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Die Landkarte der Ideologien: Politische Kultur, Ideologie und Parteien in Europa und Amerika. Seminar: Die politischen Systeme Europas und Amerikas Dozent: Jakob Lempp, M.A. Referentinnen: Valeriya Racheeva & Diana Tuppack Datum: 16. Juni 2008. Gliederung. 1. Begriffe
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Die Landkarte der Ideologien:Politische Kultur, Ideologie und Parteien in Europa und Amerika Seminar: Die politischen Systeme Europas und Amerikas Dozent: Jakob Lempp, M.A. Referentinnen: Valeriya Racheeva & Diana Tuppack Datum: 16. Juni 2008
Gliederung 1. Begriffe 1.1. Politische Kultur 1.2. Ideologie 1.3. Parteien 2. Theorien 2.1. Typen von politischer Kultur 2.2. Kongruenz von politischer Kultur und Struktur 3. Europa 3.1. Allgemeines 3.2. Beispiele: Großbritannien, Italien, Balkan 4. Amerika 4.1. Allgemeines 4.2. Beispiele: Argentinien, Costa Rica, USA 5. Zusammenfassung 6. Quellen
1.1. Politische Kultur Definition [nach Patzelt]: Unter „politischer Kultur“ versteht man ... - die vorhanden Vorstellungen über Politik, - die vorhandenen Einstellungen zu politischen Inhalten, Prozessen und Strukturen, sowie deren Akteuren die praktizieren politisch wichtigen Verhaltensweisen ... innerhalb einer Gesellschaft.
1.1. Politische Kultur Definition [nach Patzelt]: Unter „politischer Kultur“ versteht man ... - die vorhanden Vorstellungen über Politik, - die vorhandenen Einstellungen zu politischen Inhalten, Prozessen und Strukturen, sowie deren Akteuren die praktizieren politisch wichtigen Verhaltensweisen ... innerhalb einer Gesellschaft.
1.1. Politische Kultur II Grundformen Politischer Kultur: • Parochiale politische Kultur • Untertanenkultur • Bürgerkultur
1.2. Ideologie Definition[nach Nohlen]: Konzept der Politischen Ideologie begreift sich als Teilmenge von Überzeugungssystemen, in denen kognitive und normative Elemente nach unterschiedlichen Kriterien zu einem ganzen organisiert werden.
1.2. Ideologie II Grundlegende Politische Ideologien: • Liberalismus • Konservatismus • Sozialismus/Kommunismus
1.3. Parteien Definition [nach Patzelt]: Parteien sind... dauerhaft, öffentlich agierende, bei Wahlen Kandidaten präsentierende, organisatorische Zusammenschlüsse von... sozial und / oderinteressenmäßig und / oderdurch Gemeinsame politische Ziele verbundenen Personen, die... in einem politischen System danach streben, die Ausübung öffentlicher Macht und Herrschaft in ihrem Sinne zu gestalten, zu diesem Zweck politische Führungspositionen besetzen wollen. Zugleich sind Parteien offen agierende‚ Interessengruppen in eigener Sache.
1.3. Parteien II Arten von Parteien: • Inhaltliche Ausrichtung • Politischer Einzugsbereich • Funktion im politischen System • Organisationsgrad
2. Theorie 2.1. Typen von politischer Kultur • Gabriel Almond und Sidney Verba (1963) „The Civic Cultur“ - Befragung von 5 Nachkriegsstaaten • Zentrale Fragen - Stabilität eines politischen Systems und Verhältnis von Struktur/Kultur • 3 Orientierungen: • kognetiven - Wahrnehrungen und Wissen • affektive - Gefühle • evaluative - Werte und Bewertungen
2. Theorien2.1. Typen von politischer Kultur • 4 Objekte des politischen Systemes: • System as General Object/„System als Ganzes“ - nationale Gemeinschaft und den Typus der politischen Ordnung. z.B.: Demokratie oder Diktatur als Regierungsform, die Poltische Institutionen als Institutionen • Input Object - Institutionen, wie Parteien, Interessengruppen, Behörden • Output Object - konkrete Leistungen der Politik, Strukturen und Akteure (Bürokratien, Gerichte) • Self as Object/„Selbst als politische Akteur“ - Auffassungen der Systemmitglieder über die eigenen politischen Kompetenzen, sowie über Normen, Strukturen, Inhalte politischer Engagements.
2.1. Typen von politischer Kultur Quelle: Pickel, Susanne; Pickel, Gert (2006): Politische Kultur- und Demokratieforschung. Grundbegriffe, Theorien, Methoden. Eine Einführung. Wiesbaden, S. 65
2.1. Typen von politischer Kultur Parochial Culture/Parochialkultur • Fehlen von Orientierungen jeglicher Art gegenüber allen Objekten des politischen Systems • keine spezifischen politischen Rollen der Bürger, nur diffuse politisch-wirtschaft-religiöse Rollen • keine Ansprüche der Bevölkerung an die Politik • Bevölkerung interessiert sich wenig für Herrschaftsstrukturen und bewertet sie auch nicht.
