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„Schreiben ist folgenreiches Multitasking.“ Dorle Weyers

MARTINA SPIRGATIS M.A. MIT STIL ÜBERZEUGEN – PROFESSIONELL SCHREIBEN 3. – 5. Juli 2009 INSTITUT FÜR WEITERBILDUNG E.V. AN DER WISO-FAKULTÄT UNIVERSITÄT HAMBURG. „Schreiben ist folgenreiches Multitasking.“ Dorle Weyers. Die Themen. Was möchte ich vermitteln? - Inhalte

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„Schreiben ist folgenreiches Multitasking.“ Dorle Weyers

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Presentation Transcript


  1. MARTINA SPIRGATIS M.A.MIT STIL ÜBERZEUGEN – PROFESSIONELL SCHREIBEN3. – 5. Juli 2009INSTITUT FÜR WEITERBILDUNG E.V. AN DER WISO-FAKULTÄT UNIVERSITÄT HAMBURG

  2. „Schreiben ist folgenreiches Multitasking.“ Dorle Weyers

  3. Die Themen • Was möchte ich vermitteln?- Inhalte • Wer soll es verstehen? - Zielgruppe(n) • Was sind „gute“ Texte? - Verständlichkeit und mehr • Textsorten - Zwecke und Merkmale • Texte - planen und entwerfen- schreiben (mit einem Ausflug in die Grammatik)- überarbeiten • Verschiedenes - Briefe (nach DIN 5008)- E-Mails- Texte für das Internet Zum Schluss: Was also ist „guter Stil“?

  4. Inhalte „Daher ist nun die erste, ja schon für sich allein beinahe ausreichende Regel des guten Stils diese, dass man etwas zu sagen habe: O, damit kommt man weit!“ Arthur Schopenhauer

  5. Inhalte I Aufgaben des Textes Motivation des Textes • Information / Bildung • Werbung / Angebot • Mahnung / Erinnerung • Kontaktaufnahme • andere • ökonomische Absichten • nicht-ökonomische Absichten • andere

  6. Inhalte II Anlass Verbreitungsgrad • Ereignis • Jahreszeit • anderes • lokal / regional • überregional • national • international

  7. Inhalte III In welchem Medium wird der Text präsentiert? • Post • Zeitung / Zeitschrift / Hauspost • Buch • E-Mail • Internetseite • ...

  8. Zielgruppe(n) „Zu wissen, für wen man schreibt, heißt zu wissen, wie man schreiben muss.“ Virginia Woolf

  9. Zielgruppe(n) bestimmen AdressatInnenkreis? • Einzelperson vs. Gruppe(n) • bekannt oder unbekannt • Gruppe: klein, groß, homogen, heterogen

  10. Zielgruppen analysieren Machen Sie sich ein Bild von Ihren LeserInnen! • Vorkenntnisse und Erfahrungen • Kontext • individuelle Faktoren • familiäres und soziales Umfeld

  11. Bedingungen für Textverständnis Vorkenntnisse Kontext • Bildung • Sprachwissen • Fachkenntnisse • Lesealter • Position, Branche • Fachlichkeit

  12. Bedingungen für Textakzeptanz Individuelles Soziales • Persönlichkeitsmerkmale • Geschlecht • Religion • Kultur • Alter • Behinderung • anderes • Familie • Kinder • sozialer Status • soziales Umfeld • anderes

  13. Leitfrage - und Antwort Was soll der Text für die Zielgruppe(n) leisten, was soll er bei den Lesenden bewirken? Bringen Sie die Schnittmenge der Interessen zu Papier. Schreiben Sie das, was den Lesenden und Ihnen gerecht wird.

