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ENTSCHEIDUNGSTHEORIE Teil 2b Prof. Dr. Steffen Fleßa Lst. für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement Universität Greifswald. Gliederung. 1 Grundlagen Werte- und Zielsystem 2.1 Entwicklung eines Wertesystems 2.2 Entwicklung eines Zielsystems
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ENTSCHEIDUNGSTHEORIETeil 2bProf. Dr. Steffen FleßaLst. für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und GesundheitsmanagementUniversität Greifswald
Gliederung 1 Grundlagen • Werte- und Zielsystem 2.1 Entwicklung eines Wertesystems 2.2 Entwicklung eines Zielsystems 3 Konzepte der Entscheidungstheorie 4 Prognosemodelle
2.2 Entwicklung eines Zielsystems2.2.1 Eindimensionale Zielsysteme • Zielspaltung
Ebene 1: Strategische Finanzierung • Zielspaltung Festlegung des Verhältnisses von Eigenkapital und Fremdkapital: Leverage-Effekt
Ebene 2: Investitionsplanung • Zielspaltung Festlegung der Fixkosten durch Investitionsprogramm; Kapital: gegeben
Ebene 3: Produktions-programmplanung • Zielspaltung Festlegung der zu produzierenden Menge durch Deckungsbeitragsmaximierung; Fixkosten, Kapital, Produktionsmittel: gegeben
Ebene 4: Ablaufplanung • Zielspaltung Festlegung des Produktionsprozesses zur Minimierung der variablen Kosten; Fixkosten, Kapital, Produktionsmittel, Produktionsprogramm: gegeben
Zielspaltung • Schritt für Schritt werden aus dem Globalziel operationale Ziele für die einzelne Entscheidung abgeleitet • Die einzelnen Subziele ergeben sich mathematisch (z. B. Deckungsbeitragsmaxi-mierung) oder implizit (z. B. minimale Transportdistanzen für minimale variable Kosten) aus dem Globalziel • Aufteilung eines Gesamtproblems in unabhängige Teilprobleme: Dekomposition
Probleme der Dekomposition • Ein interdependentes System wird in unabhängige Teilprobleme ohne Feedbacks zerlegt • Folge: Interdependenzen werden vernachlässigt • Ziel: Simultanplanung • Beispiel: Lagerhaltung und Produktionsprogrammplanung mit LP
Ableitung von Subzielen in der Praxis Versöhnung bei Zielkonflikten über Dominanz des Absatzzieles
2.2.2 Mehrdimensionale Zielsysteme2.2.2.1 Ableitung von Unterzielen • Grundsatz: • Dimension ≠ Komponente (Multiplikation ≠ Addition) • Mehrdimensionale Zielsysteme können in der Regel nicht vollständig erfüllt werden • Es entstehen „Trade-Offs“ • Entscheidung wird schwieriger
Beispiel • Erhebung der Ziele der Führungskräfte eines kirchlichen Krankenhauses 1. Expansion und Entwicklung 2. Hohe Auslastung 3. Geringe Abweisungsrate 4. Minimale Überbelegung 5. Kostendeckung 6. Minimale Fallkosten 7. Hohe Qualität 8. Geringe Abhängigkeit 9. Public Health Contribution 10. Geringe Gebühren 11. Personalzufriedenheit 12. Verkündigung 13. Personalentwicklung
Beispiel • Erhebung der Ziele der Führungskräfte eines kirchlichen Krankenhauses 1. Expansion und Entwicklung 2. Hohe Auslastung 3. Geringe Abweisungsrate 4. Minimale Überbelegung 5. Kostendeckung 6. Minimale Fallkosten 7. Hohe Qualität 8. Geringe Abhängigkeit 9. Public Health Contribution 10. Geringe Gebühren 11. Personalzufriedenheit 12. Verkündigung 13. Personalentwicklung • Problem: große Zahl sehr unterschiedlicher Ziele • Folge: Sortierung und Bewertung wird wichtig. • Zielbildungsprozess als partizipativer Prozess Weiteres Problem: Ziele müssen durch bestimmte Maßnahmen verfolgt werden, die selbst wiederum Zielcharakter haben
