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Politische Information heute – und ein Blick in die Zukunft

Politische Information heute – und ein Blick in die Zukunft. Weiterbildungskurs Politische Kommunikation 12. September 2008, Universität Zürich – IPMZ transfer Prof. Andreas Ladner. Begriffsklärung (1). Was ist politische Information? Information über Politik Politisch gefärbte Information.

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Politische Information heute – und ein Blick in die Zukunft

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Presentation Transcript


  1. Politische Information heute – und ein Blick in die Zukunft Weiterbildungskurs Politische Kommunikation 12. September 2008, Universität Zürich – IPMZ transfer Prof. Andreas Ladner

  2. Begriffsklärung (1) Was ist politische Information? • Information über Politik • Politisch gefärbte Information

  3. Begriffsklärung (2) Wozu braucht es/man politische Informationen? • Teilnahme am politischen Prozess • Sicherung von Unterstützung für Politik • Kampf um Macht und Wählerstimmen • Kampf um Deutungshoheit

  4. Information der Behörden Oskar Leimgruber Bundeskanzler von 1944-1951

  5. AktuellMitteilungen aus der Verwaltung

  6. Anschauungsbeispiel 1 TA-Online vom 29.8.2008

  7. Anschauungsbeispiel 2 Kampagne zur Einführung einer Energie-Etikette für Neuwagen, Feb. 2003

  8. Gesetzliche Grundlagen: Bundesverfassung Artikel 180 Bundesverfassung Regierungspolitik Abs 2. Er (der Bundesrat) informiert die Öffentlichkeit rechtzeitig und umfassend über seine Tätigkeit, soweit nicht überwiegende öffentliche oder private Interessen entgegenstehen.

  9. Gesetzliche Grundlagen: Regierungs- und Verwaltungsorganisationsgesetz (RVOG) von 1997 Artikel 10 RVOG Information der Öffentlichkeit: • Der Bundesrat gewährleistet die Information der Bundesversammlung, der Kantone und der Öffentlichkeit • Er sorgt für eine einheitliche, frühzeitige und kontinuierliche Information über seine Lagebeurteilungen, Planungen, Entscheide und Vorkehren. • Vorbehalten bleiben die besonderen Bestimmungen zum Schutz überwiegender öffentlicher oder privater Interessen. Artikel 11 Kommunikation mit der Öffentlichkeit: Der Bundesrat pflegt die Beziehungen zur Öffentlichkeit und informiert sich über die in der öffentlichen Diskussion vorgebrachten Meinungen und Anliegen.

  10. Abstimmungsinformationen „Ein historischer Einschnitt war die Einführung des Abstimmungsbüchleins. Nachdem der Bundesrat seit den fünfziger Jahren vereinzelt sogenannte Bundesbüchlein herausgegeben hatte, wandte er sich ab 1978 regelmässig mit diesem Massenversand direkt an die Stimmbürger und erklärte seine Position. Zwei Motive waren ausschlaggebend. Ende der Siebziger war die Stimmbeteiligung markant gesunken; mittels besserer Information hoffte man, die Bürger wieder an die Urne zu locken. Zweitens erlebte das Mittel der Volksinitiative in den siebziger Jahren eine eigentliche Renaissance. Die Anti-AKW-Bewegung, die Umweltschützer usw. verlegten den politischen Kampf auf die Strasse.“ (Engeler/Somm, Weltwoche 38/04) http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=8727&CategoryID=73

  11. Ein kleiner Test Ich zeige Ihnen jetzt vier Arten von Kampagnen. Welche Kampagne gehört nicht zu dieser Gruppe?

  12. Abstimmungskampagnen

  13. Präventionskampagnen

  14. Politische Kampagnen

  15. Wahlkampagnen

  16. Meinungsbildung und Definitionsmacht (zwischen objektiver Analyse und politisch motivierter Interpretation) • „Waldsterben“, „Asylproblem“, „Jugendgewalt“, „Klimaerwärmung“, „Vogelgrippe“ etc. • Die Höhen und Tiefen des Bundesrates und der Bundesräte • Wem haben wir das zu verdanken? (Gutmenschen und Neoliberale) • Was bedroht unsere Demokratie und unsere politischen Institutionen? (Zauberformel, Volkswahl des Bundesrates u.ä.)

