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Abbau von Geschlechterasymmetrien durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Abbau von Geschlechterasymmetrien durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen?. Prof. Dr. Birgit Bütow Vortrag 17.9.2011, Fachtag „Frauenarbeit ist MEHR-WERT!“. Inhalte. Konstruktion der Familie als Ort der ‚romantischen Liebe‘, Privatheit und ‚care‘

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Abbau von Geschlechterasymmetrien durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

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Presentation Transcript


  1. Abbau von Geschlechterasymmetrien durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen? Prof. Dr. Birgit Bütow Vortrag 17.9.2011, Fachtag „Frauenarbeit ist MEHR-WERT!“

  2. Inhalte • Konstruktion der Familie als Ort der ‚romantischen Liebe‘, Privatheit und ‚care‘ • (Post-)Moderne Gender-Paradoxien und Ungleichheiten • Soziologische Erklärungen für Geschlechterungleichheiten • Prinzipien für Geschlechtergleichheit • Bedingungsloses Grundeinkommen – allgemein und aus Sicht der Geschlechterforschung • Offene Fragen und Probleme

  3. Konstruktion von Familie als Ort der ‚romantischen Liebe‘ und der Privatheit • Ideal entstand Ende des 18. Jhd. • Trennung von Arbeiten und Wohnen • Konstitution von Familie als Ort der Privatheit und als weibliche Sphäre (Liebe und Sorge/n) • Max Weber: Liebe der Familie als Gegenpol zur ‚harten‘ Arbeitsrationalität • Ehe als weibliche Vollinklusion in das familiäre Gehäuse (Modell der kleinbürgerlichen Familie) • Habitus des Familienernährers und der weiblichen Liebes- und Fürsorgetätigkeit („Arbeit aus Liebe“) • Folgen für den Sozialstaat

  4. (Post-)Moderne Gender-Paradoxien • Egalitätsnormen im Hinblick auf Erwerbsbeteiligung – ungleiche Chancen und Bezahlung • Prekarisierung von Arbeit – keine Aufwertung von Familie • Monetäre ‚Abgeltung‘ von Familienarbeit – nach wie vor bestehende Ungleichgewichte in der Beteiligung bei care • Doppelte Vergesellschaftung von Frauen – Festhalten von Männern an klassischen Identitäten • Verzicht auf Elternschaft – (prekäre) Anerkennung durch Elternschaft

  5. Strukturelle Benachteiligung von Frauen • Armutsrisiken deutlich höher durch geringere Bezahlung • Altersarmut, Armut Alleinerziehende • Hartz IV festigt Geschlechternormen und private, tradierte Arbeitsteilung • Aktuelle Krise des Sozialstaats ist v.a. eine Krise unbewältigter Widersprüche in den Geschlechterverhältnissen

  6. Institutionenansatz zur Erklärung von Geschlechterungleichheiten (Krüger 2003, 2008) „In der Tat, Erwerbsarbeit, Familie, Sozialpolitik bilden ein Verbundsystem, das sich wechselseitig stützt. (…) Aufgrund der bildungspolitisch erzeugten Ressourcendifferenz zwischen den Geschlechtern sind es die weiblichen Lebensläufe, die nach Gründung einer eigenen Familie die unterschiedlichen institutionellen Zugriffe und Ansprüche der Institutionen ausbalancieren müssen, d.h. die Rechnung der Zwickmühlen im eigenen Puzzle-Lebenslauf bezahlen“ (2008:75).

  7. Ansatz der „institutionellen Reflexivität“ (Goffman 1994; Kaufmann 1994; Lenz 2001) • Institutionelle Ordnung der (heterosexuellen) Zweierbeziehung als „ehernes Gehäuse“ der Reproduktion von Geschlechterdifferenzen und Geschlechterungleicheiten • Alltägliche Praktiken erneuern diese subkutan und unmerklich aufgrund der Privatheit und Intimität der Beziehungen (Bsp. des Wegräumens von Sachen durch die Partnerin: Reproduktion der Differenz, die zur Struktur über Routinen wird – Kaufmann 1994)

