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Eine Schule für Mädchen und Jungen. Praxishilfe mit Unterrichtsentwürfen für eine geschlechtergerechte Bildung. Eine Schule für Mädchen und Jungen Übersicht. Geschlechteralltag in der Schule Zwischen vielfältigen Lebenswelten und geschlechterspezifischen Schulleistungsunterschieden
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Eine Schule für Mädchen und Jungen Praxishilfe mit Unterrichtsentwürfen für eine geschlechtergerechte Bildung
Eine Schule für Mädchen und JungenÜbersicht • Geschlechteralltag in der Schule • Zwischen vielfältigen Lebenswelten und geschlechterspezifischen Schulleistungsunterschieden • Geschlechtergerechte Bildung anbahnen • Genderkompetenz als Aufgabe für Lehrkräfte • Die Broschüre im Überblick • Zehn Fragen an eine geschlechtergerechte Bildung • Praxisbeispiele für den Unterricht • Konsequenzen für die Bildungspolitik
1. Eine alltägliche Situation in der Schule „Fünfte Stunde. In der 7. Klasse ist es mal wieder sehr unruhig. Es sind vor allem vier Schüler in der letzten Reihe, die überhaupt nicht bei der Sache sind und stattdessen einander wechselseitig die Hefte wegnehmen und sich spaßhaft schlagen…“(nach Breidenstein/Heinzel 2001)
1. Eine alltägliche Situation in der Schule Was denkt die Lehrerin, was denkt der Lehrer? „Typisch Jungen! Jungen in diesem Alter schaffen es einfach nicht, still zu sitzen und aufzupassen.“
1. Eine alltägliche Situation in der Schule Ignorieren oder tadeln oder die Jungs auseinandersetzen? Was macht die Lehrerin, was macht der Lehrer?
1. Eine alltägliche Situation in der Schule • Es bestätigt sich für die Lehrkraft ein Stereotyp: „Typisch: Jungen stören den Unterricht.“ • Die Wahrnehmung der Situation kann subjektiv sehr unterschiedlich sein. Sie wird gelenkt von verinnerlichten Stereotypen und bewährten Deutungsmustern. • Die unterschiedliche Wahrnehmung führt zu unterschiedlichen Konsequenzen. • Die Frage nach den Gründen für das auffällige Verhalten bleibt offen.
1. Andere (alltägliche) Situationen in der Schule? Erfahrungsaustausch • Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer pädagogischen Arbeit mit Jungen und Mädchen gemacht? • Beispielsweise... • bei der geschlechtergerechten Gestaltung Ihres Unterrichts? • mit monoedukativer Mädchen- und Jungenarbeit innerhalb oder außerhalb der Schule • in einzelnen Fächern (Deutsch, Sport, Mathematik, Fremdsprachen etc.)
2. Zwischen vielfältigen Lebenswelten undgeschlechterspezifischen Schulleistungsunterschieden
2. Die Lebenswelten von Jungen und Mädchen • Die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen sind sehr vielfältig, z.B. in kultureller oder familiärer Hinsicht. • Die Kinder und Jugendlichen, die heute in der Schule sind, erleben sich schon lange nicht mehr aufgrund ihres Geschlechts als benachteiligt. • Ihre Elterngeneration hat maßgeblich dazu beigetragen, dass das Verständnis von gleich fähigen und gleich berechtigten Jungen und Mädchen selbstverständlich(er) geworden ist. • Aber: Zweifellos verinnerlichen Kinder geschlechtsspezifisches Verhalten. • Und: Jugendliche orientieren ihre eigenen Vorstellungen an gesellschaftlichen Rollenerwartungen – ablehnend oder anerkennend…
2. Geschlechterspezifische Leistungsunterschiede • Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre haben Mädchen die Jungen hinsichtlich der schulischen Leistungen und Abschlüsse eingeholt und dann leise überholt. • Geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede werden von den Schulen (vor allem in den Sekundarstufen) eher verstärkt. • Mehr Jungen als Mädchen bleiben sitzen oder werden zurückgestuft; mehr Mädchen bekommen eine Gymnasialempfehlung. • Jungen werden häufiger als „problematisch“ („verhaltensauffällig“) wahrgenommen als Mädchen; Jungen empfinden Schule häufiger langweilig als Mädchen. • Nach wie vor gelten bestimmte Schulfächer als „Mädchen- oder Jungensache“. Dies setzt sich in der Lebens- und Berufsplanung fort.
