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Exkurs: Eugen von Böhm- Bawerk

Exkurs: Eugen von Böhm- Bawerk. 1851 - 1914. Begründer der österreichischen Kapitaltheorie Vertreter der Wiener Schule verheiratet mit Paula von Wieser (Schwester von Friedrich v. W.) Hauptwerk „Kapital und Kapitalzins“ 1884 Ab 1895 drei mal österreichischer Finanzminister

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Exkurs: Eugen von Böhm- Bawerk

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  1. Exkurs: Eugen von Böhm-Bawerk 1851 - 1914 • Begründer der österreichischen Kapitaltheorie • Vertreter der Wiener Schule • verheiratet mit Paula von Wieser (Schwester von Friedrich v. W.) • Hauptwerk „Kapital und Kapitalzins“ 1884 • Ab 1895 drei mal österreichischer Finanzminister • 1914 Aufsatz „Macht oder ökonomisches Gesetz?“ • => siehe Methodenstreit Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  2. Österreichische Kapitaltheorie Böhm-Bawerks: • Kapitaljahrgänge („vintages“) wie Jahresringe eines Baums: • Erste Reifestufe: 1 Arbeiter stellt mit bloßen Händen eine Werkbank her • Zweite Reifestufe: 3 Arbeiter stellen mit der Werkbank weitere Werkzeuge her • Dritte Reifestufe: 1 Arbeiter stellt mit einem Werkzeug das Konsumgut her Arbeitseinsatz L 1 1 1 3 3 3 1 1 1 Zeit t tn = 3 Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  3. Arbeitseinsatz L • Der Subsistenzmittelfonds S (vorgeschossene Lohnsumme) • beträgt nach Böhm-Bawerk hier 1 + 4 + 5 = 10 • Allgemein: S = 3L1 + 2L2 + 1L3 (mit Li = Lohnsumme in • Periode i • Die „absolute Produktionsperiode“ beträgt hier tn = 3 • Die „durchschnittliche Produktionsperiode“ berechnet • Böhm-Bawerk wie folgt: 1 3 3 1 1 1 tn = 3 Zeit t Der gesamte Subsistenzmittelfonds (=Kapitalbedarf) wird also durch die die dauerhafte Lohnsumme/Jahr geteilt => eine Art von Kapitalintensität Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  4. Ableitung von Zinssatz und optimaler Produktionsperiode • Den Subsistenzmittelfonds nimmt Böhm-Bawerk als gegeben an. • Der Ertrag sei eine degressiv steigende Funktion des Produktionsumweges: • Die Rendite i ergibt sich dann aus (Ertrag – Lohnkosten)/Kapitaleinsatz, also: • Nullsetzen der ersten Ableitung von (1) ergibt die Optimalbedingung: Interpretation: Wähle die Produktionsperiode so, dass der zeitliche Grenzertrag des alten Produktionszyklus gerade noch gleich dem Durchschnittsertrag eines neuen Zyklus ist. Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  5. Grafische Interpretation: • Optimalpunkt liegt da, wo Fahrstrahl von L an die X-Kurve zu deren Tangente wird. • Grund: Tangens des Winkels =Durchschnittsertrag, Steigung der Tangente = Grenzertrag • Gleichzeitig erreicht dort Durchschnittsertrag pro Zeiteinheit sein absolutes Maximum • Ein größerer Subsistenzmittelfond erhöht ebenso wie ein steigender Lohnsatz die Länge der • optimalen Produktionsperiode und damit die Kapitalintensität im temporalen Sinne. Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

  6. Kritik: • Die durchschnittliche Produktionsperiode ist eine Fehlkonstruktion, • sie vernachlässigt insbesondere den Zinsesszins • Umformung von (1) zeigt sofort, dass Böhm-Bawerk mit einfachen Zinsen rechnet: • Subsistenzmittelfonds ist eine Durchschnittsgröße, die ebenfalls die zeitliche Struktur • des Kapitals nicht adäquat abbildet (Zinsen variieren je nach Anlagedauer!) • Annahmen sehr restriktiv: 1-Gut-Fall, gegebener Kapitalstock, keine „Rückversetzung“ • Trotzdem im Kern richtige Idee: Kapital = Bereitschaft zu warten (siehe Thünen) Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum

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