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Von der Teilung zur Wiedervereinigung. Zwei deutsche Staaten 1949 bis 1989. Gliederung. Westbindung und Wirtschaftswunder - die Bundesrepublik Deutscher Sozialismus unter sowjetischem Zepter - Experiment DDR Wiedervereinigung oder Anschluss?.
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Von der Teilung zur Wiedervereinigung Zwei deutsche Staaten 1949 bis 1989
Gliederung • Westbindung und Wirtschaftswunder - die Bundesrepublik • Deutscher Sozialismus unter sowjetischem Zepter - Experiment DDR • Wiedervereinigung oder Anschluss?
Wirtschaftswunder • Das Wirtschaftswunder beruhte wesentlich auf der Einbindung in die Weltwirtschaft über die europäische und überseeische Integration: GATT und Römische Verträge. • Erst das Wirtschaftswunder hat die Mehrheit der Westdeutschen zu guten Demokraten gemacht, denn der Erfolg war ein wirksames Argument.
Vollbeschäftigung und Konsumgesellschaft • Das Wirtschaftswachstum beruhte fast ganz auf wachsender Arbeitsproduktivität (Innovationen). Es führte zur raschen Ausschöpfung der Arbeitskraftreserven, also zur Vollbeschäftigung. • Unter den Bedingungen der Vollbeschäftigung schlug sich die Produktivitätssteigerung voll in der Steigerung der Reallöhne nieder. • Fresswelle, Einrichtungswelle, Reisewelle folgten in den fünfziger und sechziger Jahren aufeinander und sind mit der sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhardts verbunden.
Wohlstand für alle Aigner: Wohlstand für alle - Ludwig Erhard - CDU, Wahlplakat der CDU zur Bundestagswahl 1957 Quelle: Deutsches Historisches Museum
Besser leben – besser essen(Bundesrepublik Deutschland - Buchheim 1997, 126)
Automobilisierung Pkw pro 1.000 Einwohner (Fischer, Handbuch, Bd. 6, 143)
Westbindung • Die politische und militärische Westbindung war mit dem Beitritt der Bundesrepublik zur NATO 1955 besiegelt. • Sie ist mit der Politik Konrad Adenauers verbunden. Er war nicht bereit, diese Westbindung zugunsten eines neutralen Gesamtdeutschland zu opfern, wie es die Stalin-Note von 1952 nahe legte. • Das stimmte mit der Politik der Westmächte und immer mehr mit der Meinung der meisten Westdeutschen überein.
1968 • Seit den späten sechziger Jahren erhob sich eine außerparlamentarische Jugendopposition gegen den konservativen Geist der Wirtschaftswundergesellschaft. • Vernetzt mit der Jugendrevolte in allen Zentren der westlichen Welt rezipierte sie marxistische und linksradikale Ideen und forderte: • eine gründliche Auseinandersetzung mit dem Erbe des Nationalsozialismus in Universität, Familie und Gesellschaft, • Liberalisierung der Lebensformen (sexuelle Revolution, Drogenkonsum, antiautoritäre Erziehung), • Beendigung des Vietnamkriegs und Solidarität mit der Dritten Welt.
Außerparlamentarische Opposition Plakat zur Anti-Springer Kampagne, 1968. (DHM) Oben: Der bei einer Demonstration niedergeschossene Benno Ohnesorg. Unten links: Berliner Bär Springer-Zeitungen fressend, mit Polizeiknüppel und Mauer vor dem Kopf. Unten rechts: Springer-Hochhaus.
Liberalisierung und Modernisierung • Ergebnis war nicht die angestrebte Überwindung der bürgerlichen Konsumgesellschaft, sondern ein Wertewandel zu Liberalismus und Individualismus. • Politisch brachte die Studentenbewegung von 1968 den Durchbruch der Frauen- und Ökologiebewegung.
Die Grünen Plakat zur Europaparlamentswahl 1979. (DHM)
2. Deutscher Sozialismus unter sowjetischem Zepter - Experiment DDR
Oktroyierter Sozialismus • Der Sozialismus in der DDR ruhte letztlich auf sowjetischen Bajonetten, war aber keine Fremdherrschaft. • Die herrschenden Kommunisten konnten an sozialistische, kommunistische, genossenschaftliche und idealistische Traditionen deutscher Geschichte anknüpfen. • Nach einem vollständigen Elitentausch in den späten vierziger Jahren gewannen sie Verbündete unter Sozialdemokraten, Antifaschisten, Intellektuellen, jugendlichen Aufsteigern, Bauern und Umsiedlern.
Das sowjetische Modell • Der DDR-Sozialismus war mit der Hypothek des sowjetischen Modells belastet: • Politisch: die unumschränkte Parteiherrschaft. • Ökonomisch: Zentralplanwirtschaft auf der Basis des Staatseigentums. • Sozial: eine homogene Gesellschaft ohne Interessenkonflikte, die „arbeiterliche Gesellschaft“. • Die Weichen wurden auf einer Parteikonferenz 1952 endgültig gestellt.
