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Weltreligionen und Weltkulturen Götz Weber Das katholische Christentum. Das katholische Christentum. Das frühe Christentum bis zur Konstantinischen Wende Das Christentum im 4. und 5. Jahrhundert Entfremdung und Bruch zwischen Ost- und Westkirche und der Weg der orthodoxen und unierten Kirchen
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Weltreligionen und WeltkulturenGötz WeberDas katholische Christentum
Das katholische Christentum Das frühe Christentum bis zur Konstantinischen Wende • Das Christentum im 4. und 5. Jahrhundert • Entfremdung und Bruch zwischen Ost- und Westkirche und der Weg der orthodoxen und unierten Kirchen • Leitung und Verfassung der römisch-katholischen Kirche • Katholische Theologie • Frömmigkeit und Ordensleben in der katholischen Kirche • Römisch-katholische Liturgie • Staat und Kirche • Mission und Ökumene • Der Katholizismus in Lateinamerika
Das frühe Christentum bis zur Konstantinischen Wende • Jesus von Nazareth, 7.v.Chr.-30 n. Chr. • 27-30 n. Chr.: Verkündigung der anbrechenden Gottesherrschaft und Heilungen, Jünger, Gegner • 7. April 30: Kreuzestod, ab 2 Tage später: Erscheinungen vor den Jüngern • Judenchristliche Urgemeinde um Petrus, 32 n. Chr. Bekehrung des Paulus, Heidenmission, heidenchristliche Gemeinden rund ums östliche Mittelmeer • Ca. 50-100 n. Chr.: Abfassung der Briefe, Evangelien, Apostelgeschichte und Offenbarung des späteren Neuen Testaments • Ausbreitung des Christentums im ganzen Römischen Reich, bis 300 n. Chr. ¼ der Bevölkerung in größeren Städten Christen
Das frühe Christentum bis zur Konstantinischen Wende 2 • Erwachsenentaufe: Vergebung u. Hl. Geist, Bekenntnis und neues Leben • Christenverfolgungen 64 n. Chr. (Nero), 249-51 (Decius), 257/8 (Valerius) und 303/4 (Diocletian): Märtyrer und Abfall • Innere Krise Mitte des 2. Jh.: Gnosis mit bösem Schöpfergott u. Christus als geschichtslosem Erlöser. Dagegen: • Kanon des Alten (guter Schöpfer) und Neuen Testaments (Erlöser in der Geschichte) 200-382 (offizieller Kanon) • dreigliedrige Glaubensbekenntnisse (2. Jh.) als Glaubensregeln (apostol. Gl.b.) • Bischöfe: Garanten der apostolischen Tradition und der Einheit der Kirche
Das Christentum im 4. und 5. Jahrhundert • Konstantinische Wende: 312 Sieg Konstantins an der Milvischen Brücke, 313 Mailänder Toleranz-Edikt, 321 Freier Sonntag, 330 Gründung Konstantinopels, 380 Christentum Staatsreligion, Aktionen gegen Heiden, Häretiker und Juden • Kirche als Heilsanstalt: berufs- u. eheloser, geweihter Klerus, Kirchenjahr mit Ostern u. Weihnachten, Marien-, Heiligen-Reliquien- u. Bilderverehrung, Wallfahrten • Staatskirche: Kaiserlicher Einfluss, Staat als Gottes Ordnung, geistige Führung, Wohlfahrt • Mönchtum: Askese, Weltverachtung, mystische Gottesschau: Eremiten u. Koinobiten
Das Christentum im 4. und 5. Jahrhundert 2 • NT: Gottheit des Heilands Jesus • Nicäa 325: Christus „eines Wesens mit dem Vater“ • Konstantinopel 381: Gott ein Wesen in drei Personen • Ephesus 431: Maria Gottesmutter, Trennung von den Nestorianern • Chalkedon 451: die eine Person des Christus in göttlicher und menschlicher Natur, Trennung von den Miaphysiten
