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Prüfungen als Lerngelegenheit für Studierende und Lehreinheiten. Vortragstag „Lehre im Fokus: Prüfungen“ an der Universität Erlangen am 22. Juli 2011. Dr. Andreas Müller LMU München, Institut für Pädagogik, Bildungs- und Sozialisationsforschung. Gliederung. Allgemeiner Einstieg:
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Prüfungen als Lerngelegenheit für Studierende und Lehreinheiten Prof. Dr. Hartmut Ditton Vortragstag „Lehre im Fokus: Prüfungen“ an der Universität Erlangen am 22. Juli 2011 Dr. Andreas Müller LMU München, Institut für Pädagogik, Bildungs- und Sozialisationsforschung
Gliederung • Allgemeiner Einstieg: • Prüfungen im Anschluss an Bologna • Funktionen von Prüfungen • Prüfungen als Lerngelegenheit • Praxisbeispiel: • Erweiterter Prüfungs- und Feedbackzyklus für Seminare • Praktische Erfahrungen und Überprüfung des Modells • Künftige Herausforderungen Dr. Andreas Müller
1. Prüfungen im Anschluss an Bologna • Veränderung der Prüfungslandschaft in Folge der Bolognareform,- ein Beispiel: • Zunahme der Prüfungsdichte • Ø-Semester: 5,4 bis 5,9 (Witte et al, 2010) • z.B. BA Studiengang Pädagogik/ Bildungswissenschaften (LMU München): drei- bis viermal so viele Prüfungen wie im Hauptfach Magisterstudiengang Pädagogik • Gesteigertes Publikationsinteresse zum Themenfeld „Prüfen“ Dr. Andreas Müller
1. Prüfungen im Anschluss an Bologna Prüfungs-VOR-bereitung Güte schriftlicher (Dubs 2006) &mündlicher Prüfungen (Stary 2006) Vergleichbarkeit von Prüfungen & Noten (Kurz 2010) Standardisierung &Automatisierung von Prüfungen (Hees et al. 2008; Reepmeyer 2008) Prüfungs-Durchführung Innovative Prüfungsformen (Brinker 2007) Kompetenzorientierung &Prüfungsmethodik (vgl. Dany et al. 2008) Stressbewältigung der Studierenden (Knigge-Illner 2007; Köster et al. 2005) Prüfungs-NACH-Bereitung ? Fokus auf Prüfungs-VOR-bereitung und -durchführung Gesamter Prüfungszyklus inkl. NACH-bereitung bislang nicht betrachtet Dr. Andreas Müller
2. Funktionen von Prüfungen Selektion („Assessment OF Learning“) Lernen & Entwicklung („Assessment FOR Learning) Herrschaft & Sozialisation Studierende Lehreinheiten (Ainsworth & Viegut 2006; Flechsig 1976) Dr. Andreas Müller Dr. Andreas Müller # 5
3. Prüfungen als Lerngelegenheit Prüfungs-VOR-bereitung Feedforward Lernziele (=Standards) setzen und kommunizieren Ad hoc Lernstandserhebungen (Inhaltliche Homogenisierung) Prüfungs-Durchführung Fragen strukturieren ( Lernzieltaxonomie z.B. nach Anderson & Krathwohl 2001) • Prüfungs-NACH-Bereitung • Feedback • Rückmeldungen an Studierende (schriftlich, mündlich) • Rückmeldung an Lehreinheit: • Lerndefizite; • Wiederholungseffekte; • Wirkungen vonUnterstützungssystemen; • „Dozenteneffekte“ Kritisches Beispiel:3 versus 4 Erziehungsstile bei Baumrind Dr. Andreas Müller # 6
3. Prüfungen als Lerngelegenheit „Dozenteneffekt“ durch Begleitübungen zu einer Vorlesung? • Vorlesung (Professorin) Begleit-übungen • Professorin • Mitarbeiter A • Mitarbeiter B • Mitarbeiter C • Mitarbeiter D Dr. Andreas Müller
3. Prüfungen als Lerngelegenheit „Dozenteneffekt“ durch Begleitübungen zu einer Vorlesung? Keine besseren Ergebnisse bei Professorin Noten in der MC-Klausur Bessere Ergebnisse bei „Wiederholern“ Dozenten der Begleitseminare zur Vorlesung Dr. Andreas Müller
4. Erweiterter Prüfungs- und Feedbackzyklus für Seminare Praxisbeispiel: Erweiterter Prüfungs- und Feedbackzyklus für Seminare Dr. Andreas Müller
