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Geschichtskultur als Begriff und Aufgabe der Geschichtsdidaktik

Geschichtskultur als Begriff und Aufgabe der Geschichtsdidaktik. Möglichkeiten unterrichtpraktischer Realisierung. Printwerbung Edeka, April 2012. Hier ist Platz für Ihr aktuelles Bsp.!. Daniel Erk im Interview http://www.youtube.com/watch?v=8KyXWkOz92U. Daniel Erk:

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Geschichtskultur als Begriff und Aufgabe der Geschichtsdidaktik

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Presentation Transcript


  1. Geschichtskultur als Begriff und Aufgabe der Geschichtsdidaktik Möglichkeiten unterrichtpraktischer Realisierung

  2. Printwerbung Edeka, April 2012 Hier ist Platz für Ihr aktuelles Bsp.!

  3. Daniel Erk im Interview http://www.youtube.com/watch?v=8KyXWkOz92U Daniel Erk: So viel Hitler war selten. Die Banalisierung des Bösen oder Warum der Mann mit dem kleinen Bart nicht totzukriegen ist (erschienen 1 /2012) Titanic, Dezember 2011

  4. Unzulässige Provokation oder Meisterwerk zeitgenössischer Kunst? http://www.designboom.com/eng/interview/cattelan/2.jpg Maurizio Cattelan, „Him“ 2001

  5. Lachen auf Kosten der Opfer oder Anregung zum (Nach)Denken über Geschichte? • Wie bereiten Geschichtslehrer ihre SuS darauf vor, dass sie an öffentlichen Diskursen über Ge teilnehmen? • Wie bilden Hochschuldidaktiker Geschichtlehrer aus, damit sie auf solche Fragen vorbereitet sind und kompetent Auskunft geben können? • Merkwissen aus dem traditionellen GU hilft hier nicht weiter Spielfilm „Hotel Lux“ (2011/12)

  6. Gliederung • Geschichtskultur als zentrale geschichtsdidaktische Kategorie • Was ist mit dem Begriff für einen „guten Geschichtsunterricht“ gewonnen? • Wie lässt sich das Konzept in die Unterrichtspraxis integrieren?

  7. Geschichtsdidaktik und Geschichtsforschung Geschichtskultur Erinnerungskulturen aktueller Umgang mit bestimmten Epochen der Umgang mit Geschichte in den Epochen (Antike-Rezeption der Renaissance, Mittelalter-Rezeption der Neuesten Geschichte) Maurice Halbwachs, Pierre Nora, Aleida und Jan Assmann • Der jeweils aktuelle Stand der Umgangsformen mit Geschichte • Ziel der Beschreibung, Planung und Normierung von Lernprozessen • Rolf Schörken, Dietmar von Reeken, Hans-Jürgen Pandel

  8. Institutionen Universitäten Schule Archive Museen Denkmalpflege … Professionen = Berufsgruppen von Erinnerungsspezialisten Professoren Geschichtslehrer Archivare Bibliothekare … GK Publika Adressaten und Empfänger • Nutzen • Bildung • Erlebnis Kommunikation über Geschichte – GK lässt sich als soziales System beschreiben Medien Wissenschaftliche Quelleneditionen Schulbuchtext Mittelaltermarkt … Historisches Computerspiel System überwindet Flüchtigkeit individueller Erinnerung Tabuzonen (NS-Satire) und rechtliche Grenzen (§ 130 StGB)

  9. Dimensionen von Geschichtskultur (Jörn Rüsen) Jörn Rüsen: Was ist Geschichtskultur? Überlegungen zu einer neuen Art, über Geschichte nachzudenken, in: ders.: Historische Orientierung. Über die Arbeit des Geschichtsbewusstseins, sich in der Zeit zurechtzufinden, 2. Aufl. Schwalbach /Ts. 2008, S. 211-234.

  10. Begriffspotenzial Römischer Legionär mit Handy Antike in der Geschichtskultur, Geschichte lernen 140 (2011) vielfältige Anwesenheit von Geschichte im kollektiven und individuellen Leben historisches Lernen hat („innere“) und äußere Seite Nachdenken, wie Historiker, Fachdidaktiker und Lehrer damit umgehen, dass unterschiedlichste Medien SuS beeinflussen

  11. Gründe für eine Integration von GK in den GU(Dietmar von Reeken) • Geschichte ist ubiquitär • außerschulische GK prägt das GB von Schülern und Schülerinnen, prägt deren Offenheit und Nichtoffenheit für Lernarrangements • Wirkungsmächtigkeit von GK • Lebensweltbezug von GK (Bedeutsamkeit von Geschichte für den Menschen) • Geschichte erlangt Handlungsdimension zurück

