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Am Ende des Geldes ist noch Monat da ...

Am Ende des Geldes ist noch Monat da . Skizzen zum Zustand der Republik Armut, Gewalt, Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung. FACHTAGUNG (K)EIN THEMA IN DER KRISE 29.09.2009. Gliederung. Reichtum Staatsverschuldung Sozialwort der Kirchen 1997 Armut und Grenzen für Einkommensarmut

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Presentation Transcript


  1. Am Ende des Geldes ist noch Monat da ... Skizzen zum Zustand der Republik Armut, Gewalt, Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung FACHTAGUNG (K)EIN THEMA IN DER KRISE 29.09.2009

  2. Gliederung Reichtum Staatsverschuldung Sozialwort der Kirchen 1997 Armut und Grenzen für Einkommensarmut Armuts- und Reichtumsberichte Konkretisierungen ausgewählter Lebenslagen Arm trotz Arbeit Armut und Einkommen Armut und Verschuldung Armut und Bildung Konsequenzen und Forderungen Fragen/Herausforderungen

  3. Reichtum Armut und Reichtum wachsen ineinem solchen Maße,dass die Spaltungunserer Gesell-schaft immermehr ver-schärft wird. In der Mitte der Gesellschaft knirscht und bröckelt es. Die Mittelschicht schwindet. Die Konsequenzen der Wirtschaftskrise, die sozialen Probleme bei den Menschen bekommen wir noch viel deutlicher im Laufe des Jahres 2010 zu spüren!

  4. Reichtum im 3. Armuts- und Reichtumsbericht • 3.418 € als Single und mehr als 7.178 € als Familie an Einkommen • Reichtumsschwelle hat wenig analytischen Wert • 14 von 413 Seiten über Reichtum im 3. ARB sind beschämendPräsentiert werden keine Zahlen, sondern Einstellungen der Bevölkerung zu Reichtum und Vermögen • Erklärtes Ziel Reichtumsberichterstattung zu verstärken (Erforschung Vermögensbildung) wird nicht erreicht • Zahlen aus dem 2.ARB sind nicht fortgeschrieben • In NRW gibt es 463.000 Menschen über der Reichtumsschwelle und 3.192 Einkommensmillionäre • 50% der Haushalte besitzen weniger als 1,6 %, während die oberen 10 % der Haushalte über 61,1 % des Nettovermögens verfügen (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung)

  5. Geldvermögen

  6. Banken und Manager

  7. Staatsverschuldung • Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands lag 2008 bei ca. 2.500 Mrd. EUR. (Das BIP beschreibt die Größe einer Volkswirtschaft in einem Jahr; ist der Geldwert aller im Inland an Haushalte verkauften Güter und erbrachten Dienstleistungen.) • Die aufgelaufene Gesamtverschuldung (Die Summe der in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt aufgelaufenen Schulden) betrug Ende 2008 ca. 1.640 Mrd. EUR, das sind rund 66% gemessen am BIP. Im Europäischen Stabilitätspakt („Maastricht-Vertrag") hat Deutschland sich verpflichtet, eine Grenze von 60% nicht zu überschreiten. • Im Jahre 2008 lag die Neuverschuldung nahe Null. Hier liegt die Grenze des Erlaubten bei 3% gemessen am BIP. Aufgrund der Finanzkrise ist 2009 mit einer außerordentlich hohen Neuverschuldung zu rechnen. 1.735 Mrd. Euro Staatsverschuldung Stand 28.09.2009 Info: www.staatsverschuldung.de

  8. Bund, Länder und Kommunen müssen Steuerausfälle bis 2012 von über 300 Mrd. Euro verkraften Die Staatsfinanzen drohen wegen der Mindereinnahmen in den nächsten Jahren aus dem Ruder zu laufen!

