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Stereotype und soziale Kognition. Stereotype und Soziale Kognition. Soziale Kognition untersucht die mentalen Vorgänge die der sozialen Wahrnehmung, Beurteilung und den sozialen Handlungen zugrunde liegen. Kurze Definition einiger zentraler Begriffe. Kategorie:
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Stereotype und Soziale Kognition Soziale Kognition untersucht die mentalen Vorgänge die der sozialen Wahrnehmung, Beurteilung und den sozialen Handlungen zugrunde liegen. Kurze Definition einiger zentraler Begriffe Kategorie: Eine abstrakte Struktur von Wissen über Dinge die in logischem Zusammenhang zueinander stehen, geordnet in Gruppen. Schema: Erwartungshaltung, die unser Denken und Handeln unbewusst beeinflusst. Stereotype: Verallgemeinerte Annahmen über die Eigenschaften einer bestimmten Personen- Kategorie. Die Aktivierung der Stereotype kann die Urteilsbildung über eine Einzelperson beeinflussen. Individualitäten bleiben unberücksichtigt.
Stereotype und Soziale Kognition In der sozialen Kognition haben sich verschiedene Forschungsansätze entwickelt. David L. Hamilton befasste sich in seinen Forschungen mit der Aufnahme von Informationen und deren innerer Repräsentation. Stichwort: „person memory“ – Die gespeicherten Informationen über andere Menschen. Fiske & Taylor untersuchten die Überzeugungen nach denen wir handeln: „Wie normale Leute über andere Leute denken und wie sie denken, dass sie über andere denken.“ Stichwort: „impression formation“ – Bildung von Eindrücken Im folgenden geht es um diese beiden Perspektiven, in Zusammenhang mit den verschiedenen Phänomenen der menschlichen Wahrnehmung.
Stereotype und Soziale Kognition Inkonsistente Informationen Definition: Informationen sind inkonsistent, wenn sie nicht unseren Erwartungen entsprechen. Sie passen nicht zu den bereits vorhanden Repräsentationen. Umgang mit Inkonsistenten Informationen aus der impression formation-Perspektive Dazu hat Asch bereits 1946 einige bedeutende Untersuchungen durchgeführt: Den Versuchspersonen wurde eine Liste mit Charaktereigenschaften einer fiktiven Person präsentiert: - Intelligent, geschickt, fleißig, warmherzig, entschlossen, praktisch, vorsichtig - Die Probanten sollten dann mit einer Reihe von Charaktereigenschaften die fiktive Person beschreiben.
Stereotype und Soziale Kognition Ergebnis: Die Testpersonen hatten keine Schwierigkeiten mit dem Charakterentwurf. Im allgemeinen entwarfen sie sogar ähnliche Beschreibungen. Asch folgerte daraus, dass der Mensch die ihm zur Verfügung stehenden Informationen dazu nutzt, sich ein allgemeines Bild von einer anderen Person zu machen und von diesem dann auch auf weitere Charaktereigenschaften schließt. Die Frage war nun, ob bestimmte Charaktereigenschaften einen stärkeren Einfluss auf die Bewertung der Person haben. Der zentrale Begriffe bei Asch war „warmherzig“. Benutzte er statt dessen den Begriff „kalt“, verkehrte sich das Ergebnis vollständig.
Stereotype und Soziale Kognition Im Zusammenhang damit gab es 1968 von Rosenberg, Nelson und Vivekanathan eine weitere Studie: Sie legten den Versuchspersonen eine Liste mit Paaren von Bezeichnungen für Charaktereigenschaften vor, die meisten wurden auch schon im vorher beschriebenen Versuch von Asch verwendet. Sie sollten die Ähnlichkeit der Wörter der Paare bewerten. Die Ergebnisse wurden in einem Schaubild zusammengefasst…
Stereotype und Soziale Kognition Alle bei Asch benutzten Begriffe bezogen sich auf Intelligenz, bis auf „warm“ und „kalt“, die sich auf soziale Aspekte beziehen. Diese sozialen Gesichtspunkte waren also in Aschs Versuch die entscheidenden für die Beschreibungen der fiktiven Person.