4. Erweiterter Prüfungs- und Feedbackzyklus für Seminare 0. Vor oder in der Veranstaltung 1. In der Veranstaltung 2. Nach einer Veranstaltungssitzung 3. Nach der Veranstaltung 1.1Beobachtungs-kriterien & Standards kommunizieren (Feedforward) 1.2Zielklärung & Verständnis-sicherung 1.3Prüfungs-situation: Beobachtung & Bewertung 2.1Rückmeldung der Beobachtung & Bewertung(qualitatives Feedback) 0.1Beobachtungs-kriterien identifizieren 0.2Bewertungs-standards festlegen Dozent(qual. Feedback) 1.3Referent/Prüfling:Selbst-beobachtung 0.1Beobachtungs-kriterien identifizieren Seminarteilnehmer(quant. Evaluation) 2.3Auswertungs-gespräch(Tutor) 1.3Seminar-situation: Beobachtung 2.2Rückmeldung der Beobachtung (quantitatives Feedback) 3.Feedback zum Feedback durch die Studierenden(Metafeedback) Dr. Andreas Müller
4. Erweiterter Prüfungs- und Feedbackzyklus für Seminare Beispiel für Beobachtungs- und Bewertungsstandards VOR IN NACH NACH Dr. Andreas Müller
4. Erweiterter Prüfungs- und Feedbackzyklus für Seminare • Schritt 2.1. qualitatives Dozentenfeedback: • Zahlreiche Reviews zur lernförderlichen Gestaltung von mündlichen Rückmeldesituationen (z.B Hattie & Timperley 2007; Kluger & DeNisi 1996; Mory 2003; Müller, 2010, Nicol & Macfarlane-Dick 2006; Sippel 2009) • Zeitliche Trennung von Note und Feedback • Direkte soziale Vergleiche vermeiden VOR IN NACH NACH Dr. Andreas Müller
4. Erweiterter Prüfungs- und Feedbackzyklus für Seminare Schritt 2.2. quantitatives Peer-Feedback (allg. Teil) & Selbstbeobachtung: Dr. Andreas Müller
5. Praktische Erfahrungen und Überprüfung des Modells Bewertung der eingesetzten Instrumente durch die Seminarteilnehmer: (Angaben aus 3 Kursen Tn-Ninsg. = 45-81) Dr. Andreas Müller
5. Praktische Erfahrungen und Überprüfung des Modells Bewertung der eingesetzten Instrumente durch die Seminarteilnehmer: Skalierung: 1 = Stimme gar nicht zu 5 = Stimme voll und ganz zu (Angaben aus drei Kursen, Tn-Ninsg. = 45-48) Dr. Andreas Müller
5. Praktische Erfahrungen und Überprüfung des Modells Bewertung der eingesetzten Instrumente durch die Seminarteilnehmer: Skalierung: 1 = Stimme gar nicht zu 5 = Stimme voll und ganz zu Dr. Andreas Müller
5. Praktische Erfahrungen und Überprüfung des Modells Bewertung der eingesetzten Instrumente durch die Seminarteilnehmer: Skalierung: 1 = Stimme gar nicht zu 5 = Stimme voll und ganz zu Dr. Andreas Müller
5. Praktische Erfahrungen und Überprüfung des Modells Bewertung der eingesetzten Instrumente durch die Seminarteilnehmer: Eingesetzte Items werden von den Teilnehmern fast durchgehend als sinnvoll bewertet Dr. Andreas Müller
5. Praktische Erfahrungen und Überprüfung des Modells Selbsteinschätzung der Referenten Einfaktorielle ANOVA: F (23,417) = 4.713 (p = .000) (N = 12-22) Dr. Andreas Müller
5. Praktische Erfahrungen und Überprüfung des Modells • Zeitaufwand in/nach jeder Seminarsitzung: • Ausfüllen der quantitativen Evaluationsbögen: ca. 5 Minuten • Qualitative Rückmeldung durch den Dozenten: ca. 15 Minuten • Zeitaufwand für die Erstellung der quantitativen Rückmeldungen: • Kurs mit 25 Tn, 2 Referenten, Fragebogen ca. 20 Items, inkl. Selbstbeobachtung • Aufwand ca. 100 Minuten pro Woche • Zeitaufwand für das Auswertungsgespräch: • Pro Woche und Referenten ca. 20 Minuten StudentischeTutorin Dr. Andreas Müller
5. Praktische Erfahrungen und Überprüfung des Modells • Fazit: • Ressourcenperspektive: geringer zeitlicher & monetärer Aufwand • Forschungstheoretische Perspektive: • Studierende bewerten Stundengestaltungen ihrer Kommilitonen differenziert (Hoffmann 2009) • Bedeutung von Instruktion bei Einsatz des Instruments • Adressatenperspektive: • Differenzen zwischen Fremd- und Selbsteinschätzung • Beide Rückmeldeformen werden bei zielgruppenorientierten Einsatz als verständlich eingeschätzt, positiv bewertet und liefern Anregungen für den weiteren Studienverlauf Dr. Andreas Müller
6. Künftige Herausforderungen • Breite Anwendung von Bewertungskriterien und Standards in möglichst vielen Veranstaltungen eines Studiengangs Adaption in Abhängigkeit von Modulen & Semester!!! • Längsschnittliche Verwendung von Prüfungsrückmeldungen im Studienverlauf Studienverlaufsportfolios • zeitnahe Anwendungsmöglichkeit von Entwicklungshinweisen Mehrere Prüfungs- (Referats-) Situationen in einer Veranstaltung!? Dr. Andreas Müller
