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2. Islam in sterreich. Einfhrung in die islamische LehreIslam in sterreich Historischer RckblickMuslime in sterreich Demographische DatenSoziale Herausforderungen des ZusammenlebensIslamischer Religionsunterricht an den ffentlichen SchulenInterreligiser Dialog. 3. Der Islam Begriff
E N D
1. Die Begegnung mit dem Islam in Österreich
2. 2 Islam in Österreich Einführung in die islamische Lehre
Islam in Österreich – Historischer Rückblick
Muslime in Österreich – Demographische Daten
Soziale Herausforderungen des Zusammenlebens
Islamischer Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen
Interreligiöser Dialog
3. 3 Der Islam – Begriffsbestimmung Der Islam ist eine monotheistische Religion, die sich streng vom Polytheismus abgrenzt.
Islam bedeutet „Hinwendung zu Gott“.
Einheit und Kontinuität von Religion:
Im Koran wird der Glaube an den einen Gott „Islam“ bezeichnet. Daher wird z.B. Abraham als Muslim bezeichnet (3:67), sowie auch Lut (51:36), Noah (10:72) und die Anhänger Jesu (5:111).
Muslimsein ist ein anthropologischer Zustand.
4. 4 Die Kontinuität der Botschaft Mohammed sah sich nicht als Urheber einer neuen Religion: „Ich wurde entsandt, um die guten Charaktereigenschaften zu vervollkommnen!“
Koran, 4:163: „Wir haben dir offenbart; ebenso wie früher Noah und den Propheten nach ihm, Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen Israels, Jesus, Hiob, Jonas, Aaron und Salomo. Und dem David haben wir einen Psalter gegeben. Und über einige Gesandte haben wir dir berichtet, über andere nicht - und mit Moses hat Gott direkt gesprochen -, Gesandte als Verkünder froher Botschaft und als Warner.“
5. 5 Die Bestimmung des Menschen im Koran Der Mensch wird im Koran als Verwalter (arab.: „Khalif“) bestimmt, dem verschiedene – materielle und nicht materielle – Ressourcen zur Verfügung stehen. Er hat den Auftrag, diese Ressourcen verantwortungsvoll in seinem eigenen Sinne, im Sinne seiner Mitmenschen und im Sinne des Universums zu verwalten.
Für diese Verwaltungstätigkeit wird der Mensch in zweierlei Hinsicht zur Rechenschaft gezogen, einmal in Bezug auf die Gesellschaft im Diesseits, die von ihren Mitgliedern Loyalität, und ehrliches Engagement erwartet, und andererseits im Jenseits Gott gegenüber.
6. 6 Die Bestimmung des Menschen im Koran 3 Eckpfeiler für eine verantwortungsvolle Verwaltungstätigkeit des Menschen:
Der Glaube an Gott und an das Ablegen von Rechenschaft
das aufrichtige Tun
das Läutern des Herzens
7. 7 Aufgabe von Propheten und Offenbarungen Dem Menschen beim Prozess des Läuterns seines Herzens zu unterstützen. Ihn zu erinnern:
an seine Bestimmung als verantwortungsvoller Verwalter
an seine Schwächen
an seine ethische Verantwortung gegenüber seinen Eltern, Verwandten, Armen, Schwachen usw. und damit eine soziale und gerechte Welt zu schaffen
"So erinnere sie, denn du bist ein Erinnerer. Du hast keine Macht über sie." (Koran, 88:20-21)
8. 8 Der Mensch im Koran Bestimmung des Menschen als verantwortungsvoller Verwalter seiner selbst und des Universums
Der Mensch wird weder durchwegs positiv noch ausschließlich negativ gezeichnet.
Innerhalb der Schöpfung ist er durch seine Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse ausgezeichnet.
9. 9 Der Mensch im Koran Er wird positiv als das edelste Werk der Schöpfung Gottes beschrieben, von schöner harmonischer Gestalt; die Erde und das ganze Universum stehen ihm zur Verfügung.
Durch den Sündenfall im Paradies ging sein hoher Rang innerhalb der Schöpfung nicht verloren. ? keine Erbsündenlehre
10. 10 Der Mensch im Koran Der Mensch neigt aber auch zum Bösen.
