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Lehrmethode Grazer Modell für Integrative Entwicklung. Prof. Dr. Clemens Mader Leuphana Universität Lüneburg Oktober 2012. Hintergrund & ziel. Das Grazer Modell für Integrative Entwicklung dient dazu Nachhaltigkeitsprozesse: ganzheitlich zu reflektieren, zu evaluieren
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LehrmethodeGrazer Modell für Integrative Entwicklung Prof. Dr. Clemens Mader Leuphana Universität Lüneburg Oktober 2012
Hintergrund & ziel • Das Grazer Modell für Integrative Entwicklung dient dazu Nachhaltigkeitsprozesse: • ganzheitlich zu reflektieren, • zu evaluieren • sowie Hilfestellung bei der Planung und Weiterentwicklung zu geben. • Darauf basierend können Entwicklungsprozesse von der Vision bis zur Umsetzung begleitet werden.
Integrative Entwicklungsprozesse für eine nachhaltige Entwicklung • Nachhaltige Entwicklung erfordert ein ganzheitliches Konzept von Umwelt, Ökonomie, Sozialem • Zukunftsentwicklungen sind komplex und unsicher. • Welche Prinzipien sind erforderlich um einen integrativen Nachhaltigkeitsprozess zu erreichen? • Welche Strategien können empfohlen werden um einen integrativen Nachhaltigkeitsprozess zu erreichen?
Prinzipien für integrative Entwicklungsprozesse • Folgende fünf Prinzipien sind Schlüsselelemente für einen integrativen Entwicklungsprozess: • Leadership & Vision • Soziales Netzwerk • Partizipation • Bildung & Lernen • Forschungsintegration (vgl. Mader, 2009). • Die fünf Prinzipien werden noch in jeweils drei Stufen gegliedert. Mader, C., 2009
Anwendung des Grazer Modells Das Grazer Modell wurde in diversen Prozessen angewendet, wie zB: • Globales RCE-Netzwerk: zur jährlichen Berichterstattung und Assessment • Regionale Entwicklungen: Stadtteilentwicklung Malmö (Western Harbour), New York City (PlaNYC 2030), Stadt Graz, Ökoregion Kaindorf • Organisationen/Institutionen: Universität Graz, UN Global Compact Austria, COPERNICUS Alliance, One World Foundation in Sri Lanka • Unternehmen: Sekem Group (Ägypten), Zotter Schokoladen (Österreich), Voelkel Fruchtsäfte (Deutschland), studienaktie.org (Schweiz)
Die fünf Prinzipien Mader, C., 2009
Leadership & vision • Jeder Entwicklungsprozess benötigt ein Ziel, eine Vision als Startpunkt. Was möchten wir erreichen? Was treibt uns voran? • Ein verantwortungsvoller Führungsstil ist eine Voraussetzung um einen Prozess erfolgreich zu entwickeln und zu managen. Leadership traits (nach Kirkpatrick and Locke, 1991)
Leadership & Vision – 3 Stufen • Administration: passiv, Administration, Organisation • Transactional Leadership: transactionalLeaders übertragen Leadership, die Richtung und Vision wird jedoch weiter vorgegeben • Transformativer Leadership: zusätzlich zu transactional Leadership wird die Vision hier gemeinsam entwickelt und weiterentwickelt; das passiert durch Innovationen, intellektuelle und kreative Inspiration, Forschung, Respekt und Vertrauen, Netzwerken; Führung passiert in einer transparenten und partizipativen Art Transformative leaders with an innovative spirit and a vision incorporating social and environmental aspects have the potential to contribute to integrative development processes towards sustainability.
