ in die säkularisierte Kultur Europas ein Dauerthema der Feuilletons • einige Folgerungen: • Religion scheint auch weiterhin politisch wichtig und somit ein nicht zu vernachlässigender Gegenstand der Politikwissenschaft zu sein • Religion scheint auch einen aufgeklärten ‚Westler‘ immer noch etwas anzugehen. • Also wird es sich lohnen, sich insbesondere mit dem Thema ‚Religion und Politik‘ / ‚Politische Religion‘ auseinanderzusetzen.

  3. Einige Schwierigkeiten des Themas‚Religion und Politik‘ / ‚Politische Religion‘ • Wie … • erklärt man einem von Geburt an Blinden, wie reizvoll die Malerei des französischen Impressionismus ist? • macht man einem Unmusikalischen klar, wie folgenreich die im 16. Jahrhundert gelungene Entdeckung der Tonalität war? • bringt man einem Unsportlichen bei, wie toll Dauerlauf, Fußballspielen oder alpines Skifahren sein kann? • vermittelt man einem Areligiösen (Habermas: einem ‚religiös Unmusikalischen‘), welche Wucht und welchen Glanz Religion gemeinhin im persönlichen Leben hat – und somit in einer Gesellschaft und in einem Staatswesen von religiösen Menschen? • Einige Erblasten für unser Thema in Europa und (Ost-) Deutschland: • Aufklärung, Säkularisierung und Antikirchlichkeit: Religion ist etwas für Dumme – und etwas von gestern! • unter Politikwissenschaftlern weitestgehende Ignoranz hinsichtlich der spätantiken bis frühneuzeitlichen politischen Theorie: ‚Gab es nicht; da herrschte ja die Kirche und dominierte die Religion!‘ Alles Gute zum beim Versuch, dem Reiz von Religion und der Wucht religiöser Weltanschauungen irgendwie auf die Schliche zu kommen!

  4. Problem: Alle verfügbaren Begriffe für die Beschäftigung mit unserem Thema sind in theologisch oder soziologisch reflektierender Auseinandersetzung mit dem Christentum entstanden und müssen immer wieder durch deutend-abstrahierende Anstrengungen verallgemeinert werden! • = Schnittstelle zur Politik: • Leid und Ungerechtigkeit = wichtige ‚politische Materien‘ • Sinn = Grundlage von Wirklichkeitskonstruktion und Legitimität Was ist ‚Religion‘? • Wie grundsätzlich zu verstehen? • Oberbegriff für verschiedene, sich selbst als solche verstehende ‚Religionen‘? • allgemeines soziales Phänomen, das sich in sehr unterschiedlichen Formen äußern kann, darunter auch solchen, die auf den ersten oder zweiten Blick gar nicht ‚religiös‘ zu sein scheinen? • Religion als allgemeines soziales Phänomen: • eine Menge von Überzeugungen und Praxen, durch welche • Einzelmenschen, vor allem aber – mehr oder minder stark institutionalisierte – Gruppen von Menschen … • sich über sie sehr stark angehende Fragen von Sinn, Leid und Ungerechtigkeit Klarheit zu verschaffen versuchen • Probleme von Sinnlosigkeit/Sinngebung, von Leid (Linderung & Akzeptanz) und von Ungerechtigkeit (Abbau oder – konditionierte – Hinnahme) zu verringern versuchen • damit zurechtzukommen versuchen, dass sich diese Probleme trotz aller Bemühungen doch nicht verflüchtigen.

  5. Wo kommt Religion als allgemeines soziales Phänomen her? – I • Verschiedene Erklärungen! • mein Favorit: evolutionstheoretische Erklärung – diesseits des 19./frühen 20. Jh.! • Mit zunehmender Größe des Großhirns entsteht Bewusstsein: Lebewesen wissen, dass sie wissen – und reflektieren, was sie tun (werden). Das bringt gewaltige Selektionsvorteile und verbreitet sich deshalb. • Weil alle Menschen in ihren wesentlichen biologischen Funktionen (darunter: Denkvermögen und Bewusstsein) weitgehend identisch sind, entdecken sie sie Möglichkeit, andere Menschen dadurch zu verstehen, dass sie sich selbst verstehen (‚Empathie‘). • Sie entdecken obendrein, dass man sogar an sich selbst überhaupt nicht verständliche Haltungen und Handlungen eines anderen dann verstehen kann, wenn man sich (gedanklich) auf seine Position versetzt (Perspektivenwechsel, Kongruenz der Relevanzstrukturen …) • Auch das erbringt gewaltige Selektionsvorteile und verbreitet sich deshalb. • Einmal daran gewöhnt, dass man wirklich verlässlich andere Menschen verstehen kann, wird versucht, den gleichen Verstehensvorgang auf andere Elemente der Umwelt zu übertragen: Tiere, Pflanzen, Wetter, Gestirne … • Auf diese Weise vollzieht sich eine Anthropomorphisierung der Natur: Man konstruiert sich eine Welt, die entlang menschlicher Verständniskategorien funktioniert. Und weil der ‚menschliche Geist‘ als Evolutionsprodukt eben in adaptiver Auseinandersetzung mit dieser ‚Welt da draußen‘ entstand, gelang das auch sehr gut: Der menschliche Geist ist deswegen so gut zum Verstehen der Welt ‚da draußen‘ geeignet, weil er in seinen Grundstrukturen weitgehend deren Grundstrukturen nach- und abbildet.