  9. Sozialwort der Kirchen 1997: Reichtum wächst, Armut breitet sich aus In den letzten 20 Jahren ist mit dem Reichtum zugleich die Armut in Deutschland gewachsen. Die Armut in Deutschland unterscheidet sich grundlegend von der Armut in den Ländern der Dritten Welt. Dennoch ist die Armut in der Wohlstandsgesellschaft ein Stachel. Armut hat viele Gesichter und viele Ursachen. Sie ist mehr als Einkommensarmut. Häufig kommen bei bedürftigen Menschen mehrere Belastungen zusammen, wie etwa geringes Einkommen, ungesicherte Wohnverhältnisse, hohe Verschuldung, chronische Erkrankungen, psychische Probleme, langandauernde Arbeitslosigkeit, soziale Ausgrenzung und unzureichende Hilfen. ... (Nr. 68)

  10. Das Kreuz mit der Armut

  11. Armut ist kein neues Phänomen Armut hat ein weibliches Gesicht, ein junges Gesicht und hat Kindergesichter Armut grenzt aus, macht krank und verkürzt Lebenserwartungen Arbeitslosigkeit ist der Armutsverursacher Nr. 1Die Arbeitsmarktreformen haben viele Probleme eher verschärft Armut ist alltäglich, betrifft ein Drittel der Bevölkerung und greift in die Mitte der Gesellschaft Nüchterne Zahlen und Tabellen sind eine Wirklichkeit ...Sie verschleiern die Dimension von Einzelschicksalen ...Sie sagen nicht aus, wie es Menschen geht, die in Armut leben ... Armut – Brisanz des Themas erkennen

  12. Ein Beispiel:Eine 43-jährige Frau, dessen Mann seit 5 Jahren arbeitslos ist, berichtet „Ich bin mit den Nerven am Ende. Einkaufen bei den billigsten der Billig-Discounter, viel Nudeln auf den Tisch und wenig Obst. Dazu hoffen, dass die Waschmaschine nicht kaputt geht oder die Kinder nicht schon wieder einen teuren Atlas zu 35 € brauchen. Nachhilfe für unseren Ältesten ist nicht drin, denn wir zahlen immer noch an den Raten für den Kinderwagen. Von unserem früheren großen Freundeskreis sind zwei übrig geblieben. Ausgehen ist nicht, keine Kirmes. Aber alle zwei Monate gehe ich zum Frisör." Solche Beispiele gibt es vielfach mit immer neuen Facetten. Vieles erzählen Betroffene erst im dritten Beratungsgespräch oder verschweigen es auch dann noch: die wirklichen Ängste, Enttäuschungen, Demütigungen, die Verletzung des Schamgefühls, das vermeintlich eigene Versagen oder auch die Unfähigkeit, von anderen Hilfen anzunehmen oder sich selbst zu helfen.

  13. Grenzen für Einkommensarmut Sächliches Existenzminimum: Alle 2 Jahre legt die Bundesregierung einen Existenzminimumsbericht vor auf Grundlage des Sozialhilfebedarfs. (Herbst 2008) Das steuerliche Existenzminimum darf das sächliche Existenzminimum nicht unterschreiten. (BFG) Sozialhilfebedarf Höher als das sächliche Existenzminimum wegen Einbezugs der Kosten der Unterkunft. 60% Armutsrisikogrenze(Laeken-Indikatoren/Europäischer Rat) Personen mit weniger als 60 % des medianen Äquivalenzeinkommens im jeweiligen Mitgliedsstaat gelten als arm. (Systematik „Leben in Europa" EU-SILC). 50% Armutsrisikogrenze (Sozialbericht NRW, 2007) Einkommens- und Verbrauchsstichprobe(EVS) Einkommens- und Verbrauchsstichprobe der Statistischen Ämter von Bund und Ländern,liefert Daten zur Entwicklung der Lebensverhältnisse privater Haushalte Sozio-Ökonomisches Panel(SOEP) Stichprobenerhebung u.a. zur Haushaltszusammensetzung, Erwerbs- und Familienbiographie, Erwerbsbeteiligung, Einkommensverläufe, Gesundheit, Lebenszufriedenheit OECD-Skala (Stand 2005, OECD-Studie von Okt. 2008) Der Bericht aller 30 OECD-Länder beschreibt Daten über Einkommensverteilung und Armut und benennt Ungleichheiten (wie z.B. Vermögen privater Haushalte, Konsumgewohnheiten, öffentliche Sachleistungen), die sonst außer Acht gelassen werden