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dr. Andreas Müller
Literaturangaben • Brinker, T (2007). Verschiedene Prüfungsformen zur Beurteilung studentischer Kompetenzen. Abgerufen von Fachhochschule Bielefeld http://www.lehridee.de/data/doc/id_264/Pruefungsformen.pdf am 04.01.2011. • Dany, S, Szczyrba, B & Wildt, J (Hrsg.). (2008). Prüfungen auf die Agenda! Hochschuldidaktische Perspektiven auf Reformen im Prüfungswesen. Düsseldorf: Ulrich Welbers. • Dubs, R. (2006). Besser schriftlich prüfen. Prüfungen valide und zuverlässig durchführen. In: Berendt, B., Voss, H.-P. & Wildt, J. (Hg.), Neues Handbuch Hochschullehre (H 5.1). Berlin: Raabe, S. 1-26. • Flechsig, K-H (1976). Prüfungen und Evaluation. In: Blickpunkt Hochschuldidaktik, 40, S. 303-336. • Hees, F., Hermanns, A. & Huson, A. (2008). Prüfungserstellung mit Total Quality Management (TQM). In: Dany, S., Szczyrba, B. & Wildt, J. (Hg.), Prüfungen auf die Agenda! Hochschuldidaktische Perspektiven auf Reformen im Prüfungswesen. Bielefeld: Bertelsmann Verlag, S. 129 - 141. • Hoffmann, A (2009). Studentische Lehrveranstaltungsevaluation. Ein Zerrbild der Qualität akademischer Lehre? . In: Empirische Pädagogik, 23(1), S. 19-49. • Knigge-Illner, H (2007). Prüfungsangst überwinden – Workshops der Psychologischen Studienberatung – Teil 2. In: Berendt, B., Voss, H.-P. & Wildt, J. (Hg.), Neues Handbuch Hochschullehre (H 2.4). Berlin: Raabe, S. 1–26. • Köster, S., Rupp-Freidinge, C. & Dieker-Müting, J. (2005). Angst vor der Prüfung. Wie Dozenten Prüfungsängste von Studierenden auffangen und mildern können. In: Berendt, B., Voss, H.-P. & Wildt, J. (Hg.), Neues Handbuch Hochschullehre (H. 2.2). Berlin: Raabe, S. 1-36. • Kurz, G. (2010). Qualitätssicherung in der Lehre durch angemessene Bewertung von Studienleistungen. In: Berendt, B., Voss, H.-P., Wildt, J. & Tremp, P. (Hg.), Neues Handbuch Hochschullehre. Berlin: Raabe, S. 1-31. • Müller, A (2008). Feedback: Wirkmechanismen und Einsatz in der Personalentwicklung. Saarbrücken: VDM Verlag. • Müller, A (2010). Rückmeldungen nach Vergleichsarbeiten im Kontext des schulischen Qualitätsmanagements. Drei explorative Studien zu Gestaltung und Rezeption im Anschluss an KOALA-S. Berlin: Mensch und Buch Verlag. • Müller, A. (2010). Prüfungen als Lernchance-Rückmeldungen in Hochschulseminaren. In, Neues Handbuch Hochschullehre. H 3.3. Berlin: Raabe Verlag, S. 1-26. • Rachow, A (2000). Spielbar. Bonn: Manager-Seminare May. • Reepmeyer, J.-A. (2008). Was kosten Prüfungen? Vereinfachung durch den Einsatz computergestützter Prüfungssysteme. In: Brocke, J. V. & Becker, J. (Hg.), Einfachheit in Wirtschaftsinformatik und Controlling. München: Verlag Franz Vahlen S. 521-535. • Schulz von Thun, F (2004). Miteinander reden. 1. Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation. Hamburg: Rowohlt Verlag. • Sedlmeier, P (1996). Jenseits des Sigifikanztest-Rituals: Ergänzungen und Alternativen. In: Methods of Psychological Research Online, 1(4), S. 41-63. • Stary, J. (2006). "Doch nicht durch Worte allein..." Die mündliche Prüfung. In: Berendt, B., Voss, H.-P. & Wildt, J. (Hg.), Neues Handbuch Hochschulforschung (H 2.1). Berlin: Raabe, S. 1-17. • Thömmes , A (2006). Unterrichtseinheiten erfolgreich abschließen. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr. • Wissenschaftsrat (2008). Empfehlungen zur Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium. Abgerufen von http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/8639-08.pdf am 04.01.2011. • Witte, J., Sandfuchs, G., Lenz, T., Brummerloh, S. & Hartwig, L. (2010). Stand und Perspektiven bayerischer Bachelorstudiengänge - Zwischenbericht an das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. München: Bayerische Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung. Dr. Andreas Müller