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Frauenvollversammlung, 06.03.2013 Philipps-Universität Marburg

Häusliche Pflege in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege. Frauenvollversammlung, 06.03.2013 Philipps-Universität Marburg Prof. Dr. Monika Reichert, TU Dortmund. :. Gliederung des Vortrages. Daten und Fakten zur häuslichen Pflege

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Frauenvollversammlung, 06.03.2013 Philipps-Universität Marburg

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  1. Häusliche Pflege in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege Frauenvollversammlung, 06.03.2013 Philipps-Universität Marburg Prof. Dr. Monika Reichert, TU Dortmund :

  2. Gliederung des Vortrages • Daten und Fakten zur häuslichen Pflege • Zur Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege • Zur Relevanz der Thematik • Erwerbstätige Pflegende: Wichtige Hinweise • Konsequenzen einer mangelnden Vereinbarkeit • für erwerbstätige Pflegende • für Unternehmen • Betriebliche Maßnahmen

  3. Wie viele Pflegebedürftige gibt es und wo werden sie versorgt? (www.destatis.de) • Von den 2,5 Millionen Pflegebedürftigen werden … • in Privathaushalten versorgt: 1,76 Mill. (70%) • darunter 1,18 Mill. ausschließlich von Angehörigen (darunter auch Pflegebedürftige mit einer Demenzerkrankung) • in Heimen versorgt: 743.000 (30%)

  4. Wer sind die Pflegebedürftigen in privaten Haushalten –(I)? (Schneekloth, 2005) • Alter: • unter 60 Jahre = 21%, zwischen 60 und 80 Jahren = 34%, älter als 80 Jahre = 45% • Geschlecht: • weiblich = 65%, männlich = 36% • Familienstand: • verwitwet = 43%, verheiratet = 30%, ledig = 19%, geschieden = 6%

  5. Wer sind die Pflegebedürftigen in privaten Haushalten –(II)?(Schneekloth, 2005) • Pflegestufen: • Pflegestufe I = 56%, Pflegestufe II = 33% und in Pflegestufe III = 11% • kognitive Einschränkungen:48% • Dauer der Pflegebedürftigkeit:durchschnittlich 8 Jahre

  6. Wer sind die Pflegenden (I)? (Schneekloth, 2005) • Geschlecht: • weiblich = 73%, männlich = 27% (1991: weiblich = 83%, männlich = 17%) • Alter: • unter 55 = 40%, über 55 = 60%; Durchschnittsalter = 59 • Verhältnis zum Pflegebedürftigen: • EhepartnerIn = 28%, Tochter = 26%, Eltern = 13%, Sohn = 10%, Schwiegertochter = 6%, Nachbarn Freunde, Bekannte = 8%

  7. Wer sind die Pflegenden (II)? (Schneekloth, 2005) • Familienstand: • verheiratet = 69%, verwitwet = 12%, ledig = 12%, geschieden = 5% • Wohnsituation: • mit dem Pflegebedürftigen zusammen = 62%, im gleichen Haus = 8%, weniger als 10 Minuten entfernt = 14%, bis zu 30 Minuten entfernt = 5%, weiter entfernt = 3% (8% der Pflegebedürftigen haben keine privaten Helfer)

  8. Wer sind die Pflegenden (III)? (Schneekloth, 2005) • Umfang der Erwerbstätigkeit (Pflegende im Alter von 15 bis 64 Jahren): • Vollzeit = 19%, Teilzeit (unter 30 Std.) = 15%, geringfügig (unter 15 Std.) = 6% • Konsequenzen der Pflege für die Erwerbstätigkeit: • Tätigkeit aufgegeben = 10%, Tätigkeit eingeschränkt = 11%, fortgesetzt = 26%, zur Beginn der Pflege nicht erwerbstätig = 51%

  9. Welche Leistungen erbringen Pflegende im Zusammenhang mit der Pflege? (Schneekloth, 2005) • körperbezogene Pflegeleistungen • hauswirtschaftlich-instrumentelle Hilfeleistungen • emotionale Unterstützung und Betreuung • Organisation und Management des Alltags

  10. Wie verfügbar müssen Pflegende sein? (Schneekloth, 2005)

  11. Wie stark fühlen sich Pflegende belastet? (Schneekloth, 2005)

  12. Welche Belastungen erleben Pflegende (I)? • psychische Belastungen • physische Belastungen • Reduzierung von Freizeit und Erholung • pflegebedingte Isolation

  13. Welche Belastungen erleben Pflegende (II)? • Rollenkonflikte und Beziehungsveränderungen • finanzielle Belastungen • Belastungen durch die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf • …….. • aber: Häufig kommt es zur Kumulation unterschiedlicher Belastungsarten!