  14. Armutsgrenzen und Armutsquoten

  15. Grundsicherung (seit Juli 2009, Sozialhilfe SGB XII sowie Arbeitslosengeld II und Sozialgeld von SGB II) Erwachsene* Kinder bis Kinder Kinder 6 Jahre 7-14 Jahre 15-25 Jahre 359,00 €**215,00 € 251,00 € 287,00 € Nahrungsmittel 113,60 € 68,04 € 79,44 € 90,83 € Alkoholische Getränke / Tabak 19,07 € 11,42 € 13,33 € 15,24 € Bekleidung / Schuhe 35,68 € 21,37 € 24,95 € 28,53 € Energiekosten Wohnen: Reparaturen/Dienstleistungen 26,87 € 16,09 € 18,77 € 21,47 € Haushaltsgegenstände 25,68 € 15,37 € 17,95 € 20,52 € Gesundheitspflege 13,20 € 7,90 € 9,24 € 10,56 € Verkehr 16,08 € 9,63 € 11,24 € 12,86 € Nachrichtenübermittlung 31,52 € 18,88 € 22,04 € 25,20 € Freizeit, Unterhaltung, Kultur 40,90 € 24,50 € 28,59 € 32,69 € Bildung (seit 2009 100 € / Schuljahr) 0,00 € 0 € 0 € (+8,33 €) 0 € (+8,33 €) Gaststättenbesuche 8,51 € 5,10 € 5,95 € 6,80 € Sonstiges (Friseur etc.) 27,89 € 16,70 € 19,50 € 22,30 € * Dieser Regelsatz gilt für eine(n) Alleinstehende(n), Alleinerziehende(n) sowie Personen mit minderjährigen Partner. Der Regelsatz für volljährige Personen in einer Bedarfsgemeinschaft beträgt pro Person 323 €. Eine Alleinerziehende erhält zum Regelsatz einen Aufschlag von 36 % ** zuzüglich angemessene Kosten der Unterkunft

  16. Urteil des Bundessozialgerichtes vom 27.01.09: Kinderregelsätze verfassungswidrig Die Ableitung des Kinderregelsatzes (für Kinder unter 14 Jahren) aus dem Verbrauchsverhalten einen Erwachsenen ist verfassungswidrig,- weil eigene Bedarfe von Kindern nicht ermittelt wurden- Kinder im SGB II anders behandelt werden als im SGB XII,- weil es keine weitere Altersstufenaufteilung gibt. Vorschlag Deutscher Caritasverband: - Die Regelsätze für Kinder eigenständig berechnen, - wachstumsbedingte höhere Sätze für Bildung, Spielzeug, Kinderbetreuung, Schulmaterialien, gesellschaftliche Teilhabe,- Anpassung der Regelsätze an Preissteigerung lebenswichtiger Güter- Für Kinder unter 6 Jahren Anhebung auf ca. 250 € (+ 39 €)- für Kinder zwischen 6 – 13 Jahren auf ca. 265 € (+ 54 €)- für Kinder zwischen 13 – 17 Jahren auf ca. 302 € (+ 21 €)

  17. Frei verfügbares Einkommen

  18. 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung • Armutsrisikoquote ist seit 1998 kontinuierlich gestiegen • 18 % aller Bürger gelten als arm, zusätzlich 13 % erhalten Transferleistungen (SGB II, Kindergeld) = 31 % im Kontext von Armut lebend • 24 % Alleinerziehende • 28 % Migranten • 46 % Arbeitslose • Kinder überdurchschnittlich betroffen (bes. Alleinerziehenden, Arbeitslosen) • Zahl dauerhaft Armer gestiegen • Als arm gilt, wer weniger als 60% des Durchschnittseinkommens erhält:781 € für eine alleinstehende Person, 1640 € für eine 4 - köpfige Familie