Stereotype und Soziale Kognition Asch war ebenfalls überzeugt davon, dass die ersten Charaktereigenschaften, die man den Probanten vorlegt, die Richtung für die Eindrucksbildung vorgeben. Mit einem weiteren Experiment wollte er diesen priming-effekt im Zusammenhang mit inkonsistenten Informationen überprüfen. Zunächst gab es wieder eine Liste mit Charaktereigenschaften einer fiktiven Person: A: intelligent – fleißig – impulsiv – kritisch – verbissen - neidisch und das ganze in umgekehrter Reihenfolge… B: neidisch – verbissen – kritisch – impulsiv – fleißig - intelligent Nun sollte wieder eine Bewertung abgegeben werden. Ergebnis: Person A wurde positiver bewertet als Person B. Die Schlussfolgerung war demnach, dass diese sechs Wörter nicht gleichwertig wahrgenommen wurden, sondern das die ersten Begriffe ein bestimmtes Schema aktiviert haben, dass dann die Bewertung beeinflusst hat.
Stereotype und Soziale Kognition Peabody fand dazu 1967 in verschiedenen Versuchen heraus, dass Charaktereigenschaften in Verbindung mit stereotypen oft unterschiedliche Wertigkeiten zugeschrieben werden. Das bedeutet im Zusammenhang mit Aschs Wortliste, dass die Versuchsteilnehmer folgende Listen konstruierten: Bei Liste A, die zu einer positiven Bewertung führte, wurde aus… A: intelligent – fleißig – impulsiv – kritisch – verbissen – neidisch A: intelligent – fleißig – spontan – urteilsfähig – resolut - neidisch Bei Liste B aus… B: neidisch – verbissen – kritisch – impulsiv – fleißig - intelligent B: neidisch – verbissen – spitzfindig – rücksichtslos – fleißig - intelligent Folgerung: Man bildet schnell ein Urteil über einen Menschen, und integriert das nachfolgende Wissen dann gemäß der zuerst gebildeten Struktur.
Stereotype und Soziale Kognition Umgang mit inkonsistenten Informationen aus der Perspektive des person memory-Ansatzes. Beispiel: Amerikanische Studenten studieren ein Jahr in Frankreich. Ihnen wurde vorher gesagt, Franzosen seien sehr offen. Sie machen verschiedenartige Erfahrungen. Zum Teil wird ihre Einstellung über die Offenheit der Franzosen bestätigt, zum Teil machen sie gegenteilige Erfahrungen. Wie werden diese inkonsistenten Informationen im menschlichen Gehirn verarbeitet?
Stereotype und Soziale Kognition Es gibt zwei Theorien: Das Schema Modell Es geht von einer Voreingenommenheit aus. Die Informationsverarbeitung wird so geleitet, dass grundsätzlich Informationen bevorzugt werden, die das bestehende Schema bestätigen. Begründung: Wenn man hohe Erwartungen an etwas hat, dann wird man seine Aufmerksamkeit verstärkt auf die Dinge lenken, die diese Erwartungen bestätigen. Diese Dinge sind auch leichter erinnerbar. Sie passen besser zu den existenten Repräsentationen. Informationen, die den Repräsentationen nicht entsprechen, werden als „Ausnahme der Regel“ abgetan. Das Schema-Modell galt lange als einzig richtige Erklärung.
Stereotype und Soziale Kognition Das Assoziative Netzwerk Modell (ANM) Trifft eine Information ein, so wird sie zunächst mit dem zentralen Knoten der Kategorie verglichen. Die Information kann nun konsistent oder inkonsistent mit der dort gespeicherten Information sein. Die vorhandenen und die empfangenen Informationen müssen nun miteinander in Einklang gebracht werden. Die konsistenten Informationen sind nicht miteinander verknüpft, sie sind nur an den zentralen Knotenpunkt gebunden, genauso wie irrelevante Informationen. Die inkonsistenten Elemente sind dagegen zum einen untereinander, sowie auch mit den konsistenten Elementen verbunden. Die Wahrnehmung erfolgt in diesem Abgleich zwischen dem zentralen Knotenpunkt und den konsistenten bzw. inkonsistenten Informationen.
Stereotype und Soziale Kognition ANM - Assoziatives Netzwerk Modell
Stereotype und Soziale Kognition Die beiden Modelle im Vergleich Nach dem Schema-Modell kann man sich an schema-konsistente Informationen besser erinnern. Dazu kommt, dass demnach alle Handlungen von voreingenommenen Erwartungen geprägt sind. Nach dem ANM-Schema wäre es wahrscheinlicher sich an inkonsistentes zu erinnern als an konsistentes, denn die inkonsistenten Informationen sind durch weitaus mehr Pfade mit anderen Elementen verknüpft. Dazu kommt, dass die Erinnerung an konsistentes Material am schlechtesten sein müsste, da es immer nur an den zentralen Knotenpunkt geknüpft ist. Drittens müsste man sich an inkonsistente Informationen umso besser erinnern können, umso größer die Kategorie ist. Zusammengefasst kann man feststellen, dass keines der beiden Modelle eine hundertprozentige Erklärung liefern kann.