Entfremdung und Bruch zwischen Ost- und Westkirche und der Weg der orthodoxen und unierten Kirchen • Konkurrenz zwischen Konstantinopel u. Rom mit dem Anspruch eines Vorrangs (Leo der Große 451 in Chalcedon) • Bilderstreit in der Ostkirche: 730 Bilderverehrung verboten, 787/843 wieder erlaubt • Rom durch die Völkerwanderung zum germanischen Norden hin orientiert, 800 Kaisertum Karls des Großen • Trinitätslehre: im Osten der Vater Quelle der Gottheit, im Westen „ein Gott in drei Personen“. Filioque-Streit • 1054 Bruch zwischen Ost- und Westkirche • 1204-61: 4. Kreuzzug, Blutbad, lateinisches Kaisertum in Konstantinopel • 1453: Konstantinopel fällt an den Islam • 1589: Moskau „drittes Rom“
Entfremdung und Bruch zwischen Ost- und Westkirche und der Weg der orthodoxen und unierten Kirchen 2 • Die „Göttliche Liturgie“ ist Zentrum des orthodoxen Glaubens, Epiphanie des Himmels und der Ewigkeit in der irdischen Wirklichkeit • Erlösung ist „Göttlich-Werdung“, Liturgie verwandelt den Gläubigen • Ikonen: Fenster des Himmels in die irdische Welt, auch zuhause • Katechumenen- Liturgie mit Fürbitten, Lesungen u. Predigt • Liturgie der Gläubigen mit Eucharistie • Marien- und Heiligenverehrung • Zölibat für Mönche und Bischöfe, nicht für Priester • Unveränderte Theologie seit den 7 antiken Konzilien
Entfremdung und Bruch zwischen Ost- und Westkirche und der Weg der orthodoxen und unierten Kirchen 3 • Orthodoxie Sammelbegriff für selbständige Nationalkirchen in östlich-byzantinischer – chalcedonensischer Tradition • Ehrenprimat Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel • Orthodoxe Patriarchate in Russland, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Griechenland … • Ablehnung der universalen Rechts- und Lehrgewalt des Papstes • 200 -250 Millionen orthodoxe Christen, 1 Million in Deutschland • (Kritische) Mitglieder im Ökumenischen Rat der Kirchen, Dialog und Spannungen mit der Katholischen Kirche • Unierte Kirchen: östliche Kirchen, die den Papst als Oberhaupt anerkennen: Maroniten im Libanon, griech. –kath. Kirche in der Ukraine, chaldäische Kirche im Irak, Thomaschristen in Südindien
Leitung und Verfassung der römisch-katholischen Kirche • Kirche als Mittlerin zwischen Christus und den (christlichen) Laien, Institution der Heilsvermittlung • Christus teilt in der Weihe seinen Geist unverlierbar den Amtsträgern mit und wirkt als diese • Hierarchie: dreigliedriges Amt aus Bischöfen, Priestern und Diakonen; dabei Bischöfe in „apostolischer Sukzession“ • Papst und Bischöfe haben Lehr (Wort)-, Jurisdiktions- (Leitung) und Weihegewalt (Sakrament), Priester v.a. nur Weihegewalt • Vorrangstellung des Papstes: zuerst von Leo d. Gr. beansprucht (440-461), um 1100 Gregor d. Gr. unumschränkter Herr der Kirche, 1122 Wormser Konkordat: klarere Unterscheidung der geistlichen von politischer Gewalt • 1. vatikanisches Konzil 1870: Unfehlbarkeit des Papstes u. der Gesamtheit der Bischöfe in Glaubens- und Sittenfragen. Kurie • 2. vatikanisches Konzil 1962-65: Konzil, Teilkirchen, Laien gestärkt