  14. „Die meisten Menschen haben einen heiligen Respekt vor Worten, die sie nicht begreifen können; und betrachten es als ein Zeichen der Oberflächlichkeit des Autors, wenn sie ihn begreifen können.“ Albert Einstein

  15. Elemente der Verständlichkeit(modifiziert nach Langer/Schulz von Thun/Tausch) • Einfachheit Wortwahl und Satzbau • Gliederung innere Ordnung, äußere Struktur • Kürze/Prägnanz Verhältnis Textlänge zu Informationsziel • Zutaten wecken Interesse, erleichtern Verständnis

  16. Einfachheit

  17. Gliederung / Ordnung

  18. Kürze / Prägnanz

  19. Zusätze

  20. Beispieltexte bearbeiten Paragraph 118 BGB Lernhilfe Allgemeine Versicherungsbedingungen

  21. Merkmale optimal verständlicher Texte („Hamburger Verständlichkeitsmodell“ nach Langer/Schulz von Thun/Tausch)

  22. „Wenn wir etwas mit Mühe lesen, so ist der Autor gescheitert.“ José Luis Borges

  23. dagegen Adam Soboczynski „Jedem, der wachen Auges durch das Internet streift, ist die antiintellektuelle Hetze ... vertraut, die sich gegen angeblich Sperriges richtet, gegen kühne Gedanken, gegen Bildung überhaupt. Man lese nur jene höhnischen Nutzerbeiträge, die sich als Wurmfortsatz unter einem typischen Feuilletonartikel finden. Leser mit technokratisch verschlüsselten Namen ... beklagen regelmäßig ‚akademisch anmutende Wortakrobatik’ und Abgehobenheit eines Artikels. Nicht den Hauch einer Berechtigung hat die Hoffnung, noch auf Leser zu stoßen, die – vielleicht gar leicht verschämt – Unverstandenes als Antrieb begreifen, ihre Bildungs- und Konzentrationsdefizite zu beheben. Ein Autor, der ein bestimmtes Niveau nicht unterschreitet, hat schlechterdings seinen Job nicht gut gemacht, sich einfach nicht durchringen können, sein Schaffen als Dienstleistung für Durchschnittskonsumenten zu betrachten.“ Adam Soboczynski Das Netz als Feind. Warum der Intellektuelle im Internet mit Hass verfolgt wirdDIE ZEIT Nr. 22, 20.05.09, S. 45.

  24. Was sind „gute“ Texte? „Der gute Text besteht aus saftigem Fleisch mit einer appetitlichen Schale und einem harten Kern. “ Wolf Schneider

  25. Elemente guter Texte • klare Struktur • korrekter sprachlicher Ausdruck • zielgruppenorientiert verständliche Sprache • übersichtliche Satzlängen • Übereinstimmung zwischen Textsorte, Inhalt und sprachlicher Umsetzung • gutes, möglichst interessantes Deutsch • angemessenes Layout

  26. „Die Probe der Güte ist, dass der Leser nicht zurückzulesen hat.“ Jean Paul

  27. Textsorten • Antrag • Bericht / Memo • Broschüre • Exposé • journalistischer Text • Lehrtext • literarischer Text • Pressemitteilung • Protokoll • Redemanuskript • Werbetext (Anzeige) • wissenschaftlicher Text • (Geschäfts)Brief • E-Mail • Multimediadokument • Texte für „interkulturelle“ Kontexte

  28. Textsorten - Zwecke und Merkmale Antrag Bericht / Memorandum Zweck: (finanzielle) Leistungen einwerben Merkmale- was, wer, warum, wie und wozu? - knapp, präzise, informativ, positiv Merke: Überzeugen, nicht überreden! Zweck: Information über Prozesse, Entwicklungen, Ergebnisse oder Vorhaben Merkmale: - prägnant, sachlich, informativ, einschätzend, beurteilend Merke: konstruktive Selbst-kritik ist durchaus erlaubt!

  29. Textsorten - Zwecke und Merkmale Broschüre Exposé / Konzept Zweck: Information über Vorhaben Merkmale: - kurz, strukturiert, verständ-lich, alle wichtigen Infos- Verlagsexposé: Thema, Zielgruppe, Vorhandenes, Konzept, Leseprobe Merke: maximal zwei Seiten! Zweck: Neugier wecken, informieren Merkmale: positiv und konkret, spricht Emotionen, Bedürfnisse etc. an Merke: Die Broschüre soll einladen!