Stereotype und Soziale Kognition Die Rolle von Auffälligkeiten bei der Wahrnehmung von Stimuli Leute, die nicht der Norm entsprechen, fallen auf, und ziehen damit Aufmerksamkeit auf sich. Sie sind eine Herausforderung für unser Verständnis. Wir wollen unbedingt herausfinden, was ihre Eigenartigkeit ausmacht. Es wurden viele Studien über die Zusammenhänge von körperlich-andersartigen Ausprägungen und der Persönlichkeit gemacht. Solche körperlichen Ausprägungen, genau wie Geschlecht und Rasse, haben großen Einfluss auf die Bildung von Stereotypen.
Stereotype und Soziale Kognition Die Rolle von Auffälligkeiten bei der Bildung von Eindrücken (impression formation) Für Taylor&Fiske haben Auffälligkeiten eine Schlüsselfunktion bei der menschlichen Wahrnehmung. Dazu führten sie eine Studie mit Harvard-Studenten durch… Ihnen wurde von Tonband eine Diskussion zwischen sechs verschiedenen Personen vorgeführt. Die Bilder der jeweils sprechenden Personen wurde ihnen auf Dias gezeigt. • Es gab verschiedene Durchgänge: • Alle Gesichter waren weiß • Drei waren schwarz und drei weiß • Ein Gesicht war schwarz
Stereotype und Soziale Kognition Wie erwartet, konnten sich die Versuchspersonen besser an das erinnern, was der einzelne schwarze sagte, wahrscheinlich weil er mehr Aufmerksamkeit erregte. Dazu kam, dass die einzelnen Studenten unterschiedliche Dinge gehört hatten. Die Studenten sollten dann einschätzen, welche Rollen die Sprecher in der Diskussion spielten. Zur Auswahl standen: Anführer, Organisator, „Witzbold“ oder Außenseiter Der jeweilige Einzelperson wurde von allen am direktesten eine Rolle zugeordnet. Man identifizierte sie mehr mit ihrer Rolle als mit ihrer Individualität. Schwarze wurden dabei öfter als Witzbolde oder Außenseiter angesehen als weiße. Wobei der einzelne Schwarze meist als Organisator gesehen wurde.
Stereotype und Soziale Kognition Eine weitere Studie dieser Forschungsreihe untersuchte die Wahrnehmung im Bezug auf Geschlecht statt auf Rasse… Diesmal wurde die Tonband-Diskussion von sechs Lehrern geführt. Die Aufteilungen in Frauen und Männer: 6 Männer ; 5 Männer / 1 Frau ; 4 Männer / 2 Frauen 3 Männer / 3 Frauen 4 Frauen / 2 Männer ; 5 Frauen / 1 Mann ; 6 Frauen • Nach der Diskussion sollten wieder Bewertungen abgegeben werden: • Über die Gruppe insgesamt • Über jeden Diskussionsteilnehmer bezüglich seiner Wichtigkeit • Über stereotype bezüglich Geschlecht - sensibel o.ä. Im allgemeinen wurden Männer als kompetenter eingestuft. Aber umso mehr Männer in einer Gruppe waren, desto inkompetenter wurde die Gruppe bewertet.
Stereotype und Soziale Kognition Egal ob aus der person memory- oder der impression-formation-perspektive betrachtet, im Bezug auf Auffälligkeiten könnte man Menschen als „kognitive Geizhälse“ bezeichnen. Das Hauptproblem liegt dabei in der extremen Abhängigkeit von markanten, auffälligen Eindrücken. Viele Stereotype basieren auf derartig eindeutigen, markanten Informationen, wie Rasse, Geschlecht, Sprache oder Status. Stereotype sind so gesehen nur an der Oberfläche wirksam.
Stereotype und Soziale Kognition Spontane Informationsverarbeitung Beispiel: Freund von Taylor & Fiske in der Mall. Worauf ist sein Verhalten zurückzuführen? Er schloss automatisch von rein beobachtbarem Verhalten einer Person auf den Sinn der Handlung. Besonders bemerkenswert an diesen Prozessen ist das unerschütterliche Vertrauen, dass der Mensch in die Wahrheit seiner eigenen, subjektiven Erfahrung legt.
