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Nähe und Distanz im Sport. Vortrag. Lernfeld Berührung und Körperlichkeit. Berührungen gehören zum Sport. Trainer/-innen müssen helfen. ...Spannungen lösen. ...und loben. ...und sich freuen und stolz sein. Körperlichkeit gehört zum Sport. Kraft, Geschicklichkeit, Beweglichkeit
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Lernfeld Berührung und Körperlichkeit
Körperlichkeit gehört zum Sport • Kraft, Geschicklichkeit, Beweglichkeit • Selbstsicherheit • Intensität und Vielseitigkeit des Fühlens
Berührungen sind notwendig • Durch Berührung begreifen wir Gegenstände und auch Menschen • Durch Menschen werden wir berührt • Berührung ist die erste Sprache, die wir lernen • ...sie bleibt unser Leben lang die beste Art, Gefühle auszudrücken • Häufig gelingt das besser als Worte oder Gesten http://www.alltagsforschung.de/die-psychologie-von-beruhrungen/
Hertenstein-Experiment • Versuchspersonen sollten einem Fremden, dessen Augen verbunden waren, durch Berührung verschiedene Emotionen vermitteln, z.B. • Dankbarkeit • Ekel • Liebe • Das gelang in 70 Prozent der Fälle • Die Absicht einer Berührung wird wortlos erkannt! http://www.alltagsforschung.de/die-psychologie-von-beruhrungen/
Anfassen gehört zum Sport Soll dieser Trainer bei seiner Hilfestellung • aufpassen, dass er sexuelle Übergriffe vermeidet? • Bewegungslernen unterstützen? • vor Unfällen schützen? Oder geht alles gleichzeitig?
Möchten Sie, dass Trainer Ihrer Tochter in dieser Form Hilfestellung geben?
Ist Hilfestellung heikel? Zupacken gehört zum Geräteturnen. Es gibt Griffe, die wichtig sind – auch solche zur Brust. Das wird eine Problem, wenn die Mädchen 12, 13, 14 sind. Ein Problem, das der Bundesnachwuchs-trainer im DTB im Sinn der Turnerinnen gelöst hat, allerdings nicht mit der besten Hilfestellung. «Das muss dann halt mit einem weniger guten Griff gehen», sagt er. Etwa beim Flick-Flack: «Mit einer Hand an der Rückseite des Oberschenkels und einer an der Brust kann man das Kind sehr gut ausrichten. Bei pubertierenden Mädchen muss die Hand dann auf den Bauch. Für Drehungen ist das weniger gut geeignet.» Bessi hält solche Formen der Rücksichtnahme gleichwohl für richtig, solange gewährleistet bleibt, was er höher einstuft als alles andere: «Die körperliche Unversehrtheit der Athleten.» Wolfgang Hettfleisch, Frankfurter Rundschau vom 26.4.2011
nackte Körper (Garderobe, Dusche) Körperkontakt bei Hilfestellungen und Korrekturen Isolierung von der Trainingsgruppe (Einzeltraining, Massagen, auf Reisen, bei Übernachtungen) Trainingslager private Einzelkontakte Stimmt das? Beim Festlegen von spezifischen Regeln sind «heikle» Situationen besonders zu beachten: Aus der Broschüre „Kontaktperson im Verein“ Swiss Olympic 2008
Missverständnisse vermieden werden die/der Sportler/-in die Situation nicht missdeutet Sportler/-in und Trainer/-in sich auf sie berufen können Transparenz und Offenheit möglich wird Sexuelle Übergriffe thematisiert werden Die Situationen sind nicht heikel! Sie sind ausnützbar, wie viele anderen auch! Trotzdem sollten spezifische Regeln für diese Situationen aufgestellt werden, damit Aber: Wer sexuelle Übergriffe beabsichtigt, wird dies auch trotz Regeln tun
Sportler/-innen haben Wunsch nach Bewegung bzw. Interesse an Leistung sind in der Rolle der Lernenden schenken Vertrauen erwarten Unterstützung beim Lernen/Fachwissen müssen beaufsichtigt werden Unterschiedliche Rollen - unterschiedliche Verantwortung • Trainer/-innen haben • eine Ausbildung bzw. Kenntnisse • Fähigkeiten • Fürsorgepflicht
