210 likes | 466 Views
Weltreligionen und Weltkulturen Götz Weber Das katholische Christentum. Das katholische Christentum. Das frühe Christentum bis zur Konstantinischen Wende Das Christentum im 4. und 5. Jahrhundert Entfremdung und Bruch zwischen Ost- und Westkirche und der Weg der orthodoxen und unierten Kirchen
E N D
Weltreligionen und WeltkulturenGötz WeberDas katholische Christentum
Das katholische Christentum Das frühe Christentum bis zur Konstantinischen Wende • Das Christentum im 4. und 5. Jahrhundert • Entfremdung und Bruch zwischen Ost- und Westkirche und der Weg der orthodoxen und unierten Kirchen • Leitung und Verfassung der römisch-katholischen Kirche • Katholische Theologie • Frömmigkeit und Ordensleben in der katholischen Kirche • Römisch-katholische Liturgie • Staat und Kirche • Mission und Ökumene • Der Katholizismus in Lateinamerika
Das frühe Christentum bis zur Konstantinischen Wende • Jesus von Nazareth, 7.v.Chr.-30 n. Chr. • 27-30 n. Chr.: Verkündigung der anbrechenden Gottesherrschaft und Heilungen, Jünger, Gegner • 7. April 30: Kreuzestod, ab 2 Tage später: Erscheinungen vor den Jüngern • Judenchristliche Urgemeinde um Petrus, 32 n. Chr. Bekehrung des Paulus, Heidenmission, heidenchristliche Gemeinden rund ums östliche Mittelmeer • Ca. 50-100 n. Chr.: Abfassung der Briefe, Evangelien, Apostelgeschichte und Offenbarung des späteren Neuen Testaments • Ausbreitung des Christentums im ganzen Römischen Reich, bis 300 n. Chr. ¼ der Bevölkerung in größeren Städten Christen
Das frühe Christentum bis zur Konstantinischen Wende 2 • Erwachsenentaufe: Vergebung u. Hl. Geist, Bekenntnis und neues Leben • Christenverfolgungen 64 n. Chr. (Nero), 249-51 (Decius), 257/8 (Valerius) und 303/4 (Diocletian): Märtyrer und Abfall • Innere Krise Mitte des 2. Jh.: Gnosis mit bösem Schöpfergott u. Christus als geschichtslosem Erlöser. Dagegen: • Kanon des Alten (guter Schöpfer) und Neuen Testaments (Erlöser in der Geschichte) 200-382 (offizieller Kanon) • dreigliedrige Glaubensbekenntnisse (2. Jh.) als Glaubensregeln (apostol. Gl.b.) • Bischöfe: Garanten der apostolischen Tradition und der Einheit der Kirche
Das Christentum im 4. und 5. Jahrhundert • Konstantinische Wende: 312 Sieg Konstantins an der Milvischen Brücke, 313 Mailänder Toleranz-Edikt, 321 Freier Sonntag, 330 Gründung Konstantinopels, 380 Christentum Staatsreligion, Aktionen gegen Heiden, Häretiker und Juden • Kirche als Heilsanstalt: berufs- u. eheloser, geweihter Klerus, Kirchenjahr mit Ostern u. Weihnachten, Marien-, Heiligen-Reliquien- u. Bilderverehrung, Wallfahrten • Staatskirche: Kaiserlicher Einfluss, Staat als Gottes Ordnung, geistige Führung, Wohlfahrt • Mönchtum: Askese, Weltverachtung, mystische Gottesschau: Eremiten u. Koinobiten
Das Christentum im 4. und 5. Jahrhundert 2 • NT: Gottheit des Heilands Jesus • Nicäa 325: Christus „eines Wesens mit dem Vater“ • Konstantinopel 381: Gott ein Wesen in drei Personen • Ephesus 431: Maria Gottesmutter, Trennung von den Nestorianern • Chalkedon 451: die eine Person des Christus in göttlicher und menschlicher Natur, Trennung von den Miaphysiten