  6. Wo kommt Religion als allgemeines soziales Phänomen her? – II • Solche – schon vom Ansatz her ‚zum Erfolg verurteilte‘ – Anthropomorphisierung der Natur erbrachte weitere gewaltige Selektionsvorteile: • Weil nun vom Sozialen bis zum Natürlichen alles in einen kohärenten Verstehens- und Sinnzusammenhang eingebettet werden konnte, ließ sich auch viel kohärentere und stabilere soziale Wirklichkeit konstruieren – mit allen Realfolgen wie bessere Koordination, Arbeitsteilung, Solidarität usw. • Darum breiteten sich diese Kulturmuster aus: Menschliche Gruppen die sie nicht benutzten / kultivierten unterlagen in der Konkurrenz um knappe Ressourcen und konnten ihre Kulturmuster somit immer schlechter weitergeben. • Das ‚Mitlebewesen‘, dessen Verstehenkönnen man längst schon selbst erlebt hatte, wurde – eben weil das Verstehenkönnen sich bereits an Phänomenen der Natur bewährte – auch als in eben dieser Natur existent vermutet – nur eben in anderer als menschlicher Form: in Tieren und Pflanzen, an Orten, im Wetter und in den Gestirnen. • entstehende Begriffsprägungen dafür: Geister, Dämonen, Götter … • Später wird das alles durch Abstraktion ‚singularisiert‘ : sei es als ‚Gott‘, sei es als ‚die Natur (mit ihrem Tao)‘, sei es als ‚deus sive nature‘ (so Spinoza); hierzu unten mehr!

  7. Frage: Ist das eine atheistische / areligiöse Erklärung von Religion? Wo kommt Religion als allgemeines soziales Phänomen her? – III • Die Einführung von Begriffen wie Geister, Götter oder Gott für jene ‚wirksamen Wesen‘, die man – durch Projektion der an Mitmenschen bewährten Empathie auch in die nichtmenschlichen Welt – ‚ausfindig‘ machte, erlaubte sodann einen ziemlich ‚rationalen‘ Umgang mit ihnen: • Nun gab es ein Gegenüber, mit dem man kommunizieren, von dem man etwas erbitten oder vor dem man sich womöglich schützen konnte. • Nun konnte ‚Sonderwissen‘ um diese ‚Wesen‘ sowie um den richtigen Umgang mit ihnen entstehen, zu dessen Verwaltung, Anwendung, Weiterentwicklung und Weitergabe sich eigene Personengruppen und Institutionen entwickeln konnten. • Über derlei zu verfügen, schuf nun weitere Selektionsvorteile: • Wenn es – durch Gebet , Opfer oder ‚Abwehrzauber‘ gar noch zu beeinflussende – Wesen gab und man sich dessen sicher war (‚Glaube‘), unter ihrem Schutz zu stehen, dann ließen sich viel leichter als andernfalls weitere soziale Ressourcen wie Tapferkeit, Durchhaltevermögen, Selbstlosigkeit, Selbstaufopferung im Dienste eines ‚größeren Ganzen‘ (‚Transzendenz‘), an das man sich rückgebunden wusste (‚re-ligio‘ = Religion), schaffen und verlässlich mobilisieren. • ‚Glaube‘ wurde so zu einer folgenreichen ‚Machtressource‘, privilegierte deren Besitzer – und sorgte dafür, dass Kulturen ohne diese Ressource viel geringere Chancen hatten, sich unter Konkurrenzbedingungen durchzusetzen und durchzuhalten. Also setzen sich im sozialen Evolutionsprozess vor allem auf Glauben gegründete Kulturen durch. Gegenfrage: Kann oder darf sich ein allmächtiger Gott denn nicht auch des eben beschriebenen Evolutionsmechanismus zu dem Zweck bedienen, dass seine Geschöpfe eines Tages seine Existenz und Ursächlichkeit für die Welt zu erkennen vermögen?

