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1. Kulturelle Einflüsse auf geschlechtsspezifische Sozialisation Katja Untiedt, Kati Weiß, Josefine Heinz und Johanna Stahl
2. Gliederung Kultur – wie verstehen?
Sozialisation in verschiedenen Kulturen
USA
China
Japan
Geschlechterrollen ganz anders
Diskussion
3. 1. Kultur – wie verstehen? Definition KulturDuden: vier Bedeutungen des lateinischen Verbs colere
(be-)wohnen, ansässig sein,
pflegen, schmücken, ausbilden, wahren, veredeln,
bebauen, Ackerbau treiben und
verehren, anbeten, feiern
4. 1. Kultur – wie verstehen? kulturelles Schichtmodell von Döfer:
Handelndes Individuum
Rechtlich-politische Normen
Soziale Beziehungen und Werte
Sinnkonstruktion (z.B. Religion)
Stand der Realitätserkenntnis und der Technik
Natürliche Umwelt / Klima
? monokausale Erklärungen nicht ausreichend
5. 1. Kultur – wie verstehen?
6. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen USA – Gender Socialization in Latino Families
Geschlechtsunterschied wird nur noch in einem Bereich gemacht: geschlechtsspezifische Aktivitäten, geschlechtsstereotype Charakteristika
Latino-Eltern erziehen ihre Töchter in einer Weise, die gekennzeichnet ist durch traditionelle Geschlechterrollen
7. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen USA – Gender Socialization in Latino Families
Ergebnisse:
Unterschiede im Umgang mit Mädchen und Jungen
Bestärkung von stereotyp weiblichem Verhalten für Mädchen
Reglementierung der Aktivitäten außerhalb des Hauses für Mädchen, Elternteil gleichen Geschlechts engagierter bei Vermittlung angemessenen geschlechtstypischen Verhaltens
8. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen USA – Gender Socialization in Latino Families
Korrelation zwischen egalitären Einstellungen der Eltern und Geburtsort US, sowie höherem Bildungsniveau
9. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen USA – Gender Socialization in Latino Families
Kulturelle Werte in Latino Families:
Familismo: Betonung auf Beziehung zwischen Familienmitgliedern, und Kindeserziehung
Respecto: Betonung von Respekt und Hierarchie in sozialen Beziehungen
Erhaltung der Jungfräulichkeit wichtig
Katholische Religion
Stand der Wirtschaft: Frau als Erwerbstätige weniger wichtig
10. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen China
Studie zu Auffassungen von Gleichberechtigung in USA und China
Messorte: Hongkong, Peking, Michigan und Florida
Messinstrument: GREAT (Gender Role Egalitarian Attitudes Test)
beruht auf Role Distribution Theory (Eagly et. al.)
11. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen China
RDT: Geschlechtsstereotype spiegeln das wider, was Frauen/Männer tun
Tätigkeit durch soziale Rolle bestimmt
Auffassungen über Männer und Frauen sollten Verteilung dieser Geschlechter in sozialen Rollen zeigen
Rollendifferenzierung nach Geschlecht
12. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen China
Ergebnisse (1):
in beiden Stichproben zeigten sich grundlegende Rollenverteilungen
„home scale“ und „work scale“
Männer mit Macht und hohem Status im Beruf assoziiert
Frauen mit Sozialsinn und niedrigem Status in heimischen Rollen assoziiert
13. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen China
Ergebnisse (2):
für „work scale“ Hypothesen bestätigt
Amerikaner egalitärer als Chinesen
Amerikaner in work-Attitudes viel liberaler als in home-Attitudes
Chinesen in home-Attitudes liberaler als bei work-Attitudes
regionale Unterschiede in USA für home-Variable (Nord-Süd-Gefälle)
14. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen China
Ursachen:
methodologische Ungenauigkeiten
nationale Berufsbezogene Werte (z.B. Chinesen erfolgsorientierter und zielstrebiger)
Religion, Tradition (z.B. Amerikaner mehr macht- und aggressionsbezogen)
Weitere Ideen?
15. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen Japan: Haushalt, Kinder, Teezeremonie – Die Rolle der Frau in Japan
1931: Frauen = minderjährige, verantwortungsunfähige Menschen
1946: Gleichstellungsgesetz
otto wa soto ni, tsuma wa uchi ni („Der Mann außer Hause, die Frau im Haus“)
Frau verwaltet Geld
Vermittlungs- vs. Liebeshochzeit
Scheidung, Affären
16. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen Japan: Haushalt, Kinder, Teezeremonie – Die Rolle der Frau in Japan
17. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen Japan: Haushalt, Kinder, Teezeremonie – Die Rolle der Frau in Japan
„During the week, I say only three words to her at night. The first is meshi (food). She brings my dinner. Then I say furo (bath) and she draws my bath. Finally, I say futon, and she rolls out my bed and I go to sleep.”