  17. à retenir Politische Information ist nicht gleich Information! „Es wird immer schlimmer! Der Zerfall der politischen Öffentlichkeit.“ (?)

  18. Beispiele

  19. Kurze Ursachenforschung: Der Wandel • Die Gesellschaft wandelt sich • Die Politik wandelt sich • Die technologischen Möglichkeiten wandeln sich Was beeinflusst was? => Was sind die Auswirkungen auf die politische Information?

  20. Die Reaktion der Parteien: Politisches Marketing und Amerikanisierung

  21. Grundmuster der politischen Kommunikation in der Schweiz • 19. Jahrhundert bis Ende 1960er Jahre: Zeitungen waren mehrheitlich Parteiblätter • Mitte der 1960er Jahre: 370 politische Zeitungen, nur 237 offizielle Organe von Parteien, aber von den 133, die sich als unabhängig und neutral ausgeben, sind wohl kaum mehr als 5 wirklich unabhängig (Gruner 1964). • Parteipolitisches Engagement der Journalisten • Der öffentliche Diskurs entstand aus den liberalen, radikalen, konservativen, demokratischen und sozialistischen Stimmen = Aussenpluralismus

  22. Auswirkungen der Parteipresse auf die Parteiorganisationen • Die Ausbildung einer starken Parteiorganisation und die Bindung an ein Parteiorgan stehen in einem wechselseitigen Verhältnis (Gruner 1964: 286). • Je enger die Bindung an ein „Parteiorgan“, desto geringer der organisatorische Apparat. • These: Anhaltende Bedeutung der Parteipresse bis Mitte der 1960er Jahre mit stabilen Bindungen der Leser an die Parteiorgane hat die Herausbildung von Parteiorganisationen mit Mitgliederstrukturen lange Zeit behindert (Gruner 1964)

  23. Niedergang der Parteipresse • Erst seit 1968 begannen sich die Zeitungen von den Parteien zu emanzipieren. • Fusionen: parteigerichtete Blätter werden durch unabhängige ersetzt. Z.T. Fusion von Parteiblättern alter politischer Gegner • => Binnenpluralismus

  24. Beispiele aus Blum (1996: 203): • Die Südostschweiz ("Neue Bündner Zeitung" (demokratisch), "Freie Rätier" (freisinnig) und "Bündner Tagblatt„) • "National-Zeitung" (freisinnig, dann non-konform) und die "Basler-Nachrichten" (liberalkonservativ, dann liberal) zur "Basler Zeitung" • "Vaterland" (christlich-demokratisch) und das "Luzerner Tagblatt" (freisinnig) zuerst zur "Luzerner Zeitung", dann die "Luzerner Zeitung" und die eher etwas progressiven parteiunabhängigen "Luzerner Neusten Nachrichten" zur "Neuen Luzerner Zeitung„ • Le Temps aus dem Journal de Genève et Gazette de Lausanne und Nouveau Quotidien

  25. Abkoppelung von politischen Akteuren und Medien • Akteure müssen sich Präsenz in Medien erkämpfen/finanzieren • Kommerzialisierung Medien: Redaktionsstatute versuchen die kommerziellen Interessen der Verlage zurückzubinden. • Gefahr des Konzernjournalismus (Bsp. TA-Media: TA – TV3/Tele Züri)

  26. Für Parteien bedeutet Entkoppelung von der Presse: • Sie verlieren ein wichtiges Sprachrohr • Sie verlieren ein wichtiges Medium zur Einbindung von Parteisympathisanten • Sie sind auf teure Werberäume angewiesen, oder • müssen mit Ereignissen („Pseudoereignissen“) eine Berichterstattung generieren.