Beispiel: Maßnahmen für „hohe Qualität“ • Erhebung der Ziele der Führungskräfte eines kirchlichen Krankenhauses 1. Expansion und Entwicklung 2. Hohe Auslastung 3. Geringe Abweisungsrate 4. Minimale Überbelegung 5. Kostendeckung 6. Minimale Fallkosten 7. Hohe Qualität 8. Geringe Abhängigkeit 9. Public Health Contribution 10. Geringe Gebühren 11. Personalzufriedenheit 12. Verkündigung 13. Personalentwicklung • hohe Pflegequalität • hohe Materialausgaben pro Patient • hohe Verfügbarkeit von Medikamenten • Hoher technische Ausstattung und hohe Verfügbarkeit von Anlagen • Geringe Auslastung
Beispiel: Maßnahmen für „hohe Qualität“ • Beispiel: Erhebung der Ziele der Führungskräfte eines kirchlichen Krankenhauses 1. Expansion und Entwicklung 2. Hohe Auslastung 3. Geringe Abweisungsrate 4. Minimale Überbelegung 5. Kostendeckung 6. Minimale Fallkosten 7. Hohe Qualität 8. Geringe Abhängigkeit 9. Public Health Contribution 10. Geringe Gebühren 11. Personalzufriedenheit 12. Verkündigung 13. Personalentwicklung • hohe Pflegequalität • hohe Materialausgaben pro Patient • hohe Verfügbarkeit von Medikamenten • Hoher technische Ausstattung und hohe Verfügbarkeit von Anlagen • Geringe Auslastung Diese Maßnahmen zur Erreichung des Oberzieles „Hohe Qualität“ sind selbst wiederum Unterziele. Damit ergibt sich eine Zielhierarchie. Weiterhin können diese Unterziele wiederum durch entsprechende Maßnahmen verfolgt werden.
Beispiel: Maßnahmen für „hohe Pflegequalität“ … • Hohe Qualität • Hohe Pflegequalität • wenige Patienten • Patienten mit unkomplizierten Krankheiten • hohe Personalausstattung • hohe Personalqualität • hohe Arbeitsintensität • hohe Materialausgaben pro Patient • hohe Verfügbarkeit von Medikamenten • Hoher technische Ausstattung und hohe Verfügbarkeit von Anlagen • Geringe Auslastung
Aufgabe des Managements • Erfassung der Ziele • Sortierung der Ziele nach Oberzielen, Unterzielen und Maßnahmen • Charakterisierung nach „komplementär“, „konkurrierend“ und „neutral“ • Gewichtung der Ziele
Gewichtung über Präferenzen • Artenpräferenz • Einfluss des einzelnen Zieles auf den Gesamtnutzen für den Entscheider • Beispiel: Anteil, den die Qualität des Essens am Erholungsnutzen eines Urlaubes hat • Höhenpräferenz • Abbildung des Nutzens bzgl. eines bestimmten Zieles, den ein Ergebnis liefert. • Beispiel: Erholungsnutzen in Abhängigkeit von Urlaubslänge • Risikopräferenz • Abbildung der Risikoeinstellung des Entscheiders • Beispiel: Nutzenreduktion eines Urlaubes durch Risiko einer Sturmflut • Zeitpräferenz • Abbildung des unterschiedlichen Nutzens für den Entscheider, den zeitlich auseinander fallende Ergebnisse liefern • Beispiel: Erholungswert eines teuren Urlaubes heute, wenn ich mir dafür nächstes Jahr keinen Urlaub leisten kann
2.2.2.2 Zielbeziehungen • Komplementäre Ziele • Mit Verbesserung des Zielerreichungsgrades von zh verbessert sich auch der Zielerreichungsgrad von zp und umgekehrt (symmetrische Komplementarität). • Vollständige Komplementarität: Bei allen betrachteten Alternativenpaare besteht diese Beziehung • Unvollständige Komplementarität: Nur bei einigen Paaren besteht diese Beziehung, z. B. Personaleinsatz und Qualität
Konkurrierende Ziele • Mit Verbesserung des Zielerreichungsgrades von zh verschlechtert sich der Zielerreichungsgrad von zp und umgekehrt. • Trade-Off: Verbesserung des einen Zielwertes ist nur unter Inkaufnahme der Verschlechterung des anderen Zielwertes möglich • Partielle Konkurrenz: Nur bei einigen Paaren besteht diese Beziehung, z. B. Personaleinsatz und Qualität
Neutrale Ziele • Mit Verbesserung des Zielerreichungsgrades von zh verändert sich der Zielerreichungsgrad von zp nicht und umgekehrt. Es besteht kein Trade-Off • Synonym: Zielindifferenz • Echte, über alle Alternativen neutrale Ziele sind selten!
