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Wieviel Bibliothek braucht eine Gesellschaft?. Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm Fachbereich Archiv-Bibliothek-Dokumentation Fachhochschule Potsdam. Referat Weiterbildung der FU Berlin / ÖTV Berlin: Zukunft der Bibliothek - Bibliothek der Zukunft Fachtagung 21. November 2000.
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Wieviel Bibliothek braucht eine Gesellschaft? Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm Fachbereich Archiv-Bibliothek-Dokumentation Fachhochschule Potsdam Referat Weiterbildung der FU Berlin / ÖTV Berlin: Zukunft der Bibliothek - Bibliothek der Zukunft Fachtagung 21. November 2000
Jede Gesellschaft hat die Bibliothek, die sie verdient... „Nirgends kann man den Grad der Kultur einer Stadt und überhaupt den Geist ihres herrschenden Geschmacks schneller und doch zugleich richtiger kennenlernen, als – in den Lesebibliotheken. Höre was ich darin fand, und ich werde Dir ferner nichts mehr über den Ton von Wirzburg zu sagen brauchen. [...] ,Aber sagen Sie uns, wenn so wenig gelesen wird, wo in aller Welt sind denn die Schriften Wielands, Goethes, Schillers?` – Halten zu Gnaden, diese Schriften werden hier gar nicht gelesen. [...] – ,Was stehn denn also eigentlich für Bücher hier an diesen Wänden?` – Rittergeschichten, lauter Rittergeschichten, rechts die Rittergeschichten mit Gespenstern, links ohne Gespenster, nach Belieben. –“ Heinrich v. Kleist, 14.9.1800
Überblick • Finnland • England • EU • Deutschland • Wirtschaft
Beispiel: Finnland Während der Rezession (18% Arbeitslosigkeit):starker Anstieg der Bibliotheksbenutzung der Stadtbibliothek Helsinki Cable Book Library, Helsinki
Stadtbibliothek Helsinki • Informationstankstelle: „Information Gas Station“ • „Ask Jeeves - Service“ • aktive Rolle im Web: Datenbankprodukion • Kommunikation • Literaturproduktion • Schulung, Netzzugang • neueste Technik • Management
Finnland ”The public library system is a basic pillar in the provision of national educational and cultural services which support the aspirations of the entire population to achieve a high state of intellectual development. Library services will be developed as an integral part of promoting a national information society. ” Programme of Prime Minister Paavo Lipponen’s second government
Großbritannien „Keystone for the Information Age:a National Information Policy for the UK“ Gründe: Modernisierung der Regierung, Wissensgesellschaft, E-Commerce, Gesundheit, Bildung, gegen soziale Ausgrenzung, Demokratie, kulturelle Identität, staatliche Investitionen, internationale Standardisierung Konsequenzen: „Museums, Libraries & Archives Council“, „National Grid for Learning“, „New Library: The People‘s Network“ etc.
Die Bibliothek bekommt eine Schlüsselrolle ... „Public libraries are at the heart of the emerging information society, with an established interface to the community and skills in information management - not to mention respect.“ • Lebenslanges Lernen • IuK Technologie als Katalysator für den sozialen Wandel • gegen Soziale Ausgrenzung • Wirtschaftliche Entwicklung Chris Batt, Chief Network Advisor at the Library and Information Commission (LIC), Libr. Ass. Record, Januar 2000.
Neue Rolle - neue Standards: Department for Culture Media and Sport: Standards [+ „Interventionspunkt“] • Austausch des Gesamtbestandes alle 8,5 [11] Jahre • 0.7 [0.35] PCs pro 1000 Einwohner • Aktive Benutzer =45 [30] % der Einwohner des Einzugsbereichs • m² / Einwohner: 23 [18,4] Annual Library Plan
EU (1997!):"Public Libraries and the Information Society" Die öffentliche Bibliothek ist der "Hauptakteur bei der lokalen Implementation der Informationsgesellschaft“ • ihre Rollen: • Partner für Demokratie und Informationsfreiheit • Ort für Bildung und Lernen; Lieferant des Rohstoffes für Wissen • Informationstechnikzentrum • kultureller Ort Thorhauge et al. 1997, S. 3
Deutschland (2000): Informationsgesellschaft ohne Bibliotheken: • BitKom-Studie • Prognos • Initiative D21(vor allem Wirtschaft!) • BMBF (Digitale Bibliotheken) • BMWi (Digitale Spaltung)
Initiative D21 „In Deutschland fehlt eine übergreifende Strategie für diesen Übergang ins Informationszeitalter.“ „Wir brauchen daher einen Plan für den Aufbau der Informationsgesellschaft in Deutschland.“ Memorandum D21, Juli 1999
Selbst wenn nur „Wirtschaft“ zählt: • Bibliotheken sind mehr wert als ihr Image denken läßt • sie tragen zur Wirtschaft bei • sie helfen gerade in „schlechten“ Zeiten (Beispiel Newcastle, Helsinki...) • mehr Selbstbewußtsein nötig!
Green Paper, EU 1998 • Bibliotheken erwirtschaften 0,4% des BSP • mit geringen Ressourcen • sie sind ein "volks-wirtschaftlicher Schatz" • "Dieses Kapital muß durch Investition fruchtbar gemacht werden"
Green Paper, EU 1998 "Libraries can have a major impact in their own communities and on the everyday life of their users, extending to economic aspects. Reading, music and other leisure pursuits which are supported by libraries maintain and renew people's capacity for activity. This is particularly apparent in economically declining areas. (...) Libraries can also actively assist attempts to find new survival strategies for a community."
Bibliothek als Informationszentrum: • Unterstützen örtlicher Wirtschaftsaktivitäten • Unterstützen der lokalen Verwaltung und Regierung • Bildung - Schule • Forschung Thorhauge et al. 1997, S. 19
perform job better 10,1% job search 9,3% accomplish task 7,5% start or run Business 6,5% critical information 5,8% education 5,6% personal fullfillment 5,6% happiness / joy 5,6% medical 5,5% "critical incidents" in Pennsylvania public libraries McClure/Bertot 1998, S. 41
social process auditin Somerset und Newcastle (England) Bibliothek trägt zur "corporate identity" und "sozialen Kohäsion" der Stadt bei und ist Katalysator für den Einzelhandel! Linley/Usherwood 1998, S.45
return on investment: Australien: 1 in Bibliotheken investierter A$ bringt 2 A$ Nutzen
Schlußfolgerungen • Bibliotheken sind relevanter Wirtschaftsfaktor und gerade im Internetzeitalter wichtig (Image verbessern!) • Wirtschaft allein ist nicht der richtige Partner • Bibliotheksmanagement muß ernst genommen werden (Marketing, lernende Organisation) • höherer Stellenwert für Ausbildung, Informationswissenschaft und Informationspolitik notwendig
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt und Feedback: Hobohm@FH-Potsdam.de Folien des Vortrags: http://www.fh-potsdam.de/~hobohm/Stadt/ Weitere Informationen: in meinem Artikel: „Was Bibliotheken wert sind. Die wirtschaftliche Bedeutung der Bibliothek und ihre Ausrichtung auf die Informationsgesellschaft.“ In: Buch und Bibliothek, 51 (1999) 36-43 [Preprint: http://www.fh-potsdam.de/~hobohm/rel-pub.pdf ]