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Das moderne Verständnis vom Lernen. Das Gehirn (oder der menschliche Geist) eines jeden Menschen wird heute gesehen als ein individuelles in sich geschlossenes System. Indem es sich selbst beobachtet (Selbstreferentialität), entwickelt es sich aus den Elemen-
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Das moderne Verständnis vom Lernen Das Gehirn (oder der menschliche Geist) eines jeden Menschen wird heute gesehen als ein individuelles in sich geschlossenes System. Indem es sich selbst beobachtet (Selbstreferentialität), entwickelt es sich aus den Elemen- ten, aus denen es besteht, selbst weiter (Autopoiesis). Da Menschen aber keine Einzelwesen sind, die für sich un- abhängig von anderen leben (können), sondern einge- bunden sind in soziale Interaktionen, in denen sie han- deln, sich bewähren müssen, beobachten sie ständig die Umwelt und integrieren die für sie als relevant gedeuteten Beobachtungen (Fremdreferenz) in ihr mentales System. Damit erhöht das Individuum gleichzeitig seine Möglich- keiten, auf neue Situationen passend und erfolgreich zu reagieren.
Das moderne Verständnis vom Lernen Da aber jedes Gehirn seinen spezifischen Aufbau und seine spezifische Weise zu prozessieren hat, konstruiert es sich selbst seine Repräsentationen der wahrgenommenen Elemente aus der Außenwelt, die folglich nicht missver- standen werden dürfen als analoge Repräsentationen externer Realität. Wenn also ein Schüler einen im Unter- richt durchgenommenen Sachverhalt nach einiger Zeit richtig wiedergibt, so ist das keine spiegelbildliche Repro- duktion der Darbietung dieses Sachverhalts im Unterrichts- geschehen, sondern eine eigene individuelle Rekonstruk- tionsleistung auf der Grundlage der spezifischen Verar- beitung und Integration dieses Sachverhalts bei diesem Schüler.
Adaptiver Unterricht • Zeitlich lang dauernde Phasen hoher Schüler- aktivität und intelligenten Übens auf der Grund- lage von Aufgaben- und Problemstellungen, die die Möglichkeit für Modellierungsprozesse bieten (Konstruktion) • Verstehenssteuerung durch die Lehrkraft, die in schülerorientierter Weise durch Darbietung und Dialog den Modellierungsprozess unterstützt (Instruktion)
Motivierung • Selbstbestimmung: die Schülerinnen und Schüler sollen selbst wählen dürfen, was sie machen möchten bzw. was sie sich zutrauen. • Handlungsorientierung: die Schülerinnen und Schüler sollen selbst etwas machen können. • Interaktives Lernen in Gruppen: die Schülerinnen und Schüler sollen die Gelegenheit erhalten, Aufgaben- und Problemstellungen gemeinsam bearbeiten zu können. • Kompetenzerleben: die Schülerinnen und Schüler sollen auf der Grundlage eines Unterrichts, der ent- sprechend der zuerst genannten drei Motivierungs- möglichkeiten gestaltet ist, sich als Individuen erleben, die Kompetenzen besitzen und diese auch nutzen können.
Motivierung • „Alle Ziele, die wir im Rahmen unseres normalen Alltags verfolgen, die Ausbildung oder den Beruf betreffend, finanzielle Ziele, Anschaffungen etc., haben aus der Sicht unseres Gehirns ihren tiefen, uns meist unbewussten ‚Sinn’ dadurch, dass wir damit letztlich auf zwischenmenschliche Beziehungen zielen, das heißt, diese erwerben oder erhalten wollen. Das Bemühen des Menschen, als Person gesehen zu werden, steht noch über dem, was landläufig als Selbsterhaltungstrieb bezeichnet wird.“J. Bauer, Prinzip Menschlichkeit. 2006, S. 37
Motivierung • Für die Schule heißt das: „Um Bedeutsamkeit zu erleben, Motivation aufzubauen und die dazu notwendigen neuro- biologischen Prozesse in Gang zu bringen, brauchen Kinder gute, verbindliche Beziehungen, was keineswegs bedeutet, sie in Watte zu packen. Gerade weil sie die Anerkennung suchen, wollen Kinder auch eine klare Auskunft darüber haben, was wir von ihnen erwarten. Als Eltern, Pädagogen oder Mentoren sollten wir bei Kindern nicht das hegen und pflegen, was uns bequem ist oder uns ein Gefühl von Macht gibt, sondern das, was das Leben von ihnen fordern wird: Begeisterungsfähigkeit, Kreativität, Pfiffigkeit, Hilfsbereitschaft, kritisches Denken, Fleiß, Durchhaltevermögen Unbestechlichkeit, Konfliktbereitschaft, Empathie, Fairness und Sportlichkeit“. J. Bauer, Lob der Schule 2007, S. 20 f.