(50-year-old Japanese)
18. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen Japan: Haushalt, Kinder, Teezeremonie – Die Rolle der Frau in Japan
? Wie kommt es zu diesen Rollenverteilungen?
Konfuzianismus ? 5 Grundbeziehungen
Leibliche Töchter sind nutzlos wie „verschüttetes Wasser“
Yin-Yang-Philosphie
? Eure Ideen?
19. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen Empirischer Ausblick - Geschlechtsstereotype
interkulturelle Untersuchung mittels ACL (Kurzversion) von William & Best
50 Items, je 25 männlich/weiblich
14 Vpn aus 5 Ländern (Chile, China, Deutschland, Indien, USA)
Bildung von M% in und über Kulturen
20. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen Empirischer Ausblick - Geschlechtsstereotype
M%:
Chile: 0.49
Deutschland: 0.45
Indien: 0.59
USA: 0.42
21. 2. Sozialisation in verschiedenen Kulturen Empirischer Ausblick – Geschl.-stereotype
Chile: humourous (m), submissive (w)
Deutschland: boastful (m), talkative (w)
Indien: talkative (m), fussy (w)
USA: stern (m), timid (w)
bei allen:
m: adventurous, disorderly, lazy
w: affectionate, emotional, soft, warm
22. 3. Geschlechterrollen ganz anders
23. 3. Geschlechterrollen ganz anders Zuñi
Berdache -
Mann oder Frau?
24. 3. Geschlechterrollen ganz anders Zuñi
Keine Dichotomie Mann/Frau, sondern Kontinuum
Geschlecht ist erworben, nicht angeboren
Alternatives Geschlecht = Berdache, Ihamana
Männer, die Frauenarbeit verrichten + Frauenkleidung tragen
Meist homosexuell
25. 3. Geschlechterrollen ganz anders Zuñi
Besondere Rolle in Zeremonien, Ritualen, Vermittlerrolle
Propheten, Visionäre, Medizinmänner
Frauen sind wichtigeres Element in der Ehe
26. 3. Geschlechterrollen ganz anders Zuñi
„A ‚culture’ is really just an accumulation of social and historical ‚habits’ through a repetition of tradition. The notion of feminine behavior and ‘being a woman’ is a SOCIAL entity, not a biological one.”
“By the Indian view, someone who is different offers advantages to society precisely because he or she is free from restrictions of the usual. It is a different window from which to view the world.”
27. 3. Geschlechterrollen ganz anders 2. Hijras – Das dritte Geschlecht
28. 3. Geschlechterrollen ganz anders 2. Hijras – Das dritte Geschlecht
Was sind Hijras?
„weder Mann noch Frau“
Hermaphroditen oder Männer, die sich nicht mit ihrer Geschlechterrolle identifizieren können
tragen Frauenkleidung und geben sich weiblich
29. 3. Geschlechterrollen ganz anders 2. Hijras
Bedeutung
Grenzüberschreitung
Vermittler zwischen Mann und Frau
Heilige mit der Macht zu segnen und zu verfluchen
30. 3. Geschlechterrollen ganz anders 2. Hijras
Wie wird man(n) zur Hijra?
Offenbarung in Träumen/Visionen
Adoption in die Hijra-Gemeinschaft
Kastration ? „nirvan“
Abhängigkeitsverhältnis zur Guru
Schulung in Tanz, Gesang und Klatschen
Gelderwerb durch Prostitution, Betteln, Segnen
31. 3. Geschlechterrollen ganz anders 2. Hijras
Warum will man(n) Hijra werden?
fühlen sich als Frauen
Unterschied zu Transsexuellen: keine Abscheu vor eigenem Geschlecht
gottgegebenes Schicksal
32. 3. Geschlechterrollen ganz anders 2. Hijras
Gesellschaftliche Anerkennung
bei Volkszählungen als Männer gezählt
erhalten keine „ration cards“
öffentliche betriebene Prostitution legitimiert
Sex zw. Hijras u. Männern akzeptiert
(Verbot d. Homosexualität) ? Ehen möglich
Sex zw. Hijras u. Frauen tabuisiert
33. 3. Geschlechterrollen ganz anders 3. Die Moso – Matriarchat
34. 3. Geschlechterrollen ganz anders Wer sind die Moso?
5000 Jahre altes, kleines Volk im Südwesten Chinas
matriarchale Lebensform
Frauenherrschaft ohne Gewalt
35. 3. Geschlechterrollen ganz anders älteste Frau = Familien-oberhaupt
Frauen verwalten Besitz und entscheiden über Erbe
Haus, Hof und Name auf Töchter vererbt
Frauen treffen die wichtigsten Entscheidungen
36. 3. Geschlechterrollen ganz anders Frauen...
... kümmern sich um den Haushalt
... bestellen die Felder
... beschaffen Brennmaterial
... betreiben Fischfang
Männer...