  14. Mit welchen positiven Aspekten geht die Pflege einher? • früher erhaltene Hilfeleistungen des Gepflegten wieder „gut machen“ zu können; • das Gefühl zu haben, etwas sinnvolles zu tun, gebraucht zu werden; • das Erleben der Dankbarkeit und Anerkennung des Gepflegten bzw. der sozialen Umwelt; • eine Vertiefung und gegebenenfalls eine Verbesserung der Beziehung feststellen zu können; • kein schlechtes Gewissen haben zu müssen • finanzielle Zuwendungen; • …..

  15. Eine besondere Problematik in der häuslichen Pflege: Die Vereinbarkeit mit dem Beruf

  16. Eine besondere Problematik in der häuslichen Pflege: Die Vereinbarkeit mit dem Beruf

  17. Eine besondere Problematik in der häuslichen Pflege: Die Vereinbarkeit mit dem Beruf

  18. Erwerbstätige Pflegende: Zur Bedeutung des Themas (I) (Reichert, 2012) • Zunahme der Zahl der Pflegebedürftigen • Zahl der Hochaltrigen steigt, damit verbunden erhöhtes Risiko der Pflegebedürftigkeit • Abnahme des informellen Pflegepotenzials

  19. Erwerbstätige Pflegende: Zur Bedeutung des Themas (II) (Reichert, 2012) • gleichzeitig: • Verlängerung der Lebensarbeitszeit: ältere Arbeitnehmer/innen sind angesichts der Folgen des demographischen Wandels von Unternehmen zunehmend gefragt • kontinuierlicher Anstieg der Frauenerwerbsquote in den pflegerelevanten Altersgruppen • ausschließlich professionelle (ambulante wie stationäre) Pflegeleistungen sind weder gewünscht noch nachhaltig finanzierbar •  mehr ältere Arbeitnehmer/innen (insbes. Frauen) mit Pflegeverantwortung!

  20. Erwerbstätige Pflegende: Wichtige Hinweise (I) • Erwerbstätige Pflege sind eine besondere Gruppe Pflegender nämlich jene, die Pflege und Beruf vereinbarenwollen bzw. müssen. • Gemäß vorliegender Studien beträgt der Anteil Erwerbstätiger mit Pflegeverpflichtungen an allen ArbeitnehmerInnenzwischen 6% bis 10%.

  21. Erwerbstätige Pflegende: Wichtige Hinweise (II) • wichtig: Definition „erwerbstätige Pflegende“ • Von allen Pflegendenim erwerbsfähigen Alter sind 40% erwerbstätig. Davon: • Vollzeit: 19% • Teilzeit (weniger als 30 Std.): 15% • Teilzeit (weniger als 15 Std.) : 6% (Schneekloth, 2005). • Für 21% aller Pflegendenim erwerbsfähigen Alter hatte die Pflege einschneidende Konsequenzen für die Erwerbstätigkeit (Schneekloth, 2005). .

  22. Pflege kostet Frauen viel Zeit(IfD-Allensbach, 2012)

  23. Veränderungen der Arbeitszeiten zugunsten der Pflege (IfD Allesbach, 2012)

  24. Mangelnde Vereinbarkeit und ihre Folgen für die Betroffenen (Reichert, 2012) • Privat- und Familienleben • mangelndes psychisches und physisches Wohlbefinden • verminderte Freizeit und Erholung • verminderte soziale Kontakte innerhalb und außerhalb der Familie • .... • Berufsleben • Fehlzeiten • Leistungseinbußen • finanzielle Einbußen • verringerte Karrierechancen • Probleme mit Arbeitskollegen und Vorgesetzten • ….