2.2.2.3 Verfahren der Zielfusion • Prinzip:
Varianten • Prinzip: • Zahl der Inputs • Quantifizierung der Inputs • Monetarisierung der Inputs • Zahl der Outputs • Quantifizierung der Outputs • Monetarisierung der Outputs
Kosten-Nutzen-Analyse • Synonym: Cost-Benefit-Analysis • Grundsatz: alle Inputs und Outputs werden ausschließlich monetär bewertet • Beispiele: • Nutzen einer intakten Umwelt • Nutzen gewonnener Lebensjahre • Nutzen des „Jäger-90“ • Verfahren (Beispiel) • Willingness-to-pay • Human-Capital-Ansatz • Kritik: Monetarisierung nicht-monetärer Werte
Kosten-Nutzen-Analyse • Anwendung • Insbesondere wenn Outputs nicht vergleichbar sind, z. B. Intersektorale Investitionsalternativen • Varianten: • Kosten-Nutzen-Quotient: Dimension geht verloren • Kosten-Nutzen-Differenz • Bewertung: Oftmals zeigt die Kosten-Nutzen-Analyse mehr über die Präferenzen der Entscheider als über die Vorteilhaftigkeit eines Projektes
Nutzwert-Analyse • Synonym: Punktbewertungsverfahren, Scoring-Modell • Scoring: das Zählen von Punkten. Im erweiterten Sinne wird es für analytisch statistische Verfahren benutzt, aus wenigen erhobenen Daten anhand von Erfahrungswerten, die in Score-Cards beschrieben werden, zu Risikoeinschätzungen zu kommen. • Grundsatz: Alle Inputs und Outputs werden nominell gemessen
Schritt 1: Verbale Nutzenmessung • Inhalt: Für jede Alternative und jedes Ziel wird eine verbale Bewertung abgegeben. • In dieser Phase muss keine einheitliche Skala eingehalten werden
Schritt 2: Ordinale Nutzenmessung • Inhalt: Überführung in eine Ordinalskala • Vorgehen: Für jedes Ziel wird eine Rangfolge ermittelt
Schritt 3: Überführung in Zahlenwerte • Inhalt: Bei n Alternativen wird dem besten Wert pro Ziel der Wert n zugewiesen, dem zweitbesten der Wert n-1 usw. • Addition der Ergebniswerte • Auswahl der Alternative mit der maximalen Punktesumme
Beispiel: Fahrzeugkauf Mercedes > VW > Opel > Porsche
Erweiterungen • Gewichtung der Ziele • Z. B. Benzinverbrauch ist doppelt so wichtig wie die beiden anderen Ziele
Beispiel: Fahrzeugkauf VW > Mercedes > Opel > Porsche
Erweiterung • Induzierte Ordinalskala • Abstände sind nicht gleich • Beispiel: Schlechteste Alternative erhält Wert 0
Beispiel: Fahrzeugkauf Mercedes > VW > Opel > Porsche
Sensitivitätsanalyse • Bis zu welcher Veränderung eines Wertes bleibt die Reihenfolge konstant? • Z. B. Wie stark muss „Prestige“ gewichtet werden, damit der Porsche den Mercedes übertrifft?
Probleme der Nutzwert-Analyse • Formales Problem: Addition ordinaler Größen unzulässig • Abstände zwischen Größen gehen verloren (Vergleich: Schulnoten: 1 besser als 2 besser als 3, aber der Sprung von 3 auf 2 ist meist kleiner als von 2 auf 1) • Beispiel: Stiftung-Warentest: Staubsauger • Kategorie: Sicherheit • Staubsauger A: Gefahr, sich den Finger zu quetschen • Staubsauger B: Gefahr eines tödlichen Stromschlages • Auswertung: A > B, u(A)=2, u(B)=1; • Folge: Nutzenzuweisung setzt Linearität voraus: ist selten so! • Monetäre Größen (Kosten!) gehen verloren: Datenverdichtung = Datenvernichtung!!!
Kosten-Nutzwert-Analyse • Inhalt: Unvollständige Zielfusion • Zwei Dimensionen: Kosten und Nutzwert • Problem: unter Umständen ist nicht eine einzige Lösung optimal, sondern eine Effizienzhülle
Besonderheiten • 1. Dominanz: Opel Vectra wird eindeutig von VW-Vox dominiert; Porsche wird eindeutig von Mercedes E dominiert Vectra ist ineffizient • 2. Effizienzhüllkurve: geographischer Ort aller effizienten (=Pareto-optimalen) Einheiten • Ziel des Ökonomen: Entscheidungsvorbereitung durch Ausschluss ineffizienter Lösungen, d.h. Ermittlung der Menge der effizienten Lösungen