  19. Der Sozialbericht NRW 2007 Armut bezieht sich nicht nur auf einen Mangel an finanziellen Ressourcen, sondern auch auf einen Mangel an Verwirklichungs- und Teilhabechancen. Armutsgefährdet sind in NRW: 45% aller Erwerbslosen 43,3% aller kinderreichen Familien (3 und mehr Kinder) 39,8% aller Alleinerziehenden 39,4% aller MigrantInnen (ca. 1,3 Mio. Menschen) bes. betroffen: 44% aller türkischen MitbürgerInnen 24,4% aller Personen unter 18 Jahren 7,4% aller Personen über 65 Jahren 6,7% der Erwerbstätigen * Quelle Sozialbericht NRW 2007

  20. Sozialstaat In den 777 Mrd. Euro sind sämtliche Sozialleistungen enthalten (z.B. Renten, Pensionen, Krankenversicherungsleistungen, Arbeitslosengeld, Jugend- und Sozialhilfe). Der Staat, die Unternehmen und die privaten Haushalte zahlen dafür. Allerdings:die Bürger kommen letztlich für die Sozialanteile beim Staat und den Unternehmen auf: sie bezahlen mit Steuern und Abgaben das soziale Engagement; sie kaufen als Verbraucher Waren und Dienstleistungen. Fazit: Allein die Steuerzahler und Konsumenten finanzieren den Sozialstaat.

  21. Armutsberichte zeigen sich in jedem existenz-unterstützenden Angebot sehr konkret Existenzunterstützende Angebote An Ihren Ort ? Ernährung Tafel, Warenkorb, Suppenküchen, Mittagstisch Kleidung Kleidershops, Babykorb Einrichtungsgegen-stände Möbelshops Geldleistungen Gutscheine, Einzelfallhilfen, Soforthilfen Beratung (ehrenamtlich) Sozialbüros - "Offenes Ohr" u.ä., ASB, Schuldnerberatung Beratung (hauptamtlich) Allgemeine Sozialberatung, Schuldner- und Insolvenzberatung, Integration und Migration, Wohnungslosenhilfe

  22. Lebenslagenkonzept als Grundlage für Berichte

  23. Kosten und Entwicklung der Arbeitslosigkeit ca. 68 Mrd. Euro betragen die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Arbeitslosigkeit (lt. Institut für Arbeitsmarkt – und Berufsforschung IAB der BA Nürnberg) Darin stecken ALG I, ALG II, Steuern und Sozialabgaben (Renten-, Kranken-, Pflege-, Arbeitslosenversicherung), die dem Staat entgehen Arbeit

  24. Der Niedriglohnsektor ist in Unordnung geraten* 7,7 Mio. atypisch Beschäftigte (Niedriglohnbeschäftigte, Teilzeitstellen, Leiharbeiter,1997 – 2007 von 18% auf 26% gestiegen befristete Arbeit, Dauerpraktika, verschiedene Formen moderner Tagelöhnerei)22,5 Mio. Normalarbeitsverhältnisse Rückgang 1,5 Mio. Jeder 4. arbeitet für einen Niedriglohn Der Anteil der Minijobs hat sich von 1995 - 2006 verdreifacht auf ca. 30% der Niedriglohnarbeitsplätze Das Lohnspektrum nach unten dehnt sich weiter aus - Spaltung Arbeitsmarkt Durchschnittslohn 6,89 € (Westdeutschland), 4,86 € (Ostdeutschland) Der Anteil von Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung im Niedriglohnbereich ist von 58,6% (1995) auf 67,5% (2006) gestiegen 1,4 Mio. Menschen erhalten zur Erwerbsarbeit eine Aufstockung durch SGB II – Leistungen bes. betroffen: unzureichend Qualifizierte, An- und Ungelernte, viele Migranten Für 2009 wird mit ca. 500.000 Kurzarbeitern gerechnet * Quellen: Uni Duisburg/Essen, IAQ-Report 01/2008, BA 12/2008, IAB Arbeit

  25. Arm trotz Arbeit Arbeit • Bei 17,6 % der Alleinverdienerhaushalten mit einem Kind reicht das Einkommen nicht aus, um dem Armutsrisiko zu entgehen • Zunahme von „Working Poor“ • Die Zahl der Arbeitslosen sinkt - die Zahl der Langzeitarbeitslosen steigt • Der Facharbeitermangel ist sehr akut – Zunahme offener Stellen • Arbeit allein schützt nicht vor Armut • Jemand der 43 Jahre gearbeitet hat, erhält im Alter eine Grundsicherung von 625 €. • Diskussion um Mindestlöhne: • Es ist ein elementarer Grundsatz der Sozialstaatlichkeit, dass ein Mensch von seinerHände Arbeit leben muss und nicht unter dem soziokulturellen Existenzminimum liegt.