Das «natürliche Gefälle» zwischen Trainer/-in und Sportler/-in... • Alter • Kompetenz • Auftrag des Vereins • Eigene Ausbildung, Fähigkeit etc. • Lebenserfahrung • ...hilft, Nähe und Distanz zu regeln und ermöglicht es dem/der Trainer/-in, Vorbild für Kinder und Jugendliche zu sein
Professioneller Auftrag Verbände/Vereine haben Statuten, aus denen sich der professionelle Auftrag ergibt: • Sportliche Leistung • Gesundheitsförderung • Pädagogisches Anliegen • Sportliche Förderung • Vertrauensvolle (und nahe) Beziehung aufbauen und pflegen Trainer/-innen werden von Verbänden/ Vereinen beauftragt:
Jede Sportart bedingt andere Körperlichkeit: Verbände/Vereine bestimmen den Rahmen für die «Körperkultur» ihrer Sportart informieren ihre Mitglieder (Transparenz) informieren ggf. die Erziehungspersonen haben eine Kontaktperson für Rückfragen Professioneller Rahmen
Professionelle Nähe – professionelle Distanz • Jede(r) Trainer/-in hat eigene Erfahrungen mit körperlicher Nähe und körperlichen Berührungen • Berührungen und körperliche Nähe fallen leicht • bei persönlicher und sexueller Selbstsicherheit • bei eindeutiger und klarer nicht-sexueller Absicht • wenn ihm/ihr die eigenen Motive bewusst sind und er/sie besprechen kann
Trainer/-innen können dafür sorgen, dass sie ihren eigenen Körper kennen und ihn wertschätzen wissen, wie sie sich sexuell erregen ihre sexuelle Orientierung kennen ihre Gefühle, Gedanken, Fantasien, Verhaltensweisen, Wünsche und Bedürfnisse wahrnehmen wertschätzend über Körper und Sexualität sprechen können Persönliche und sexuelle Selbstsicherheit sind gelernt...
Berührungen zu lesen Absicht, die jemand mit dem Körperkontakten verfolgt, zu erkennen einem vorbildhaften Erwachsenen körperlich nahe oder von ihm distanziert zu sein nachzufragen, wenn sie unsicher sind ...und Grundlage für Körperkontakt • Kinder und Jugendliche lernen von berührungs-sicheren Trainer/-innen • ohne dass die/der Trainer/-in verlegen wird • oder die Absicht kognitiv verzerrt
Trainer/-innen wissen, dass Kinder und Jugendliche... • Nähe und Distanz lernen müssen • oft noch ungeschickt im Umgang mit ihrer eigenen Sexualität sind • manchmal sehr schnell und heftig Körperkontakt aufnehmen • z.T. ängstlich auf Körperkontakt und Nähe reagieren • die Grenzen der Trainer/-innen «übungshalber» testen Verantwortung für das Mass an Nähe und Distanz und den Beziehungsverlauf tragen Trainer/-innen
...ist keine absolute Grösse Er entsteht aus dem Zusammenspiel von geltenden Regeln (Verein) Toleranz und Wohlbefinden des Trainers/der Trainerin Grenzen und Wohlbefinden der Sportler/-innen Der «richtige» Abstand ...und wird immer neu verhandelt
Täter/-innen seien von Normalos nicht zu unterscheiden («Ich also auch?!») heikle Situationen führten zu Anzeigen und Anklagen («In die Umkleide gehe ich nie...!») «Sexuelle Übergriffe im Sport»führt bei Google zu 147000 Ergebnissen Es gibt genug Information zu diesem Thema! Trainer/-innen sind trotzdem verunsichert, weil es heisst:
Richtig ist: Täter/-innen handeln mit Absicht und planen Oft hat die Umgebung längst was gemerkt, weil er/sie • ganz besonders engagiert ist • ein «Rattenfänger» ist, der/die sich vor allem für benachteiligte oder besonders ehrgeizige Sportler/-innen interessiert • einen Guru-ähnlichen Status hat • sich selbst oder die Sportler/-innen isoliert • von einer Sportler/-in plötzlich gemieden wird oder eine(n) in Ungnade fallen lässt • die Geltung von Regeln nicht akzeptiert
Fallbeispiele aus der Presse Im Verein hatte er seinen Ruf weg. Der Kampfsporttrainer galt als Grapscher, als einer, der den Mädchen nachstellt. Ihre Umkleideräume betrat er gern mal, ohne zuvor anzuklopfen. Er deklarierte das als Kontrollgang. (FAZ) Denn M. B. war ein geschätzter, äusserst beliebter Sozialpädagoge und Übungsleiter: hilfsbereit, stets offen, um Babysitter-Dienste und Nachhilfeunterricht zu übernehmen. Einer, der Kinder mit ins Schwimmbad nahm und sie zu Computerspielen und Filmegucken einlud... (Tagblatt)
