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?bersicht. Trauma als Folge von Kindesmisshandlung ?Posttraumatische Belastungsst?rung Risiko- und Schutzfaktoren Resilienz Coping Schlussbemerkung Diskussion. Das Trauma und die Posttraumatische Belastungsst?rung. Jenniffer Beutel. Jessica, 17 Jahre. ?Ich bin heute hier bei der Polizei ersc
E N D
1. Gewalt in der Familie Lehre vom Trauma
Posttraumatische Belastungsstörung
Risiko- und Schutzfaktoren
Coping-Strategien & Resilienzforschung
2. Übersicht Trauma als Folge von Kindesmisshandlung ?Posttraumatische Belastungsstörung
Risiko- und Schutzfaktoren
Resilienz
Coping
Schlussbemerkung
Diskussion
3. Das Trauma und die Posttraumatische Belastungsstörung Jenniffer Beutel
4. Jessica, 17 Jahre „Ich bin heute hier bei der Polizei erschienen, um meine Mutter anzuzeigen, da sie mich jahrelang, oftmals mehr als 3 Tage, ohne Essen und Trinken und nur mit einem Eimer im Zimmer eingeschlossen hatte. Dies ist seit meinem 7. Lebensjahr so.
Ich habe heute erst den Mut, meine Mutter anzuzeigen, weil ich vorher Angst hatte.
Sie hat mir häufig Katzenköpfe gegeben, mich mit dem Handfeger verprügelt, mich getreten, mich an den Haaren gezogen, mich beleidigt. Sie hat zu mir gesagt, ich sei eine Schlampe, ein Stück Dreck, ein fettes Vieh und vieles mehr.
Sie hat mich so doll geschlagen, dass ich auch ab und zu zum Arzt musste. Dort hat sie erzählt, dass mich andere Kinder geschlagen hätten bzw. dass ich mir selbst die Verletzungen zugefügt hätte. Ich habe von den Verletzungen viele Narben davongetragen.“
5. Zeichnung eines 6-jährigen misshandelten Jungen von seiner Familie
6. Das Trauma griech. = Verletzung, Wunde
/durchbohren, durchtrennen
Traumatisches Erleben erfasst & erschüttert den Menschen in seiner Gesamtheit an Körper, Seele & Geist & führt zu einem „Riss zwischen Individuum & Umwelt“
-> Verletzung, die das Seelengewebe „durchtrennt“
7. Das Trauma Gewalterfahrungen und Vernachlässigung als Auslöser für psychische und physische Krisen
Traumatisches Ereignis = Ereignis, das die üblichen Anpassungsstrategien & Coping-Mechanismen sowohl physisch als auch psychisch überfordert -> Dissoziation
Physische und psychische Grenzen werden so stark verletzt, dass das Gefühl von Sicherheit, Intimität, eigener Kontrolle und Wohlbefinden verloren geht
Das traumatisches Ereignis geht meist mit Todesangst, Entsetzen und dem Gefühl von Schutz- und Hilflosigkeit einher (Speechless Terror)
8. Trauma als Folge von Kindesmisshandlung Erlebt ein Kind durch die Erwachsenen, von denen es abhängig ist, Gewalt, wird es in seinem Urvertrauen, Sicherheits- und Schutzbedürfnis grundlegend erschüttert, in seiner Persönlichkeit verletzt und in seiner Entwicklung und Entfaltung beeinträchtigt (A. Maslow)
Ein Trauma, das durch familiäre Gewalt verursacht wird, geschieht innerhalb vertrauter Beziehungen
-> Beziehungs- und Bindungstraumatisierung
9. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Die Person erlebte, beobachtete oder war mit
einem oder mehreren Ereignissen konfrontiert,
die tatsächlichen oder drohenden Tod oder
ernsthafte Verletzung oder eine Gefahr der
körperlichen Unversehrtheit der eigenen Person
oder anderer Personen beinhalteten.
10. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Traumatisches Ereignis
?
Akute Belastungsreaktion
(Dauer der Symptome bis zu 1 Monat)
?
Posttraumatische Belastungsstörung
(Dauer der Symptome ab 1 Monat)
?