2.1. Typen von politischer Kultur Subject Culture /Untertanenkultur • umfangsreiches Wissen über Politik • Existenz von positiven Gefühlen gegenüber dem Regime, sowie Bewertung des Outputs • jedoch eine passive Beziehung zur Politik und eine Eingeschränkte politisch Bildung aus
2.1. Typen von politischer Kultur Participant Culture /Partizipationskultur • Bürger besitzen Kenntnisse • positive Gefühle und Bewertungen gegenüber allen diesen Objekten • Bürger sind sich bewusst sich ihrer Möglichkeit als politische Akteur • jederzeit zur politischen Aktivitäten bereit sind
2.2. Kongrunez von politischer Kultur und Struktur • Kongruenz von politischer Kultur und politischer Struktur – Stabilität des demokratischen Systemes • Drei Formen von Beziehungsstrukturen zwischen Bürgern und politischen System: • „allegiance“/Verbundenheit - Übereinstimmung zwischen Einstellungen der Bürger und der politischen Struktur auf allen Eben
2.2. Kongrunez von politischer Kultur und Struktur • „apathy“/Apatie • Bürger besitzen kein Wissen über alle Dimensionen der Politik • bilden keine negative oder positive Haltungen ihnen gegnüber • Bürger sind nicht unbedingt für, aber auch nicht gegen das System • „alienation“/Entfremdung • der gefährlichste Zustand für das Überleben eines politischen Systems • ein gewisses Wissen über die politische Prozesse und Strukturen • eine affektive Abneigung gegen das vorherrschende System • eine ungünstige Beurteilung der Input, Output, Gesamtsystem und eigene Positionen im politischen System
2.2. Kongrunez von politischer Kultur und Struktur +1 – eine positive Hinwendung gegenüber der einzelnen Orientierungsdemension 0 – keine Beziehung -1 – negative beurteilung * kognetive Beziehung ** affektive Beziehung *** evaluative Beziehung Quelle: Pickel, Susanne; Pickel, Gert (2006): Politische Kultur- und Demokratieforschung. Grundbegriffe, Theorien, Methoden. Eine Einführung. Wiesbaden, S. 65
3.1. WESTEUROPA - Allgemeines Typen politischer Kultur [nach Almond]: • Kontinentaleuropäisches Modell • Angelsächsisches Modell • Mischtypen
3.1. WESTEUROPA – Allgemeines II • Politisches Interesse • Demokratiezufriedenheit • Beitrag der politischen Kultur zur Stabilität der Demokratie
Politisches Interesse [ www.europeansocialsurvey.de ]
Demokratiezufriedenheit [ www.europeansocialsurvey.de ]
3.1. OSTEUROPA – Allgemeines • Allgemeine Passivität • Geringe Wahlbeteiligung • Gründe für mangelnde Partizipation: • Korruptionsaffären • Geringes Vertrauen in politische Institutionen • Erbe des oppositionellen Verhaltens der Bevölkerung gegenüber des Sowjetstaates • Dennoch: Akzeptanz der Demokratie
3.2. Beispiele –Balkan 1. Gibt es eine balkanische politische Kultur? • Kenneth Jowitt (amerikanischer Politologe): „ghetto political culture“ 2. Balkanische Gemeinsamkeiten • Ähnliche entwicklungsgeschichtliche Ausgangslage ähnliche politische Kultur • Lange Dauer von Fremdherrschaft • Transformationsprozesse in den vormals sozialistischen Staaten • Spannung zwischen ethnischer Fragmentierung & einer Sprach- & Kulturnation gedachten staatlichen Ordnung
Balkan II • Ausgangsbedingungen prägen Verhältnis „Staat-Gesellschaft“: • Negative Einstellung gegenüber staatlicher Machtausübung • Verfassung - machtpolitische Ressource der politischen Klasse, kein wertgeneralisierendes Medium • Bäuerliche Bevölkerung (Mehrheit): parochiale Kultur • Ideologien: agrarisch-populistische und sozialistische Utopien, aber auch autoritäre, antimodernisierende Gegenentwürfe
Balkan III 3. Zusammenfassung • Chronische Instabilität der politischen Ordnung • Manipulierte Wahlen • Entfunktionalisierte Parlamente • Autoritäre Neigungen • Ausdruck der historischen Strukturkrise Osteuropas • Ursache für Modernisierungsdefizite auf dem Balkan
Balkan IV 4. Fazit • Starke Ähnlichkeit politisch kultureller Muster • Beträchtliche Kontinuität der „balkan mentality“ • Aber: auch regionenspezifische politische Kulturmuster, deshalb auch Kritik vor genereller Stereotypisierung!