Richtig ist auch: Beschuldigungen und Strafanzeigen sind selten • weil sexuelle Gewalt im eigenen Umfeld unvorstellbar ist; «Nestbeschmutzung» • weil eine «Kultur der Grenzverletzungen» herrscht • durch eine gewisse Ideologie im Sport • durch eine allgemein sexistische und abwertende Haltung • weil Täter/-innen geschickt sind, das Risiko genau abwägen, Taten systematisch vorbereiten 2 % aller Strafanzeigen sind «Falschanzeigen»
Fallbeispiel H.K. war 18 Jahre alt, als sie der Trainer einer hochklassigen Volleyball-Amateurmannschaft entdeckte. Die neue Aufgabe kam der jungen Frau wie gerufen. An ihrem Ausbildungsplatz in einer Bank fühlte sie sich unterfordert. Ihr neuer Coach kümmerte sich aufopferungsvoll. Er gab ihr Einzelunterricht, rühmte ihre Sprungkraft und ihr taktisches Verständnis. Ab und an umgarnte er die gutaussehende Sportlerin mit Komplimenten: "Bei dir werden sicher alle Männer schwach." Auch als ihr Trainer sie zu sich nach Hause einlud und ihr als aller-erstes das Schlafzimmer vorstellte, schöpfte sie keinen Verdacht. Als ihr der Coach erste eindeutige Avancen machte ("Kannst du dir mehr vorstellen zwischen uns?"), lehnte sie ab. Während der Heimreise von einem Spiel fragte der Trainer dann erst gar nicht mehr - und machte sich über die junge Frau her. (Spiegel)
Sich selbst um jeden Preis überwinden Eigene Grenzen überschreiten Warnende Symptome missachten Schmerzgrenzen überschreiten Müdigkeit ignorieren Angst nicht zeigen und möglichst auch nicht fühlen Ideologie im Sport ...vernebelt Wahrnehmung und schränkt Selbstwahrnehmung ein
Ungenaue oder fehlende Selbstwahrnehmung... • ermöglicht Grenzüberschreitungen und Grenzverletzungen • kann aus Missbrauch eine «alltäglichen Bagatelle» machen, die der/die Sportler/-in nicht ernst nimmt und evt. sogar nicht mal bemerkt • und bleibt dann auch von der/dem Trainer/-in und dem Verein unentdeckt
Anfassen, ohne zu fragen oder zu erklären Abwertende Kommentare zu Körper und Aussehen Anzügliche Bemerkungen Zotige Witze Nicht alles ist strafbar... ...es gibt unpassende und unangemessene Verhaltensweisen Verletzend wirken können
Verboten sind z.B. Sätze wie... • «Stell dich nicht so an wie eine Jungfrau vor dem ersten Schuss» • «Mach doch mal die Beine breit – ich guck dir schon nix weg» • «Mit dem Arsch ist Tanzen schwierig» • «Du hast einfach furchtbar grosse Titten» • «Das Verhältnis von Trainer und Spitzensportlerin ist wie das «vom Stenz/Zuhälter zur Prostituierten» ...sie sind nicht unbedingt strafbar ...zeugen aber von mangelhafter Kultur
Wichtig für die Prävention • Wenn ein Verein eine Kultur prägt, in der die sexuelle Integrität aller Mitglieder ernst genommen wird, haben potentielle Täter/-innen keine Chance. • Wenn ein Verein für Körperkontakt Regeln aufstellt und Abmachungen trifft, können sich Alle darauf berufen. Offenheit und Transparenz verhindern sexuelle Übergriffe. • Wenn Kinder und Jugendliche die Absicht von Berührungen und Körperkontakten erkennen und benennen lernen, wird es für Täter/-innen schwieriger, geeignete Opfer zu finden. • In einem Verein, in dem die Handlungs-Dynamik von sexuellen Übergriffen ernst genommen wird, muss ein allfälliger Täter eher damit rechnen, dass seine Tat erkannt wird.
Take Home • Zweifelhaftes Verhalten bei Trainerkolleg/-innen und Jugendlichen nicht «übersehen» und nicht durch eigene kognitive Verzerrungen unterstützen • Eine Stelle kennen, an die Sie sich im Problemfall wenden können • Opferhilfeberatungsstellen, Kinderschutzgruppen etc. • Beratung oder Therapie • Die eigenen Grenzen kennen und beachten