Chronifizierung der PTBS
(ab einer Dauer von 3 Monaten)
11. Charakteristische Reaktionen ungewolltes Wiedererleben von Aspekten des Traumas (z.B. Flashbacks, Alpträume)
Vermeidung von Situationen, Gesprächen und anderen Reizen, die an das Trauma erinnern
der emotionale Zustand der Person reicht von intensiver Furcht, Trauer, Ärger, Schuld und Scham bis zu emotionaler Taubheit
(z.B. Interessen- und Freudlosigkeit, Entfremdung von anderen Menschen)
Reihe von Symptomen autonomer Übererregung
(z.B. erhöhte Vigilanz, starke Schreckreaktionen und Reizbarkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen)
12. Allgemeine Symptome Teilamnesie
Depressionen
Dissoziative Störungen
Persönlichkeitsveränderungen (Folge der Chronifizierung einer PTBS)
Bindungsstörungen
Suchtverhalten (z.B. Drogen- & Alkoholabsus)
Aggressive Verhaltensmuster
Selbstverletzendes Verhalten
Suizidgedanken & -versuche
Sexuelle Probleme (z.B. bei sexuellem Missbrauch)
13. Spezielle Symptome bei Kindern Einnässen, nachdem das Kind bereits „trocken“ war oder altersuntypisches Einnässen ohne „Trockenwerden“
Einkoten
Stark sexualisiertes Verhalten (z.B. bei sexuellem Mißbrauch)
Nicht altersgemäßes & sexuell geprägtes Spiel
14. Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Schwere, Zeitpunkt und Dauer der zugrundeliegenden Traumatisierung haben Auswirkungen auf Ausmaß und Grad der Manifestation der Störungen (auch entscheidend: Alter und Nähe des Opfers zum Täter)
Risiko für einen chronischen Verlauf ist umso höher, je schwerer die anfänglichen Symptome sind
(z.B. Ehlers et al., 1998)
Kindesmisshandlung und sexueller Missbrauch zählen zu traumatischen Ereignissen, die zu hohen PTBS-Raten führen -> hohes PTBS-Risiko
beträchtliche Komorbidität mit affektiven Störungen, anderen Angststörungen, Substanzmissbrauch und Somatisierung
15. Behandlung Angstlösende Medikamente und Antidepressiva zur Linderung akuter Beschwerden
Psychotherapeutische Verfahren, die es ermöglichen, dass Betroffene ihre Gefühle und Ängste aussprechen und lernen zu bewältigen
(z.B. stationäre Trauma-Therapie)
auf jeden Fall ist Sicherzustellen, dass das Kind keinen weiteren Trauma-Einwirkungen ausgesetzt ist und wird
16. Schutz- und Risikofaktoren bei Kindesmisshandlung Anne Mailbeck
17. Einführung systematische Erforschung erst seit den 50er Jahren
Seit 60er Jahren verstärkte Sensibilisierung der Öffentlichkeit
Forschung besonders im Bereich der Ätiologie und kurz- und langfristigen Auswirkungen
18. Entwicklung in der Forschung lineare Zusammenhänge (Risikomodelle)
potentielle Kausalzusammenhänge gesucht (wenn ? dann)
transaktionale, psychobiologische Modelle oder ökologische Modelle der Entwicklung
komplexe, multifaktorielle Mehrebenen-Modelle/Konzepte
19. Wirkung von Risiko- und Schutzfaktoren verschiedene Ebenen
unterschiedliche Nähe zum Individuum
proximale Faktoren
distale Faktoren
zeitlicher Aspekt (dauerhaft/vorübergehend)
20. Merkmalsebenen Merkmale des Kindes
Merkmale der Eltern
Merkmale des sozialen Nahraums
Merkmale mit kulturell-gesellschaftlichem Bezug
wirken zusammen, bedingen sich
Faktoren nicht per se risikohaft oder protektiv
21. Risiko- und Schutzfaktoren Schutzfaktoren nicht Gegenteil von Risikofaktoren
Auswirkung einzelner Faktoren immer im Kontext anderer Einflüsse betrachten
? Faktor kann positiv und negativ sein (Intelligenz)
Gleicher Faktor kann in der Kindheit protektiv und in der Jugend risikoerhöhend wirken
nicht nur Abwesenheit risikohafter, sondern auch Vorhandensein entwicklungsfördernder Faktoren
Zusammenwirken kann linear adaptiv, multiplikatorisch oder sogar exponentiell sein
Störungswahrscheinlichkeit steigt mit Zunahme der Risikofaktoren
22. „In dem Maße, in dem protektive Faktoren die Wirkung von risikohaften kompensieren, wird die psychische Gesundheit aufrechterhalten. Übersteigen die Risiken vorhandene Ressourcen, kommt es zu einem Verlust des Gleichgewichts, der bei einer Person in Kompetenzdefiziten und/oder Störungsbildung resultiert. …“
23. Merkmale der Eltern Konzentration auf:
Kindheit misshandelnder Eltern
Persönlichkeit
psychische Ressourcen
Ergebnisse beziehen sich überwiegend auf Mütter
Mütter tragen Hauptlast der Kindererziehung
zeitlich mehr Gelegenheit
24. Merkmale der Eltern Demographische Variablen:
