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NS-Ideologie Überblick

NS-Ideologie Überblick. Hitlers Buch „Mein Kampf“. Hitlers „Mein Kampf“ war zusammen mit Ernst Kriecks „Nationalpolitische Erziehung“ u.a. Schulungsschrift im NS-Lehrerbund in den einzelnen Schulen. . Bedeutung und Wirkung von „Mein Kampf“ in der Lehrerschaft.

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NS-Ideologie Überblick

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Presentation Transcript


  1. NS-IdeologieÜberblick © Apl. Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer Goethe-Universität FFM

  2. Hitlers Buch „Mein Kampf“ • Hitlers „Mein Kampf“ war zusammen mit Ernst Kriecks „Nationalpolitische Erziehung“ u.a. Schulungsschrift im NS-Lehrerbund in den einzelnen Schulen.

  3. Bedeutung und Wirkung von „Mein Kampf“ in der Lehrerschaft • Hitler als Person ist nicht so wichtig, aber: • Zentrale Passagen wurden immer und immer wieder in der Presse zitiert. • Niemand hat „Mein Kampf“ gelesen ? Von allen Berufsgruppen ist es von daher sehr wahrscheinlich die Lehrerschaft, die sich am intensivsten mit diesem nazistischen „Buch der Bücher“ auseinandergesetzt hat. (Vor allem Abschnitt „Erziehungsgrundsätze des völkischen Staates“. S. 451-454)

  4. Vier Kernpunkte der NS-Ideologie und des Erziehungsprogramms in „Mein Kampf“ • 1) deutsche Untertanen • 2) Sozialdarwinismus/Biologismus • 3) Nationalismus • 4) Rassismus • Rolle des Antisemitismus für die NS-Ideologie

  5. 1) Der deutsche Untertan: „nicht mehr frei…, aber glücklich“ • Wenn Hitler über Erziehung spricht, fällt zunächst auf, dass er Begriffe wählt wie „hineinhämmern“, „hineinbrennen“, „heranzüchten“. Auch vom „gegebenen Menschenmaterial“ ist die Rede. Hitlers Ideal ist der widerspruchslos Gehorchende. • „Er soll lernen, zu schweigen, nicht nur, wenn er mit Recht getadelt wird, sondern soll auch lernen, wenn nötig, Unrecht schweigend zu ertragen.“ (Hitler 1937: Mein Kampf, S. 459)

  6. „...und sie sind glücklich dabei.“ „Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort oft zum ersten Male überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre. ... dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in das NSKK und so weiter. Und wenn sie dort zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind, und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs Monate geschliffen ... 

  7. „... und sie sind glücklich dabei.“ ... und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassen- und Standesdünkel da oder dort vorhanden sein sollte, das übernimmt die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre. Und wenn sie nach zwei, drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben und sie sind glücklich dabei.“ (Adolf Hitler, Rede vor Kreisleitern in Reichenberg am 2.12.1938. Abgedruckt im „Völkischen Beobachter“ vom 4.12.1938)

  8. 2) Der Sozialdarwinismus: „Sieg des Stärkeren“ • Hitler berief sich bei der Untermauerung seiner Theorien häufig direkt auf die Natur als angeblich unangreifbare Autorität. Diese verlange den „Sieg des Stärkeren und die Vernichtung des Schwachen oder seine bedingungslose Unterwerfung“. (Hitler 1937: Mein Kampf, S. 372) • Diese sozialdarwinistische Übertragung der Gesetzmäßigkeiten aus der Tierwelt auf die Menschen als Richtlinien für die menschlichen Beziehungen, die in ihren Grundlagen nicht nur dem Nazismus eigen ist, birgt in sich eine gefährliche Anziehungskraft.

  9. „Wolfsgesetz“  • Recht des Stärkeren als Erklärungsmodell für die Gesellschaft und menschliches Handeln • „Wolfsmetapher“ war beliebtes Bild der Nazi-Propaganda zur Veranschaulichung des „Führerprinzips“ und des „Rudels“

  10. 3) Der deutsche Nationalismus: „unbedingt überlegen...“ • Hitler zur Erziehung des Jugendlichen: „Seine gesamte Erziehung und Ausbildung muß darauf angelegt werden, ihm die Überzeugung zu geben, anderen unbedingt überlegen zu sein.“ (Hitler 1937: Mein Kampf, S. 456) • Mit Hilfe einer nationalistisch-rassistischen Schmeichelei lernten die sogenannten „arisch-deutschen Herrenmenschen“, auf etwas stolz zu sein, für das sie nichts konnten: Sie erfuhren, dass ihre angebliche „Überlegenheit“ ihnen von Geburt an im „Blut“ gelegen habe.

