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Kapitel 5: Der praktische Umgang mit komplexen Lernern. Neuronale Netze als semiparametrische Verfahren. Neuronale Netze sind sehr flexibel, aber haben eine große Anzahl an Freiheitsgraden (Gewichten) sie benötigen sehr viele Daten für eine vernünftige Modellschätzung
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Kapitel 5: Der praktische Umgang mit komplexen Lernern Maschinelles Lernen und Neural Computation
Neuronale Netze als semiparametrische Verfahren • Neuronale Netze sind sehr flexibel, aber haben eine große Anzahl an Freiheitsgraden (Gewichten) • sie benötigen sehr viele Daten für eine vernünftige Modellschätzung • Modelle sollten möglichst klein gehalten werden • Occams Razor: wenn zwei Modelle das gleiche vorhersagen, bevorzuge das kleinere • Neuronale Netze unterliegen dem Fluch der Dimension (nicht beliebig viele Inputs) Maschinelles Lernen und Neural Computation
50 Bsp., 15 H.U. Overfitting • Bei zu wenigen Trainingsdaten: Das NN versucht, das Rauschen mitzumodellieren • „Überanpassung“ (Overfitting): schlechtere Performanz auf neuen Daten (quadratischer Abstand wird größer) Maschinelles Lernen und Neural Computation
Vermeidung von Overfitting • So viel Daten wie möglich (gute Abdeckung der Verteilung!) • Modell (Netz) so klein wie möglich halten • Allgemein: Regularisierung (= Einschränken der effektiven Anzahl der Freiheitsgrade): • Mehrere Durchläufe, Durchschnitt bilden • Strafterm für große Netze, z.B.: • „Pruning“ (Entfernen von Verbindungen) • Early stopping Maschinelles Lernen und Neural Computation
Überbestimmung des Modells • Wenn weniger Daten (Beispiele) als Gewichte:Modell ist unterbestimmt(Gewichte könnten frei gewählt werden) • mindestens so viele Beispiele wie Gewichte • Da Probleme stochastisch: jedes Beispiel trägt nur einen kleinen Teil zum Modell bei (Rauschverteilung) • ein Vielfaches an Beispielen notwendigHeuristik: nBeispiele > 10nGewichte • Beispiel: 9 Inputs, 500 Beispiele, 1 Output nGewichte = nHU*(9+1), max. 50 Gewichte max. 5 Hidden Units • Auch wenn benötigtes Modell komplexer ist: es lässt sich mit diesem Datenmaterial nicht ausnutzen Maschinelles Lernen und Neural Computation
Der Fluch der Dimension • Auch bei neuronalen Netzen steigt der Bedarf an Beispielen überlinear mit der Dimension (Inputs)(~ quadratisch) • Zahl der Inputmerkmale sollte so klein wie möglich sein • Obige Heuristik gilt eigentlich nur für kleine Inputanzahl (darüber noch größeres Vielfaches nehmen) • Merkmalselektion Maschinelles Lernen und Neural Computation
Die wesentlichen Schritte Aufgrund ihrer Eigenschaften erfordern neuronale Netze eine saubere Vorgangsweise: • Datensichtung • Datenvorverarbeitung • Merkmalsselektion • Modellschätzung und Modellselektion • Vergleich mit einfachen Verfahren • Testen auf unabhängigen Daten • Interpretation der Ergebnisse Maschinelles Lernen und Neural Computation
Schritt 1: Datensichtung • Wichtig: sich ein Bild von den Daten machen • Z.B.: Plotten jedes einzelnen Inputmerkmals • Ausreißer identifizieren Fälle eliminieren oder auf Werte auf Maximalwert setzen • Attribute mit wenig Informationsgehalt eliminieren (z.B. wenn es fast immer den gleichen Wert hat) • Fehlende Werte identifizieren Fälle eliminieren oder auf Werte auf Durchschnitt setzen Maschinelles Lernen und Neural Computation