Soziales Netzwerk • „A social network consists of a finite set or sets of actors and the relation or relations defined on them“ (Wassermann & Faust, 1994) • Ein soziales Netzwerk beschreibt folglich Personen, die miteinander verknüpft sind, sowie auch ein gemeinsames Ziel unterstützen und voran treiben • Für Nachhaltigkeitsprozesse sind Aktivitäten eines Netzwerks und ihre Weiterentwicklung von Bedeutung • Soziale Netzwerke werden definiert nach • der Ebene des Vertrauens zwischen den Stakeholdern • der Ebene der Kooperationen
Soziales Netzwerk – 3 Stufen • Informationsnetzwerke: einfachste Form eines sozialen Netzwerkes; basieren auf dem Austausch von Informationen zwischen den Akteuren, verfolgen dabei jedoch kein gemeinsames inhaltliches Ziel. • Wissensnetzwerke: tauschen nicht nur Informationen aus, sondern zielen auch auf die Weiterentwicklung und Kollaboration ab (Kogut et al. 1993). Das Vertrauen zueinander baut auf der Erfahrungder bisherigenZusammenarbeit auf. 3 Charakteristika: • Fördern gemeinsame Werteentwicklung • Fördern Forschungskapazitäten • Identifizieren und setzen gemeinsame Strategien um Co-creation Collaboration Cooperation • Innovationsnetzwerke: beruhen auf der gemeinsamen Vision und identifikations-basierten Vertrauen zwischen den Akteuren. Entwicklung von Innovationen als Ziel; partizipativer und co-kreativer Prozess Calculus based trust Knowledge based trust Identification based trust Mader, C., 2009
Partizipation – 3 Stufen Partizipation beschreibt inwiefern das Soziale Netzwerk in den Prozess eingebunden ist bzw. beteiligt wird. • Information: eine Form der Transparenz von Entscheidungen; betroffene Personen werden über Prozessabläufe informiert, haben jedoch keine Möglichkeit ihre Meinung einzubringen; zB über Websites, Broschüren,.. • Konsultation:die betroffenen Personen haben die Möglichkeit ihre Meinung und Erfahrung durch organisierte Strukturen in den Prozess einzubringen ( zB durch Umfragen, Online-Foren,…). Konsultation erlaubt den EntscheidungsträgerInnen auf die Meinung anderer zu reagieren, bevor weitere Schritte unternommen werden. • Entscheidungseinbindung: betroffene Personen können im Prozess mitwirken und ihrer Meinung werden Rechte zuerkannt (zB Forschungsgruppen). Dadurch kann es zu Innovationsnetzwerken zwischen betroffenen Personen und EntscheidungsträgerInnen kommen.
Bildung & lernen • Education „… is the process by which educational institutions and people communicate the cultural heritage, knowledge, values or capacities among generations “ (Kellner, 1971) • Education is the core element of Sustainable Development (Brundtland, 1987) • “Education is a key for social and economic development”(UNESCO, 2005) • Lernen ist ein lebenslanger Prozess und findet ständig statt, ob bewusst oder unbewusst. • Reflexion ist ein integraler Bestandteil von Lernprozessen Richtung nachhaltigter Entwicklung.
Bildung & Lernen – 3 Stufen Mader, C., 2009 3 Stufen des Lernens (nach Argyris & Schön, 1996): • Single looplearning: Akteure reflektieren einzig die erfolgte Aktion, das Ziel bleibt dabei dasselbe. • Double looplearning:nicht nur die Aktionen, sondern auch die Ziele werden reflektiert. Routinen werden neu überdacht und Ziele dementspr. adaptiert. Single loop learning Double loop learning • Deuterolearning: Akteure "lernen zu lernen". In einem iterativen Prozess reflektieren die Akteure die Ergebnisse wie auch die Ziele. Lernprozesse dieser Ebene zielen darauf ab, den Lernprozess zu optimieren und damit wiederum Innovationen zu schaffen. Deuteron learning
Forschungsintegration – 3 Stufen • Disziplinäre Forschung: Fokus liegt auf einer einzelnen Disziplin • Interdisziplinäre Forschung: Forschung zwischen mehreren, verschiedenen Disziplinen; für Nachhaltigkeit ist zB die Berücksichtigung von Umwelt, Sozialem und Wirtschaft essentiell • Transdisziplinäre Forschung: ist interdisziplinär, greift zusätzlich gesellschaftsrelevante Fragestellungen auf, die mit den betroffenen Akteuren in einem partizipativen Forschungsprozess bearbeitet werden; gemeinsamer Lernprozess und Co-creation von Wissen Transdisciplinary research is a process applying different disciplines to application oriented research questions, involving researchers as well as the society in order to promote a mutual learning process between them.