  27. Aufschwung der parteieigenen Organe

  28. Und heute: Das Internet

  29. Politisches Marketing und Amerikanisierung der Politik

  30. Marketing (Herkunft) Übergang vom Verkäufermarkt (Nachfrage übersteigt das Angebot) zu einem Käufermarkt. Product, price, promotion and place!

  31. Politisches Marketing Definition politisches Marketing: „(…) the application of marketing principles and procedures in political campaigns (…). The procedures involved include the analysis, developement, execution, and management of strategic campaigns (…) in response to the needs and wants of selected people and groups in a society“ (Newman 1999: xiii)

  32. Elemente des politischen Marketings (1) • Ziel- und Strategieplanung • Marktsegmentierung und targeting • Meinungsforschung • Issue management • Kandidaten- und Parteienimages • Event management Vgl. Blunier 2006: 13

  33. Elemente des politischen Marketings (2) • Personalisierung • Fundraising • Politische Werbung • Online-Marketing • Politisches Consulting • Spin doctors • Konkurrenzorientierung Vgl. Blunier 2006: 13

  34. Erste Probleme • Verlagerung von der Angebots- zur Nachfrageorientierung (Problem: Zielgruppenpopulismus) • Intensivierung der Beziehung zu den Medien (Instrumentalisierung der Medien und Mediatisierung der Politik)

  35. Vergleich zwischen marktwirtschaftlichem und politischem Marketing (1) • Der politische Markt ist ziemlich geschlossen (wenig neue Anbieter) • In der Politik werden in erster Linie kollektive Güter angeboten • Die Organisationsbeschaffenheit einer Partei unterscheidet sich von derjenigen eines Unternehmens • Der politische Markt ist kein Wachstumsmarkt, sondern in seiner Grösse gegeben • Die „Kunden“, d.h. Wähler, können sich dem politischen Markt entziehen Vgl. Blunier 2006: 16

  36. Vergleich zwischen marktwirtschaftlichem und politischem Marketing (2) • Wahlen werden nur periodisch abgehalten, während kommerzielle Märkte kontinuierlich laufen • Es bestehen unterschiedliche Zielsetzungen (auch eine tiefe Wahlbeteiligung kann von Vorteil sein) • Politische Kommunikation steht unter grösserem Zeit- und Gelddruck • Die politischen Akteure sind stark auf News und unabhängige Medien angewiesen • Politische Kampagnen sind verletzlicher für Angriffe verschiedener Gruppen Vgl. Blunier 2006: 16

  37. Amerikanisierung von Wahlkämpfen (vgl. Radunski 1980: 151) • Der Kandidat ist wichtiger als die Partei. • Die Wahlkampfführung liegt bei professionellen Spezialisten. • Den Wahlkampagnen liegen umfangreiche Studien zugrunde. • Der Wahlkampf bedient sich verstärkt elektronischer Medien.

  38. Weitere Indikatoren (Schulz 1997: 186 ff., Müller 1999: 40) • Entertainisierung der Politik (‚Talkshow-Campaigning‘) • Negativecampaigning als fester Bestandteil des Wahlkampfes • Inszenierung von Pseudoereignissen zur Beeinflussung der Medien

  39. Institutionelle und kulturelle Hürden • Konkordanz (<- elektorale Bescheidenheit) • Föderalismus • Direkte Demokratie • Milizsystem • Handlungsspielraum der Parteien (Mitgliederentwicklung vs. Finanzen und Professionalisierung ) <= Shopping-Modell!

  40. Am Politikmarketing kommen auch die Schweizer Parteien nicht vorbei! • Wir sind gut, aber werden nicht zur Kenntnis genommen (Durrer) • Luftballone und Guido-Mobile • Junge Parteisekretäre aus der PR-Branche • An den Parteitagen wird gesungen und getanzt • Themenführerschaft und Eventmanagement sind hoch im Kurs

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