  12. curriculare Voraussetzungen mitunter hohes Maß an Zeit und Arbeit für den Lehrer erfordert Situationsorientierung, Flexibilität, Lokalkompetenz (Regionalgeschichte) ist nur bedingt mittel- und langfristig planbar Scheu vor dem Banalen, Trivialen, Unsicherheit im methodisch richtigen Umgang), Schülerorientierung Nachhaltigkeit von GU Kompetenzerwerb für die Auseinandersetzung mit außerschulischer GK Probleme und Lernchancen

  13. Geschichtskultur in historischen Lehr- und Lernprozessen (Dietmar von Reeken)

  14. Geschichtskultur als Lerngegenstand • anhaltende Popularität in Büchern, Filmen oder der Werbung • beruht auf den Eigenheiten der antiken Religion der Griechen • Leitfrage: Die Götter der Griechen. Wer war wofür zuständig? • Verknüpfung mit dem Profil der Marke • Sek I (Anfangsunterricht) • Sek II Denkmalsstreit um eine Athene-Statue von Arno Breker

  15. Geschichtskultur als Lernort:Untersuchung eines Denkmalsturzes vor der eigenen Schule • Athene Statue vor dem Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium Wuppertal • Bildhauer Arno Breker (errichtet 1957) • 20.3.2003 Beginn des Zweiten Irakkrieges – Denkmalsturz • 2005 wieder aufgerichtet (Kosten 3000 EURO) durch die Stadt nach positivem Votum der Schule • Thema eines Schülerbeitrages (8. Klasse) zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2010/11 „Skandal in der Geschichte“

  16. GK als Lernanlass –Historischer Spielfilm „Fluch der Karibik“ • Dekonstruktion des Piraten-Mythos • Piraterie oftmals im Auftrag von Staaten betrieben • Seeleute waren nicht nur Opfer, sondern auch Täter • Durchsetzung von Rechtssicherheit als entscheidender Faktor für Weltwirtschaft • Längsschnitt, Vertiefung von „Standardthemen“ (Hanse, europäische Expansion FN)

  17. Unterrichtsbeispiele (Dietmar von Reeken) • eine Geschichtskulturstunde als Ritual (vergleichbar des Morgenkreises) • Führen eines Geschichtstagebuches • Beobachten der Lokalpresse und überregionaler Zeitungen, Fernsehprogramm (Was wird dargestellt/diskutiert? Wie geschieht dies? Welche Jubiläen werden gefeiert? Welche nicht?) • Schüler beteiligen sich an lokaler Geschichtskultur Gedenkfeiern / Jubiläen umsetzen, Diskussion um Straßennamen / Denkmäler einschalten, eine Geschichtsseite in der Lokalzeitung gestalten

  18. Aspekte im GU • Förderung der analytischen Fähigkeiten zum Verständnis des außerwissenschaftlichen Gebrauchs von Ge • Förderung der produktiven Fertigkeiten zur Nutzung medialer Formen (also nicht nur Test, Referat im GU) zur Kommunikation über Ge Geschichtslehrbuch (Zeitlupe 3)

  19. Die Kategorie Geschichtskultur in den Rahmenplänen Berlin und Brandenburg: • „… erwerben sie die Fähigkeit, kompetent am kulturellen Leben teilzuhaben und eigene Stellungnahmen zu entwickeln. • Schülerinnen und Schüler müssen fragen lernen: Warum geht welche (Teil-) Öffentlichkeit wann und wie mit welchen historischen Sachverhalten um? Und sie lernen, diesen Fragen nachzugehen und sie für sich zu beantworten. http://berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/lehrplaene/sek2_geschichte.pdf

  20. Thüringen: Lehrplan Geschichte, Gymnasium • „In der kritischen Analyse geschichtskultureller Deutungen reflektiert der Schüler den Umgang mit Vergangenheit in der Gesellschaft und wird sich auch zunehmend der eigenen geschichtskulturellen Prägung bewusst. Die Auseinandersetzung mit Geschichtskultur in der Gesellschaft kann über die Analyse von Medien, den Besuch außerschulischer Lernorte oder durch projektartiges Lernen zur exemplarischen Vertiefung der thematischen Lernbereiche erfolgen.“ • „Mit der Beurteilung gesellschaftlicher Kontroversen um geschichtskulturelle Deutungsangebote kann der Schüler die Gegenwartsgebundenheit historischer Deutungen reflektieren und übt sich in der Teilhabe am öffentlichen Diskurs über Geschichte, auch in Vorbereitung auf den Geschichtsunterricht in der Thüringer Oberstufe.“ Entwurfsfassung Klassenstufe 5-10, 2011, http://www.schulportal-thueringen.de/web/guest/media/detail?tspi=2839

  21. Geschichtskultur in der Praxis des GU Der Elfenbeinturm ist aber nicht leer geblieben, sondern hat neue Bewohner. Es sind Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer. Sie haben die Läden geschlossen und die Zugbrücke hochgezogen. Mächtige Helfer für solches kulturabstinentes Verhalten sind zur Zeit die Kultusministerien, die mit ihren sog. Bildungsstandards nochmals eine Mauer um den Elfenbeinturm ziehen. Hans-Jürgen Pandel: Geschichtskultur als Aufgabe der Geschichtsdidaktik: Viel zu wissen ist zu wenig, in: Ders., Vadim Oswalt (Hg.): Geschichtskultur. Die Anwesenheit von Vergangenheit in der Gegenwart, Schwalbach / Ts. 2009, S. 19-33, zit. S. 19.

