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Frage: Was ist ein didaktisches Modell und welche Funktionen erf
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1. Überblick Didaktische Modelle 11.11.2008 Berufliche Didaktik im Berufsfeld Gartenbau/Landschaftsgestaltung
Referentin: Silke Keller
2. Frage: Was ist ein didaktisches Modell und welche Funktionen erfüllt es?
3. Begriffsdefinition Didaktik/Didaktisches Modell Didaktik
griech.: didaskein > lehren
Didaktik als inhaltlich umfassende Arbeitsdefinition
Theorie und Praxis des Lernens und Lehrens
Pragmatische Abgrenzung
Didaktik > Inhaltsfrage Was?
Methodik > Vermittlungsfrage Wie?
4. Begriffsdefinition Didaktik/Didaktisches Modell Allgemeindidaktisches Modell
erziehungswissenschaftlicher Aspekt
Anspruch, Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen des Lehrens und Lernens umfassend und praktisch folgenreich aufzuklären
im Theoriekern der wissenschaftstheoretischen Position zugeordnet
5. Fünf Stufen der historischen Entwicklung der Pädagogik und Didaktik Didaktik als Lehrkunst : 16./17. Jh. - Comenius
Didaktik der Unterrichtslehre: 18. Jh. Aufklärung - Kant
Didaktik der Bildungslehre: 19. Jh. Humboldt
Didaktik als Programm: ab 1890 - Reformpädagogik
Theorie zur Verwirklichung kategorialer Bildung durch Unterricht: Mitte 20. Jh. Klafki
6. Bedeutungsspektrum der Didaktik heute Didaktik als Wissenschaft von Lehren und Lernen
Didaktik als Wissenschaft vom Unterricht
Didaktik als Theorie der Bildungsinhalte und des Lehrplans
Kybernetische Didaktik (Wissenschaft der Verhaltensänderung)
7. Bildungstheoretische Didaktik (50er Jahre)
Orientierung an der geisteswissenschaftlichen Pädagogik
Primäres Ziel > Bildungsziele und -inhalte in einem verbindlichen Kanon zu regeln
Didaktische Analyse von Klafki als Ansatz später weiterentwickelt zur Kritisch-konstruktiven Didaktik
Auswahl didaktischer Modelle
8. Versuch einer Definition von Bildung:
Materiale Bildung > Bezug Objekt
Formale Bildung > Bezug Subjekt
Didaktik steht zwischen Pädagogik und Fachwissen-schaften
Kategoriale Bildung =
Synthese aus formalen und materialen Bildungstheorien
Bildungstheoretische Didaktik
9. Didaktische Analyse
Ziel: Prinzip und Anweisung zum unterrichtspraktischen Handeln
Als Grundlage : bildungstheoretische Untersuchungen und didaktisch theoretische Gedanken
Bildungstheoretische Didaktik
10. Fünf Grundfragen zur Klärung des Strukturierungs-prozesses
Gegenwartsbedeutung
Zukunftsbedeutung
Sachstruktur
Zugänglichkeit (adäquate Fälle)
exemplarische Bedeutung
Bildungstheoretische Didaktik
11. Aufgabe:
Beantworten Sie die fünf Grundfragen der Didaktischen Analyse anhand des Kaufvertrages ?
Welche Stärken und Schwächen sehen Sie in der bildungs-theoretischen Didaktik bei der Planung von Unterricht?