PC2 PC1 Bsp: Pima Indian Daten Hauptkomponentenanalyse • Principal Component Analysis (PCA):finde die Achsen (Hauptkomponenten), die die größte Varianz abdecken (~ Koordinatentransformation) • Mathematisch: Eigenvektoren der Kovarianzmatrix • Ermöglicht (tw.) Visualisierung der Daten Maschinelles Lernen und Neural Computation
Schritt 2: Vorverarbeitung • Frage: enthalten Inputmerkmale die richtige Information? Transformation (Differenzenbildung, Quotient, komplexere Merkmalsberechnung, etc.) • Sichtung der neuen Merkmale • Normalisierung (pro Merkmal):Mittelwert 0, Standardabweichung 1 • (sonst ist Modellschätzung schwierig) Maschinelles Lernen und Neural Computation
Schritt 3: Merkmalsselektion Merkmale Klasse • So wenig Inputdimensionen wie möglich! • 1. Heuristik: Korrelationsanalyse: • Nur diejenigen, die hoch korrelieren • Merkmale weglassen, die mit anderen hoch korrelieren • Aber: nur “First order” Statistik, suboptimal • 2. Heuristik: PCA • Eigenwerte geben an, wieviel Varianz abgedeckt • z.B. Pima Indian: 2.1, 1.73, 1.03, 0.88, 0.76, 0.68, 0.42, 0.4 • Nimm Hauptkomponenten als Inputaber: keine Outputinformation; kann suboptimal sein Maschinelles Lernen und Neural Computation
Verfahren zur „feature selection“ • „Filters“:betrachten einfache Auswahlmodelle (z.B. linear) • “Wrappers”:Betrachten das Zielmodell (siehe Modellselektion) • Suchverfahren: • inkrementelles Hinzunehmen • inkrementelles Wegnehmen • “branch and bound” • Bayes‘sche Evidenz • Optimale Selektion nur, wenn alle Kombinationen betrachtet! Maschinelles Lernen und Neural Computation
Lokales Minimum Schritt 4a: Modellschätzung (Training) • Konj. Gradient oder Quasi-Newton • Fortschritt des Trainings: Lernkurve (Fehler über Lernzyklen) • 1 Zyklus („epoch“): ganzes Trainingsset (batch) • Mehrere Initialisierungen: lokale Minima erkennbar • Fehler auf unabhängigen Datenset beobachtbar: • Early Stopping: Abbrechen, wenn Validierungsfehler ansteigt (= overfitting) Maschinelles Lernen und Neural Computation
Schritt 4b: Modellselektion • Ziel: optimale Modellkomplexität(Anzahl der Hidden Units) • Da optimales Modell unbekannt:“ausprobieren” und vergleichen • Immer auf unabhängigen Daten validieren • Ein einzelner Trainingsdurchlauf hat „Bias“(zu sehr vom Trainingsset abhängig zu optimistisch/pessimistisch) • Mehrere Durchläufe (mit verschiedenen Trainingssets) notwendig! Maschinelles Lernen und Neural Computation
... n Teile n. Teil zum Testen (Validierung) n-1 Teile zum Training Die n-fache Kreuzvalidierung • Bei beschränkten Datensätzen: n-fache Kreuzvalidierung • Das ganze n mal (Validierungsset jeweils disjunkt, Trainingssets nicht) • n Durchläufe, n Netze, n Performanzen auf Validierungssets Durchschnitt (Schätzung ohne Bias), NICHT das beste Netz! Standardabweichung (Konfidenzintervall) Maschinelles Lernen und Neural Computation
Anzahl Beobachtungen Varianz Freiheitsgrade Statistisches Testen • Vergleich zweier Modelle anhand des Durchschnitts • Frage: Ist der Unterschied signifikant (oder zufällig)? statistischer Signifikanztest notwendig • Z.B.: t-test (Test auf Gleichheit der Mittelwerte, setzt Normalverteilung voraus) • Nullhypothese: Mittelwerte sind gleich • T-Wert in Tabelle p-Wert(1-Wahrscheinlichkeit, dass Nullhypothese abgelehnt werden kann) Maschinelles Lernen und Neural Computation