  11. „Unerschütterliches Nationalgefühl“ Unterrichtsziel Hitlers: „Planmäßig ist der Lehrstoff nach diesen Gesichtspunkten aufzubauen, planmäßig die Erziehung so zu gestalten, daß der junge Mensch beim Verlassen seiner Schule nicht ein halber Pazifist, Demokrat oder sonst was ist, sondern ein ganzer Deutscher. … Dann wird dereinst ein Volk von Staatsbürgern erstehen, miteinander verbunden und zusammengeschmiedet durch eine gemeinsame Liebe und einen gemeinsamen Stolz, unerschütterlich und unbesiegbar für immer.“ (Hitler 1937: Mein Kampf, S. 474)

  12. Nationalismus  Militarismus„Volk ohne Raum“ • Parole vom „Volk ohne Raum“ als direkte Aufforderung zum Krieg, um: „dem deutschen Volk den ihm gebührenden Grund und Boden auf dieser Erde zu sichern“. • Offene Forderungen: die „Vernichtung Frankreichs“, die Unterwerfung Russlands und der „ihm untertanen Randstaaten“. (Hitler 1937: Mein Kampf, S. 689, S. 739, S. 766, S. 742)

  13. (4) Die Erziehung zur „Blutreinheit“ gegen die „außereuropäischen Rassen“ „Die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit des völkischen Staates muss ihre Krönung darin finden, dass sie den Rassesinn und das Rassegefühl instinkt- und verstandesmäßig in Herz und Gehirn der ihr anvertrauten Jugend hineinbrennt. Es soll kein Knabe und kein Mädchen die Schule verlassen, ohne zur letzten Erkenntnis über die Notwendigkeit und das Wesen der Blutreinheit geführt worden zu sein.“ (Hitler 1937: Mein Kampf S. 475 f.)

  14. „NS-Frauenbild“ • Frauenbild und Männerbild: Kern der Methode der NS-Propaganda bestand im LOB (Ausnutzung der Minderwertigkeits-gefühle) • Ideologie und Realität: Frauen erst an den Herd, nachher Männer an die Front – und Frauen in die Kriegswirtschaft. • Besondere Rolle des BDM – Abstand zur Familie

  15. „NS-Frauenbild“ • NS-Täter  an der Front / NS-Täterinnen  vor allem im sozialen Bereich (Mithilfe bei Euthanasie) • Probleme der Differenzierung: Inwiefern waren Deutsche Frauen „Opfer des NS-Systems“? • Welche Frauen wurden wirklich direkt „Opfer“ der NS-Ideologie? (Die wirklich verfolgten Frauen des NS-Regimes)

  16. Männerbild im Kontrast • Patriarchalische Grundmuster • Verstärkung durch Militarismus • Neu im NS: Bild des „arischen Mannes“ („blonde Bestie“)

  17. NS-Frauenbund • Ursprünglich „nichts Neues“: Mutter, Pflicht, Opferbereitschaft, Selbstlosigkeit sind zentrale Begriffe, dazu nun „arisch“ und „Rassenreinheit“ • „Ich würde mich schämen, ein deutscher Mann zu sein, wenn jemals, im Falle eines Krieges, auch nur eine Frau an eine Front gehen müsste! … Denn die Natur hat die Frau nicht dafür geschaffen.“ (Adolf Hitler, München 1935) • Durch den Krieg veränderte Rolle: Arbeit in Rüstungsbetrieben, Aufstiegsmöglichkeiten • Problem der Behauptung „Krieg diente indirekt der Emanzipation der Frau“

  18. „Der Führer entwickelt ganz neue Gedanken über unsere Stellung zur Frau. (...)Der Mann ist Organisator des Lebens, die Frau seine Hilfe und sein Ausführungsorgan. Diese Auffassungen sind modern und heben uns turmhoch über alles deutschvölkische Ressentiment.“ Joseph Goebbels:Tagebücher, 29. März 1932

  19. Hitler zur Frauenemanzipation „das Wort von der Frauenemanzipation ist ein nur vom jüdischen Intellekt erfundenes Wort. Wir empfinden es nicht als richtig, wenn das Weib in die Welt des Mannes eindringt, sondern wir empfinden es als natürlich, wenn diese beiden Welten geschieden bleiben.“ (Hitler auf dem Reichsparteitag der NSDAP am 8. September 1934 in Nürnberg)

  20. Diskussionen • Frauen als „Opfer“ im NS? Rolle weiblicher Beschäftigter in Gestapo, Polizei, KZ, vor allem aber im Kontext der Euthanasiemorde in sozialen und pflegerischen Berufen. Dazu ist eine eigene Studie von Kathrin Kompisch: Täterinnen. Frauen im Nationalsozialismus, Köln 2008 erschienen.