  26. Lahmende Konjunktur fördert Schwarzarbeit Arbeit

  27. Armut und Einkommen Lebenshal-tungskosten • Zwang, das kaufen zu müssen, was gebraucht wird. Nutzung von Angeboten einer Vorratshaltung ist nicht möglich. Daraus folgt: gezwungene Inanspruchnahme von Tafeln, Kleider- oder Möbelshops und anderen existenzunterstützenden Angeboten. • Keine oder wenig Möglichkeiten zur Ansparung von Gebrauchsgütern (Waschmaschine, Betten, Küchengeräte u.ä.) • Keine Möglichkeiten, für das Alter vorzusorgen • Mietschulden, Energieschulden, Umzüge in schlechte Wohngegenden, Wohnungslosigkeit, ... • Zuzahlungen im Rahmen der Gesundheitsreform werden unbezahlbar (keine Brille, schlechte Zähne, kein Hörgerät, Medikamente, Vorsorgeuntersuchungen ...) • Keine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben (Kino, Zoo, Museum, Schwimmen, sportliche, kulturelle und/oder gesundheitliche Förderung, Fortbildung, ...) • Ausschluss von Kindern bei Klassenfahrten, Geburtstagen, Freizeitaktivitäten

  28. Armut und Verschuldung Ver- schuldung • Als „überschuldet“ gilt eine Person, wenn sie nicht in der Lage ist, ihre Schulden innerhalb eines überschaubaren Zeitraums unter Einsatz vorhandenen Vermögens und freien Einkommens zu begleichen, ohne dabei die eigene Grundversorgung zu gefährden • Gründe sind neben Langzeitarbeitslosigkeit, Konsumverhalten auch das herrschende Geld-, Konten-, Kreditkarten, Raten- und Leasingsystem • 3. ARB: Verschuldung armer Haushalte ist gesunken! • Blickwinkel nur Kreditschulden, nicht berücksichtigt sind Mietschulden, Schulden bei Energiekonzernen, Versandhäusern u.ä. • Die negativen Auswirkungen von Mehrwertsteuer- und Energiepreiserhöhungen auf Haushalte mit geringem Einkommen werden nicht erwähnt • 720.000Personen sind in NRW überschuldet (Steigerung um 6,5% gegenüber 2004) • ca. 3 Mio. Haushalte bundesweit überschuldet (jeder 12. Haushalt),weitere 1,2 Mio. akut gefährdet (Statistisches Bundesamt Okt. 2008)

  29. Schulden nach Altersklassen Ver- schuldung • 400.000 Privatpersonen im Verbraucherinsolvenzverfahren seit 1999, mehr als 105.000 in 2007 • weitere 300.000 Personen gelten als überschuldet aufgrund einer selbstständigen Tätigkeit • Gesamtschulden belaufen sich auf geschätzte 70 Mrd. Euro (der größte Teil ist uneinbringbar):-Ø 37.000 Euro-Ø 160.000 Euro bei Schulden mit Immobilienbesitz - Ø 96.000 Euro bei früherer Selbstständigkeit

  30. Armut und Bildung • Kinder aus einkommensarmen Familien haben ein doppelt so hohes Risiko, in ihrer sprachlichen, sozialen und gesundheitlichen Entwicklung beeinträchtigt zu sein • Diese Kinder hören viel weniger Wörter, haben geringeren Wortschatz, haben einen 9 Punkte geringeren IQ • 46 % der „Einkommensarmen“ haben keinen beruflichen Bildungsabschluss, in der übrigen Bevölkerung 18,5 % • in keinem anderen Land Europas ist der Schulerfolg von Kindern so stark von Bildung und Einkommen der Eltern abhängig wie in Deutschland • Immer mehr Kinder kommen am 1. Schultag nicht zur Schule u.a. wegen fehlender Schultüte, …