Signifikanztests: Allgemeines • P-Wert sollte maximal 5% sein: p<0.05 • Je niedriger, desto signifikanter • Wenn keine Signifikanz erreicht:mehr Beobachtungen = Erhöhung von n • Abstand wird geringer werden • Multiples Testen:bei p<0.05: Unter 20 Tests ist im Durchschnitt einer dabei, der fälschlicherweise Signifikanz vorhersagt • korrigieren oder höheres Niveau verlangen (z.B. p<0.01) Maschinelles Lernen und Neural Computation
Modellselektion • Strategie zur optimalen Wahl der Modellkomplexität: • Klein beginnen (z.B. 1 oder 2 Hidden Units) • n-fache Kreuzvalidierung • Jeweils eine Hidden Unit hinzufügen • Akzeptieren, solange (signifikante) Verbesserung • Keine Regularisierung notwendigOverfitting wird durch Kreuzvalidierung abgefangen(Durchschnittsbildung) • zu viele Hidden Units zu große Varianz keine Signifikanz • Das gleiche Verfahren kann auch zur Merkmalsselektion verwendet werden (“wrapper”) Maschinelles Lernen und Neural Computation
Schritt 5: Vergleich mit einfachen Verfahren • Neuronales Netz sollte immer auch mit einfacher Alternative verglichen werden • z.B.: lineares Verfahren, k-nearest neighbor • Wie bei Modelleslektion: • n-fache Kreuzvalidierung • Vergleich der Mittelwerte • Signifikanztest • Bei kleinen Datensätzen ist lineares Verfahren oft nicht unterlegen! Maschinelles Lernen und Neural Computation
Schritt 6: Testen auf unabhängigen Daten • Ein Teil der Daten (zufällig gewählt) sollte bis jetzt aufgehoben worden sein • Testen des besten Modells auf diese Daten • Nach Kreuzvalidierung: am besten alle n Netze mit Durchschnittsbildung!(= „Komitee“) • Jetzt nochmalige n-fache Kreuzvalidierung mit besten Modell (Komitee) Schätzung der Routineperformanz + Konfidenzintervall Maschinelles Lernen und Neural Computation
Schritt 7: Interpretation der Ergebnisse • Quadratischer Fehler alleine sagt oft wenig aus • Rückrechnen auf Originalwerte • Berechnen der Auswirkungen (z.B. Ersparnis) • Regressionsgerade,Scatter Plot: • Güte • Ausreißer Maschinelles Lernen und Neural Computation
Auswertung von Klassifikationsergebnissen • Wenn Klassen ungleich verteilt (unterschiedliche a priori Wahrscheinlichkeiten):Gesamtperformanz ist nicht aussagekräftig • z.B.: p(c1)=0.2, p(c2)=0.8Immer “Klasse 2” sagen (“naïve rater”) bringt 80% korrekt • Unterscheiden zwischen • Sensitivität (korrekt klassifizierte “Positive” – z.B. Klasse 1) • Spezifität (korrekt klassifizierte “Negative” – z.B. Klasse 2) • Wenn 1 Gesamtperformanz notwendig (z.B. zum Vergleich):Durchschnitt der beiden Werte • naïve rater: Sens=0%, Spez=100%, Durchschnitt: 50% • Guter Klassifizierer: Sens=80%, Spez=80%, Durchschnitt: 80% Maschinelles Lernen und Neural Computation
Die ROC-Kurve • Ob höhere Sensitivität oder höhere Spezifität besser ist, entscheidet Anwendung • Sens. vs. Spez. plotten • zeigt den gesamten Bereich des Klassifizierers an • naive rater: 45º Gerade • Je weiter davon entfernt, desto besser • Gesamtgüte: Fläche unter der ROC-Kurve „receiver operated characteristics“ Maschinelles Lernen und Neural Computation
Zusammenfassung • Komplexe Lerner erfordern Sorgfalt und saubere Validierung • Viele Trainingsdurchgänge nötig • Komplexe Lerner sollten nie „blind“ auf Daten angewandt werden • Bei kleinen Datensätzen sind komplexe Lerner oft nicht überlegen (auch wenn das Problem theoretisch nichtlinear ist) Maschinelles Lernen und Neural Computation