Stereotype und Soziale Kognition Sind Rückschlüsse auf Charaktereigenschaften spontan ablaufende Prozesse? Ist die Basis dieser Rückschlüsse wirklich nur das beobachtete Verhalten, oder werden andere Aspekte der Situation mit einbezogen? Welche Rückschlüsse werden gezogen? Experiment von Winter und Uleman 1984: Den Versuchspersonen werden Sätze präsentiert, die sie sich merken sollen. Sie beschreiben die Handlung einer anderen Person. Beim Erinnern bekamen die Testpersonen Tipps: Entweder in Form von Charaktereigenschaften, die im Zusammenhang mit dem Verhalten standen, oder in Form von Worten die semantisch auf die handelnde Person hinwiesen. Das Erinnerungsvermögen war bei den Tipps mit den Charaktereigenschaften erheblich besser als bei den Semantischen-Hinweisen. Folgerung: Die Charaktereigenschaften wurden also offenbar schon während der Wahrnehmung gebildet, und zusammen mit den restlichen Informationen gespeichert.
Stereotype und Soziale Kognition Rückschlüsse auf Charaktereigenschaften werden also sogar gezogen, wenn es nur darum geht, den reinen Satzinhalt zu erinnern. Es handelt sich hierbei um automatisch ablaufende kognitive Prozesse, im Gegensatz zu kontrollierten. Kritiker behaupten dagegen, es käme auch bei automatischen Rückschlüssen immer auf die Motivation an… Ungeklärt ist ebenso, ob man bei der Bildung von Rückschlüssen wirklich die Person an sich bewertet, oder nur das gezeigte Verhalten… Die Bildung von Eindrücken und das Schließen auf Charaktereigenschaften scheint jedenfalls eine Hauptaktivität bei der menschlichen Wahrnehmung zu sein.
Stereotype und Soziale Kognition Sind Stereotype vermeidbar? Oder sind wir „Opfer“ der automatisch ablaufenden Stereotypisierung? Selbst wenn wir einen gewissen Stereotyp nicht befürworten, kann es passieren, dass er bei entsprechender kognitiver Limitierung trotzdem aktiviert wird und unser Handeln beeinflusst. Dazu ein weiteres Experiment von Gilbert und Hixon, 1991, das in zwei Teilen ablief: Erster Teil: Englisch sprechenden Kaukasiern wurde ein Video gezeigt, in dem eine Forschungsassistentin, die entweder Kaukasierin oder Asiatin war, Karten mit zu komplettierenden Worten zeigte. „Ri-e“ oder „s-y“. Die Hälfte der Versuchspersonen musste die Aufgabe ausführen, während sie sich eine 8-stellige Zahl merken mussten.
Stereotype und Soziale Kognition Zweiter Teil: Diesmal wurde ein Tonband vorgespielt auf dem eine weibliche Person, wieder angeblich kaukasisch oder asiatisch, einen Tag in ihrem Leben beschrieb. Die Hälfte der Gruppe wurde wieder „kognitiv beschäftigt“. Somit waren einige der Teilnehmer zu unterschiedlichen Phasen des Experimentes beschäftigt. Am Ende sollte die Erzählerin mit einigen Charaktereigenschaften beurteilt werden. Dabei gab es elf verschiedene Begriffe, von denen die Mehrheit normalerweise zur typischen Beschreibung asiatischer Menschen gehörte. Ergebnisse: Die Personen, die während der Wort-Komplettierung nicht kognitiv ausgelastet waren, also mit der Asiatischen Forschungsassistentin konfrontiert waren, lieferten meist stereotype Antworten. Bei den Beschreibungen stereotypisierten die Personen die nur während des zweiten Teils beschäftigt waren am meisten. Nur unter diesen Bedingungen gab es signifikante Unterschiede zwischen dem Kaukasischen und der Asiatischen Forschungsassistentin.
Stereotype und Soziale Kognition Fazit: Gilbert und Hixon schlossen daraus, dass stereotypisierung nicht immer automatisch erfolgt, kognitive Auslastung kann sie verhindern. Wurde der Stereotyp jedoch einmal aktiviert, können mangelnde kognitive Ressourcen die Wahrscheinlichkeit seiner Verwendung allerdings erheblich erhöhen.