  8. Grundeinkommen - allgemein • „Das Bedingungslose Grundeinkommen ist ein dem Individuum vom politischen Gemeinwesen garantierter Transferanspruch. Es wird jedem einzelnen Menschen ohne eine sozialadministrative Bedürftigkeitsprüfung (Einkommens- bzw. Vermögensprüfung) und ohne einen Arbeitszwang bzw. die Verpflichtung zur Gegenleistung in einer die Existenz sichernden und die gesellschaftliche Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichenden Höhe garantiert“ (Blaschke 2008:1)

  9. Gemeinsamkeiten und Unterschiede • „Generallösungen“ für komplexe Probleme • Entkopplung von Arbeit und sozialer Sicherung • Ausblendung Geschlechterverhältnisse • Unterschiede: Höhe, Finanzierungsgrundlagen, politische Implikationen und Begleit-Programmatiken • Rahmen für vielfältige Ausdeutungen und Debatten (Deutschland: weitgehende Absenz der Geschlechterforschung und –politik)

  10. Prinzipien von Geschlechtergerechtigkeit(Fraser 1996, 2001) • Individuelle Armutsvermeidung durch eigenständige Existenzsicherung • Abschaffung von Abhängigkeitsverhältnissen in/durch Ehe • Einkommensgleichheit • Abschaffung von Erwerbsmodellen, die Frei- und Lebenszeit einschränken • Gleiche/r Achtung und Status aller Tätigkeiten, unabhängig vom Geschlecht • Gleichberechtigte Teilhabe an allen Bereichen gesellschaftlichen Lebens • Abkehr vom Androzentrismus, Umverteilung Versorgungs- bzw. Fürsorgearbeit, andere sozialstaatliche Grundfesten („universal care worker“)

  11. Befürworterinnen BGE • Maßstab Frasers Überlegungen (z.B. Erik Christensen, 2002) • Zentrale Rolle des Staates bei Herstellung von Verteilungsgerechtigkeit (z.B. durch Entlohnung von Pflegearbeit) • Keine Infragestellung der geschlechtsspezifischen Zuständigkeiten • Ausblendung der kulturellen und symbolischen Bedeutung von Geschlecht • Reziprozität der Geschlechter durch gleichen Lohn = Anerkennungsbehauptung

  12. SkeptikerInnen • Förderung pluraler Lebensformen und Armutsbekämpfung durch BGE • Notwendigkeit tiefer gehender Reformen, der Integration von Betreuung und Pflege in das Erwerbssystem, das insgesamt zu „vermenschlichen“ ist • Empirische Prüfungen nötig • BGE als ein zentraler Schritt unter anderen

  13. KritikerInnen • Spannungsfeld von Gleichheit und Differenz • Arbeitsmarktintegration für Alle, Lohngerechtigkeit und Staatsfunktion bei „privaten“ Aufgaben (‚care‘) (BGE verstärkt Geschlechternormen) = Gleichheits-Norm • ‚care‘ und Markt unterliegen unterschiedlichen Logiken und können daher nicht monetär gleichgestellt werden; Anerkennung von ‚care‘ als kulturelle, moralische Aufgabe – Differenz

  14. Paradoxien (Knapp 2008) Spannungsfeld von Gleichheit und Differenz der Geschlechter („Wollestonecraft-Dilemma“ der Sozialpolitik) • Das Dilemma der Gleichbehandlung von Ungleichem führt ebenso zu einer Reproduktion, • wie das der Differenz der Geschlechter. • Das Identitätsdilemma – der Bezug auf eine Genusgruppe – impliziert den Ausschluss Anderer • Problem der Dekonstruktion, das die Grundlagen, die Voraussetzungen bzw. den Rahmen der Thematisierung von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen in Frage stellt.

  15. Offene Fragen und Probleme beim Modell des „universal care workers“ (Bütow 2010) • Zusammenhänge zur Debatte um Geschlechtergerechtigkeit und „gutes Leben“ (Nussbaum 1999) • Fürsorgearbeit als (selbstverständlicher) Bestandteil von Männlichkeit: Familie als gleichrangiger Lebensbereich = Kultur/Identitätsbereich, symbolische Repräsentationen • Notwendigkeit der kritischen Einmischung in laufende Debatten aus Sicht der Geschlechterverhältnisse in Deutschland, Bezug auf internationale Diskussionen

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