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Interessen und Begabungen fördern Auf den Anfang kommt es an!. Auf den Anfang kommt es an. Lernen beginnt schon vom 5. intrauterinen Lebensmonat an im Mutterleib Belege für Konditionierungen und Gedächtnisleistungen (Erinnerungen an Reime, Lieder, Geräusche, Stimmen)
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Interessen und Begabungen fördernAuf den Anfang kommt es an!
Auf den Anfang kommt es an • Lernen beginnt schon vom 5. intrauterinen Lebensmonat an im Mutterleib • Belege für Konditionierungen und Gedächtnisleistungen (Erinnerungen an Reime, Lieder, Geräusche, Stimmen) • Sinn und Unsinn des mother belt (Beschallung mit Mozart, Beethoven oder Vivaldi) und der Frühestförderung • Nuckelfrequenz-Untersuchungen (HAS = High Amplitude Sucking): Höhere Frequenz bei Neuartigem, Wunsch-Bilder herbeinuckeln ab 4. Lebensmonat
Kompetenzen und Präferenzen des Neugeborenen • Bindungsbereitschaft • Orientierungsreaktion • Funktionstüchtiger Sinnesapparat • Nachahmungsfähigkeit (Spiegelneuronen) • Basisemotionen • Vorliebe für Gesichter, Sprache, Bewegtes/Lebendiges
Bonding und Bindung • Das Bonding-Phänomen: Anscheinend hat es die Natur so eingerichtet, dass das Neugeborene (trotz aller Strapazen, die die Geburt mit sich bringt) direkt danach noch für eine Weile besonders ansprechbar ist in seinem Nahbereich, sei es nun für Hautkontakt, Lageveränderungen, Geruchs- und Geschmackseindrücke oder visuelle und akustische Reize. • Während dieser kurzen Zeit kann eine fundamentale positive Zuneigung der Mutter (Eltern) zu ihrem Kind begründet werden (Mutterinstinkt), die für die spätere Bindungsentwicklung sehr bedeutsam ist.
Bindung und Bindungsqualität • Bindung wächst in der Folgezeit zwischen dem Säugling und seiner Bezugsperson (als Resultat gelingender alltäglicher Erfahrungen im Umgang miteinander) • Bindung gehorcht nicht dem Alles-oder-Nichts-Gesetz • Kann vier Ausprägungsformen annehmen (sicher, vermeidend-unsicher, ambivalent-unsicher, desorganisiert-desorientiert) • Immer weniger sicher gebundene Kinder • Und ist grundlegend für die gesamte weitere Entwicklung: Ausbildung von Urvertrauen und Neugier • Bindung ist fundamental für Bildung
Angeborene Neugier: Die Orientierungsreaktion • Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie wenden sich Neuem reflexartig zu. Die Ursache dafür ist der Orientierungsreflex, der auch Orientierungsreaktion genannt wird. • Ihre Gehirne sind so programmiert, dass sie beständig (im Drei-Sekunden-Takt) fragen "Was gibt es Neues auf der Welt?„ • Diese grundlegende Bereitschaft gilt es feinfühlig zu fördern (dafür sind Akzeptanz, Wertschätzung und eine sichere Bindung zentral) • Das sich reflexartig neuen Objekten zuwenden ermöglicht Erkundung (Exploration) und (allmähliche) Gewöhnung (Habituation) • Schnelle und langsame Habituierer - Vorteile und Nachteile (teilweise genetisch determinierte Unterschiede) • Die Orientierungsreaktion steht im Wechselspiel mit der Schreckreaktion, die ausgelöst wird, wenn neuartige Reize zu intensiv, neuartig oder chaotisch erlebt werden (individuelle Unterschiede).
Neugeborene sind sehr gut ausgestattet • Wenn es auf die Welt kommt, kann das Neugeborene sich mit Hilfe seiner Nahsinne und Fernsinne bereits grundlegend orientieren. • Hautsinn: Der Säugling liebt es, gestreichelt zu werden, insbesondere in den Phasen, in denen er entspannt und aufmerksam ist. Seine angeborene Empfänglichkeit für Haut- und Körperkontakt bildet eine wichtige Voraussetzung für das Bonding.
Neugeborene sind sehr gut ausgestattet (2) • Hören: Neugeborene erkennen die Stimme ihrer Mutter wieder, besonders wenn sie ihnen mit Hilfe von Filtern so wiedergegeben wird, wie sie sie im Mutterleib gehört haben. • Neugeborene wenden sich sprachlichen Lauten generell stärker zu als anderen Klangmustern und Tönen, für die sie sich anscheinend weniger interessieren. • Offenbar wird eine Vorliebe für sprachliche Laute oder zumindest für den entsprechenden Frequenzbereich schon intrauterin erworben und hat möglicherweise sogar genetische Wurzeln.
Neugeborene sind sehr gut ausgestattet (3) • Sehen: Schon Neugeborene bevorzugenGesichter, die sie besonders lang betrachten. • Viele Forscher führen dies auf einen genetisch gesteuerten Mechanismus zurück, der es — biologisch höchst sinnvoll — Säuglingen ermöglicht, sich Artgenossen bevorzugt zuzuwenden (um dadurch Zuwendung und Versorgung zu erfahren).