Alter der Frau bei der Geburt
Anzahl der Kinder
Bildungsniveau
25. Merkmale der Eltern Risikofaktor eigene Gewalterfahrung:
Gewalttransfer ca. 30%
fördert uneinfühlsames , feindseliges Verhalten
eigene Viktimisierung
Eingeschränkte Emotionsregulation, Aggression und eingeschränkte Empathie
26. Merkmale der Eltern Psychische Störung und Persönlichkeitsmerkmale:
Probleme der Impulskontrolle
geringes Selbstwertgefühl
eingeschränkte Empathiefähigkeit
Depressivität
Ängstlichkeit
emotionale Labilität
fehlende Netzwerkfähigkeit
27. Merkmale der Eltern Psychische Störung und Persönlichkeitsmerkmale:
überhöhte Erwartung
Erfolge basieren auf Glück (extern/instabiles) nicht auf Fähigkeiten (intern/stabil)
fehlende Kenntnisse kindlicher Entwicklung
geringe erzieherische Kontrollüberzeugung
negatives Selbstkonzept
28. Merkmale der Eltern Merkmale der Eltern-Kind-Interaktion:
geringes pro-soziales Verhalten
eingeschränkte soziale Interaktionsfähigkeit
negativ und wenig unterstützend
offen oder verdeckt feindselig
Unterstellung negative Absichten
29. Merkmale des Kindes Demographische Variablen:
Alter (Häufigkeitsgipfel zwischen dem 3. Monat und 3. Jahr)
Geschlecht (Jungen häufiger betroffen)
30. Merkmale des Kindes Physische Merkmale:
geringes Geburtsgewicht
Unreife (Frühgeburt)
geistige und/oder körperliche Behinderung
Perinatale Komplikationen
? Kinder oft physisch weniger attraktiv
? erhöhte Anforderungen an Eltern
31. Merkmale des Kindes Kindliches Verhalten:
„schwieriges“ Temperament
„Schreikinder“
Hohe Irritierbarkeit, Unregelmäßigkeit biologischer Funktionen (S-W-Rhythmus)
Rückzug und stark negatie Reaktion auf neue Reize
? Stellt evtl. Fürsorgekompetenz in Frage und provoziert
? nicht sicher, ob Reaktion auf Misshandlung oder Grund für Misshandlung (Interpretation als Folge unangemessener Erziehung)
32. Schutzfaktoren spätere Distanzierung und Aufarbeitung
Erleben von Selbstwirksamkeit
Vorhandensein einer emotionalen Bezugsperson
schulische oder berufliche Leistung/Erfolg
sportliche Aktivität ? Selbstvertrauen und Selbstwerterleben
physische Attraktivität ? leichterer Erwerb sozialer Fertigkeiten und emotionaler Stabilität
Konstruktive Einstellung zur Problembewältigung
Änderung der Lebensbedingungen
Förderung der Bewältigungskompetenz
33. Zusammenfassung Eltern kommt entscheidende Rolle im Entstehungsprozess von Misshandlung zu
kindliche Effekte auf elterliches Fürsorgeverhalten eher kurzfristig und kurzlebig
Passung zwischen Merkmalen von Eltern und Kindern entscheidend für Misshandlungsrisiko
34. Merkmale des soz. Nahraums Außerfamiliäre Beziehungen:
Verfügbarkeit sozialer Unterstützung
Kontakt zu Nachbarn und Verwandtschaft? sozialer Zusammenhalt
Nutzung der vorhandenen Ressourcen
Verweildauer an einem Ort und Wohngegend (Kriminalität)
Arbeitslosigkeit
35. Merkmale mit kulturell-gesellschaftlichem Bezug vorherrschende Einstellung zu Kindern und Erziehung
kulturell definierte „Normalität“
gängige Erziehungsstile und -praktiken
gesellschaftliche Haltung ? Grad der Sensibilisierung und Tabuisierung
allgemeines Ausmaß der Gewalt
ökonomische Rahmenbedingungen
sozialpolitische und rechtliche Regelungen (z.B. Legitimation von Züchtigung)
36. Merkmale mit kulturell-gesellschaftlichem Bezug Schutzfaktoren:
Frauenhäuser
Kinderschutzzentren
Finanzielle Hilfen
Flexibilisierung der Erwerbstätigkeit
Nachbarschaftsorientierte Sozialarbeit
Allgemeine Aufklärung über angemessene Kindererziehung
Niederschwellige Beratungsangebote
37. Resilienz und Coping Julia Tenner
38. Resilienz „stress resistance“
psychische Widerstandskraft
Widerständigkeit
Unverwundbarkeit / Invulnerabilität
39. Resilienz Jene Schutzfaktoren und Prozesse, die trotz risikohafter Bedingungen eine relativ gesunde Entwicklung ermöglichen
Nicht nur das Phänomen sich unter schwierigen Lebensumständen gesund und kompetent zu entwickeln, sondern auch die relativ eigenständige Erholung von einem Störungszustand
40. Resilienz Verhältnis von Risiko- und Schutzfaktoren
Psychische Gesundheit als Resultat eines Gleichgewichts
Wirkung von Risiko- und Schutzfaktoren kann auf unterschiedlichen Ebenen betrachtet werden
42. Resilienz In dem Maße, in dem protektive Faktoren die Wirkung von Risikofaktoren kompensieren, wird die psychische Gesundheit aufrecht erhalten.