  25. Pflegende Frauen: Schwierige Vereinbarkeit mit dem Beruf (IfD-Allensbach 2012)

  26. Erwerbstätige Pflegende: geschlechtsspezifische Unterschiede (I) (Franke & Reichert, 2011) • Frauen … • reduzieren eher ihre Arbeitszeit oder scheiden gänzlich aus dem Erwerbsleben aus, um zu pflegen. • erleben durch das pflegebedingte Ausscheiden dem Erwerbsleben … • Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg und damit verminderte Chancen für Karriere und Weiterbildung • gravierende finanzielle Nachteile (z.B. für die Alterssicherung) und eine erhöhte finanzielle Abhängigkeit vom (Ehe-)partner.

  27. Erwerbstätige Pflegende: geschlechtsspezifische Unterschiede (II) (Franke & Reichert, 2011) • Frauen … • geben sich eher (auch) am Arbeitsplatz als Pflegende zu erkennen als Männer. • wird nach wie vor die Rolle der Pflegenden zugeschrieben (Pflege ist „Frauensache“; pflegende Männer sind „atypisch), wenngleich sich langsam Veränderungen abzeichnen. • …

  28. Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege: geschlechtsspezifische Unterschiede (IV) (Franke & Reichert, 2011) • Männer … • können eine Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege besser bewältigen, da sie mehr informelle und formelle Unterstützung in Anspruch nehmen. • sind stärker in die Pflege involviert, wenn sie weniger als ihre (Ehe-)Partnerin verdienen, einen unsicheres Einkommen haben oder aus gesundheitlichen Gründen die Arbeitszeit reduziert haben. • ….

  29. Wichtige Ursachen für geschlechtsspezifische Unterschiede (Franke & Reichert, 2011) Frauen verdienen häufig im Vergleich zu Männern weniger und die höhere Rate an Teilzeitbeschäftigung. Das PflegeVG unterstützt die Pflege durch Frauen bzw. orientiert sich am (männnlichen) Alleinverdienermodell. basiert auf der Annahme, dass Frauen – auch in Zukunft – hauptsächlich Teilzeit arbeiten werden und somit für Pflegearbeit zur Verfügung stehen. Hinzu kommen gesellschaftliche Normen, kulturelle und sozialisationsbedingte Unterschiede sowie die Situation der Frauen auf dem Arbeitsmarkt.

  30. Erwerbstätigkeit trotz Pflege kann … (Reichert, 2012) • Normalität im Alltag bieten • einen Ausgleich zur Pflegetätigkeit darstellen • Befriedigung durch Erfolgserlebnisse schaffen • geistige Herausforderung bieten • soziale Unterstützung bieten • finanziell erforderlich sein • ….

  31. Mangelnde Vereinbarkeit und ihre Folgen für die Betriebe (Reichert, 2012) • erhöhte Absentismusrate • verminderte Produktivität • höherer Krankenstand • verminderte Arbeitszufriedenheit und Arbeitsmoral • vorzeitiger Verlust von qualifizierten Arbeitskräften • Zusatzkosten für die Anwerbung und Ausbildung neuer Arbeitskräfte • Erhöhte Nutzung von firmeneigenen Ressourcen • dies bedeutet: erhebliche betriebliche Folgekosten!

  32. Betriebliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege

  33. Unterschiede zwischen Kindererziehung und Pflegetätigkeit • Pflegetätigkeit … • ist in Bezug auf Eintritt, Dauer und Intensität schwer absehbar • kann mit hohen psychischen und physischen Belastungen einher gehen • bedeutet Konfrontation mit Krankheit und Gebrechlichkeit • tritt in aller Regel in einem anderen Alter und in einer anderen Lebensphase auf • findet relativ wenig gesellschaftliche Beachtung und Anerkennung • …..

  34. Quelle: Institut der dt. Wirtschaft, 2010

  35. Pflegeurlaub – hier: Maßnahmen, die eine Rückkehr zum Arbeitsplatz erleichtern (Energieunternehmen, Großbritannien) Umfassende Unterstützung… währenddes Pflegeurlaubs durch regelmäßigen Kontakt zwischen unmittelbaren Vorgesetzten und pflegenden ArbeitnehmernInnen sowie Weiterleitung aller wichtigen arbeitsplatzbezogenen Mitteilungen, falls dies gewünscht ist; nach dem Pflegeurlaub durch Wiedereingliederungsmaßnahmen wie Fort- und Weiterbildung; Good practice – Beispiel 1 (Cullen, 2012)