2. Trotz individueller Vielfalt deutliche Geschlechterunterschiede Vielfältige Lebenswelten Es gibt im Selbstverständnis der Kinder und Jugendlichen nicht „die Jungen“ und „die Mädchen“ mit unverrückbaren Rollenerwartungen. Geschlechtsspezifische Schulleistungsunterschiede In vielen Fächern, im Arbeitsverhalten, in den Interessen und Lernwegen der Schülerinnen und Schüler sind sie zu beobachten.
3. Geschlechtergerechte Bildung anbahnen • Wir brauchen eine geschlechtergerechte Bildung, die auf die individuelle Förderung und Persönlichkeitsstärkung der Kinder und Jugendlichen zielt. • Geschlechtergerechte Bildung – individuell & institutionell • Wir brauchen eine Schule, die Stärken fördert und Schwächen ausgleicht. Das gilt auch für geschlechterspezifische Ungleichheiten. • Andere Lesestoffe z.B. Grusel, Abenteuer und Sciencefiction können die Lesemotivation der Jungen fördern. • Individualisierende Lernwege in Naturwissenschaft und Mathe kommen besonders Mädchen entgegen. • Dafür brauchen wir Lehrkräfte, die sich diesen Veränderungen stellen...
4. Genderkompetenz für Lehrkräfte • Historische Kenntnisse von der Bedeutung von Geschlechterhierarchien und dem langen Weg zur Gleichberechtigung. • Politisch: Gleichberechtigung ist Grundrecht und muss aktiv wahrgenommen werden. • Diagnostische Kompetenzen: Wer ist und was braucht mein Schüler und meine Schülerin? • Methodische Vielfalt (angesichts heterogener Bedürfnisse) und Anknüpfen an Lebenswelten der Kinder. • Didaktische Klarheit: Geschlechtungleichheit als Teil gesellschaftlich produzierter Ungleichheit.
5. Zielsetzung der Handreichung • Eine Auseinandersetzung mit dem Thema anstoßen. • Stete Aktualisierung von Deutungsmustern anregen (angesichts veränderter Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen). • Statt (vorschneller) Antworten Fragen als Orientierungs- und Zielperspektiven für eine geschlechtergerechte Bildung anbieten (ich, mein Unterricht, meine/unsere Institution). • (Erprobte) Unterrichtsentwürfe und Schulprogrammarbeit vorstellen, die zeigen, wie es gehen kann.
5. Die Handreichung im Überblick • Jungen und Mädchen in der Schule – eine kleine Einführung • Zehn Fragen an eine geschlechtergerechte Bildung • Aus der Praxis … in die Praxis! • Ergebnisse und Perspektiven • Lesetipps
6. Zehn Fragen an eine geschlechtergerechte Bildung • Ich – persönliche Haltung als Lehrkraft • Selbstbild als Mann oder Frau • Professionelles Selbst, Deutungsmuster • Lebensentwürfe von Kindern und Jugendlichen • Unterricht geschlechtergerecht gestalten • Rollenzuweisungen erkennen • Situation in der Klasse • Abbau von Geschlechterstereotypen • Methoden • Schule weiterentwickeln • Eltern • Gesamtkonzept • Institution
6. Zehn Fragen: a) Ich – persönliche Haltung • Selbstbild – Wie sehe ich mich selbst als Frau oder Mann? Wie nehme ich mich als Identifikationsfigur wahr, die ich als Lehrer bzw. Lehrerin für meine Schülerinnen und Schüler bin? Wie erlebe ich in meinem Unterricht Jungen und Mädchen? • Professionelles Selbst – Wie verhalte ich mich als Lehrerin bzw. Lehrer? Wie positioniere ich mich zwischen meinem persönlichen Lehrer/innenbild (subjektive Theorie) und professionellem Lehrer/innenhandeln? • In welcher Weise unterstütze ich vielfältige Lebensentwürfe von Kindern und Jugendlichen? Wie kann ich das Verständnis für vielfältige Lebensentwürfe fördern sowie die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen und motivieren, ihre eigenen Lebensentwürfe bewusst zu gestalten?