  30. Textsorten - Zwecke und Merkmale Lehrtext Pressemitteilung Zweck: Vermittlung von Lern-inhalten, Wissensvermittlung Merkmale: - klare Struktur, verständlich, Beispiele, eher korrektes als interessantes Deutsch Merke: Gebrauche gewöhnliche Worte und erkläre schwierige Sachverhalte! (frei nach Schopenhauer) Zweck: Presse über Vorhaben ... informieren, Neugier Wecken Merkmale: - Wichtiges nach vorne! „Wer macht was wann wie wo und warum?“ - 3. Person, kein Passiv, keine Werbung, kein Eigenlob! Merke: Pressemitteilungen müssen journalistischen Wünschen entsprechen!

  31. Textsorten - Zwecke und Merkmale Protokoll Werbetext (Anzeige) Zweck: Neugier wecken, Kaufanreiz schaffen u. ä. Merkmal: spricht Emotionen und Intellekt - knackige Slogans, ungewöhnliche Bilder, Reduktionen auf das Wesent-liche, intelligenter Humor, akzeptab-le Provokation, gekonnte Stilbrüche Merke: gute Werbung ist origi-nell, subtil, konsequent, aber nie plump oder aufdringlich! Zweck: Dokumentation von Beschlüssen, Information, Merkmale: - Kopf- Gliederung - sachliche Wiedergabe! Verlaufsprotokoll oder Ergebnispr. (mit Abstimmungsergebnis)- Unterschriften Merke: Was im Protokoll steht, gilt als geschehen.

  32. Textsorten - Zwecke und Merkmale wissenschaftlicher Text Zweck: Beteiligung am wissen-schaftlichen Diskurs Merkmale: - strukturiert, sachlich- Orientierungshilfen: Inhaltsverzeichnis, Kopfzeilen, Abstract, Überschriften, „advanced organizer“, Marginalien, Zusam-menfassung, Literaturverzeichnis, Anhänge, Glossar Merke: ein wissenschaftlicher Text kann lesbar sein!

  33. Schreiben „Oft ist das Denken schwer, indes, das Schreiben geht auch ohne es.“ Wilhelm Busch

  34. Ideen sammeln • (sich) freischreiben • Notizen machen • Zettelkästen, Ordner und Dateien anlegen • laut und gemeinsam denken • Ideen visualisieren - Clustern, Concept Map ...

  35. strukturieren und präzisieren • Strukturen visualisieren – Mind Maps • „Elevator pitch“ einmal anders • E-Mail-Technik • „an einer Hand abgezählt“ • Schreibtisch-Technik: Notizen sichten, sortieren

  36. Grammatik: Wörter und Sätze • Wortarten: Substantive, Verben, Adjektive, Adverbien, Präpositionen Pronomen und mehr • Semantik: (inhaltliche) Wortbedeutung • Syntax: Satzaufbau • Satzteile: Subjekt, Prädikat, Objekt und mehr • Sätze: Hauptsätze, Nebensätze

  37. Grammatik: Zeitformen • Präsens Es schneit. + Partizip Präsens schneiend • Imperfekt Gestern schneite es. (falls Schnee getaut ist) • PerfektGestern hat es geschneit. (falls noch Schnee liegt) + Partizip Perfekt geschneit • PlusquamperfektVor Jahren hatte es mal geschneit. • Futur I Es wird der Schnee sein, der Häuser ... begräbt. • Futur II Es wird der Schnee gewesen sein, der die Häuser unter sich begräbt. (lit. Vergangenheit) Die Zahl der Lawinenunglücke wird im Jahr 2020 drastisch zugenommen haben. (Zukunft)

  38. Der leitende Gedanke der Stilistik sollte sein, dass der Mensch nur einen Gedanken zur Zeit deutlich denken kann, daher ihm nicht zugemutet werden darf, dass er deren mehrere auf einmal denke. Dies aber mutet ihm der zu, welcher solche, als Zwischen-sätze, in die Lücken einer Hauptperiode schiebt.“ Arthur Schopenhauer

  39. klarer Textaufbau – Satz für Satz • Hauptaussagen in Hauptsätzen • Nebenaussagen in Nebensätzen • Nebensätze möglichst hinter Hauptsätzen

  40. Texte schreiben • losschreiben • 3-Schritt-Methode Mindmaps in Worte fassen • 7-W-Technik (nicht nur für Pressemitteilungen) • Etappen-Technik