Das Grazer Modell für Integrative Entwicklung Je mehr man sich der Mitte des Modells nähert, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen den Prinzipien und desto integrativer wird der Entwicklungsprozess. Mader 2009
Reflexion & Diskussion • Transformative Prozesse sind selbst beschleunigende Kreisläufe (Mader C., 2012) • Bildung, Lernen und Forschen sind die Akzeleratoren des Prozesses • Das Herausfiltern der Rollen unterschiedlicher Stakeholder in Prozessen erlaubt Interpretationen zu Änderungen in Governance Strukturen • Die Kombination der methodischen Anwendung mit Stakeholder- und System Analysen erleichtert die Analyse durch das Grazer Modell.
Resümee Das Grazer Modell für Integrative Entwicklungsprozesse erlaubt: • Prozessevaluierung durch Reflexion Durch Reflexion der eigenen Prozesse/Projekte ermöglicht das Grazer Modell eine qualitative Analyse und Evaluierung zukünftige Verbesserungsmöglichkeiten können identifiziert werden; ähnliche Prozesse können miteinander verglichen werden • Unterstützung in der Planung sowie der weiteren Entwicklung von Prozessen/Projekten In der Startphase von Projekten/Entwicklungsprozessen dient das Modell der strukturierten Planung, wo überprüft werden kann ob wichtige Aspekte wohl berücksichtigt wurden.
Literatur zu GMID • Mader, Clemens (2012) Sustainability process assessment on transformative potentials: the Graz Model for Integrative Development, Journal of Cleaner Production, http://dx.doi.org/10.1016/j.jclepro.2012.08.028 • Mader, Clemens, Mader, Marlene, Diethart, Mario (2011) Der Nachhaltigkeitsprozess der Universität Graz – analysiert durch das Grazer Modell für Integrative Entwicklung, S. 63-69; in: Zimmermann, Friedrich M. (Hrsg.), (2011) Nachhaltigkeit, Regionalentwicklung, Tourismus – Festschrift zum 60. Geburtstag von Friedrich M. Zimmermann, Grazer Schriften der Geographie und Raumforschung, Band 46, Universität Graz, 380 S. • Mader, Clemens (2010) Integrative Entwicklungsprozesse, S. 311-321; in: Lenz, Werner (Hrsg.), (2010) Interdisziplinarität – Wissenschaft im Wandel, Erhard Löcker Verlag, Wien, 369 S. • Mader, Clemens (2009) Principles for integrative development processes towards sustainability in regions: cases assessed from Egypt, Sweden and the USA, Universität Graz, 141 S. • Wals, Arjen .E.J. (2012) Shaping the Education of Tomorrow: 2012 Full-length Report on the UN Decade of Education for Sustainable Development, UNESCO, 100 S.
Referenzen • Argyris, C., Schön, D., (1996) Orgnanizational Learing II – Theory, method, and practice, Addison-Wesley. • Brundtland, G.H., et al. (1987) Our Common Future – The World Commission on Environment and Development, Oxford University Press. • Kellner, G.F., (1971) Introduction to the Philosophy of Education, John Wiley and Sons. • Kirkpatrick, Sh.A., & Locke, E.A., (1991) Leadership: do traits matter?, Academy of Management Executive, 5(2), p.48-60. • Kogut, B. Shan, W. and Walker, G., (1993) Knowledge in the network and the network as knowledge: the structuring of new industries. In: Grabher, G. (ed) The Embedded Firm: on The Socio-Economics of Industrial Networks, London: Routlege. • Mader, C. (2012) Sustainability process assessment on transformative potentials: the Graz Model for Integrative Development, Journal of Cleaner Production, http://dx.doi.org/10.1016/j.jclepro.2012.08.028 • Mader, C. (2009) Principles for integrative development processes towards sustainability in regions: cases assessed from Egypt, Sweden and the USA, Universität Graz, 141 S. • UNESCO (2005) Draft International Implementation Scheme for the United Nations Decade on Education for Sustainable Development (2005-2014), Paris, UNESCO. • Wassermann, St., & Faust, K., (1994) Social Network Analysis – Methods and Applications, Cambridge University Press.