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Phasen des Forschungsprozesses

Möglichkeiten und Grenzen der Umfrageforschung im Überblick (Beispiel: Extrem rechte politische Einstellungen) Siegfried Schumann. Phasen des Forschungsprozesses. aus: Schnell u.a. 2005: 8. Phasen des Forschungsprozesses. aus: Schnell u.a. 2005: 8.

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Phasen des Forschungsprozesses

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  1. Möglichkeiten und Grenzen der Umfrageforschung im Überblick(Beispiel: Extrem rechte politische Einstellungen)Siegfried Schumann

  2. Phasen des Forschungsprozesses aus: Schnell u.a. 2005: 8

  3. Phasen des Forschungsprozesses aus: Schnell u.a. 2005: 8

  4. Auswahl des Forschungsproblems Begrenzungen durch: • Definition „wissenschaftlicher“ Aussagen • Falsifikationsprinzip! • Ausgeklammert z.B.: normative Fragestellungen … Fragen ohne „empirischen Bezug“

  5. Auswahl des Forschungsproblems (FS) Beeinflussung durch: • Wissenschaftliches Paradigma / theoretische Vorstellungen Beispiel: extrem rechte pol. Einstellungen → „rechte“ Straftaten - psychoanalytisches vs. Eigenschaftsparadigma - klassische Einstellungsforschung vs. konstruktivistische Vorstellungen

  6. Phasen des Forschungsprozesses aus: Schnell u.a. 2005: 8

  7. Theoriebildung Problem: Falsifikationsprinzip • Ernst von Glasersfeld verwendet das Bild eines Kapitäns, der ... "in dunkler Nacht eine Meerenge durchfährt, die er nicht kennt, für die er keine Seekarte hat und die keine Leuchtfeuer oder andere Navigationshilfen besitzt. Entweder wird er scheitern oder jenseits der Meerenge wohlbehalten das offene Meer gewinnen. Fährt er auf die Klippen, so beweist sein Scheitern, dass der von ihm gewählte Kurs nicht passte. Er hat erfahren, wie die Durchfahrt nicht ist. Passiert er dagegen die Enge, so beweist dies nur, dass sein Kurs im buchstäblichen Sinne nirgends anstieß. ... Darüber hinaus aber lehrt ihn sein Erfolg nichts über die wahre Beschaffenheit der Meerenge; nichts darüber, wie sicher oder wie nahe an der Katastrophe er in jedem Augenblick war: Er passierte die Enge wie ein Blinder ... . Sein Kurs passte in die ihm unbekannten Ge-gebenheiten; Er stimmte aber nicht, wenn mit "stimmen" ... gemeint ist, ... dass der gesteuerte Kurs der wirklichen Natur der Enge entspricht. Man kann sich vorstellen, dass die wahre Beschaffenheit der Meerenge eine wesentlich kürzere oder sicherere Durchfahrt ermöglicht„.(Jensen, 1999: 197; vgl. auch Watzlawick, Hrsg. 91997: 14-15 oder Schmidt, 61994: 35)

  8. Theoriebildung (FS) Problem: klassische (materialistische) Weltsicht in Erklärungsnot • Materie = ?: Ergebnisse der Atomphysik • „Energie“ statt „kleinster Teilchen“ • „Information“ statt „kleinster Teilchen“ • Eigenschaften der „Quantenwelt“ (Verschränkung!) • Alternative Weltsichten: • Literaturliste!

  9. Theoriebildung (FS) Beispiel: Doppelspaltexperiment

  10. Phasen des Forschungsprozesses aus: Schnell u.a. 2005: 8

  11. Konzeptspezifikation / Operationalisierung I Nominaldefinition: • Sprachgemeinschaft / sonst unendlicher Regress! • Beispiele: • „Nationalgefühl“ • „riot“ (Sprachgemeinschaft → Kulturkreis) • Positiv: Sprachliche Präzision!

  12. Konzeptspezifikation / Operationalisierung I Indikatoren: • „Stellvertreter“ → Schluss auf nicht direkt wahrnehmbare Phänomene "Unter Indikatoren sind direkt wahrnehmbare Phänomene ('Ersatzgrößen'/'Stellvertreter') zu verstehen, mit deren Hilfe man begründet auf das Vorliegen des nicht unmittelbar wahrnehmbaren Phänomens schließen zu dürfen glaubt".(Prim u.a., 82000: 49) • Beispiel: „Nationalgefühl“ • Positiv: Intersubjektive Nachprüfbarkeit der Ergebnisse!

  13. Konzeptspezifikation / Operationalisierung I Operationalisierung (Messanweisung): • Problem: Auswahl / Gestaltung des Messinstruments (vgl. letzte Sitzung!) • Positiv: Intersubjektive Nachprüfbarkeit der Ergebnisse!

  14. Konzeptspezifikation / Operationalisierung II Messung I (wissenschaftstheoretische Sicht): • Definition „Messen“: Strukturtreue Übertragung: empirisches Relativ → numerisches Relativ • „empirisches Relativ“ muss bekannt sein! • 1 : 1 Abbildung nicht möglich (Hirnforschung / radikaler Konstruktivismus) • Beobachtung „von außen“! • Veränderung des Messgegnstandes durch Messung! • Phänomene werden ev. erst durch Messung erzeugt!

  15. Phasen des Forschungsprozesses aus: Schnell u.a. 2005: 8

  16. Bestimmung der Untersuchungsformen Resultiert aus … - Forschungsfrage - und theoretischen Überlegungen - Vorwissen über Methodeneffekteffekte (vgl. letzte Sitzung!)