Aufbaujahre Blick auf das Eisenhüttenkombinat, 1954. "Weit ins Land grüßen die Hochöfen unsere polnischen Nachbarn„ (DHM).
Versagte Gefolgschaft • Der gesellschaftliche Konsens blieb labil, partiell und temporär: • Der Aufstand vom 17. Juni 1953 musste militärisch niedergeschlagen werden. • Gegen die Massenflucht wurde 1961 die Mauer errichtet, und die Ausreisewelle schwoll in den Achtzigern zum Dammbruch an. • Das öffentliche Ritual der Kundgebungen wurde immer hohler. Die Staatsmacht hatte ihren Hauptfeind schließlich in der eigenen Bevölkerung.
Aufstand Der 17. Juni 1953 in Ost-Berlin [Propyläen-Weltgeschichte: Hugh Seton-Watson: Rußland und Osteuropa, S. 139.].
Wirtschaftliche Misere • Ausschlaggebend war, dass dem Staat der wirtschaftliche Erfolg versagt blieb. • Die forcierte Industrialisierung ging auf Kosten des Konsums der Bevölkerung. • Die Abschottung vom Welthandel führte in Innovationsschwäche und Rückständigkeit. • Die Schere zwischen der westdeutschen Konsumgesellschaft und der ostdeutschen Mangelwirtschaft öffnete sich unaufhaltsam.
Abstimmung mit den Füßen Überfülltes Flüchtlingslager in Berlin-Neukölln, 1953. [Propyläen-Weltgeschichte: XIV. Die Welt nach 1945, S. 11.]
Mauerbau Im August 1961 an der Bernauer Straße in Berlin
Hinter der Mauer Kurt Poltiniak: Die Mauer ist stärker. Entwurf für die Zeitschrift "Frischer Wind" Nr.149; 1951. (DHM).
Politische Isolation und Abschottung • Die Hallstein-Doktrin der Bundesrepublik bedrohte jene Staaten mit Sanktionen, die die DDR diplomatisch anerkannten. • Der deutsch-deutsche Grundlagenvertrag zu Beginn der siebziger Jahre normalisierte die äußeren Beziehungen, hob aber die Gegnerschaft der beiden Staaten als Eckpfeiler der Systemkonfrontation im Kalten Krieg nicht auf. • Die Abschottung hinter der Mauer wurde umso schärfer. Im Zeitalter des aufblühenden Massentourismus stand den Bürgern der DDR nicht einmal die östliche Welt ganz offen.
Die unverhoffte Wiedervereinigung • Die Wiedergewinnung des deutschen Einheitsstaates war das Geschenk eines historischen Fensters, wie seinerzeit schon Bismarcks Reichsgründung. • Im vollen Gegensatz zu 1871 war die nationale Einheit 1990 aber nicht mehr das Ziel deutscher Politik gewesen. • Das gilt sowohl für die Bundesregierung und die großen westdeutschen Parteien, als auch für die Opposition in der DDR.
Kurze Freudentage November 1989: DDR-Bürger werden im Westen begrüßt. (DHM).
Sieger der Geschichte • Die Wiedervereinigung traf zwei nach Geschichte, Werten und Potential sehr verschiedene Gesellschaften. • Die Wiedervereinigung der Deutschen war Teil des Zusammenbruchs des ganzen sowjetischen Blocks und seiner Wirtschaftsordnung. Der Kalte Krieg endete mit dem totalen Sieg der westlichen marktwirtschaftlichen Demokratien. • Das produzierte Sieger und Besiegte, Retter und Notleidende mit allen emotionalen Lasten solcher Schieflagen.
Neue Länder – alter Föderalismus • Die Länder, die durch die ganze deutsche Geschichte Verschiedenheit und Zusammenhalt der Deutschen bewahrt hatten, überlebten auch ihre Auslöschung in der DDR. • Die Vereinigung hat auch im Osten Deutschlands einen lebendigen Länderpatriotismus geweckt.
Deutschland in Europa • Die deutsche Vereinigung wurde oft als Ende der Nachkriegszeit gesehen, als eine Rückkehr zur Normalität. • Die Nachbarn (Frankreich, Großbritannien, Polen) sahen den deutschen Einheitsstaat in der Mitte Europas eher nicht als wünschenswerte Normalität. • Die Störung des europäischen Gleichgewichts durch dieses Schwergewicht im Zentrum ist offenkundig nur durch die europäische Integration zu balancieren.
Zusammenfassung • Die Rolle als Ecksteine der feindlichen Blöcke im Kalten Krieg ermöglichte den Deutschen die Wiedergewinnung eigener Staatlichkeit, den wirtschaftlichen Wiederaufstieg und die Rückkehr in die internationalen Bündnissysteme. • Westbindung und Wirtschaftswunder festigten in der Bundesrepublik die Demokratie, während das diktatorische sowjetische Sozialismusmodell im Osten zum wirtschaftlichen Niedergang und zur Erosion der Gesellschaft führte. • Die Chance zur inneren Wiedervereinigung nach der neu gewonnenen gemeinsamen Staatlichkeit liegt in der historischen Bindungskraft der deutschen Länder und in der europäischen Einbindung.