Zeitrahmen ca. 5 Minuten
Antworten der Fragen kurz den Seminarteilnehmern vorstellen
Bildungstheoretische Didaktik
12. Einige Stärken und Schwächen der bildungstheore-tischen Didaktik:
- Primat der Didaktik
gesellschaftsfern
Planungen beziehen empirisch belegbare Unterrichtsrealität nicht mit ein
+ Hilfestellung bei der Klärung von Bildungsinhalten in der Unterrichtsvorbereitung Bildungstheoretische Didaktik
13. Weiterentwicklung der Didaktischen Analyse zur
Kritisch-konstruktiven Didaktik (1985)
Kritisch:
Reflexion gegenwärtiger Situationen
Konstruktiv:
Aufforderung zur Veränderung der reflektierten Situationen
Bildungstheoretische Didaktik
14. Perspektivenschema zur Unterrichtsplanung als Ergebnis von Klafkis Überarbeitung seiner Didaktischen Analyse
Instrument für eine zielorientierte Strukturierung der Unterrichtsplanung
Primat der Lernziele
ideologiekritische Elemente berücksichtigend (gesell-schaftliche und politische Bezogenheit von Lehr-Lern-Prozessen, Emanzipationsbegriff)
15. Perspektivenschema (1985)
drei Ebenen
Didaktische Felder
Didaktische Aufgaben
Didaktische Hilfen Bildungstheoretische Didaktik
16. Fazit
+ Anpassung an veränderte Bildungsziele und –ideale
+ stärkere gesellschaftliche Orientierung
+ Interaktionsprozess Bildung-Lernen (vorher : Begegnung mit Inhalten)
+ Aspekte der Überprüfbarkeit des Lernens (Lernzielkontrollen)
- allgemeindidaktisches Konzept, ungeeignet für eine konkrete Unterrichtsplanung
Bildungstheoretische Didaktik
17. Lerntheoretische Didaktik
„Berliner Modell“ (1962) weiterentwickelt zu „Hamburger Modell“(1980)
Ziel: Erfassen aller am Unterricht beteiligter Faktoren und damit Ermöglichen einer rationale Unterrichtsplanung und –gestaltung
18. Lerntheoretische Didaktik
wichtige Vertreter : Heimann, Schulz
Lernen im Mittelpunkt (Lernen impliziert Lehren)
Zunächst gegen die Methodenvernachlässigung der bildungstheoretischen Didaktik konzipiert
empirisch orientiert (vgl. bildungstheoret. Didaktik: auf Verstehen ausgerichtet)
Lerntheoretische Didaktik
19. Berliner Modell (Heimann, 1962) > Entscheidungsmodell
Heimanns Kritik an der bildungstheoretischen Didaktik:
„ Das bildungsphilosphische Stratosphäredenken der bildungstheoretischen Didaktik lässt eine Formulierung klarer Lern- Unterrichtsziele nicht zu.“ Lerntheoretische Didaktik
20. Kategorial-analytischer Ansatz:
sechs Grundfragen
In welcher Absicht tue ich etwas?
Was bringe ich in den Horizont der Lernenden?
Wie tue ich das?
Mit welchen Mitteln tue ich das?
An wen vermittle ich das?
In welcher Situation vermittle ich das?
Lerntheoretische Didaktik
21. Schulz entwickelt den kategorial-analytischen Ansatz weiter zu einem Strukturmodell:
Grundlegende Annahme für das Modell:
Didaktische Vorgänge sind formal konstant, sie unter-liegen aber inhaltlich variablen Elementarstrukturen
(Abhängigkeit aller Unterrichtsprozesse von Entschei-dungen und Bedingungen) Lerntheoretische Didaktik
22. Strukturraster zur Planung und Bewertung von Unterricht
Sechs Elementarstrukturen des Lehr- und Lernge-schehens:
Entscheidungsfelder
Intentionen/Ziele
Inhalte/Themen
Methoden
Medien
Lerntheoretische Didaktik
23. Bedingungsfelder
anthropogene Voraussetzungen
soziokulturelle Voraussetzungen
Ergänzung der Strukturmomente durch drei Planungs-prinzipien
Prinzip der Interdependenz
Prinzip der Variabilität
Prinzip der Kontrollierbarkeit
Lerntheoretische Didaktik
24. Unterricht = dynamischer Prozess, in dem Entscheidungen auf Voraussetzungen aufbauen (situationsbedingte Entscheidungen)
Ziel des Strukturmodells = verbindliche Orientierungen für Handlungen zur Unterrichtsplanung Lerntheoretische Didaktik