  22. GK – Aspekte und gegenwärtige Tendenzen einer Integration in den GU • Rahmenrichtlinien verlangen oft pures Merkwissen, Verstärkung durch neue Outputorientierung • vorrangig zur Vertiefung von Lehrplanwissen: Bevorzugung von wissenschaftsnahen gegenüber wissenschaftsfernen Objektivationen • trennt in lehrplangeeignete und -ungeeignete GK (Ausrichtung an Chronologie widerspricht geschichtskulturellen Praktiken) • Zusammenhang von Bildung und sozialer Herkunft (GK nur für das Gymnasium?, Frage der kulturellen Partizipation für alle) • Selbstverständnis von Geschichte als historisch-politischer Bildung: Dominanz gegenüber Wirtschaft und Kultur, obwohl es keine nachweisbare Hierarchie gibt (vgl. Zeitalter der Aufklärung, Industrialisierung)

  23. NS-Propagandaplakat, 1937 Maurizio Cattelan, „Him“ 2001 • Geschichtskultur kein Wissensspeicher, sondern Reservoir an Interpretationen geschichtskulturelle Kompetenz ermöglicht Sinnverstehen und eine sinnvolle Verständigung über Geschichte • Feld, das aus ständigen Innovationen besteht geschichtskulturelle Fähigkeiten helfen Unsicherheiten der SuS im Umgang mit Geschichte zu reduzieren

  24. Bundeskanzler Willy Brandt, 7.12.1970 in Warschau • Provokation kontrafaktischer Überlegungen (Sinn entnehmen) • Hätte ein überlebender Hitler wie Brandt auf die Knie fallen können? • Ist mit Brandt der „Hitler in den Deutschen selbst“ auf die Knie gegangen? http://www.willybrandtcenter.org/kniefall_348x298_hb.jpg

  25. Fazit • Geschichtskulturelle Kompetenzen bereiten SuS auf ihre spätere Begegnung mit Geschichte vor • Geschichtswissenschaft ist nicht mehr der einzige Themenspender für historisches Lernen Curriculare Konsequenzen: Wie weit sollen und können Lehrpläne verändert werden? • strukturelle Zugriffe auf historische Themen bleiben nach wie vor wichtig • Geschichtskulturelle Phänomene können jedoch nicht allein danach ausgesucht werden, ob sie die traditionellen Lehrplanthemen stützen

  26. Literatur • Hans-Jürgen Pandel, Vadim Oswalt (Hg.): Geschichtskultur. Die Anwesenheit von Vergangenheit in der Gegenwart, Schwalbach / Ts. 2009. • Hans-Jürgen Pandel: Geschichtskultur als Aufgabe der Geschichtsdidaktik: Viel zu wissen ist zu wenig, in: ebenda, S. 19-33. • Vadim Oswald, Komödien zum Thema „Drittes Reich“ als geschichtskulturelles Phänomen und Lernanlass, in: ebenda, S. 127-128. • Markus Bernhard, Holocaustleugnung und Strafrecht als erinnerungskulturelles Phänomen, in: ebenda, S. 139-152. • Dietmar von Reeken: Geschichtskultur im Geschichtsunterricht, in: GWU 55 (2004), S. 233-240. • Jörn Rüsen: Was ist Geschichtskultur? Überlegungen zu einer neuen Art, über Geschichte nachzudenken, in: ders.: Historische Orientierung. Über die Arbeit des Geschichtsbewusstseins, sich in der Zeit zurechtzufinden, 2. Aufl. Schwalbach /Ts. 2008, S. 211-234. • Bernd Schönemann: Geschichtsdidaktik und Geschichtskultur, in: ders. u.a. (Hg.), Geschichtskultur. Theorie – Empirie – Pragmatik, Weinheim 2000, S. 47f. • Bernd Schönemann, Geschichtsdidaktik, Geschichtskultur, Geschichtswissenschaft, in: Hilke Günther-Arndt (Hg.), Geschichtsdidaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II, Berlin 2003, S. 11-22. • Antike in der Geschichtskultur. Geschichte lernen 140 (2011). • Piraten. Geschichte lernen 138 (2010).

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