„Wenn Not über den Menschen kommt, betet er zu seinem Herrn und wendet sich ihm zu, wenn dieser ihm hierauf Gnade erweist, vergisst er und wendet sich wieder von Gott ab.“ (Koran: 39:8)
Er ist ungeduldig und undankbar.
11. 11 Gottesdienstliche Pflichten Im Islam haben die gottesdienstlichen Pflichten (Beten, Fasten, Sozialabgabe und Pilgerfahrt) eine spirituelle und eine sozial-ethische Bestimmung.
Die gottesdienstlichen Pflichten sind kein Selbstzweck ? Aushöhlung der Religion.
12. 12 Historischer Rückblick 570 n. Chr. Geburt von Mohammed in Mekka
Beginn der Offenbarung 610 n. Chr.
Die Gesellschaft in Mekka:
? Stammesgesellschaft: die Gesellschaft besteht aus vielen politischen Einheiten, den Stämmen, mit patriarchalisch hierarchischem Aufbau
13. 13 Die Gesellschaft in Mekka im 7. Jh. Loyalität zum Stamm ist oberstes Prinzip
gemeinsame Abstammung begründet die Loyalitätspflicht zum Stamm
Konsequenz: zwischen den beduinischen Stämmen herrschen ständig Kriege um wirtschaftliche Ressourcen, daher zahlreiche Verträge und Abkommen
14. 14 Die Gesellschaft in Mekka im 7. Jh. Quraisch war ranghöchster Stamm
Durch andauernde Kriege zw. dem byzantinischen und dem persischen Reich der Sassaniden waren die Handelswege über Kleinasien gesperrt ? Quraisch profitierte
Quraisch verpflichtete die Karawanen, Steuern u. Abgaben zu zahlen
Kreditzinsen betrugen bis zu 100 %
Durch die wirtschaftliche Monopolstellung Quraischs verloren die Stammeshierarchien in Mekka an Bedeutung ? wirtschaftliche Macht stand nun im Vordergrund
15. 15 Die Gesellschaft in Mekka im 7. Jh. Die Beschäftigung mit dem Handel lenkte die arabischen Stämme vom Krieg ab. Sie schlossen viele Abkommen mit verschiedenen Königreichen, mit Byzanz und Persien, aber auch mit vielen arabischen Stämmen ab.
„Dar Annadwa“ in Mekka ? Art Parlament
Geldeinheiten: Dinar (Byzanz) und „Dirham“ (persisch)
16. 16 Die gesellschaftliche Lagein Medina Medina war zuerst von Juden bewohnt.
Die Juden kamen - geflüchtet vor den Römern - nach den Jahren 70 und 132 n.Chr. nach Medina.
575 n. Chr. kamen Al-Aus und Al-Khazradsch aus dem Jemen nach dem Dammbruch von Ma‘rib nach Medina.
Al-Aus und Al-Khazradsch schlossen Verträge mit den jüdischen Stämmen ab, sie arbeiteten für sie in der Landwirtschaft und im Handel.
17. 17 Die gesellschaftliche Lagein Medina sesshafte Bevölkerung
Haupteinnahmequelle: Landwirtschaft
viele zum Schutz errichtete Burgen
18. 18 Religionen auf der arabischen Halbinsel Christentum ? Äthiopien und Byzanz
Mazdaglauben ? Persien (610 Schlacht von „Thi Qar“ ? Sieg der arabischen Stämme gegen Persien)
Judentum ? vor allem nach der zweiten Zerstörung Jerusalems durch die Römer 70 u. nach dem Aufstand im Jahre 135
Paganen Religion (Beigesellung von Götzen) ? Mana, Allat, Uzza, Hubal war bedeutendster Gott für Quraisch
Hanefeyya
19. 19 Stellung der Frau im 7. Jh. patriarchalische Gesellschaft
verschiedene Aktivitäten auf den Märkten
Polygamie
keine Erbschaftsansprüche
Töten von Neugeborenen
keine Mitsprachrechte
20. 20 Die Auswanderung 620 n. Chr. Auf dem Markt von Okaz ? Treffen beim Akaba mit 6 von Khazradsch ? sie folgten seiner Botschaft
621 n..Chr. ? Akaba I ? 10 Khazradsch und 2 Aus
622 n. Chr. ? Akaba II ? 11 Aus und 62 Khazradsch
21. 21 Die Auswanderung beim Eintritt in Medina ? Versuch der Stämme, den Propheten für sich zu gewinnen
Stammesführer der Khazradschiten (Abdullah ibn Ubay ibn Salul) nahm den Islam an
Stammesführer von Aus lehnte den Islam ab und wanderte nach Mekka aus
Abkommen von Medina (Assahifa) ? für unbegrenzte Zeit
22. 22 Die Auswanderung Der Prophet sah, dass die Juden Richtung Jerusalem beteten (3 mal am Tag) und ordnete an, dass die Muslime ebenfalls in diese Richtung beten.