25. Einige Stärken und Schwächen des Berliner Modells/Strukturmodells:
+ Hilfsmittel zur Strukturierung des Unterrichts
gesellschaftliche Normen sind aus dem Reflexionshintergrund des Lehrers herausgenommen und damit einer Verantwortungskritik entzogen
schwierige Erfassung der Bedingungsfelder in der Unterrichtspraxis, da individuelle Schülerbelange unberücksichtigt bleiben Lerntheoretische Didaktik
26. Hamburger Modell (Schulz, 1980) > Handlungsmodell
Modifizierung des Berliner Modells
Aufnahme soziophilosphischer Gedankengänge der Frankfurter Schule (ideologiekritische Auseinander-setzung mit den gesellschaftlichen und historischen Bedingungen der Theoriebildung)
Reflexion der Kritikpunkte am Berliner Modell
Mittlerin zwischen Bildungs- und Informationstheo-retischen Didaktik Lerntheoretische Didaktik
27. Erläuterung des Ansatzes erfolgt anhand verschiedener Schemata:
Unterricht vollzieht sich zwischen Lehrkraft und Lernenden
Mit konstituierenden Momenten
Unterrichtsziele
Ausgangslage der Schüler und der Lehrer
Vermittlungsvariablen
Erfolgskontrolle
Lehrer und Schüler = Partner unterrichtsbezogener Planung
Lerntheoretische Didaktik
28. Folgende Handlungsschritte ergeben sich
Verständigung zwischen Lehrer und Lernenden
Festlegen der Unterrichtsziele
Bestimmen der Ausgangslage
Festlegen der Vermittlervariablen
Bestimmen und darlegen der Erfolgskontrollen
Herausarbeiten institutioneller Bedingungen
Erkennen gesellschaftlicher Widersprüche Lerntheoretische Didaktik
29. Alle Handlungsschritte stehen in einem komplexen, interdependenten Zusammenhang
Frage : Was heißt das? Lerntheoretische Didaktik
30. Vier Ebenen der Unterrichtsplanung
Perspektivenplanung (Zielkategorien. Kompetenz, Auto-nomie, Solidarität)
Umrissplanung
Prozessplanung
Planungskorrektur
Grundlage und zentrale Forderung:
Unterrichtsplanung erfolgt auf allen Ebenen als Interaktion zwischen allen am Unterricht Beteiligten.
Lerntheoretische Didaktik
31. Anmerkungen zum Hamburger Modell/Handlungsmodell:
kein übersichtliches Gesamtkonzept
Geforderte Implikationszusammenhang wird im Modell nicht umgesetzt
Für den konkreten, schriftlichen Unterrichtsentwurf wird kein explizierter Vorschlag geliefert
Berliner Modell wird in der Praxis aufgrund seiner Übersichtlichkeit und einfacheren Handhabung bevorzugt Lerntheoretische Didaktik
32. Konstruktivistische Didaktik
Forderung nach der Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen
Dem Lernenden soll es möglich sein, sich eine eigen-ständige Konstruktion von Wissen anzueignen.
Lernen an Rahmenbedingungen der Unterrichtsrealität Konstruktivistische Didaktik
33. Gegenüberstellung:
Objektivistische Sicht > Fokus Lehren
Lernen als Ergebnis der Unterrichtsgestaltung
Lernen = linearer, systematischer, deterministischer und rezeptiver Prozess
Lernende anleiten und kontrollieren Konstruktivistische Didaktik
34. Konstruktivistische Sicht > Fokus Lernen
Lehren als Unterstützung der Selbstkonstruktion des Lernenden
Lernen = nur durch das Individuum selbst, nicht linear, multidimensional
komplexe Inhalte werden vom Lernenden aktiv in die eigenen Wissens- und Handlungsstrukturen integriert
Lehrende als Gestalter , Betreuer, Berater und Mitlernende
Konstruktivistische Didaktik
35. Konstruktivistische Ansätze didaktischer Theoriebildung:
bisher nicht die Bedeutung erreicht, wie sie verschiedene traditionelle Didaktik-Modelle einnehmen
Bisher keine umfassenden und durchgängig überzeugenden Ansätze vorliegend, die für die Didaktik und Fachdidaktik erreicht werden müssen.