  41. Wie man‘s macht: • Hauptsachen – Hauptsätze • Nominalstil • Verben • Umklammerungen • Funktions- und Streckverben • Adjektive • Komposita • Schachtelsätze • „tote“ Substantive • positiv schreiben • Relation • Kausalität • Pleonasmen & Tautologien • Fremd- und Lehnwörter • Tabellen • Zeichensetzung • Zielgruppenorientierung: z.B. geschlechtergerecht

  42. Wie man‘s macht • Hauptsachen in Hauptsätzen Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung, die den Anteil alter Menschen an der Bevölkerung in den nächsten Jahren wachsen lässt, wird diese Altersgruppe zunehmend an Bedeutung gewinnen. In den nächsten Jahren wird es immer mehr alter Menschen geben. Die Bedeutung dieser Altersgruppe nimmt also zu.

  43. Wie man‘s macht • Verben statt Nominalstil (verhindert auch Verwaltungsdeutsch) Der Junge zeigt eine positive Entwicklung. Der Junge entwickelt sich positiv. Im kommenden Jahr wird unser Schwerpunkt im Ausbau des kundenorientierten Marketings liegen. Im kommenden Jahr werden wir unser Marketing ausbauen.

  44. Wie man‘s macht • Verben: aktiv statt passiv Seine Anwesenheit wurde von den Freunden begrüßt. Die Freunde begrüßten, dass er da war. aber: Er wurde um sein Geld betrogen. • Verben auf –ieren reduzieren ;-) sondieren =erkunden, prüfen präzisieren =näher bestimmen, erläutern organisieren =was ist gemeint? Thesaurus nutzen tabui(si)eren = für tabu erklären, zum Tabu machen reflektieren =bedenken

  45. wie man‘s macht • Umklammerungen vermeiden Der Geheimdienst CIA hat Mordpläne gegen den amerikanischen Präsidenten, die von christlichen Fundamentalisten geplant waren und kurz vor der Ausführung standen, aufgedeckt. Christliche Fundamentalisten planten einen Mordanschlag auf den amerikanischen Präsidenten, dies enthüllte jetzt die CIA. Die Fundamentalisten standen kurz vor der Tat.

  46. Wie man‘s macht • Funktions- und Streckverben umformulieren in Erwägung ziehen = erwägen Abhilfe schaffen = abhelfen • Spreizverben vermeiden Vergegenwärtigen Sie sich bitte, dass ... Machen Sie sich bitte klar, dass ... Bedenken Sie bitte, dass ...

  47. Wie man‘s macht Adjektive bewusst einsetzen zunehmender Mangel oder „fehlt immer mehr“? einkommensmäßig oder „bezogen auf das Einkommen“? schwer oder „schwierig“? erwerbbar oder „zu erwerben“? unerträglicher oder doch nur „unerträglich“? Partizip Perfekt (Mittelwort des Passiv): Die stattgefundene Besprechung ???

  48. Wie man‘s macht Komposita: „Silbenschleppzüge“ trennen Selbsthilfegruppentreffen = Treffen der Selbsthilfegruppe Lernverhaltenskonsequenzenanalyse = Folgen für das Lernverhalten prüfen

  49. Wie man‘s macht Schachtelsätze umformulieren Die Frage, ob sich die Entwicklungen auf dem Geldmarkt, insb. die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken, auf die Fähigkeit der Unternehmen, sich Investitionsgüter beschaffen zu können, auswirken werden, findet in der Öffentlichkeit kaum Beachtung. Die Entwicklungen auf dem Geldmarkt haben eventuell Folgen für die Unternehmen: Gerade die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken erschwert (den Unternehmen) die Beschaffung von Investitionsgütern. Das Thema findet in der Öffentlichkeit allerdings kaum Beachtung.

  50. Wie man‘s macht weg mit „toten“ Substantiven Inanspruchnahme = Nutzung, benutzen Inbetriebnahme = Einschalten, einschalten Vergegenwärtigung = (sich) ins Gedächtnis rufen, (sich) bewusst machen Zurschaustellung = Vorführung, vorführen, Ausstellung, ausstellen

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