  8. Wo kommt Religion als allgemeines soziales Phänomen her? – IV • Einmal entstanden, ließen sich Religionen auch ‚rationalisieren‘: • viele Götter / Numina ‚werden‘ zu – von ‚Ungebildeten‘ nur missverstandenen – Erscheinungsweisen eben der Natur und ihrer Funktionslogik, die man als einem selbst vorgegeben achtet (‚Tao‘) und – damit diese Achtung bewahrt bleibt und sozial verfestigt wird – symbolisch zum Ausdruck bringt (z.B. in taoistischen und, die ‚natürliche Harmonie‘ in ‚soziale Harmonie‘ transformierend, in konfuzianischen Tempeln). • viele Götter/ Numina ‚werden‘ zu – von ‚Ungebildeten‘ nur unverstandenen – Erscheinungsweisen des (nur) ‚einen‘ Gottes: radikal im Judentum und im Islam, gemäßigt in der christlichen Trinitätslehre. Dort ‚zeigt sich‘ Gott den Menschen in der ‚Maske‘ (= Person) des Schöpfers (‚Vater‘), des Mitgeschöpfes (‚Sohn‘, an dessen ‚Verständnis‘ der ganze Prozess der Religionsevolution ja einst entstand) sowie jener dichten gefühlsmäßig-geistigen Erlebnisse, welche einem die ‚Existenz‘ Gottes ‚beglaubigen‘ (‚Heiliger Geist‘). • Soweit sich Religion und ihre Praktiken anschließend mit Technik und Wissenschaft gut vertrugen und gerade nicht – etwa aufgrund von Handlungs- oder Denktabus – zu deren Fesseln wurden, schuf das weitere Selektionsvorteile: • Technik und Wissenschaft erschließen zusätzliche, weiter vermehrbare Handlungs- und Durchsetzungsressourcen • Eine mit Wissenschaft kompatible Religion sichert weiterhin jene sozialen Ressourcen, welche die Einbettung persönlichen Lebens in ‚transzendente‘ Zusammenhänge verfügbar macht, und gewährleistet obendrein den gesellschaftlichen Zusammenhalt. • Dysfunktionalitäten: • Was tun, wenn unterschiedliche Religionen zusammentreffen? Welche ‚stimmt dann‘? • Wie mit der Wahrheitsfrage umgehen, wenn Glaube und Wissenschaft als zwei Seiten derselben Medaille gedacht werden?  als Lösung dieses Adaptionsproblems von Religion entstehen u.a. Säkularisierung und ‚moderne‘ Staatlichkeit

  9.  In welcher Weise organisierte Religion besteht und wirkt, ist zweifellos höchst folgenreich für die Struktur und Funktionsweise eines politischen Systems! Soziale Organisation von Religion (angelehnt v.a. an Ernst Troeltsch) • Zwei Grundtypen: ‚Kirchen‘ und ‚Sekten‘ – mit Kontinuum von Übergangsformen dazwischen • ‚Kirchen‘ (von griech. kyriaké ekklesía, d.h. ‚auf den Herrn=Gott ausgerichtete Volksversammlung) • Akzeptanz einer vorrangig gesellschaftsintegrierenden Rolle von Religion – und darum Schwerpunktsetzung auf gemeinschaftlichen Glaubensbekundungen und Riten, weniger auf allenthalben durchzusetzendem ‚richtiges individuelles Verhalten‘. • Folge: große Institutionalisierung, Systematisierung und Bürokratisierung von Religion. • Anerkennung und Wertschätzung von parallel existierenden Institutionen mit gesellschaftlich wichtigen, nicht auf Religionspraxen reduzierbaren Aufgaben, v.a.: der ‚Staat‘ und seine Institutionen. • ‚Sekten‘ • vorrangiges Ziel: Befriedigung der an Religion gerichteten individuellen Bedürfnisse, v.a. Bewältigung der Probleme von Sinngebung, Leid, Ungerechtigkeit, Angst, Enttäuschung … • Folge: wenig Institutionalisierung und Bürokratisierung von Religion. • Ablehnung von und Gegnerschaft zu solchen Institutionen, welche die Realisierung der von Religion in Aussicht gestellten individuellen Probleme (vermeintlich) behindern – und darum Schwerpunktsetzung auf ‚richtigem individuellen Verhalten‘, verbunden mit Entfremdung von (echt oder vermeintlich) im Wege stehenden ‚Autoritäten‘ und Zurückweisung von ‚Äußerlichkeiten‘ oder ‚Kompromissen‘.

  10. Übergangsbereich: ‚säkularisierte Religionen‘, wo danach gestrebt wird, nur – oder genau das – zu glauben, was man auch wissenschaftlich beweisen kann oder wenigstens könnte. Religion und Para- / Quasi-Religion Frage: Was für eine Art von ‚Religion‘ entsteht wohl in Zeiten von Säkularisierung und ‚Verwissenschaftlichung‘? … und was sind dann wohl die Folgen für die politische Ordnung? • typische Themen von Religion: • Sinn / Zweck des eigenen Lebens; Status des Todes? • Ursache der Existenz überhaupt von etwas? • Gibt es jenseits der tatsächlichen Grenzen der empirisch zugänglichen Wirklichkeit noch ‚etwas‘ – und was? • Warum gibt es Leid und Ungerechtigkeit – und was kann man gegebenenfalls dagegen tun? • Was ist gut, was ist schlecht – und warum? • mögliche Annäherungsweisen an diese Themen: • Ignorieren: Was man nicht (leicht) beantworten kann, wird nicht weiter wichtig sein. • Wissenschaft: Was können wir über das alles wissen – und was tun wir vernünftigerweise dort, wo wir nichts wissen (können)? • Glauben (auf der Grundlage von Propheten, Lehrern, Texten …, doch auch von ‚persönlichen Evidenzerfahrungen‘) • Als-ob-Haltung: Man tut wider besseres Wissen aus pragmatischen Gründen so, als habe man wirklich Antworten auf die für wichtig gehaltenen unter diesen Fragen – selbst wenn man sich weder auf die Denk- und Arbeitsdisziplin der Wissenschaft noch auf die Mühen des Glaubens einlässt. • Unterscheidung: • Religion: ernstgemeinte Antworten auf diese Fragen aus einer Haltung des Glaubens – entweder anstelle von Wissenschaft oder dort, wo Wissenschaft an ihre Grenzen kommt • Para-/Quasi-Religion: rein pragmatische Antworten auf diese Fragen – ohne dass man sich wissenschaftlich anstrengte oder wirklich glaubte (‚Mitläufer-Religiosität‘)