Er übernahm auch andere schon vorhandene Gebote.
23. 23 Die Botschaft in Mekka Herstellung eines Gleichheitsideals
gegen die wirtschaftliche Monopolstellung Quraischs
gegen die Ausbeutung von Menschen, vor allem durch Wucher
gegen Sklaverei
gegen Stammeshierarchien
gegen Mädchenmord
24. 24 Die Botschaft in Medina Idee des Staates als Vereinheitlichung aller Stämme
Grundstein für die Errichtung eines Rechtsstaats setzen
25. 25 Der Koran Für Muslime ist er das Wort Gottes, das dem Propheten Mohammed mittels des Engels Gabriel offenbart wurde.
Dauer der Offenbarung: 23 Jahre
1. Phase: in Mekka 610 bis 622
2. Phase: in Medina 622 bis 632
26. 26 Der Koran in Mekka Schwerpunktsetzung auf:
Verkündigung des Glaubens an den einzigen Gott
Ankündigung des Jüngsten Gerichts, zu dem alle Menschen auferstehen werden
Paradies – Hölle
die Wesensattribute Gottes, der allmächtige gütige Schöpfergott
Berichte über frühere Propheten und Gesandten
Ziel in dieser Phase: Abbruch mit den Stammesstrukturen
27. 27 Der Koran in Medina In Medina konstituierte sich eine islamische Gesellschaft, die nun eine rechtliche Grundlage benötigte. Neben spirituellen und ethischen Aspekten wurden jetzt Gesetze und Regelungen vorgeschrieben, die die gottesdienstlichen Praktiken aber auch das gesellschaftliche Leben regeln.
Während Konsens darüber besteht, dass die gottesdienstlichen Vorschriften und Gebote einen ahistorischen Charakter besitzen, d.h. für alle MuslimInnen und für alle Zeiten gelten, sehen moderne Reformschulen in den gesellschaftlichen und politischen Regelungen eine gewisse Kontextabhängigkeit.
Ziel dieser Phase: Grundsteinlegung für die Herausbildung eines Rechtsstaates
Der Prophet bestimmte Gesetze und Regeln, die viele Bereiche des Lebens umfassten (gottesdienstliche, zivilrechtliche und öffentlich rechtliche Regelungen).
28. 28 Die prophetische Tradition (Sunna) Der Begriff „Sunna“ steht für alle Handlungen und Aussagen des Propheten Muhammed, aber auch für das, was er geduldet oder bewusst nicht getan hat.
Die Grundlage für die Sunna bilden die Hadithe, das sind Überlieferungen über den Propheten, die mit einer ununterbrochenen Kette von Überlieferern auf den Propheten zurückgehen. Es gibt verschiedene Hadith-Sammlungen, die in den ersten Jahrhunderten nach dem Tod des Propheten gesammelt wurden, die bekanntesten sind „Sahih Al-Bukhari“ und „Sahih Muslim“.
29. 29 Die Glaubenslehre des Islam Glaubensgrundsätze,
religiöse Pflichten und
die islamische Morallehre.
30. 30 Glaubensgrundsätze Im Islam gibt es sechs Glaubensartikel, den Glauben an:
einen einzigen Gott (arab.: Allah)
Seine Engel
Seine Offenbarung (heilige Bücher: Thora, Evangelien, Koran etc.)