Katholische Theologie • Hl. Schrift u. Tradition: Offenbarungsquellen • Lehramt der Kirche deutet dies verbindlich • Konzilien: 7 altkirchliche u. 14 katholische • 4. Laterankonzil 1215: Transsubstantiation • K. von Trient 1545-63: u.a. Gnadenlehre • Vaticanum I 1870: Unfehlbarkeit des Papstes • Augustin (354-430): Westkirchl. Kirchenvater • Trinitätslehre, Gottesstaat, objektive Wirkung der Sakramente, Sünde und Gnade • Scholastik: Übereinstimmung zwischen Glaube und Wissen, Glaubenswissenschaft • Thomas von Aquin (1215-74): Aristoteles (Vernunft) • Duns Scotus (1265-1308): Platon (Wille)
Katholische Theologie 2 • Nach der Reformation: Kontroverstheologie. Konsolidierung als katholische Konfessionstheologie • Im 18. Jh.: Infragestellung durch Aufklärung u. Pragmatismus • Im 19. Jh.: Neuscholastik • Vaticanum I 1870: „Gott … kann mit dem natürlichen Licht menschlicher Vernunft aus den geschaffenen Dingen sicher erkannt werden.“ • Antimoderne Ausrichtung • 1864: Syllabus errorum (gegen Liberalismus u. Kommunismus) • 1891: 1. Sozialenzylika: Personalität, Solidarität, Subsidiarität • 1910: Antimodernisteneid • Kirchenlehre • Kirche als societasperfecta (2. Hälfte 19. Jh.); 1917: Codex IuriCanonici; 1943: Kirche als zweite Inkarnation • 2. Vaticanum 1962-65: Weltkirche; Relativierung der katholischen Kirche
Frömmigkeit und Ordensleben in der katholischen Kirche • Idealbild des Bekenners und Märtyrers in der Antike • Kirchenbuße zunächst als einmaliger Akt, dann als wiederholbare Einzelbeichte ab dem 4./5. Jh. • Wallfahrten ab 1000: Massenphänomen, z.B. nach Santiago de Compostela • Armutsbewegung des 12./13. Jh. und Bettelorden • Mystik: uniomystica mit Gott • Bernhard von Clairveaux (1090-1153) und Hildegard von Bingen (1098-1179) • Meister Eckhart (1260-1327) und Teresa von Avila (1515-82) • Devotiomoderna: „Nachahmung Christi“ von Thomas von Kempen (1380-1471) • Ignatius von Loyola (1491-1556): jesuitische Heiligung der Welt • Gegenreformation, Bildung, Mission, Exerzitien • Marienfrömmigkeit • Marienerscheinungen in Lourdes (1858) • Dogma von der unbefleckten Empfängnis Marias (1854)
Frömmigkeit und Ordensleben in der katholischen Kirche 2 • Östliches Mönchtum durch Hieronymus (347-419) vermittelt • Augustinische Klosterregel um 400 • Benedikt von Nursia (gest. 547) • 1. Gehorsam gegenüber dem Abt 2. Stabilitas loci 3. Ora et labora • Antikes Erbe, kultureller Mittelpunkt, Christianisierung der Germanen • Zisterzienser • Strenge der benediktinischen Regel, Urbarmachung einsamer Gegenden • Bettelorden: Franziskaner und Dominikaner • Männlicher und weiblicher Zweig und Laienorden • Neuzeit • Infragestellung durch die Reformation • Konsolidierung in der Gegenreformation und überseeische Missionen • Säkularisierung um die Wende zum 19.Jh., spezialisierte Orden • Krise nach dem 2. Vaticanum
Römisch-katholische Liturgie • 7 Sakramente mit innerer Disposition des Gläubigen und Vollzug des äußeren Aktes ex opereoperato (ohne persönliche Disposition des Spenders) • Taufe im Kleinkindalter • Erstkommunion mit 9 Jahren • Firmung als Gabe des Hl. Geistes im Jugendalter • Ehe: gegenseitige Spendung der Eheleute mit Priester • Unaufhebbare Priesterweihe „in persona Christi“ • Zölibat menschliches Gesetz als Zeichen der Verfügbarkeit des Priesters für das Reich Gottes, im Westen u. in Afrika oft abgelehnt