  11. Frage: Was geschieht, wenn politische Institutionen selbst religiöse Funktionen übernehmen? Variationen des Verhältnisses von Religion und politischer Ordnung = zentrales Thema unseres Seminars! • Amalgamierung ‚beider‘ Sphären • animistische Religionen in ‚primitiven‘ Gesellschaften • Polytheismus der Antike • ‚Immanenzreligionen‘ wie Buddhismus, Taoismus, Konfuzianismus • Trennung und anschließende Ausbalancierungsnotwendigkeit beider Sphären ‚Sonderfall Christentum‘ mit folgenden Elementen: • ‚Gott geben, was Gottes ist – und dem Kaiser, was des Kaisers ist!‘ (Jesus) • ‚Jeder Obrigkeit untertan sein, da von Gott eingesetzt!‘ (Paulus) • Regel für den Konfliktfall: ‚Gott mehr gehorchen als den Menschen!‘ (Petrus) • Idealfall laut spätantiker und mittelalterlicher Theologie: ein christlich geprägter Staat in einer christlich geprägten Gesellschaft, was beides ‚auf Erden‘ allen Menschen beste Voraussetzungen für das Erlangen ‚des Himmels‘ schafft. (Das nähert sich bis zur Identität der folgenden Ausgestaltung des Verhältnisses von Religion und Politik an): • Vorrang der ‚göttlichen‘ Sphäre • am markantesten: Islam • Leitgedanke: Pflicht des Menschen ist es, sich in allen seinen Angelegenheiten von Gott leiten zu lassen – und darum gerade auch ‚politische‘ Institutionen unter Gottes direkte Leitung zu stellen. • Mittel: von Gott über seine Propheten den Menschen geoffenbartes göttliches Recht muss die Grundlage aller Staatstätigkeit usw. sein!

  12. zentrale analytische Begriffe und Fragen • Politische Religion • Anschlussbegriff: • religiöse Politik • Staatsreligion • Anschlussbegriff: • Theokratie • Zivilreligion • Politische Theologie • Anschlussbegriffe: • politische Mythologie • politische Ideologie Was für politische Prozesse und Ordnungen gehen mit solchen Inhalten einher – und warum? • Revolutionen • Totalitarismus • legitimer Autoritarismus • (demokratische) Verfassungsstaaten • Achtung: Dabei Religion immer denken im Kontinuum zwischen … • … Religion und Quasi- / Para-Religion • … Organisationstyp ‚Kirche‘ und Organisationtyp ‚Sekte‘

  13. Politische Religion (Begriff von Eric Voegelin; hier v.a. nach Hans Maier) ... ist mehr und anderes als (bloß) eine ‚politisch ver-zweckte‘ / genutzte Religion! • „Religionstyp, der in einer politischen Gemeinschaft wurzelt – und zwar so sehr, dass er ohne diese politische Fundierung nicht existieren könnte“ • Formel von Joseph Ratzinger: „Die antike civitas ist die Kirche ihrer Religion“; vgl. USA!. • Formel von Émile Durkheim: Religion als „konzentrierter Ausdruck des gesamten kollektiven Lebens“ • Beispiele: • Stadt- und Staatskult der griechischen Polis sowie des republikanischen und kaiserlichen Rom • ohnehin alle Elementarformen des religiösen Lebens in einfachen Gesellschaften ‚Sprengsatz‘: • Auftreten von Wissenschaft (= ‚Philosophie‘) mit ihrer Frage nach dem, was Religion ‚ist‘, wo sie herkommt und ob ihre Annahmen wohl tatsächlich ein Fundament ‚in der Wirklichkeit‘ haben, weil so überkommene Selbstverständlichkeiten der Wirklichkeitskonstruktion zersetzt werden. • Folgen dessen: • In solcher Fremdwahrnehmung wird aus einer ‚kultisch-kollektiven Identität‘ eine ‚politische Religion‘ – ohne dass sich auf der Faktenebene solange etwas änderte, wie derartige Selbstreflexion nicht die gesellschaftlichen Kulturmuster selbst verwandelt. • Sobald aber Religion nicht mehr ‚naturwüchsig‘ da ist, erhebt sich die Frage, ob es wohl eine ‚wahre Religion‘ gäbe und welches sie sei; und so entsteht Raum für die Geltungsansprüche und Institutionen einer exklusiven ‚wahren Religion‘ – die dann auch ‚säkularisiert‘ sein kann. • Formel aus der Totalitarismusforschung: „Jene neuen Wertesysteme, deren Durchsetzung gegen Widerstand des Primärphänomen des Totalitarismus darstellt, sind (säkularisierte) politische Religionen“.