Seine Gesandten, Propheten: darunter Adam,Abraham, Moses, Jesus und zuletzt Mohammed
den Tag des Jüngsten Gerichts und das Lebennach dem Tod: Der Mensch wird für seine Tatenzur Verantwortung gezogen und mit demHöllenfeuer bestraft bzw. mit dem Paradies belohnt
die göttliche Vorsehung
31. 31 Religiöse Pflichten das Glaubensbekenntnis
das rituelle Gebet
die Sozialabgabe
das Fasten im Monat Ramadan
die Pilgerfahrt nach Mekka
Weitere Gebote:
Gebot zur Pflege der Verwandtschafts- und
Nachbarschaftsbeziehungen, Rauschmittelverbot,
Alkoholverbot, Verbot des außerehelichen Verkehrs,
Verbot des Schweinfleischverzehrs
32. 32 Die islamische Morallehre Es handelt sich um im Koran festgelegte Prinzipien. Dazu gehören unter anderem: Aufrichtigkeit, Freiheit, Gleichheit aller Menschen, Gerechtigkeit, Selbstlosigkeit, Gewissenhaftigkeit, Treue, Mut, Geduld, Gemeinschaftssinn, Achtung der Menschenwürde usw.
33. 33 Die islamischen Feste Es gibt zwei islamische Feste: das Fest des Fastenbrechens und das Opferfest.
Das Fest des Fastenbrechens (arab.: Id al-Fitr, türk.: Scheker Bayram) bildet den Abschluss des Ramadan und dauert drei Tage an.
Das zweite große Fest des Islam, das Opferfest (arab.: Id al-Adha, türk.: Kurban Bayrami), wird am Ende der Pilgerfahrtszeit gefeiert und dauert vier Tage an.
An beiden Festen findet in der Moschee ein Gemeinschaftsgebet statt, an dem sich die ganze Familie beteiligen sollte.
34. 34 Igtihad Igtihad ist das Bemühen, aus Koran und Sunna islamkonforme Normen abzuleiten, dies geschieht entweder:
direkt aus dem Text (Koran, Hadithe)
indirekt aus dem Text, indem man aus entsprechenden Stellen
die Begründung für die Rechtssprechung ableitet
allgemeine Regeln ableitet
und sie auf andere Sachverhalte, die nicht im Text erwähnt sind, anwendet (Analogieschluss)
Die moderne Schule hingegen betrachtet den Text als eine Einheit und fragt nach der Grundbotschaft, dem Geist des Textes, also nach allgemeinen Grundprinzipien, welche aus dem Gesamttext, in Abhängigkeit des Offenbarungskontextes, verstanden werden. Die einzelnen Normen werden somit nicht aus einzelnen Textstellen, sondern aufgrund des Verständnisses der Botschaft des gesamten Textes abgeleitet.
35. 35 Hadith-Schule vs. Vernunftschule Die Hadith-Schule, die auf ein wortwörtliches Verständnis des Textes beharrte, war in Mekka und Medina (Hijaz: im Westen von Saudi Arabien) beheimatet. In dieser Schule spielten die Hadithe eine größere Rolle als der Korantext, da viele Gefährten des Propheten in Mekka und Medina lebten und die Hadithe in diesem Gebiet somit sehr verbreitet waren.
Mekka und Medina sind auch nicht in intensivem Kontakt mit anderen Kulturen gekommen, die Routine des Lebens lieferte kaum neue Fragestellungen, man fand für alle Sachverhalte Antworten aus der prophetischen Überlieferung. Hinzu kommt, dass die Einwohner von Hijaz Beduinen waren, ihr Leben war einfach gestaltet und dementsprechend suchten sie auch nach einfachen Antworten.
36. 36 Hadith-Shule vs. Vernunftschule Die Vernunftschule entstand hingegen im Irak, diese Schule übte massive Kritik an der Hadith-Schule und ihrer starren Methode. Die Vernunftschule ging davon aus, dass die islamische Rechtssprechung durch Vernunft begründbar ist. Sie suchte daher nach den rationalen Begründungen für die im Koran und den Hadithen vorkommenden Rechtssprechungen, um diese Begründung auf andere Sachverhalte anzuwenden.
Dabei spielte die politische Auseinandersetzung zwischen Schiiten und Sunniten im Irak eine wichtige Rolle, im Irak wurden viele Hadithe erfunden, weiters war der Irak als Hochkultur mit vielen anderen Kulturen in Kontakt, so tauchten immer wieder neue Fragestellungen auf, die man im Hijaz nicht kannte.
37. 37 Traditionelle vs. moderne Auffassung des Islam Der Islam ist nach der traditionellen Schule eine Gesetzesreligion, ein Katalog an Erlaubtem und Verbotenem.
Ethisch handeln bedeutet, sich an die Gebote Gottes zu halten und sich von den Verboten fernzuhalten.