6. Zehn Fragen: b) Unterricht geschlechtergerecht gestalten • Wie erkenne ich in meinem Schulalltag Rollenzuweisungen? Was fällt mir bei der Unterrichtsbeteiligung von Jungen und Mädchen auf? Wie nehme ich das Miteinander der Schülerinnen und Schüler wahr? • Die Situation in der Klasse – was kann ich tun? Wie kann ich dazu beitragen, dass meine Schülerinnen und Schüler die Schule als gemeinsamen Lebensraum positiv erleben? • Werden durch die Inhalte in meinem Unterricht Geschlechterstereotype abgebaut? Kommen in meinen Unterrichtsinhalten Männer und Frauen zu gleichen Teilen vor? Sind meine Unterrichtsmaterialien so konzipiert, dass sie vielfältige Identifikationsmöglichkeiten für Jungen und Mädchen beinhalten? • Sind die Methoden in meinem Unterricht für eine heterogene Schülerschaft angemessen? Nutze ich vielfältige Methoden?
6. Zehn Fragen: c) Schule weiterentwickeln • Inwiefern können die Eltern miteinbezogen werden? Teilen die Eltern den Anspruch einer geschlechtergerechten Erziehung für ihre Kinder? Welche Hindernisse gilt es zu überwinden, um gemeinsam mit den Eltern für die Chancen und Rechte der Jungen und Mädchen einzustehen? • Inwiefern sind die Unterrichtsprojekte in ein Gesamtkonzept eingebunden? Kann ich auf den Rückhalt meiner Kollegen und Kolleginnen vertrauen? Gibt es für Schulprojekte zur geschlechtergerechten Bildung Unterstützung von der Schulleitung? • Ist meine/unsere Institution Schule geschlechter-demokratisch geprägt? Wo können meine Schülerinnen und Schüler Geschlechterdemokratie im Schulalltag erfahren? Wird es problematisiert, wenn Ungleichheiten erkannt werden?
7. Ein Praxisbeispiel: Die 24-Stunden Uhr • Aus dem Projekt GeseBo (Geschlechtssensible Berufsorientierung) • Autorinnen: Reidl/Schaffer/Woitech • Unterrichtsbaustein (ca. 45 min.) für die Sek. I • Die Schüler und Schülerinnen sollen für Geschlechterunterschiede im Berufsfindungsprozess sensibilisiert und angeregt werden, über Rollenvorbilder und Zukunftsvorstellungen nachzudenken.
7. Praxisbeispiel: Die 24-Stunden Uhr • Arbeitsblatt mit 24-Stunden-Uhr: Auf der Uhr wird eingezeichnet, wie ein Arbeitstag aussehen könnte, wenn die Schüler/innen 30 Jahre alt sind. • Anschließend in geschlechtshomogenen Gruppen „Gruppenuhr“ erstellen. • Präsentation der Uhren und gemeinsames Abschlussgespräch.
7. Praxisbeispiel: Die 24-Stunden Uhr Wie stellen Sie sich das Leben Ihres Schülers bzw. Ihrer Schülerin, Ihres Sohnes oder Ihrer Tochter in 30 Jahren vor?
8. Konsequenzen für die Bildungspolitik • Koedukationsdebatte mit umgekehrtem Vorzeichen? • Sind jetzt die Jungen das „benachteiligte Geschlecht“? • Kein Generalverdacht für Jungen, keine besondere Obhut für Mädchen – auch nicht umgekehrt! • Keine bloße Korrektur von Defiziten sondern an den Ressourcen der Mädchen und Jungen ansetzen • Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern verbessern • Genderkompetenz für Lehrkräfte verankern in allen Phasen der Lehrerbildung!
8. Konsequenzen für die Bildungspolitik der GEW • Der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt • Schulleistung und berufliche Chancen: eine Aufgabe für die politischen Handlungsträger in Parteien, Regierungen, Verbänden – und in der GEW • Mit zeitgemäßer Bildung Schule verändern • Verringerung der hohen Rückstellungs-, Wiederholungs- und Förderschulüberweisungsquoten! • Sitzenbleiben abschaffen! • Heterogenität konstruktiv nutzen • Heterogenität im Klassenzimmer heißt: alle sind verschieden, alle sind gleich • Informationen dazu gibt das GEW-Netzwerk lehren und lernen in heterogenen Gruppen (http://www.netzwerk-heterogenitaet.de)
Bestellhinweis Die Broschüre erhalten Sie im GEW-Shop (http://www.gew-shop.de), Mindestbestellmenge: 10 Stück, Einzelpreis 1,50 Euro, Preise zzgl. Verpackungs- und Versandkosten von zurzeit 6,96 Euro brutto. Einzelbestellungen an GEW-Hauptvorstand, Poststelle (E-Mail: broschueren@gew.de), Einzelpreis 3,-- Euro inklusive Porto.