  14. Gesellschaft Entstehung von Totalitarismus neue Führungsgruppe will neues Wertesystem durchsetzen ‚Primärphänomen‘ Widerstand ‚Sekundärphänomene‘ Brechung des Widerstands TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

  15. ‚Politische Religion‘:zur Begriffs- und Theoriegeschichte I • Tommaso Campanella (1568-1639), verwendet den Begriff ‚religio politica‘ in positivem Sinn in seiner ‚Metaphysik‘ und handelt von ihr implizit im ‚Sonnenstaat‘: • Religion ist Kern des Politischen; der sollte idealerweise aber die ‚richtige Religion‘ sein. • nötig: öffentliche Zeremonien (Aufmärsche, Feiern …), doch zumal auch solche der Buße und Reinigung • nötige öffentliche Belehrung des Volkes durch Priester, damit alle die richtige Darlegungsweise der Religion kennen • Führung des Staatswesens sowohl im symbolischen Bereich (öffentliche Kulte) als auch im instrumentellen Bereich (Verwaltung) durch einen Priester an der Spitze, der seinerseits – gemeinsam mit den anderen Priestern – Mittler zwischen Gott und den Menschen bzw. zwischen dem ‚Heiligen‘ und dem ‚Profanen‘ ist (Mircea Eliade).

  16. ‚Politische Religion‘:zur Begriffs- und Theoriegeschichte II • Daniel Clasen (1622-1678; Professor in Helmstedt), 1655: ‚De religione politica‘; kritisiert die politische Verzweckung von Religion, wie etwa in folgenden Thesen formuliert: • Religion ist Menschenwerk, das dazu dient, die Bürger im Schach zu halten und dem persönlichen Vorteil des Herrschers zu nutzen • Herrscher soll solche Religion wählen, hochhalten und durchsetzen, die der Staatsraison dient • Christoph Martin Wieland (1733-1813), entdeckt zu politischer Unfreiheit führende Züge Politischer Religion am zeitgenössischen Fall der Französischen Revolution: • Diese machte Freiheit und Gleichheit zu ihren Göttern – und verachtete jeden als entweder ‚Despoten‘ oder ‚Knecht‘, der beides nicht auch als die ‚wahren Götter‘ ansah. • Geht man – wie in der Französischen Revolution – alsbald von Verachtung zur Ausgrenzung über, so entsteht aus politisch-religiöser Überzeugung Terror.

  17. ‚Politische Religion‘:zur Begriffs- und Theoriegeschichte III • Eric Voegelin (1901-1985), in ‚Die politischen Religionen‘ (1938), ‚Order and History‘ (1956ff) usw. • Anliegen: Deutung der totalitären Bewegungen jener Zeit; dabei systematische Reflexion des Verhältnisses von Religion zu Politik und Staat; und das ganze eingebettet in einen unversalgeschichtlichen Blick auf die einschlägigen Phänomene • Kernaussagen: • Säkularisierung macht die zivilisierende Leistung des Christentums rückgängig(= Aufbau von getrennten, doch kooperierenden Sphären des ‚Säkularen‘ und des ‚Spiritualen‘) und bereitet neuen barbarischen Herrschaftsformen den Weg. • Politik und Religion wurzeln gleichermaßen in der Kreatürlichkeit des Menschen – so dass es fatal folgenreich wird, wenn man … • das natürliche Zusammengehören von beiden verkennt • das eine zugunsten des anderen beseitigen will oder das eine gleichsam in das andere hineinwächst und etwa der Staat sich wie eine Kirche versteht oder verhält: nämlich als Gemeinschaft ‚gemeinsam Erweckter und Berufener‘. Dann nämlich werden die vorher durch die Religion besetzten geistigen Räume der Menschen von innerweltlichen, die Menschen verzweckenden Ideologien besetzt.