... arbeiten bei Hausbau, Straßenreparatur
... ständig unterwegs als Händler und Hirten
37. 3. Geschlechterrollen ganz anders Ehe ohne Heirat
Entscheidung gemeinsam getroffen
„Besuchsehe“ (selten für das ganze Leben)
Frau hat mehrere Partner und Kinder von verschiedenen Männer
gemeinsame Erziehung
Töchter bleiben bei Mutter, Söhne ziehen aus
38. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz - Emanzipation
39. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz – Emanzipation
Was ist ein Kibbuz?
= genossenschaftliche Lebensform
ländliche Kommune
Bedürfnisse der Mitglieder von Gemeinschaft gedeckt
Landwirtschaft, Dienstleistung
Anfang 20. Jhd.: sozialist. Umwälzung in Israel
Ziel: Egalität in allen Bereichen
? kein persönliches Eigentum
? Beschäftigung für alle zugänglich
? totale Emanzipation der Frauen
40. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz – Emanzipation
asymmetrisch: Angleichung der Frauen an die Männer (nicht umgekehrt)
konkret:
Frauen verrichteten gleiche Tätigkeiten wie Männer
von Kinderbetreuung entbunden (Kinderhaus)
gleiche Kleidung wie Männer
keine Schminke
41. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz – Emanzipation
Studie von SPIRO:
radikale Siedlung „Kiryat Yedidim“
2 Beobachtungszeitpunkte
? 1956: Kindererziehung u. Auswirkung auf Geschlechtsrollenverhalten
? 1979: erwachsenen Kinder des 1. MZP erneut untersucht
42. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz – Emanzipation
1. MZP:
? Erzieherinnen im Kibbuz aufgewachsen
? keine Verstärkung für geschlechtstyp.
Verhalten:
dasselbe Spielzeug für Mädchen und Jungen
duschten und schliefen gemeinsam
? „Vermeidung“ sexueller Tabus
43. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz – Emanzipation
Ergebnisse (1):
? trotzdem ausgeprägte geschlechtstypische
Unterschiede
? Mädchen:
Vorliebe für künstlerische, feinmotor.
Tätigkeiten, Phantasiespiele
? gehorsamer, nachgiebiger
? Jungen: eher grobmotorische Aktivitäten,
größere, dynamische Spielsachen
? aggressiver, dominant
44. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz – Emanzipation
2. MZP: Interviews mit nun erwachsenen Frauen
Ergebnisse (2):
Gegenrevolution
forderten Recht zurück, selbst für Familie zu sorgen
Kinder selbst aufziehen
Vorliebe für weibliche Tätigkeiten
Betonung des weibliches Aussehens
Rückkehr zu traditionellem Geschlechtsrollenverhalten
45. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz – Emanzipation
Wieso kehrten Frauen zum traditionellen
Geschlechtsrollenverhalten zurück,
obwohl sie keinen anderen Einflüssen ausgesetzt waren?
46. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz – Emanzipation
Warum ist Experiment weiblicher Emanzipation gescheitert?
präkulturelle Determinanten
biologische Gegebenheiten:
Körperbau: Männer geeigneter für Arbeit in der Landwirtschaft
landwirtschaftl. Arbeit während Schwangerschaft ? Fehlgeburten
regelmäßiges Stillen ? Arbeit in der Nähe vom Kinderhaus (Dienstleistung)
47. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz – Emanzipation
Warum ist Experiment weiblicher Emanzipation gescheitert?
Interessen/Neigungen:
wenig Spaß an landwirtschaftl. Arbeit
kein Interesse an Führungspositionen
Familie wichtiger
Kinderbetreuung befriedigend
? Schlussfolgerungen?
48. 3. Geschlechterrollen ganz anders 4. Kibbuz – Emanzipation
Fazit:
weibl. Emanzipation besteht nicht darin, sich den Männern anzugleichen!
Vereinbarkeit von Gleichberechtigung mit natürlicher geschlechtlicher Spezialisierung entscheidend
Gleichberechtigung nicht durch „Gleichmachen“, sondern durch gleiche Bewertung der spezifischen Fähigkeiten
49. 4. Diskussion Kibbuz – Emanzipation
Was versteht man in unserer Kultur unter Emanzipation? (Beispiele)
Was versteht ihr unter diesem Begriff?
Was könnte Emanzipation noch bedeuten?
50. 4. Diskussion Zwischengeschlecht:
? Ist es möglich, Kinder neutral zu erziehen? Können diese mit der Entscheidung für ein Geschlecht diese Rolle dann voll ausfüllen?
Hintergrund:
? Guevote (Dominikanische Republik)
Identitätswechsel in der Pubertät: als Mädchen geboren bilden sie in Pubertät männlich Genitalien aus
Folge: Wechsel zur männlichen Identität, sexuelle Orientierung auf weibliche Partner
Traditionelle Geschlechterrollenaufteilung und ab 6. Lebensjahr strikte Geschlechtertrennung
51. 4. Diskussion Zeichnet sich eine Globalisierung der Geschlechterrollen ab? Inwiefern ist sowas möglich?