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2. Teil I: Theorie des Interviews. 3. Einleitung und Definitionen. 4. Gespr
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1. 1 Einführung in die Theorie diagnostischer Gesprächsführung und Kommunikation
Die Begutachtung in der Familiengerichtsbarkeit WS 2005
Katrin Luise Läzer, Johanna Häußermann,
Marthe Kortenbruck, Imke Melcher
(urheberrechtlich und presserechtlich verantwortlich)
2. 2 Teil I: Theorie des Interviews
3. 3 Einleitung und Definitionen
4. 4 Gespräch Ziel:
Informationssuche, bei der der Proband durch gezielte Fragen zu Angaben über sich und sein Umfeld angeregt werden soll.
Formen:
Anamnese, Katamnese, Exploration, Interview
5. 5 Anamnese gründlicher Rückblick vor einer Behandlung
in der Medizin ist es die Krankheitsgeschichte
in der Psychologie: Erfassung der Biographie eines Menschen
6. 6 Katamnese gründlicher Rückblick nach einer Behandlung
Gespräch über eine „abgelaufene Behandlung im Abstand von Monaten oder Jahren“ (Fahrenberg 2002, 131)
7. 7 Exploration erkunden des „subjektiven Lebensraums“ einer Person über ein Gespräch
im klinischen Bereich: derzeitige Krankheitserscheinungen
8. 8 Interview „Begegnung von Personen, die sich treffen, um miteinander zu diskutieren, Fragen zu besprechen oder Meinungen auszutauschen“
(Hornby, Gatenby & Wakefield, 1960, 666, zitiert nach Fisseni 2004, S.142)
9. 9 Gemeinsame Charakteristika: Wechselrede
Interaktionen auf verschiedenen Ebenen:
Allgemeinpsychologisch
Sozialpsychologisch
Lernpsychologisch
Tiefenpsychologisch
Rationale Kontrolle bei der Auswertung
10. 10 Klassifikation von Gesprächen Freies klinisches Interview
Halbstrukturiertes Interview
Strukturiertes Interview
Standardisiertes Interview
11. 11 Freies klinisches Interview
„einfachste“ Form des Interviews, an Hand von Checklisten werden diagnostische Kriterien abgefragt
Hohe Flexibilität
Klinische Erfahrung notwendig
Mangelnde Reliablität und Validität
12. 12 Halbstrukturiertes Interview vorgegebene Fragen
keine bestimmte Reihenfolge
Wortlaut modifizierbar
Individuelle Anwendung (nicht für Forschung geeignet ? Gütekriterien)
Beispiel: AMDP
13. 13 Strukturiertes Interview vorgegebene Fragen
Festgelegte Reihenfolge
Antwortkategorien, jedoch mit Beurteilungsspielraum des Interviewers
Klinische Erfahrung notwendig
Beispiel: Kinder-DIPS, SKID-I
14. 14 Standardisiertes Interview höchste Formalisierungsstufe: vorgegebene Fragen und Reihenfolge
festgelegte Antwortmöglichkeiten
Kein Beurteilungsspielraum
Auswertung PC-gestützt, hochobjektiv
Gütekriterien!
Beispiel: CIDI, DIA-X
15. 15 Welche Interviewform wann benutzen? Abhängig vom jeweiligen Assessmentziel
Zeitfrage ? Ökonomie (SKID kann bis 100 Min. dauern)
Forschung oder Praxis ? Gütekriterien
Bildungs- oder Störungsgrad des Patienten
16. 16 Psychometrische Überlegungen Vorgehen nach den Gütekriterien:
Objektivität
Reliabilität
Validität
17. 17 1. Objektivität Unabhängigkeit von durchführenden, auswertenden und interpretierenden Personen
Problem Interview = Interaktion, d.h. beide Teilnehmer üben einen gegenseitigen Einfluss aufeinander aus.
18. 18 2. Reliabilität Wie genau misst der Test das, was er misst?!
Halbierungsreliabilität
Paralleltestreliabilität
Retestreliabilität
19. 19 Reliabilitätssteigerung Formal gilt:
Standardisiert zuverlässiger als Unstandardisiert
Batterien von Fragen zum gleichen Thema zuverlässigere Informationen als Einzelfragen
Doppelbefragungen durch denselben Befrager bringen zuverlässigere Ergebnisse als Befragungen durch wechselnde Befrager
Globale Auskünfte zuverlässiger als Einzelaussagen
20. 20 Reliabilitätssteigerung Inhaltlich gilt:
Fakten werden zuverlässiger referiert als Meinungen
Über Gegenwart wird zuverlässiger berichtet als über Vergangenheit
Ereignisse, die den Befragten persönlich betreffen werden zuverlässiger berichtet als neutrale Sachverhalte
Qualitative Angaben sind zuverlässiger als quantitative Häufigkeiten
21. 21 3. Validität 2 Varianten der Krieriumsbezogenen Validität:
Kommunikative Validität
Handlungsvalidität
22. 22
Kommunikative Validität:
Übereinstimmung Inhalt
mit Sachverhalten
Handlungsvalidität:
Zusammenhang verbaler Daten
und Verhaltensweisen
23. 23 Fazit Auf Selbsturteile zu verzichten bedeutet, Erkenntnismöglichkeiten zu vergeben
? Ergiebigkeit entsteht insbesondere beim Abgleich mit anderen Quellen und Verfahren
24. 24 Beziehung Interviewer - Befragter
25. 25 Teil II Praktische Hinweise zum Interview
26. 26 Explorative Fragetechniken Funktionale Fragen
Kontakt- oder Einleitungsfragen
Eisbrecherfunktion z.B. ansprechen von tabufreien Themen (Wetter o.ä.)
Überleitungs- oder Übergangsfragen
haben die Funktion von einem Thema zum anderen zu führen
c) Kontrollfragen
Unklarheiten aufhellen, Widersprüche aufklären
27. 27 Formale Fragen
Offene und geschlossene Fragen
betrifft vor allem die Antwortoptionen
offene vor allem für unstandardisierte Exploration (Aussagen)
Direkte und indirekte Fragen
indirekte benennen das Umfeld, direkte den Gegenstand selber
Zirkuläre Fragen
Vorstellungen der Personen übereinander
28. 28 Suggestivfragen
Haben das Ziel eine bestimmte Antwort zu provozieren
Kann nützlich sein um eventuelle Abwehr zu erschüttern
Vorsicht: ein Gespräch, das auf Suggestionen beruht, ist diagnostisch wertlos
29. 29 Vorschläge zur Formulierung von
Fragen
„Frage- Antwort- Spiel“ vermeiden
Einfache Formulierungen (Sprachebene)
Kurze Sätze
Nicht: Doppelfragen, Doppelverneinung
Komplexe Sachverhalte möglichst in Einzelfragen zerlegen
Umfangreiche Themen in Teilgebiete aufgliedern
Eigene Reflexionen zurückhalten
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Resümee:
? Es geht bei Fragen allein um das Anliegen, dem Befragten den Weg zur „wahren Information“ zu erleichtern
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45. 45 Amelang, M. & Zielinski, W. (2002): Psychologische Diagnostik und Intervention. 3. Auflage. Berlin: Springer.
Stieglitz, R., Baumann, Freyberger (2001): Psychodiagnostik in klinischer Psychologie, Psychatrie, Psychotherapie. Stuttgart: Thieme.
Loriot (1983), Studiointerview. In: ders.: Loriots dramatische Werke. Zürich: Diogenes.
46. 46 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Einen schönen Tag!