38. 38 Konservatives Islamverständnis Es geht darum, einzelne Verhaltensweisen als angemessen oder sogar ideal vorzustellen. Es geht nicht darum, eine Philosophie des Guten zu entwickeln, aus der das Verhalten im Einzelnen ableitbar wäre.
Gut und Böse sind folglich keine Wesensmerkmale. Sie entstammen einzig und allein Kategorien positiver Setzung.
39. 39 Konservatives Islamverständnis Die menschliche Vernunft ist von sich aus nicht fähig, das Gute und das Böse treffsicher zu erkennen. Der Mensch bedarf dazu der Mitteilung Gottes, der nach freiem Entschluss festlegt, was im einzelnen gut und böse ist und das Gute befiehlt und das Böse verbietet.
Zentrales Element ist die Scharia als abgeschlossener Rechtskodex.
40. 40 Scharia aus der Sicht des modernen Islam Die Scharia ist ein Produkt historisch gewachsener Versuche vieler Gelehrter, den Islam auszulegen und zu interpretieren. Diese Bemühungen sind prinzipiell ergebnisoffen.
Daher kann man nicht von „der“ Scharia sprechen.
Rechtliche Bestimmungen betreffen primär die gottesdienstlichen Praktiken.
41. 41 Rationalistische Ansätze in der islamischen Geschichte Die Mu‘tazilitische Schule:
aus dem 8. Jahrhundert
Gott ist gerecht. Er erschafft nur das Gute.
Der Mensch ist der Erschaffer seiner eigenen Taten, dafür besitzt er Willensfreiheit, die Fähigkeit, nach eigenem Willen zu handeln, sich frei zu entscheiden.
Der Mensch ist in der Lage, selbständig das Gute und das Böse zu erkennen.
42. 42 Das Gewissen als Quelle Als ein Mann einmal zum Propheten Mohammed kam, um ihn nach dem Guten und dem Verwerflichen zu fragen, bekam er keine Liste an guten und schlechten Dingen, sondern folgenden Rat: „Frag dein Herz!“ Dies wiederholte er drei Mal, und sagte weiters zu ihm: „Das Gute ist, was du mit deinem Herzen vereinbaren kannst, und schlecht ist, was dein Herz ablehnt, auch wenn die Menschen dir immer und immer wieder etwas anderes als Fatwa [islamisches Rechtsgutachten] vorgeben.“
43. 43 Das Gewissen als Quelle Dem Propheten Mohammed ging es also um die spirituelle und ethische Erziehung des Gewissens zu einem Maßstab für humanes Handeln. Ihm ging es nicht um die Unterwerfung aller Lebensbereiche unter ein religiöses Gesetz. Er war es, der sagte: „Ihr kennt euch in Dingen, die euren Alltag betreffen, besser aus als ich. In Angelegenheiten, die den Gottesdienst betreffen, sollt ihr euch aber an mich wenden.“
44. 44 Islamische Ethik Je mehr es dem Menschen gelingt, sein Herz zu läutern, desto mehr ist er imstande, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Das Herz ist eine Bezeichnung für das Gewissen.
Sein Herz zu läutern bedeutet , seine Schwächen und seine schlechten Charaktereigenschaften zu erkennen, sich mit ihnen zu konfrontieren und an sich selbst zu arbeiten, um sein Ego unter Kontrolle zu bekommen.
45. 45 Lesarten des Koran der Text zwischen historischer und ahistorischer Lesart
Die heutige Lesart der islamischen heiligen Texte ist in erheblichem Maß in eine autoritäre Interpretation ausgeartet.
Notwendigkeit der Kontextualisierung der heiligen Texte
46. 46 Konzept der Frömmigkeit (Taqwa) „Die Frömmigkeit besteht nicht darin, dass ihr euch beim Gebet mit dem Gesicht nach Osten oder Westen wendet. Sie besteht vielmehr darin, dass man an Gott, den Jüngsten Tag, die Engel, die Schrift und die Propheten glaubt und sein Geld – mag es einem noch so lieb sein – den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem Reisenden, der sein Geld verloren hat, den Bedürftigen und für das Loskaufen von Sklaven hergibt. Und fromm sind diejenigen, die ihr Versprechen einhalten und die in Not und Ungemach geduldig sind.“ (Koran 2:177)
47. 47 Es kommt auf die Intention an Im Islam spielt die Intention eine bedeutende Rolle.