Entfremdung und Bruch zwischen Ost- und Westkirche und der Weg der orthodoxen und unierten Kirchen • Konkurrenz zwischen Konstantinopel u. Rom mit dem Anspruch eines Vorrangs (Leo der Große 451 in Chalcedon) • Bilderstreit in der Ostkirche: 730 Bilderverehrung verboten, 787/843 wieder erlaubt • Rom durch die Völkerwanderung zum germanischen Norden hin orientiert, 800 Kaisertum Karls des Großen • Trinitätslehre: im Osten der Vater Quelle der Gottheit, im Westen „ein Gott in drei Personen“. Filioque-Streit • 1054 Bruch zwischen Ost- und Westkirche • 1204-61: 4. Kreuzzug, Blutbad, lateinisches Kaisertum in Konstantinopel • 1453: Konstantinopel fällt an den Islam • 1589: Moskau „drittes Rom“
Entfremdung und Bruch zwischen Ost- und Westkirche und der Weg der orthodoxen und unierten Kirchen 2 • Die „Göttliche Liturgie“ ist Zentrum des orthodoxen Glaubens, Epiphanie des Himmels und der Ewigkeit in der irdischen Wirklichkeit • Erlösung ist „Göttlich-Werdung“, Liturgie verwandelt den Gläubigen • Ikonen: Fenster des Himmels in die irdische Welt, auch zuhause • Katechumenen- Liturgie mit Fürbitten, Lesungen u. Predigt • Liturgie der Gläubigen mit Eucharistie • Marien- und Heiligenverehrung • Zölibat für Mönche und Bischöfe, nicht für Priester • Unveränderte Theologie seit den 7 antiken Konzilien
Entfremdung und Bruch zwischen Ost- und Westkirche und der Weg der orthodoxen und unierten Kirchen 3 • Orthodoxie Sammelbegriff für selbständige Nationalkirchen in östlich-byzantinischer – chalcedonensischer Tradition • Ehrenprimat Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel • Orthodoxe Patriarchate in Russland, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Griechenland … • Ablehnung der universalen Rechts- und Lehrgewalt des Papstes • 200 -250 Millionen orthodoxe Christen, 1 Million in Deutschland • (Kritische) Mitglieder im Ökumenischen Rat der Kirchen, Dialog und Spannungen mit der Katholischen Kirche • Unierte Kirchen: östliche Kirchen, die den Papst als Oberhaupt anerkennen: Maroniten im Libanon, griech. –kath. Kirche in der Ukraine, chaldäische Kirche im Irak, Thomaschristen in Südindien
Leitung und Verfassung der römisch-katholischen Kirche • Kirche als Mittlerin zwischen Christus und den (christlichen) Laien, Institution der Heilsvermittlung • Christus teilt in der Weihe seinen Geist unverlierbar den Amtsträgern mit und wirkt als diese • Hierarchie: dreigliedriges Amt aus Bischöfen, Priestern und Diakonen; dabei Bischöfe in „apostolischer Sukzession“ • Papst und Bischöfe haben Lehr (Wort)-, Jurisdiktions- (Leitung) und Weihegewalt (Sakrament), Priester v.a. nur Weihegewalt • Vorrangstellung des Papstes: zuerst von Leo d. Gr. beansprucht (440-461), um 1100 Gregor d. Gr. unumschränkter Herr der Kirche, 1122 Wormser Konkordat: klarere Unterscheidung der geistlichen von politischer Gewalt • 1. vatikanisches Konzil 1870: Unfehlbarkeit des Papstes u. der Gesamtheit der Bischöfe in Glaubens- und Sittenfragen. Kurie • 2. vatikanisches Konzil 1962-65: Konzil, Teilkirchen, Laien gestärkt