3.2. Beispiele –Großbritannien Politische Wirklichkeit: „government & civil society“ 1. Personalistische Orientierung • Herrenclubcharakter • „old boys network“ • Gentlemanpolitiker: Zuverlässigkeit & Berechenbarkeit nötig für politisches Geschäft • Laienkult und Abneigung gegen Experten
Großbritannien II 2. Zivilkultur • Stets zivile, statt staatliche Lösungen • Voraussetzung: gegenseitiges Vertrauen innerhalb der Gesellschaft 3. Wandel der britischen Zivilkultur • Wohlfahrtstaat und Prinzip der Gruppenpolitik akzeptiert Klassisch: GB geprägt von Individualismus und Laissez-faire • Ältere Traditionen blieben erhalten: • Tory-Ideengut: liberales & individualistisches Erbe • Liberale Tradition
Großbritannien III 4. Politikstil des Pragmatismus • Lösen konkreter Probleme • Fehlende Fähigkeit über konkreten Handlungszusammenhang hinaus längerfristig zu denken und zu handeln 5. Soziale Grundlagen • Regionale bzw. nationale Differenzierung (Bsp. Wales) geringe nationale Identität • „Klasse“ große Bedeutung
Großbritannien IV 6. Zusammenfassung • Politikstil vergleichbar mit brit. politischen Denken (Handlungsnahe Erklärungsmuster,...) • Konfliktlösung durch Debatte & Kompromiss situationsgebundener Konsens • Pragmatismus • keine Systemische Denkweise • Tief verwurzelter Legitimitätsglauben • Antipathien gegenüber Ideologien • Keine Trennung zwischen Staat & Gesellschaft bzw. Politik & Moral (Unterschied Kontinent)
3.2. Beispiele –Italien Italienisches Paradox: gesellschaftliche Stabilität, trotz permanenter politischer Krisen 1. Allgemeines: • „Kultur der Unordnung“ alter Stereotyp • Starkes Misstrauen der Bevölkerung gegenüber Politikern • Zweiteilung der Gesellschaft & der polit. Kultur: katholische und kommunistische Subkultur • Ausgeprägte Polarisierung des Mehrparteiensystems • Zahllose Regierungskrisen und Kabinettswechsel
Italien II 2. Subkulturen • Zentralkulturen: Katholizismus und Kommunismus • Katholische und sozialistische Subkulturen • Tief in Gesellschaft verankert • Prägen politisches System • Territoriale, soziale, kulturelle Grundkonflikte
Italien III 3. Parteien • Korruptionsvorwürfe • bipolarisiertes Parteiensystem katholische Welt und kommunistisches Lager • DC = christlich demokratische Partei • PCI = kommunistische Massenpartei • Häufig Abbruch der Legislaturperiode durch vorgezogene Neuwahlen
Italien IV 4. Zusammenfassung • Instabile Regierungen & ständige Regierungskrisen • Starkes Misstrauen in politische Institutionen & „classa politica“ • Desinteresse an nationaler Politik • Perzeption einer geringen „Responsivität“ des politischen Systems • Politische Kultur in Italien?
Italien V • Begründung für Merkmale: • kultureller Dualismus und regionale Fragmentierung • post-faschistische Erfahrungen • wenig entwickeltes demokratisches Bewusstsein variiert mit Urbanisierungsgrad und Parteizugehörigkeit • Genevíève Bibes 1975: Grundformen Politischer Kultur unpassend • Grund: zweifach in regionale (Nord/Süd) und weltanschauliche (Katholizismus/Marxismus) Subkulturen gespalten Institutionalisierung in Parteien
4.1. Amerika. Allgemeines Lateinamerika – Latinobarometro seit 1996, 18 Staaten
4.1. Amerika. Allgemeines Quelle: http://www.rethinkvenezuela.com/downloads/Latinobar.htm
4.1. Amerika. Allgemeines Vertrauen in die Regierung und die politische Parteien, 2002 Quelle: Werz, Nikolaus (2005): Lateinamerika. Eine Einführung. Baden-Baden, S. 358
4.1. Amerika. Allgemeines Es kann keine Demokratie ohne Parlament/ohne Politische Partei geben? Quelle: Werz, Nikolaus (2005): Lateinamerika. Eine Einführung. Baden-Baden, 358
4.2. Beispiel – Argentinien I 1. Klientelismus • Klientelismus - ein informelles auf gegenseitigen Vorteil gerichtetes Machtverhältnis zwischen ranghöheren und niedriger gestellten Personen oder Organisationen. • kennzeichnet das Leben aller politischer Parteien/ ihrer unmittelbaren Unterstützungskreise auf allen gesellschaftlichen Ebnen • eine wichtige Institution des sozialen wie politischen Lebens
