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Verarbeitung von Implikaturen iv Ist die Interpretation von skalaren Implikaturen gegenüber der wörtlichen Interpretation verzögert? Grodner et al. 2010. PS Experimentelle Pragmatik: Berechnung skalarer Implikaturen WS 12/13 Dozent: Oliver Bott Referentin: Gina Reinhardt.
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Verarbeitung von Implikaturen ivIst die Interpretation von skalaren Implikaturen gegenüber der wörtlichen Interpretation verzögert?Grodner et al. 2010 PS Experimentelle Pragmatik: Berechnung skalarer Implikaturen WS 12/13 Dozent: Oliver Bott Referentin: Gina Reinhardt
Verarbeitung von Implikaturen IV • 1. Vorüberlegungen • 2. Experiment • 3. Ergebnisse • 4. Zusammenfassung
1. Vorüberlegungen1.1 Pragmatische vs. Wörtliche Bedeutung 1) John hassomeoftheballoons. • Impliziert typischerweise, dass er nicht alle Ballons hat. Skalare Implikaturen entstehen, wenn ein Sprecher einen schwächeren Ausdruck verwendet, anstatt eines alternativen stärkeren Ausdrucks.
1. Vorüberlegungen1.1 Pragmatische vs. Wörtliche Bedeutung • „All“ ist stärker als „some“ in Kontexten wie in 1), weil „some“ wahrheitsgemäß in jeder Situation ausgesagt werden kann, in der „all“ wahr ist. Aber im Gegenzug ist „all“ nicht in jeder Situation wahr, in der „some“ wahr ist. • Also könne Quantoren wie „some“ oder „all“ als Abschnitte einer Skala betrachtet werden. all most many some Ein Sprecher, der einen schwächeren Ausdruck der Skala benutzt, signalisiert, dass es ich nicht möglich war, einen stärkeren zu verwenden. Die korrespondierende stärkere Aussage ist also falsch.
1. Vorüberlegungen1.1 Pragmatische vs. Wörtliche Bedeutung Zurück zum Beispiel: „John hassomeoftheballoons.“ Die pragmatische Bedeutung kann hier durch zusätzliches sprachliches Material aufgehoben werden, die wörtliche Bedeutung dagegen nicht. 2a) John hassomeoftheballoons. In fact, he has all ofthem. *2b) John hassomeoftheballoons. In fact, he hasnoneofthem. ( widersprüchlich)
1. Vorüberlegungen1.1 Pragmatische vs. Wörtliche Bedeutung Wörtliche Bedeutung: „some, andpossibly all“ Pragmatische Bedeutung: „some, and not all“
1. Vorüberlegungen1.2 Verarbeitung von Skalaren Implikaturen • Bezüglich der Verarbeitung von skalaren Implikaturen beschäftigen sich jüngere Untersuchungen mit 2 Fragen: • In welchem Umfang ist die Verarbeitung skalarer Implikaturen abhängig vom Kontext? • Wie und wann verarbeiten Hörer die skalaren Inferenzen? Die Untersuchungen von Grodner et al. beschäftigen sich mit der 2. Frage
1. Vorüberlegungen1.2 Verarbeitung von Skalaren Implikaturen Mögliche Antworten: • Defaultismus: die pragmatische Interpretation erfordert keinen weiteren Schritt • Kontextualismus: die pragmatische Interpretation erfordert 2 Schritte (wörtliche Bedeutung wird berechnet und dann pragmatisch angereichert)
1. Vorüberlegungen1.2 Verarbeitung von Skalaren Implikaturen • Vorhersagen: • Defaultismus: skalare Implikaturen werden im Vergleich zur wörtlichen Bedeutung ohne Verzögerung verarbeitet • Kontextualismus: skalare Implikaturen werden im Vergleich zur wörtlichen Bedeutung mit Verzögerung verarbeitet
2. Das Experiment2.1 Fragestellung Sind skalare Inferenzen im Vergleich zur wörtlichen Interpretation verzögert?
2. Das Experiment2.2 Bezug zu anderen Untersuchungen Huang & Snedeker führten 2009 eine Eyetrackingstudie im Visual World Paradigma durch, um die Verarbeitung der wörtlichen gegenüber der pragmatischen Bedeutung zuuntersuchen. ErgebnissedieserStudieergaben, dass die VerarbeitungderpragmatischenBedeutungzeitverzögertstattfindet.