Römisch-katholische Liturgie 2 • Krankensalbung bei jeder schweren Krankheit, nicht mehr „letzte Ölung“ beim Sterben • Bußsakrament (Einzelbeichte mit Beichtgeheimnis) in Krise • Eucharistie als Quelle und Höhepunkt kirchlichen Lebens: • Das Kreuzesopfer wird von neuem gegenwärtig • Individuelle Vereinigung mit Christus, aber schafft auch Gemeinschaft • Mehr Kommunion, weniger eucharistische Frömmigkeit • Krankenkommunion • Latein Kultsprache, römische Liturgie setzt sich durch • Seit dem 2. Vaticanum: landesprachliche Meßliturgie • Sonntagspflicht für Katholiken • Keine eucharistische Gastfreundschaft mit evangelischen Christen wegen Fehlen des sakramentalen Priestertums
Staat und Kirche • Im Westen kein Cäsaropapismus wie in der Ostkirche • Verbindung von geistlicher und weltlicher Macht im Frühmittelalter • Karl der Große: Oberhoheit des Kaisers über die Kirche • Otto der Große: Gräfliche Herrschaftsrechte für Bischöfe und Äbte • Investiturstreit: Kirche wählt Amtsträger aus u. setzt sie ein • Gregor VII: Schlüsselgewalt des Papstes auch über die Welt • Geistige Führung des Papsttums, Kreuzzüge: christliche Umgestaltung der Welt, auch mit Gewalt • Abendländisches Schisma (14. Jh.), Schwächung des Papsttums, Landeskirchentum • Neuzeit: Trennung von Kirche und Staat in Europa u. Lateinamerika • Zerschlagung des Kirchenstaates 1870, Mobilisierung der Weltkirche, 1929 Lateranverträge
Mission und Ökumene • Unsystematische Ausbreitung des Glaubens im römischen Reich in der Antike • Missionierung der Germanen, Skandinavier u. Slawen im Frühmittelalter • Missionierung von Mittel- u. Südamerika u. der Philippinen in der frühen Neuzeit mit Kolonisierung • 1622 zentrale „Propaganda fide“: Zentralismus und Inkulturation • Ritenstreit in China um 1700: Jesuiten für Pflege altchinesischer Riten, Verbot durch Papst, Absterben des dortigen Christentums • Heute: Krise katholischer Mission, Aufgabe der Neuevangelisierung
Mission und Ökumene 2 • Weltweit 1,14 Milliarden Katholiken. Katholiken wachsen um 0,9 % (in Afrika, Ozeanien, Teilen Ostasiens), die Weltbevölkerung um 1,2% • Ökumenische Bemühungen in Richtung orthodoxe Kirchen 1274, 1439 u. im späten 19. Jh. • 1928 Verbot durch Pius XI, an ökumenischen Konferenzen teilzunehmen • 2. Vaticanum: Öffnen für ökumenische Anliegen. Auch anderen Kirchen wurde ein kirchlicher Charakter zugeschrieben. Bilaterale Gespräche mit anderen Kirchen • 1999 Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre mit lutherischen Kirchen • Stagnation in der Ökumene
Der Katholizismus in Lateinamerika • Nach der Kolonisation und Zwangskatholisierung seit 1492 untergründiges synkretistisches Weiterwirken indigener und afrikanischer Religiösität v.a. im Heiligen- und Marienkult (sog. Volkskatholizismus) • Amtskirche gehört zum konservativen Establishment • Ab den sechziger Jahren des 20. Jh.: „Theologie der Befreiung“ (1968 Medellin) und Basisgemeinden, Zurückdrängung ab Mitte der 80er Jahre, Hinwendung zu moralischen Themen • Heute auch: Katholische Charismatische Erneuerung in katholischer Kirche • Zurückdrängen des Katholizismus durch die vorwärts dringende Pfingstbewegung: z.B. in Brasilien 2000 16%, 2008 24% Bevölkerungsanteil