Konstruktivistische Didaktik
36. Konstruktivistische Didaktik Grundorientierungen von Lernumgebung
Basisannahmen aus objektivistischer Sicht > Lehren
gegenstandszentrierte Lernumgebungen
Ziel: Lernende erreichen gesetzte Leistungskriterien
Basisannahmen aus konstruktivistischer Sicht > Lernen
situierte Lernumgebungen
Ziel: Lernende denken und handeln wie Experten, spezifische Ziele ergeben sich aus der Bearbeitung authentischer Aufgaben
37. Didaktik der Lernumgebungen
Münchner Forschergruppe „Komplexes Lernen“
Ansatz zeichnet sich durch die Nähe zur Gestaltung von Unterricht in die Praxis aus
Forderung: aktives Lernen, selbstgesteuert, konstruktiv, situativ und sozial Konstruktivistische Didaktik
38. Wissensbasierter Konstruktivismus
Lernen als persönliche Konstruktion von Bedeutungen nur möglich, wenn eine ausreichendes Wissen bereits vor-handen Konstruktivistische Didaktik
39. Um eine erforderliche Wissensbasis zu schaffen, ist eine instruktionale Anleitung erforderlich:
Lernen erfordert :
Motivation, Interesse und Eigenaktivität seitens des Lernenden
Orientierung und Anleitung
Unterricht hat die Aufgabe diese Konstruktionen anzuregen und zu ermöglichen
Ziel: Balance, zwischen explizierter Instruktion durch Lehrende und konstruktive Aktivität des Lernenden finden.
Konstruktivistische Didaktik
40. Problemorientierte Lernumgebungen als pragmatische Position:
Ansätze gegenstandszentrierter und situierter Lernumgebungen miteinander verbinden
Optimales Gestaltungsprinzip:
Dass Lehrende Probleme in den Mittelpunkt ihres Unterrichts stellen Konstruktivistische Didaktik
41. Didaktik der Lernwelten (subjektive Didaktik)
Versuch, der Subjektivität des Lernens gerecht zu werden
Konsequenter Entwurf im Hinblick auf das konstruktivistische Denken
Modellansatz bietet eine Zusammenstellung meist non-direktiver Sozialtechniken, deren Legitimation weitgehend unklar bleibt Konstruktivistische Didaktik
42. Didaktik der Konstruktionen (Reich)
Konstruktion
Motto: Wir sind die Erfinder unserer Wirklichkeit
Rekonstruktion
Motto: Wir sind die Entdecker unserer Zeit
Dekonstruktion
Motto: Es könnte auch anders sein Konstruktivistische Didaktik
43. Konstruktivistische Didaktiker schwächen die Aussagen eines radikalen Konstruktivismus ab.
In der Pädagogik spricht man deshalb von einem mode-raten, abgeschwächten oder wissensbasierten Kon-struktivismus
Frage: Was bedeutet das für die Lehrenden? Konstruktivistische Didaktik
44. Was bedeutet das für den Lehrenden? respektvolles Eintreten für den Einzelnen
Wahrnehmen der zunehmenden Heterogenität der Lernenden in einer Klasse = Chance zu Vielfalt und individueller Entwicklung
Forderung nach Differenzierung und individueller Förderung
Geduld im Hinblick auf den Einzelnen und seiner Möglichkeiten - sowohl im Unterricht als auch in der pädagogischen Forschung
Methodenvielfalt
Stärkung der Verantwortung der Schüler für ihr eigenes Handeln
veränderte Rolle des Lehrers > Gestalter, Moderator des Unterrichts
45. Quellen Ott, B. (2000): Grundlagen des beruflichen Lernens und Lehrens, S. 86-102
Riedl, A. (2000a): Grundlagen der Didaktik, S. 51-85