  31. Krankheit macht arm, weil gesundheitliche Einschränkungen die Chancen am Arbeitsmarkt verschlechtern Armut macht krank, weil Arme gesundheitlichen Belastungen stärker ausgesetzt sind Im 3. ARB werden die Gesundheits-reformen (2004, 2007) als Ver-besserung der Gesundheitsversorgung dargestellt, was zahlreicher Studien und der Praxis widerspricht Arme und alte Menschen gehen seit Einführung der Praxisgebühr seltener zum Arzt, Vorsorgemaßnahmen von Kindern werden unregelmäßiger wahrgenommen u.ä. Gesund- heit

  32. Konsequenzen Armut und Reichtum beinhalten eine Diskussion um soziale Werte in der Gesellschaft – für einen respektvollen Umgang mit dem Thema Armut Menschen brauchen eine armutsfeste Politik existenzsichernde Arbeitsplätze mehr Geld für Sozialleistungen Entlastungen speziell für Familien „Kein Kind ohne Mahlzeit“ – braucht gesetzl. Grundlage Sozialer Arbeitsmarkt – Integration in Arbeit-Für Menschen, die auf absehbare Zeit keine Chancen auf eine Beschäftigung im 1. Arbeitsmarkt haben, sollten dauerhaft öffentlich geförderte Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten werden.-Arbeitsmarktpolitik muss stärker Langzeitarbeitslose im Blick haben - Verbesserungen der Sozialgesetzgebung Teilhabechancen in allen Lebensbereichen verbessern(z.B. Teilhabe- und Familienpass, Bildungsbemühungen armer Familien systematisch fördern in Kitas, OGS..)

  33. Konsequenzen - Forderungen Die politische Dimension existenzunterstützender Angebote beachten: Die Ursachen der Armut bekämpfen. Die Grundversorgung aller Menschen in unserem Land muss sozialstaatlich gesichert sein! Träger von Tafeln, Suppenküchen, Kleider- und Möbelshops u.a. müssen sich neben ihrem direkten Engagement für die Betroffenen immer auch sozialpolitischfür eine Verbesserung der gesellschaftlichen und gesetzliche Rahmenbedingungen engagieren. NachhaltigkeitArmut ist hinsichtlich der psychischen und sozialen Folgen oft lang anhaltend. Ein nachhaltiges Agieren bedeutet, - Ursachen und Wechselwirkungen mit anderen Lebenslagen immer einbeziehen und- sich mit Armut als Dauerzustand bestimmter Personengruppen nicht abzufinden! Einsetzen für eine bessere, gerechtere GesellschaftGerechtigkeit bedeutet, "dass die gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse, in denen wir leben, vor denen gerechtfertigt werden können, die am schlechtesten gestellt sind". (Hengsbach 2009)

  34. Wer die Armen sich selbst überlässt, raubt nicht nur ihnen ihre Lebenschancen. Er bestiehlt die Gesellschaft, die mit der Kreativität, der Fantasie, dem Potential dieser Menschen reicher wäre!

  35. Literaturangaben • Armen eine Stimme geben, Hrsg. Freie Wohlfahrtspflege NRW, in: Sozialbericht NRW, Armuts- und Reichtumsbericht, Düsseldorf 2007 (Sonderdruck) • Caritasverband für die Diözese Münster (Hrsg.), Arme haben keine Lobby, Caritas-Report zur Armut, Freiburg 1987 • Lebenslagen in Deutschland – Dritter Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Berlin 2008 (3. ARB) • Sozialbericht NRW, Armuts- und Reichtumsbericht, Düsseldorf 2007 (www.mags.nrw.de) • Wort des Rates der evangelischen Kirchen in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland, für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit, Hannover/Bonn 1997

  36. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! Dr. Ulrich Thien, Münster Diözesancaritasverband Münster Leitung Referat Soziale Arbeit Tel.: 0251/8901-296 Mail: thien@caritas-muenster.de

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