  18. ‚Politische Religion‘:zur Begriffs- und Theoriegeschichte IV Fortsetzung Voegelin • wichtig: ‚doppelte Repräsentation‘ beider Sphären (der ‚temporalen‘ / profanen und der ‚spiritualen‘ / heiligen) – und balanciertes, kooperatives Verhältnis der Institutionalisierungen beider Sphären • Dass dies – im Zeichen von Faschismus und Bolschewismus – nicht mehr der Fall war, sondern Staaten sich selbst wie Kirchen organisierten und verhielten, galt Voegelin als Ausdruck einer schweren geistigen Krise der europäischen Kultur. • Ursachen und Folgen dieser Krise: • Statt sich mit Unvollkommenheiten der Wirklichkeit für alle praktischen Zwecke abzufinden und die Welt – ohne Gewissheit des Erfolgs – schrittweise zu verbessern, setzt man seine Hoffnungen immer wieder auf gleichwie verfügbar werdendes Wissen (v.a.: Wissenschaft), das geeignet wäre, bei proaktiver Anwendung die Welt schon hier und jetzt richtig ‚gut‘ zu machen (‚Gnosis‘). • Diese Hoffnung, durch Wissen und wissengeleitetes Handeln sich vom real Schlechten zu lösen (‚Erlösung‘), motiviert Menschen immer wieder aufs stärkste und veranlasst sie zu ungeheuren, durchaus euphorischen Anstrengungen (Streben nach ‚innerweltlicher Selbsterlösung‘). • Deren (Zwischen-) Ergebnis sind – auch vor terroristischen Mitteln nicht zurückschreckende – Weltanschauungsbewegungen und Weltanschauungsdiktaturen.

  19. ‚Politische Religion‘:zur Begriffs- und Theoriegeschichte V • Raymond Aron (1905-1983), Vielzahl einschlägiger Arbeiten • Anliegen: • Analyse des religiösen Charakters der ihm zeitgenössischen totalitären Bewegungen und Regime als ‚säkularisierte Religionen‘ (in Voegelins Sprache: als ‚säkularisierte Kirchen‘) • deren Voraussetzungen: (zu Recht) geschwundene ‚echte‘ Religion • Indikatoren: • religiöse Inbrunst zumal der Anhänger • Schaffung von Hoffnung auf ‚Erlösung‘ von verschiedensten Übeln; dabei: Konstruktion eines ‚altbösen Feindes‘ – und Kult des Kampfes gegen ihn • dogmatischer Charakter der Lehren und deren rigide Durchsetzung • Übernahme äußerer Formen etablierter Religionen: Propheten, heilige Bücher, Kirchenlehrer (= Intellektuelle), Heilige, Kulte … • Stiftung von Gemeinschaft • Ausgehen auf die Schaffung eines neuen Menschen und einer neuen Gesellschaft

  20. Anschlusskonzept zu ‚Politische Religion‘: religiöse Politik • Politik, die ihre Ziele sowie Vorstellungen von legitimen Mitteln ganz wesentlich aus religiösen Vorstellungen empfängt • hier: ‚Ort‘ von politisch verzweckter / gebrauchter / missbrauchter Religion! • wird zu quasi- oder parareligiöser Politik im gleichen Umfang, in dem ihr nicht Religion, sondern Quasi- bzw. Para-Religion zugrunde liegt. • muss keineswegs in Totalitarismus führen: der entstünde erst dann, wenn (para- bzw. quasi-) religiöse Politik auch auf die Durchsetzung eines neuen Wertesystems gegen gesellschaftlichen Widerstand hinausliefe und dergestalt die Sekundärphänomene des Totalitarismus zeitigte

  21. Staatsreligion • Kennzeichen: • grundsätzliche Eigenständigkeit und Suprematie der Religion gegenüber dem politischen System, • bewusst dienende Rolle des politischen Systems gegenüber den Institutionen der Religion • d.h.: keine ‚verzweckte Religion‘, sondern eher ein ‚funktionalisierter Staat‘! • Beispiele: • Christentum im mittelalterlichen europäischen ‚Staat‘ seit der symbolisch, kommunikativ und machtpolitisch immer größeren Rolle von Papsttum und Kirche • vom Kalifatsmodell geprägte islamische Staaten • Varianten: • Hegemonie religiöser Institutionen über ‚weltliche‘ (‚Theokratie‘) • ‚Cäsaropapismus‘: Hegemonie der sich ausdrücklich als Sachwalter der Religion verstehenden staatlichen Institutionen gegenüber subsidiär weiterbestehenden religiösen Institutionen

  22. Anschlusskonzept zu ‚Staatsreligion‘:Theokratie • Herrschaftsform, bei der … • die Staatsgewalt allein religiös legitimiert ist / wird • die Staatsgewalt von einer – im Verständnis der Anhänger jener Staatsreligion – göttlich erwählten Person, von einer Priesterschaft oder von einer sakralen Institution ausgeübt wird • und allen Herrschaftsakten religiöse Prinzipen bzw. gar göttliches Recht zugrunde liegen (müssen). • Beispiele: • Israel unter seinen Richtern und Königen • annäherungsweise: Islamische Republik Iran