Katholische Theologie • Hl. Schrift u. Tradition: Offenbarungsquellen • Lehramt der Kirche deutet dies verbindlich • Konzilien: 7 altkirchliche u. 14 katholische • 4. Laterankonzil 1215: Transsubstantiation • K. von Trient 1545-63: u.a. Gnadenlehre • Vaticanum I 1870: Unfehlbarkeit des Papstes • Augustin (354-430): Westkirchl. Kirchenvater • Trinitätslehre, Gottesstaat, objektive Wirkung der Sakramente, Sünde und Gnade • Scholastik: Übereinstimmung zwischen Glaube und Wissen, Glaubenswissenschaft • Thomas von Aquin (1215-74): Aristoteles (Vernunft) • Duns Scotus (1265-1308): Platon (Wille)
Katholische Theologie 2 • Nach der Reformation: Kontroverstheologie. Konsolidierung als katholische Konfessionstheologie • Im 18. Jh.: Infragestellung durch Aufklärung u. Pragmatismus • Im 19. Jh.: Neuscholastik • Vaticanum I 1870: „Gott … kann mit dem natürlichen Licht menschlicher Vernunft aus den geschaffenen Dingen sicher erkannt werden.“ • Antimoderne Ausrichtung • 1864: Syllabus errorum (gegen Liberalismus u. Kommunismus) • 1891: 1. Sozialenzylika: Personalität, Solidarität, Subsidiarität • 1910: Antimodernisteneid • Kirchenlehre • Kirche als societasperfecta (2. Hälfte 19. Jh.); 1917: Codex IuriCanonici; 1943: Kirche als zweite Inkarnation • 2. Vaticanum 1962-65: Weltkirche; Relativierung der katholischen Kirche
Frömmigkeit und Ordensleben in der katholischen Kirche • Idealbild des Bekenners und Märtyrers in der Antike • Kirchenbuße zunächst als einmaliger Akt, dann als wiederholbare Einzelbeichte ab dem 4./5. Jh. • Wallfahrten ab 1000: Massenphänomen, z.B. nach Santiago de Compostela • Armutsbewegung des 12./13. Jh. und Bettelorden • Mystik: uniomystica mit Gott • Bernhard von Clairveaux (1090-1153) und Hildegard von Bingen (1098-1179) • Meister Eckhart (1260-1327) und Teresa von Avila (1515-82) • Devotiomoderna: „Nachahmung Christi“ von Thomas von Kempen (1380-1471) • Ignatius von Loyola (1491-1556): jesuitische Heiligung der Welt • Gegenreformation, Bildung, Mission, Exerzitien • Marienfrömmigkeit • Marienerscheinungen in Lourdes (1858) • Dogma von der unbefleckten Empfängnis Marias (1854)
Frömmigkeit und Ordensleben in der katholischen Kirche 2 • Östliches Mönchtum durch Hieronymus (347-419) vermittelt • Augustinische Klosterregel um 400 • Benedikt von Nursia (gest. 547) • 1. Gehorsam gegenüber dem Abt 2. Stabilitas loci 3. Ora et labora • Antikes Erbe, kultureller Mittelpunkt, Christianisierung der Germanen • Zisterzienser • Strenge der benediktinischen Regel, Urbarmachung einsamer Gegenden • Bettelorden: Franziskaner und Dominikaner • Männlicher und weiblicher Zweig und Laienorden • Neuzeit • Infragestellung durch die Reformation • Konsolidierung in der Gegenreformation und überseeische Missionen • Säkularisierung um die Wende zum 19.Jh., spezialisierte Orden • Krise nach dem 2. Vaticanum
Römisch-katholische Liturgie • 7 Sakramente mit innerer Disposition des Gläubigen und Vollzug des äußeren Aktes ex opereoperato (ohne persönliche Disposition des Spenders) • Taufe im Kleinkindalter • Erstkommunion mit 9 Jahren • Firmung als Gabe des Hl. Geistes im Jugendalter • Ehe: gegenseitige Spendung der Eheleute mit Priester • Unaufhebbare Priesterweihe „in persona Christi“ • Zölibat menschliches Gesetz als Zeichen der Verfügbarkeit des Priesters für das Reich Gottes, im Westen u. in Afrika oft abgelehnt