4.2. Beispiel – Argentinien II 2. Partein und Ideologie • 19. Jahrhundert – Bildung der Parteien, bzw. Gruppioerungen. „Föderalisten“ und „Unitaristen“ (Anhänger eines Starken Zentralstaates) • Zuwanderung aus der Europa - neues politisches Gedanken, insbesondre die Ideen des Anarchismus • Populismus: Radikalismus und Peronismus
4.2. Beispiel – Argentinien III 3. Merkmale • Regierungskrisen, Wahlmanipulationen, im direkten Eingreifen des Militärs in die Staatsgeschäfte sowie im Gebrauch der physischen Gewalt als Mittel der Politik → „unbefestigte institutionelle Ordnung“ • Staatsterrorismus 1976 - 1983 → radikaler Vertrauensverlust der Menschen in die institutionelle Ordnung • Zunahme des Respekts für die Prinzipien der repräsentativen Demokratie und des politischen Pluralismus • Positive Bewertung der starken Führungspersönlichkeit • ein fortschreitender Vertrauensverlust in dier politische Klasse
4.2. Beispiel – Costa Rica Merkmale • repräsentative Demokratie sehr fest verankert • Bürger lehnen Militärregierung ab • Demokratie für die beste Regierungsform • Defizite – Korruption • wachsenden sozioökonomischen Konflikte → Erosion zugunsten des Populismus • Krise der liberalen Demokratie wegen höherer Wahlenthaltungen • traditionelles Zweiparteinsystem
4.2. Beispiel – USA I Merkmale • stark segmentierte und zersplitterte Gesellschaft : ethnischer, kultureller, religiöser und ökonomischer Art • öffentliche Philosophie/ „public phylosophy“= Konsensus in der US-amerikanischen Gesellschaft → „Zivilreligion“ • 3 Prinzipien der amerikanischen Zivilreligion: Freiheit, Gleichheit und Demokratie • Freiheit - eines der unveräußerlichen Rechte • Freiheit + Individualismus • Gleichheit/ „equality“=Chancengleichheit/ „equality of opportunity“
4.2. Beispiel – USA II • Demokratie/democracy durchdringt die politische Kultur der USA in allen möglichen Bereichen der gesellschaftlichen und politischen Lebens • Politikverdrossenheit - niedrigen Wahlbeteiligung • Zufriedenheit mit der politischen System vs. Kritik gegen die Parteien und die Politiker • Politik + Religion • politisch-kulturelle Vorstellungen → Außenpolitik = Missionsauftrag den allen Völkern Freiheit, Gleichheit und Demokratie zu bringen • das Fehlen von großen religiösen und soziokulturellen Konfliktlinien → Zweiparteinsystem (Demokraten, Republikaner)
5. Zusammenfassung • Politische Kultur von der Geschichte geprägt • Nordamerika & Westeuropa – Liberalismus und Demokratie • Südamerika & Osteuropa – Liberale Demokratie noch nicht vollständig etabliert
6. Quellen • Bramke, Werner/Adam Thomas, 1999: Politische Kultur in Ostmittel- und Südosteuropa. Leipzig. • Carreras, Sandra (2002): Politisches Kultur und politisches Verhalten in Zeiten der Krise. In: Bodemer, Klaus; Pangi, Andrea (Hrsg.): Argentinien. Politik, Wirtschaft und Kultur. Frankfurt am M., 15 - 35 • Detterbeck, Klaus, 2002: Der Wandel politischer Parteien in Westeuropa. Opladen. • Lauth, Hans – Joachim (2002): Vergleichende Regierungslehre. Eine Einführung. 2 Auflage, Wiesbaden • Patzelt, Werner J., 2003: Einführung in die Politikwissenschaft. Grundriß des Faches und studiumbegleitende Orientierung. Passau. • Pickel, Susanne; Pickel, Gert (2006): Politische Kultur- und Demokratieforschung. Grundbegriffe, Theorien, Methoden. Eine Einführung. Wiesbaden • Reichel, Peter, 1984: Politische Kulturen in Westeuropa. Bürger und Staaten in der europäischen Gemeinschaft. Frankfurt am Main/New York. • Stüwe, Klaus; Rinke, Stefan (Hrsg) (2008): Die politischen Systeme in Nord- und Lateinamerika. Eine Einführung. Wiesbaden • Werz, Nikolaus (2005): Lateinamerika. Eine Einführung. Baden-Baden • Latinobarometero http://www.rethinkvenezuela.com/downloads/Latinobar.htm (15.06.08) • www.europeansocialsurvey.de • http://lexikon.meyers.de