  23. Zivilreligion • Konzept der Neuzeit • Reaktion auf die durch die Reformation (= keine gemeinsame Religion mehr existent) verlorene Einheit von Religion und Politik • wirkungsmächtig eingeführt von Jean-Jaques Rousseau unter Rückgriff auf … • Mohammed und die islamische Tradition: gerade keine Trennung der Sphären von Religion und Politik • Thomas Hobbes: hat als erster christlicher Autor gewagt, „die beiden Köpfe des Adlers wieder zu vereinigen“ und jene nach der Antike verlorengegangene Einheit von Religion und politischer Ordnung wiederherzustellen, ohne die es keine Stabilität und verlässliche Regierung geben kann (so Rousseau). • überzeugend im 20. Jh. aufgegriffen in den USA (Robert N. Bellah) und in Deutschland (Niklas Luhmann, Hermann Lübbe – inklusive Böckenförde-Paradox) • Merkmale: • Transzendenzvorstellungen (höchstes Wesen, Volksgemeinschaft …) oder wenigstens – ggf. auch säkularisierte – ‚Sinnhorizonte‘ (‚Demokratie‘, ‚Verfassung‘ …) und Letztbegründungen (‚Würde des Menschen‘, ‚Frieden‘, ‚Umweltschutz‘ …), die zeitgenössischen kultisch-symbolischen Ausdruck finden, instrumentelle Funktionen erfüllen und oft auch allgemein verbindlich gemacht werden (wenigstens in foro externo, d.h. ‚nach außen hin‘) • inzwischen in der Regel als ‚Minimalkonsens‘ pluralistischer, demokratischer Gesellschaften verstanden – wobei Tabus politischer Korrektheit wie Dogmen wirken und die Ausgrenzungsmechanismen hinsichtlich von Tabubrechern das Äquivalent zu Exorzismen sind • variables Verhältnis zumal zum Christentum, in dessen Umfeld das kulturelle Muster der ‚Zivilreligion‘ entstand: Gegner, Ersatz, politischer Verbündeter …

  24. Politische Theologie • ‚Theologie‘: wissenschaftlicher, d.h. auf logische und empirische Wahrheit ausgehender Versuch der Anhänger eines Glaubens, ihre Überzeugungen schlüssig darzulegen, sie plausibel zu begründen und ihnen einen für angemessen erachteten ‚Ort in der Welt‘ zuzuschreiben. • ‚Politische Theologie‘ • ‚starker‘ Begriff: Prozess und Ergebnis einer ‚Theologisierung‘ bestehender Staats- und Gesellschaftsformen • Formen: religiöse Verklärung (bzw. Vergötzung) des Politischen; normative Neuverschränkung von Politischem und ‚Göttlichem‘, u.a. durch Resakralisierung des Staates) ; Begründung der Notwendigkeit einer Verbindung von (religiösem) Kult und Politik ... • ‚schwacher‘ Begriff: Theologie, die auf politische Wirkungen abzielt (z.B. ‚Theologie der Befreiung‘) • Voraussetzung des Entstehens / Bestehens Politischer Theologie: • Verlust der ursprünglichen Amalgamierung von Politischem und Religiösem (vgl. Entstehung von Religion!) • Auftauchen von (Quasi-) Religionen mit dem Anspruch, als ‚wahre Religion‘ jene Einheit wiederherzustellen • Problem Politischer Theologie u.a.: verleiht Politischen Religionen Wucht – und führt zu unvermeidlichen Spannungen zwischen politischen und religiösen Institutionen

  25. Anschlusskonzept I zu ‚Politische Theologie‘ :Politische Mythologie • Politische Theologie, die … • entweder ihren Kern nicht in ‚echter‘ Religion, sondern in Para- oder Quasi-Religion bzw. in ‚säkularisierter Religion‘ hat • oder ihre Aussagen … • nicht in wissenschaftlicher Haltung (Emanzipation vom Alltagswissen, Streben nach logischer und empirischer Wahrheit ihrer Aussagen …), • sondern in einer Haltung reinen Glaubens oder von bloßem ‚als ob‘ formuliert. • Funktion: Meist lassen sich sehr viele Menschen auf diese Weise für – auf wirksamen persönlichen Überzeugungen gründendes – politisches Handeln mobilisieren!

  26. Anschlusskonzept II zu ‚Politische Theologie‘:Politische Ideologie mehr oder minder gut durchstrukturiertes und reflektiertes Denksystem, • das alle möglichen Formen zwischen ‚Politischer Religion´ und ‚politischer Mythologie‘ annehmen kann • unter dem Gesichtspunkt betrachtet wird, • wie viel empirischer und logischer Wahrheitsgehalt an den formulierten Aussagen ist • wie weit mit ihm nach den Spielregeln von Wissenschaft umgegangen wird • und unter solchen Gesichtspunkten als wissenschaftlichsehr defizitär beurteilt werden muss. d.h.: politische Ideologie und politische Mythologie bezeichnen nicht notwendigerweise unterschiedliche Sachverhalte, sondern blicken ihrerseits sogar auf die gleichen Sachverhalte in unterschiedlicher Perspektive!