Römisch-katholische Liturgie 2 • Krankensalbung bei jeder schweren Krankheit, nicht mehr „letzte Ölung“ beim Sterben • Bußsakrament (Einzelbeichte mit Beichtgeheimnis) in Krise • Eucharistie als Quelle und Höhepunkt kirchlichen Lebens: • Das Kreuzesopfer wird von neuem gegenwärtig • Individuelle Vereinigung mit Christus, aber schafft auch Gemeinschaft • Mehr Kommunion, weniger eucharistische Frömmigkeit • Krankenkommunion • Latein Kultsprache, römische Liturgie setzt sich durch • Seit dem 2. Vaticanum: landesprachliche Meßliturgie • Sonntagspflicht für Katholiken • Keine eucharistische Gastfreundschaft mit evangelischen Christen wegen Fehlen des sakramentalen Priestertums
Staat und Kirche • Im Westen kein Cäsaropapismus wie in der Ostkirche • Verbindung von geistlicher und weltlicher Macht im Frühmittelalter • Karl der Große: Oberhoheit des Kaisers über die Kirche • Otto der Große: Gräfliche Herrschaftsrechte für Bischöfe und Äbte • Investiturstreit: Kirche wählt Amtsträger aus u. setzt sie ein • Gregor VII: Schlüsselgewalt des Papstes auch über die Welt • Geistige Führung des Papsttums, Kreuzzüge: christliche Umgestaltung der Welt, auch mit Gewalt • Abendländisches Schisma (14. Jh.), Schwächung des Papsttums, Landeskirchentum • Neuzeit: Trennung von Kirche und Staat in Europa u. Lateinamerika • Zerschlagung des Kirchenstaates 1870, Mobilisierung der Weltkirche, 1929 Lateranverträge
Mission und Ökumene • Unsystematische Ausbreitung des Glaubens im römischen Reich in der Antike • Missionierung der Germanen, Skandinavier u. Slawen im Frühmittelalter • Missionierung von Mittel- u. Südamerika u. der Philippinen in der frühen Neuzeit mit Kolonisierung • 1622 zentrale „Propaganda fide“: Zentralismus und Inkulturation • Ritenstreit in China um 1700: Jesuiten für Pflege altchinesischer Riten, Verbot durch Papst, Absterben des dortigen Christentums • Heute: Krise katholischer Mission, Aufgabe der Neuevangelisierung
Mission und Ökumene 2 • Weltweit 1,14 Milliarden Katholiken. Katholiken wachsen um 0,9 % (in Afrika, Ozeanien, Teilen Ostasiens), die Weltbevölkerung um 1,2% • Ökumenische Bemühungen in Richtung orthodoxe Kirchen 1274, 1439 u. im späten 19. Jh. • 1928 Verbot durch Pius XI, an ökumenischen Konferenzen teilzunehmen • 2. Vaticanum: Öffnen für ökumenische Anliegen. Auch anderen Kirchen wurde ein kirchlicher Charakter zugeschrieben. Bilaterale Gespräche mit anderen Kirchen • 1999 Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre mit lutherischen Kirchen • Stagnation in der Ökumene
Der Katholizismus in Lateinamerika • Nach der Kolonisation und Zwangskatholisierung seit 1492 untergründiges synkretistisches Weiterwirken indigener und afrikanischer Religiösität v.a. im Heiligen- und Marienkult (sog. Volkskatholizismus) • Amtskirche gehört zum konservativen Establishment • Ab den sechziger Jahren des 20. Jh.: „Theologie der Befreiung“ (1968 Medellin) und Basisgemeinden, Zurückdrängung ab Mitte der 80er Jahre, Hinwendung zu moralischen Themen • Heute auch: Katholische Charismatische Erneuerung in katholischer Kirche • Zurückdrängen des Katholizismus durch die vorwärts dringende Pfingstbewegung: z.B. in Brasilien 2000 16%, 2008 24% Bevölkerungsanteil