Übersteigen die Risiken die vorhandenen Ressourcen, kommt es zu einem Verlust des Gleichgewichts
43. Resilienz Das Konzept des Zusammenwirkens von Risiko- und Schutzfaktoren hat zwar weithin Zustimmung gefunden, darf jedoch nicht missverstanden werden:
Merkmale sind nicht per se risikohaft oder protektiv!
44. Coping Coping: ein in der Stressforschung verwendetes Konzept, welches sich auf die Fähigkeit bezieht, Belastungen zu bewältigen bzw. mit Problemen umzugehen
45. Coping zwei Ziele:
Person-Umwelt-Bezüge, die Stress erzeugen, zu beherrschen oder zu ändern
(problemorientiertes Bewältigen)
Emotionen unter Kontrolle bringen
(emotionsorientiertes Bewältigen)
46. Copingstile 1. Instrumentelles Coping
- unmittelbar auf das Lösen eines Problems
ausgerichtet
47. Copingstile 1. Instrumentelles Coping
- unmittelbar auf das Lösen eines Problems
ausgerichtet
2. Expressives Coping
- besteht darin, eigene tiefe Gefühle
mitzuteilen
48. Copingstile 1. Instrumentelles Coping
- unmittelbar auf das Lösen eines Problems
ausgerichtet
2. Expressives Coping
- besteht darin, eigene tiefe Gefühle
mitzuteilen
3. Kognitive Rekonstruierung
- Veränderung der Bedeutung problematischer Situationen
49. Copingstile 1. Instrumentelles Coping
- unmittelbar auf das Lösen eines Problems
ausgerichtet
2. Expressives Coping
- besteht darin, eigene tiefe Gefühle
mitzuteilen
3. Kognitive Rekonstruierung
- Veränderung der Bedeutung problematischer Situationen
4. „resilient coping“
- flexibler Einsatz von vielen verschiedenen Copingstrategien
50. Coping Besonders bei wiederholter Gewalt, Misshandlung oder anderen traumatisierenden Erfahrungen hat Coping eine überlebenswichtige Funktion
51. Coping Wichtig für die Problembewältigung bei Kindern sind:
Soziale Unterstützung im Umfeld
liebevolle Beziehung zu Geschwistern, Großeltern, Freunden
Unterstützung von außen: Schule, Kirche, Sportverein
Persönliche Ressourcen
durchschnittliche Intelligenz,
flexibles und annäherungsorientiertes Temperament,
positives Selbstgefühl,
aktiv-problemlösender Copingstil,
gute kommunikative Fähigkeiten
52. Quellen Bender, D. & Lösel, F. (1997). Risiko- & Schutzfaktoren in der Genese & Bewältigung von Misshandlung & Vernachlässigung, in: Egle, Ulrich Tiber (Hrsg.). Sexueller Missbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung (S. 35-53). Stuttgart: Schattauer.
Bender, D. & Lösel, F. (2005). Misshandlung von Kindern: Risiko- & Schutzfaktoren, in: Deegener, G. & Körner, W. (Hrsg.). Kindesmisshandlung & Vernachlässigung (S. 317-337). Ein Handbuch. Göttingen: Hogrefe.
Ehlers, A. (1999). Posttraumatische Belastungsstörung. Göttingen: Hogrefe.
Klees, K. & Friedebach, W. (1997). Hilfen für missbrauchte Kinder. Interventionsansätze im Überblick. Beltz Verlag: Weinheim & Basel.
Opp, G., Fingerle, M. & Freytag, A. (1999). Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko & Resilienz. München: Ernst Reinhardt Verlag.
Strasser, P. (2001). Kinder legen Zeugnis ab. Gewalt gegen Frauen als Trauma für Kinder. Innsbruck; Wien; München: Studien-Verlag.
Walter, E., Schneider, K., Dettenborn, H. & Balloff, R. (2006). Kindesmisshandlung. Beiträge zur Fachtagung 2005 anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Instituts Gericht & Familie.