  27. Politische Bedeutung Politischer Religion Politische Religion tritt der – nunmehr von der Religion getrennten – Sphäre des Politischen / des Staates mit zwei zugleich unabweisbaren und höchst brisanten Fragen gegenüber: Hat ‚das Politische‘ überhaupt die ‚richtige‘ Legitimitätsgrundlage? Entspricht die politische Praxis dem, was seine (richtige) Legitimitätsgrundlage erfordert? Politische Religion tritt – und zwar auch, wenn sie sich ‚nur‘ als säkulare oder Quasi-Religion ausgestaltet hat – anderen in einem Staat aktiven Religionen sowie ggf. seiner Zivilreligion mit einem oft nicht-relativierenden, sondern auf Hegemonie ausgehenden Geltungsanspruch gegenüber. Damit kehrt die Konstellation jener Religionskriege zurück, die der moderne – ggf. auf eine Zivilreligion gegründete – Staat einst überwand, bis hin zur Unterdrückung von Religion im Namen von Wissenschaft. Als säkularisierte Religion (‚Wissenschaftliche Weltanschauung‘) tritt sie mit dem grundsätzlichen und oft radikalen Anspruch auf, neuartige und gewiss bessere politische Systeme zu schaffen, und wird zum Kristallisationspunkt einer radikalen ‚Weltanschauungspartei‘ und ggf. revolutionären Bewegung ‚gnostische Bewegungen‘ (Eric Voegelin), Totalitarismus

  28. Fazit Die nun anzupackende Aufgabe besteht darin, von diesen Konzepten sensibilisiert an konkrete historische Erscheinungsformen all dessen heranzutreten und aus deren Vergleich empirisch begründete Einsichten in einen sehr wichtigen Teil des ‚Politischen‘ zu erlangen. • ‚Politische Religion‘ ist … • Ein Konzept, das für in der psychischen Tiefenstruktur politischer Prozesse wirksame Faktoren sowie für geistig-politische Zusammenhänge vorzüglich sensibilisiert, • um das herum etliche weitere Konzepte mehrere Theorien aufspannen, die etliche dieser Phänomene gut erklären – zumal die Attraktivität totalitärer Bewegungen und die Bestandskraft diktatorischer Regime • ‚Zivilreligion‘ ist … • ein Begriff, der in seiner Verbindung mit und Abgrenzung vom Konzept der ‚Politischen Theorie‘ die geistigen Grundlagen freiheitlicher Staaten gut zu erfassen erlaubt und … • es ermöglicht, die religiöse Dimension politischer Wirklichkeitskonstruktion auch in säkularisierten liberalen Gesellschaften plausibel zu erfassen.

  29. = Suchraster für die Referate; ana-lytische Kategorien für Vergleiche Entstehungsumstände sowie Auslösebedingungen ihrer (beschleunigten) Ausbreitung Die Lehre selbst: Inhalte der Lehre: Was stellt(e) sie in Aussicht? Wodurch wurde sie attraktiv – für wen? Aufbereitung der Lehre: Systematik, Didaktik … Die institutionelle Form der politischen Religion / Zivilreligion Personen: Führer, Lehrer, Intellektuelle; ferner: deren Hintergrund und Interessenlagen Strukturen: Noviziate, Willensbildung und Entscheidungsfindung; Kontrolle Adressaten der Lehre: Erfüllung persönlicher religiöser Bedürfnisse der Anhänger: Glaubenwollen, Tröstung, ‚Transzendenz‘ … Bekehrungs- und Abkehrprozesse samt ihren Folgen (Psyche, Habitus, Handeln …) Sozialstruktur und gesellschaftliche Interessenlagen Methoden der Wirklichkeitskonstruktion: Darstellungstechniken: Rituale, Kulte, Zeremonien ‚politics of reality‘: Vorfeld-, Entsproblematisierung- und Ausgrenzungsmethoden; dabei: insbesondere Rolle von Terror Erfolge / Misserfolge dieser Methoden; ggf. Ursachen für partielles oder totales Scheitern Reaktionen: Wer tat hinsichtlich dieser politischen Religion / Zivilreligion warum was wie – und mit welchen Folgen für wen? Worauf ist konkret beim Blick auf Politische Religionen / Zivilreligionen zu achten?

  30. seminardienliche Aufgaben Referent(20-30 Minuten) Diskutant(10 Minuten) prüft und beurteilt, wie gut der Referent die erstgenannte, zentrale Aufgabe erfüllt hat führt vor, wie der referierte Fall anhand der in dieser ‚Einführung‘ vermittelten theoretischen Zentralbegriffe einzuordnen ist Vergleicht den referierten Fall mit schon behandelten Fällen und versucht, zu verallgemeinerbaren empirischen Aussagen zu gelangen • arbeitet – falls, wie meist, ein empirischer Beispielsfall zu präsentieren ist – klar heraus, wie sich die politische Religion / Zivilreligion des Untersuchungsfalles im Licht dieser analytischen Kategorien ausnimmt • verdichtet das alles zu einem analytisch strukturierten, nicht-faktizistischen Gesamtbild • ist dabei so anschaulich wie möglich (Bilder!)

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