  21. Goebbels und die NS-Taktik (1)Planmäßig „planlos“ Goebbels erklärte später am 16. September 1935 vor den Gau- und Kreispropagandaleitern mit zynischer Offenheit die Funktion des auf den ersten Blick verwirrend erscheinenden Hin und Her der Anordnungen und Verfügungen und der sich teilweise widersprechenden Gesetze und Verordnungen. Er sagte:

  22. Goebbels und die NS-Taktik (2)„Prinzip Hoffnung“ „Wenn ich in der Propaganda zum Ausdruck bringe: Die Juden haben überhaupt nichts mehr zu verlieren! - ja, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn sie kämpfen. ... Nein, man muss das immer offenlassen. Wie zum Beispiel gestern in meisterhafter Weise der Führer das in seiner Rede getan hat: Wir hoffen, dass - äh, mit diesen Judengesetzen nun die Möglichkeit besteht, ein erträgliches Verhältnis zwischen dem deutschen und dem jüdischen Volk herbeizuführen und - (Heiterkeit). 

  23. Goebbels und die NS-Taktik (3)Gegenwehr verhindern! Das nenne ich Geschick! Das ist gekonnt! Wenn man aber gleich dahinter gesagt hätte: So, das sind die heutigen Judengesetze; Ihr sollt nun nicht glauben, daß das alles ist. Im nächsten Monat - da ist gar nichts mehr dran zu ändern -, nächsten Monat kommen die nächsten, und zwar so, bis Ihr bettelarm wieder im Getto sitzt -, ja, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn die Juden die ganze Welt gegen uns mobilmachen.   

  24. Goebbels und die NS-Taktik (4)Chance und Geiselprinzip Wenn Sie ihnen aber eine Chance geben, eine geringe Lebensmöglichkeit, dann sagen sich die Juden: Ha, wenn die jetzt im Ausland wieder anfangen zu hetzen, dann wird’s noch schlimmer; also Kinder, seid doch mal still, vielleicht geht’s doch! (Heiterkeit, Beifall.) ...“ (Abgedruckt in H. Heiber (Hrsg.): Goebbels-Reden, Bd. 1, 1932-1939. Düsseldorf 1971, S. 249; hier zitiert nach Günther-Bernd Ginzel: Jüdischer Alltag in Deutschland 1933-1945, Düsseldorf 1984, S. 211)

  25. Literatur Hohmann, Joachim S.: Ihr Charakter ist ein Inbegriff von Schlechtigkeit und Leichtsinn. Zur Geschichte von Feindbildern in Deutschland. Berlin 1995. Jaeckel, Eberhard: Weltanschauung: Entwurf einer Herrschaft. Stuttgart 1991. Ortmeyer, Benjamin: Schulzeit unterm Hitlerbild. Frankfurt 1996. Petzold, Joachim: Die Demagogie des Hitlerfaschismus. Die politische Funktion der Naziideologie auf dem Wege zur faschistischen Diktatur. Frankfurt am Main 1983. Saller, Karl: Die Rassenlehre des Nationalsozialismus in Wissenschaft und Propaganda, Darmstadt, 1961.

  26. Literatur: Frauenbild Frauengruppe Faschismusforschung (Hg.): Mutterkreuz und Arbeitsbuch. Frankfurt am Main 1981. Gravenhorst, Lerke: NS-Verbrechen: Männerdominanz und Frauenresonanz.In: Macht und Gesellschaft. Männer und Frauen in der NS-Zeit. München 2004, S. 24-38. Herkommer, Christine: Frauen im Nationalsozialismus – Opfer oder Täterinnen? München 2006. Kompisch, Kathrin: Täterinnen. Frauen im Nationalsozialismus. Köln 2008. Livi, Massimiliano: Gertrud Scholtz-Klink. Die Reichsfrauenführerin. Münster 2005. Steinbacher, Sybille (Hrsg.): Volksgenossinnen: Frauen in der NS-Volksgemeinschaft. Göttingen 2007. Thalmann, Rita: Frausein im Dritten Reich. Berlin 1987. Theweleit, Klaus: Männerphantasien. Frankfurt 1977. Weyrather, Irmgard: Muttertag und Mutterkreuz: der Kult um die "deutsche Mutter" im Nationalsozialismus. Frankfurt 1993.

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