Ethisches Verhalten muss von reiner Intention begleitet sein. Das bedeutet, man muss das Gute, um des Guten willen machen und nicht um etwa sein soziales Ansehen zu pflegen.
Die rechte Absicht wird im Islam sehr stark hervorgehoben.
Die Frage nach der rechten Absicht wird vor allem in der islamischen Mystik thematisiert.
48. 48 Der islamische Dekalog Koran: 17:22-38
Setze nicht dem einen Gott einen anderen Gott zur Seite!
Und dein Herr hat bestimmt, dass ihr Ihm allein dienen sollt!
Und zu den Eltern sollt ihr gut sein; und breite für sie in Barmherzigkeit und Demut deine Arme aus, und sag: Herr! Erbarme Dich ihrer wie sie mich aufgezogen haben, als ich klein war!
Und gib dem Verwandten, was ihm zusteht, ebenso dem Armen und dem Reisenden, der sein Geld verloren hat. Sei nicht geizig aber auch nicht verschwenderisch!
49. 49 Der islamische Dekalog Und tötet nicht eure Kinder aus Furcht vor Verarmung!
Und lasst euch nicht auf Unzucht ein!
Und tötet niemanden!
Und tastet das Vermögen der Waisen nicht an!
Und haltet euer Versprechen!
Und seid gerecht!
Und hört nicht auf Gerüchte, wenn ihr kein Wissen darüber habt!
Und gehe nicht überheblich auf Erden umher! Du kannst weder ein Loch in die Erde machen, noch die Berge in Höhe erreichen.
50. 50 Koranische Prinzipien Der Koran betont allgemeingültige Prinzipien:
- Gerechtigkeit
- Menschenwürde
- Freiheit
- Gleichheit aller Menschen
- die soziale Verantwortung
51. 51 Die sunnitischen 4 Rechtsschulen hanafitische Rechtsschule 697 in Kufa (Irak)
malikitische Rechtsschule 715 in Medina
schafiitische Rechtsschule 767 in Gaza (Palästina)
hanbalitische Rechtsschule 780 in Bagdad (Irak)
52. Islam und Muslime in Österreich
53. 53 Historischer Rückblick 1878 Okkupation Bosnien-Herzegowinas, 1908 Annexion ? völkerrechtlich ein Teil der Habsburgermonarchie
Zahl der MuslimInnen: in Bosnien: 600.000, im Kernland der Monarchie: 1.281, davon 889 in Wien
15. Juli 1912 ? Islamgesetz: Anerkennung der Anhänger des Islam als Religionsgesellschaft (damals nur die hanafitische Rechtsschule) ? Anerkennungsgesetz von Religionsgesellschaften 1874 als Grundlage
54. 54 Historischer Rückblick Islamgesetz von 1912:
Recht auf gemeinsame öffentliche Religionsausübung
Recht, die inneren Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten
Recht auf Besitz und Nutzung der für Kultus-, Unterrichts- und Wohltätigkeitszwecken bestimmten Anstalten, Fonds und Stiftungen
rechtliche Gleichstellung mit den anderen anerkannten Religionsgesellschaften
55. 55 Historischer Rückblick Muslime in der k.u.k. Armee, daher auch Imame
Erste Republik: nur einige hundert Muslime in Österreich ? unorganisiert
1960er Jahre: Gastarbeitermigration
1964: 8.000 Muslime in Österreich
56. 56 Historischer Rückblick 1963: Verein Moslemischer Sozialdienst ? Bemühung um Reaktivierung des Anerkennungsgesetzes von 1912
1979: Gründung der IGGiÖ ? vollständige Anerkennung des Islam als öffentlich-rechtliche Körperschaft ? Anerkennung der anderen Rechtsschulen
1979: Eröffnung der 1977 fertig gestellten ersten „repräsentativen“ Moschee in Österreich
57. 57 Demographische Daten
58. 58 Demographische Daten
59. 59 Demographische Daten
60. 60 Demographische Daten
61. 61 Demographische Daten Ca. 150 bis 200 Gebetsräume in Österreich
Sunniten und Schiiten in Österreich
Religionsunterricht:
seit WS 1982/83
1997 ? Gründung der IRPA
Ab WS 2006/07 ? Masterstudium: Islamische Religionspädagogik am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien
Herausforderungen im Unterricht: SchülerInnen suchen Antworten auf Alltagsprobleme
62. 62 Islamische Verbände in Österreich Islamische Föderation (IF): sie wurde im Jahre 1988 gegründet (ca. 44 Moscheevereine)
Islamische Kulturzentren: die Union
Islamischer Kulturzentren (UIKZ) wurde im Jahre 1980 gegründet (63 Moscheevereine)
Liga Kultur – Verein zur Förderung des kulturellen Austauschs und der Integration (1990)
Dachverband Bosnisch-Islamischer Vereine (1994)
ATIB (Türkisch Islamische Union für Kulturelle und Soziale Zusammenarbeit in Österreich) ? 1990
63. 63 Islamischer RU an den öffentlichen Schulen Religionsunterricht:
seit WS 1982/83
1997 ? Gründung der IRPA
Ab WS 2006/07 ? Masterstudium: Islamische Religionspädagogik am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien
Herausforderungen im Unterricht: SchülerInnen suchen Antworten auf Alltagsprobleme
64. 64 Beziehung zur Mehrheitsgesellschaft
65. 65 Ausgangssituation Arbeitsmigration
niedriger sozialer Status vieler ArbeitsmigratInnen
Rückkehrabsichten
keine großen Erwartungen an die Mehrheitsgesellschaft
66. 66 Familienzusammenführung Angst vor Identitätsverlust der Kinder
Unbehagen gegenüber dem Anderen
Sichtbarkeit von sozialen Problemen
Kinder/Eltern/Gesellschaft ? Konfrontationslinien
Projektionen von Vorurteilen
Doppelbelastung der Kinder
67. 67 Wandel in der Wahrnehmung und Fremdzuschreibung:Gastarbeiter ? Ausländer ? Muslime
Religiöse Symbole im öffentlichen Raum
68. 68 Ängste auf beiden Seiten ?Mehrheitsgesellschaft
Angst vor dem Fremden
Muslime u. Integration
Muslime u. Terror
Islamisierung Europas ? Muslime
Angst vor dem Fremden
Identitätsverlust
Werteverlust
soziale Bedenken (Wohnungs- und Arbeitsmarkt)
69. 69 Aufgabe der PädagogInnen dem Unbehagen entgegenwirken
Vertrauen schaffen
Konfrontationslinien abbauen
Ergebnis: Entlastung der Kinder
70. 70 Herausforderungen des Alltags Anerkennung seitens der Mehrheitsgesellschaft
Möglichkeiten des Praktizierens der Religion (Beten am Arbeitsplatz, Freitagsgebet, geschächtetes Fleisch)
Debatten um das Kopftuch
Debatten um Moscheebauten
Vermischung von sozialen und religiösen Problemen
71. 71 Muslime der 2. Generation individuelle versus kollektive religiöse Praktiken
große Erwartungen an die Gesellschaft
reaktive kollektive Identitätskonstruktionen
72. 72 Muslime der 2. Generation
73. 73 Muslime der 2. Generation
74. 74 Muslimisch-Christlicher Dialog Begriffsklärung als Voraussetzung eines gelungenen Dialogs
Trinität – Offenbarung – Scharia
Pädagogische Aspekte des Dialogs:
Feste mit religiösem Hintergrund:
Wie feiern wir/feiert ihr Weihnachten bzw. das Opferfest? Warum wird das Fest gefeiert? Wie ist es entstanden? Welche Beziehung haben die Menschen, die es feiern, dazu?
75. 75 Muslimisch-Christlicher Dialog Pädagogische Aspekte des Dialogs
Kirchenbesuch, Teilnahme an Weihnachtsfeiern usw.
der Kontakt zu den Religionsgemeinschaften am Ort pflegen
Hinweis auf die gemeinsamen Wurzeln der Weltreligionen
76. 76 Muslimisch-Christlicher Dialog ? Gemeinsamkeiten
abrahamitische Religionen ? Abraham als Stammvater der Weltreligionen
Adam und Eva ? die ersten 2 Menschen
viele gemeinsame Geschichten: z.B. Moses und das Volk Israel, Jesus und Maria usw.
gemeinsame ethische Werte v.a. die Verantwortung und das Bewusstsein für das Leben
Spiritualität: Gottesliebe und Gottesnähe
das Menschsein steht im Vordergrund