  36. Arbeitszeitbefreiung – hier: für ältere ArbeitnehmerInnen (Versicherungsunternehmen, Belgien) Möglichkeit der Arbeitszeitbefreiung von 1 ½ bis zu 7 Tagen pro Monat für ArbeitnehmerInnen zwischen 52 und 62 Jahren (Anzahl der Tage abhängig vom Alter des Beschäftigten und von der Betriebszugehörigkeitsdauer); Ziel: Vermeidung von Frühverrentung und/oder einer stärkeren Arbeitszeitreduzierung; Good practice – Beispiel 2 (Cullen, 2012)

  37. Flexibilität – hier: Arbeitsplatz (pharmazeutisches Unternehmen, Portugal) ArbeitnehmerInnen haben die Wahl von drei Standorten des Unternehmens jenen auszuwählen, der für sie am günstigsten gelegen ist (z.B. in der Nähe der Wohnung der pflegebedürftigen Person, in der Nähe einer Tagespflegeinrichtung) Good practice – Beispiel 3 (Cullen, 2012)

  38. familienfreundliches, vertrauensvolles Betriebsklima fördern unmittelbare Vorgesetzte und Führungskräfte schulen Informationspolitik verbessern (Pflege ist kein Tabu-Thema!) pflegebezogene Maßnahmen als selbstverständlich anbieten Angebotspalette bereithalten: erwerbstätige Pflegende sind keine homogene Gruppe niedrigschwelliges Beratungsangebot bereithalten Lösung für Klein- und Mittelbetriebe finden verstärkte Kooperation zwischen Unternehmen, Institutionen der pflegerischen Versorgung und Politik (Familie als Querschnittaufgabe unterschiedlicher Politikfelder)! …. Handlungsempfehlungen

  39. Fazit (I) • Die häusliche Pflege erfolgt vorrangig durch die Familie, insbesondere durch weibliche Familienmitglieder. • Die häusliche Pflege geht für viele pflegende Angehörige mit hohen Belastungen einher (aber:mit der Pflege sind auch positive Aspekte verbunden). • Die Belastungen können auch eine Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege beeinträchtigen. • Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ist nicht mit der Vereinbarkeit von Kindererziehung und Beruf gleichzusetzen.

  40. Fazit (II) • In Zukunft ist immer weniger damit zu rechnen, dass Frauen (und Männer) ihre Erwerbsarbeit aufgrund von Pflegeverpflichtungen langfristig unterbrechen oder gänzlich aufgeben wollen/können. • Eine gelungene Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und häuslicher Pflege ist nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Betriebe von hohem Interesse.

  41. Fazit (III) • Ihre Gewährleistung ist eine zentrale Aufgabe unterschiedlicher Akteure,d.h. es sind vielfältige (betriebliche) Maßnahmen notwendig. • Eine geschlechtergerechte Gestaltung der Vereinbarkeit von Berufs- und Pflegetätigkeit muss die Ursachen, die zur Ungleichheit zwischen Männern und Frauen führen, beseitigen.

  42. Verwendete Literatur: • Cullen, K. (2011). Company initiatives forworkerswithcareresponsibilitiesfordisabledchildernoradults, European FoundationfortheImprovementof Living and Working Conditions, Dublin, Ireland • Franke, A. & Reichert, M. (2011). Anlayse der Literatur zum Thema Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Pflege. www.carersatwork.tu-dortmund.de • IfDAllensbach (2012). Weil Zukunft Pflege braucht. Die R+V-Studie zu Frauen und Pflege. http://www.freiraum-fuers-leben.de/#/home • Reichert, M. (2012). Erwerbstätigkeit und Pflege. In C. Tesch-Römer & H.W. Wahl (Hrsg.), Angewandte Gerontologie. Stuttgart: Kohlhammer. • Schneekloth, U. (2005): Entwicklungstrends bei Hilfe- und Pflegebedarf in Privathaushalten. Ergebnisse der Infratest-Repräsentativerhebung. In U. Schneekloth & H.W. Wahl (Hrsg.), Möglichkeiten und Grenzen selbständiger Lebensführung in privaten Haushalten (MuG III). Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. • https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Pflege/Pflege.html: Pflegestatistik 2012.

  43. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! mreichert@fb12.uni-dortmund.de

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