2. Das Experiment2.2 Bezug zu anderen Untersuchungen Grodner et al. modifizierten das Experiment von Huang & Snedeker in 5 Punkten, behielten aber sonst die Methode bei.
2. Das Experiment2.3 Modifikationen • 1: „someof“ wird ersetzt durch „summa“ (wegen „some“ vs. „someof“) • 2: es werden keine Instruktionen mit konkreten Zahlenangaben gemacht • 3: jeder Versuch beginnt mit einer vorab aufgenommenen Äußerung, die die Art und Anzahl der auf dem Display gezeigten Objekte beschreibt • 4: es wird eine „Nunna-Anordnung“ (= „non-of“) und eine „Alla-Anordnung“ (=„all-of“) eingeführt • 5: es wird eine „Late-Summa-Anordnung“ eingeführt, bei der 2 Charaktere auf dem Display einige, aber nicht alle Objekte verschiedener Gruppen haben
2. Das Experiment2.4 Teilnehmer • 25 Versuchspersonen, die die Ziele des Experiments nicht kennen und englische Muttersprachler sind
2. Das Experiment2.5 Design Die Teilnehmer sehen auf einem Bildschirm Comicfiguren und Objekte verschiedener Art und Anzahl. Dazu hören sie Instruktionen, wie „Click on thegirl, whohas summa the…“. Die Bezeichnung von zwei Objekten ist dabei phonetisch ähnlich, z.B. „balls“ und „balloons“. D.h. die Teilnehmer können beim Hören der Instruktionen erst spät identifizieren, um welches Referenzobjekt es sich tatsächlich handelt.
2. Das Experiment2.5 Design • Bei jedem Durchlauf wurden den Versuchspersonen 6 Cartoonfiguren gezeigt, umgeben von mindestens 3 Gruppen von Objekten • ein vorher aufgenommener Sprecher beschreibt Art und Anzahl der Objekte (z.B. „Therearefourballs, fourplanets, andfourballoons.“)
2. Das Experiment2.5 Design • Die Early-Summa-, Alla- und Nunna-Anordnungen sind wie folgt aufgebaut: • Der Alla-Refernet hat alle Objekte einer Art • Der Early-Summa Referent hat eine Untereinheit einer Art, z.B. 2 von 4 Ballons • Der Nunna-Referent hat keine Objekte
2. Das Experiment2.5 Design • Die Late-Summa-Anordnung ist wie folgt aufgebaut: • Die Late-Summa Referenten haben eine Untereinheit von ähnlichen Arten (z.B. 2 balls, 2 balloons) • Der Alla-Referent hat alle Objekte einer Art, die zu den ersten beiden keine Ähnlichkeit besitzt
2. Das Experiment2.5 Design • Nach 2,5 s bekommen die Teilnehmer Instruktionen • Die Instruktionen zur Early-Summa, Nunna, Alla und auch Late-Summa Anordnung lauten z.B.: • Click on thegirlwhohas… [Early-Summa] …summa theballs. [Alla] …alla theballoons. [Nunna] …nunnatheitems.
2. Das Experiment2.5 Design • Während den Versuchen wurden die Augenbewegungen der Teilnehmer via Eye-Tracking analysiert • So konnte festgestellt werden, wie lange welches Referenzobjekt fokussiert wurde Es lässt sich also feststellen, zu welchem Zeitpunkt die Teilnehmer „some“ wörtlich als „someandpossibly all“ und wann sie „some“ pragmatisch als „someand not all“ interpretieren
3. Ergebnisse Die Teilnehmer reagieren auf den „summa-Referenten“ in der summa-Instruktion genauso schnell wie auf den „alla-Referenten“ in alla-Instruktion Die pragmatische Interpretation ist gegenüber der wörtlichen Interpretation nicht verzögert
4. Zusammenfassung • Die Ergebnisse der vorliegenden Studie widersprechen der Hypothese, dass zuerst die wörtliche Bedeutung verarbeitet wird, bevor die pragmatischen Inferenzen stattfinden. Stattdessen ist die Implikatur sofort vorhanden. + Defaultismus