  17. Phasen des Forschungsprozesses aus: Schnell u.a. 2005: 8

  18. Auswahl der Untersuchungseinheiten Probleme: • Keine 100 % Rücklauf • Konsequenz I: Inferenzstatistik nur mit Zusatzannahmen einsetzbar • Konsequenz II: „weiße Flecken auf der Landkarte“ • Δ angestrebte Grundgesamtheit ↔ Auswahlgesamtheit • Fehler bei der „Ziehung“: • systematische • unsystematische

  19. Phasen des Forschungsprozesses aus: Schnell u.a. 2005: 8

  20. Datenerhebung Messung II (technische Sicht): • Verzerrung der Messergebnisse durch: • Antworttendenzen: Soziale Erwünschtheit Akquieszenz … • Gestaltungseffekte: Formulierung von Fragen / Antworten (s. oben) Halo-Effekt (→ konstruktivistische Sichtweise!) … • Zufallsfehler Reliabiltätsproblem → Lösungsansatz: Attenuation-Formel! Hinweis: Regression zur Mitte ↓

  21. Messwert nach der klass. Testtheorie Wahrer Wert:

  22. Phasen des Forschungsprozesses aus: Schnell u.a. 2005: 8

  23. Datenerfassung (relativ) unproblematisch: • außer: Kodierung offener Fragen

  24. Phasen des Forschungsprozesses aus: Schnell u.a. 2005: 8

  25. Datenanalyse Zum Falsifikationsprinzip: Gesetz: Wenn jemand extrem rechte politische Einstel- lungen hat, dann begeht er „rechte Straftaten “ Randbedingung: Herr Huber hat extrem rechte pol. Einstellungen Zu erklärendes Phänomen: Herr Huber begeht „rechte Straftaten“ • Basissatzproblem • Falsifikationskriterium bei nicht-deterministischen Aussagen

  26. Datenanalyse Ex-Post-Facto Design I: Zentrale Rolle der Drittvariablenkontrolle Beispiel für Drittvariable: Informationen über „Fremde“ Extrem rechte politische Einstellungen „rechte Straftaten“ Korrelation (empirisch) Kausalzusammenhang Scheinkorrelation Intervention

  27. Datenanalyse Ex-Post-Facto Design II: Kausalaussagen ohne Zusatzinformation nicht prüfbar! • Konzept von Herbert H. Hyman: (zit. nach Diekmann 122004: 607) Drei Bedingungen, damit von einer Kausalbeziehung mit X als Ursache und Y als Wirkung gesprochen werden kann: • Zwischen den beiden Variablen X und Y besteht ein statistischer Zusammenhang. • Der Zusammenhang verschwindet unter Kontrolle von Drittvariablen (Z), die X und Y zeitlich vorausgehen, nicht (Ausschluss von Scheinkorrelationen!). • X geht Y zeitlich voraus.

  28. Datenanalyse Ex-Post-Facto Design III: „Aus der zeitlichen Ordnung von zwei korrelierenden Variablen kann nicht auf die Richtung des Einflusses geschlossen werden, auf der die Korrelation beruht.“ (Asendorpf1996: 88) Mütterlicher Erziehungsstil (U): U1 U2 (weitgehend stabil!) Aggressivität des Kindes (P): P0 P1 P2 (weitgehend stabil!) Fortpflanzung eines Persönlichkeitseinflusses auf nachfolgende Korrelationen zwischen Umwelt und Persönlichkeit(nach Asendorpf 1996: 88) .75 .30 .70 .40 .30 .30 .70 .75

  29. Datenanalyse Ex-Post-Facto Design III: „Kreuzkorrelationen dürfen nicht direkt miteinander verglichen werden. Sie müssen in Pfadkoeffizinenten umgerechnet werden; die Koeffizienten der direkten Pfade liefern eine Schätzung der Einflussstärke im Rahmen des betrachteten Modells.“ (Asendorpf1996: 89) Mütterlicher U1 U2 U1 U2 Erziehungsstil (U): Aggressivität P1 P2 P1 P2 des Kindes (P): Korrelationen Pfadkoeffizienten (nach Asendorpf 1996: 88) .30 .50 .68 .40 .50 .50 .50 .40 .55 .75 .55

  30. Phasen des Forschungsprozesses aus: Schnell u.a. 2005: 8

  31. Publikation: (vgl. letzte Sitzung!) • Forschung theoriegeleitet? • Stärke von Zusammenhängen: - abhängig von der Reliabilität der Instrumente - Interpretation der Koeffizienten beachten (z.B.: Korrelationen) • Signifikanz von Zusammenhängen: - fallzahlabhängig! - Stellung nicht signifikanter Zusammenhänge: - Möglichkeit scheinbarer Nonkorrelationen - ebenfalls theoretisch interessant (Falsifikation!)

  32. Fazit • Prinzipiell unüberwindbare Grenzen: • Abbildung: Empirisches Relativ 1 : 1 in numerisches Relativ • Kausalzusammenhänge • Sprachgemeinschaft • Grenzen aufgrund der empirisch-quantitativen Vorgehensweise: • nur Aussagen mit empirischen Bezug prüfbar • Falls Umfrageforschung anwendbar: • Wahrscheinlichkeitsaussagen über die Grundgesamtheit • intersubjektiv nachprüfbare Vorgehensweise • Zwang zu sprachlicher / argumentativer Präzision Umfrageforschung stellt im Rahmen der prinzipiellen Beschränkungen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit ein vergleichsweise mächtiges Forschungsinstrument dar - sofern sie anwendbar ist.

  33. vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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