Neugeborene sind sehr gut ausgestattet (4) • Bewegte Objekte, z. B. den Mund der Mutter, erkennen Säuglinge besser als unbewegte Dinge. • Schon wenige Tage nach der Geburt folgen sie einem bewegten Gesicht in ihrem Blickfeld eine kleine Strecke mit den Augen. • Ihr Blickfeld ist aber noch sehr begrenzt und es dauert einige Wochen, bis es sich auf ca. 90 Grad erweitert. • Zusätzliche Kopfbewegungen vergrößern nach und nach den visuell erfassbaren Raum.
Neugeborene sind sehr gut ausgestattet (5) • Säuglinge verfügen anscheinend auch (weil es sich in der Evolution als nützlich erwies) über ein vorläufiges Konzept von unbelebten Objekten (Dingen, Gegenständen) und Lebendigem (Menschen, Tiere). • Darauf aufbauend gelingt es ihnen schon sehr bald auch zwischen Menschen und Tieren zu unterscheiden. • Erst vom 5. Lebensjahr an schaffen sie es, Pflanzen als belebt einzuordnen.
Neugeborene können nachahmen • Sie besitzen die Fähigkeit zur Nachahmung mimischer Gesten (Öffnen des Mundes oder das Herausstrecken der Zunge). • Vermutlich handelt es sich dabei um eine angeborene Kompetenz (Spiegelneuronen), die allererste Kontaktaufnahmen ermöglicht. • Das Neugeborene ist also genetisch so vorprogrammiert, dass es gleichsam automatisch sozial reagiert.
Kognitive Entwicklung im ersten Lebensjahr • Zielgerichtetes Greifen (Hand-Auge-Koordination) • Vom Er- und Begreifen zur Begriffsbildung (Verinnerlichen von Umgangserfahrungen) • Erlernen der Zeigegeste (Basisgrammatik: Ich-Du-Objekt) • Ausbildung von Person- und Objektpermanenz
Schon Kleinkinder signalisieren, was sie wollen • Babys haben von Anfang an persönliche Vorlieben (sie fühlen sich von bestimmten Objekten, Geräuschen, Gerüchen stärker angezogen als von anderen). • Die Gründe dafür liegen in ihren individuellen Anlagen, bilden sich möglicherweise auch noch im Mutterleib weiter aus. • Sie signalisieren von Anfang an, was sie interessiert durch Blick- und Zuwendungs-verhalten).
Spielerisch wird die Welt erkundet • Ein Kleinkind spielt mit einem Ball. • Ein Ball ist rund und rollt, hat eine bestimmte Größe und Farbe, man kann ihn werfen und auffangen und er springt zurück, wenn er auf dem Boden aufprallt. • Durch vielfältigen Umgang mit dem Ball erwirbt das Kind ein differenziertes Wissen über diesen und hat auch noch seinen Spaß dabei. • Die Umgangsqualität „Rundes rollt“ wird an anderen Dingen ausprobiert. • Einjährige nennen alle Dinge „Ball“, die rollbar sind. • Beim Spielen erkunden die Kleinen ihre Umwelt und haben Freude dabei.
Auf den Anfang kommt es an – Erkenntnisse der Hirnforschung • Bei der Geburt verfügt das Neugeborene bereits über 100 Milliarden Neuronen (das entspricht ungefähr der Anzahl der Sterne in unserer Galaxis), die durch 50 Billionen Synapsen miteinander vernetzt sind. • Im Laufe der nächsten Lebensmonate verzwanzigfacht sich die Zahl der Synapsen (angemessene Anregungen vorausgesetzt) auf 1 Trillion (1.000.000.000.000.000). • Im 8. Lebensmonat ist die Synapsendichte bis dreimal so hoch wie beim Erwachsenen. • Dabei gilt das Gesetz: Use it or lose it! • Der Hirnstoffwechsel ist während dieser Zeit extrem hoch.
Die Architektur unseres Gehirns wird sehr früh festgelegt - Die im Verlaufe des ersten Lebensjahres (insbesondere in den ersten Lebensmonaten) entstehenden synaptischen Verbindungen bilden ein Netzwerk oder „neuronales Grundmuster“. - Dieses liefert die„funktionelle Architektur (um im Bild zu bleiben: die Zahl und Größe der Räume, Verbindungswege/-türen, Stockwerke, Erker und Balkone, Wohn- und Nutzflächen) der Großhirnrinde“ (W. Singer), die nicht nur grundlegend ist für die weitere biopsychosoziale Entwicklung, sondern sich auch als besonders veränderungsresistent gegenüber neuen äußeren Einflüssen erweist.
Forderungen der Neuropädagogik • Das erste (halbe) Lebensjahr besonders nutzen, denn Versäumnisse (unzureichende Anregungen und Förderungen) können nur sehr schwer, wenn überhaupt, wieder gut gemacht werden • Deprivation oder Reizüberflutung führen zwangsläufig zu veränderungsresistenten, dauerhaften Schädigungen • Gegenpositionen dazu wiegeln ab und führen die andauernde Plastizität und immense Flexibilität zentralnervöser Prozesse und Strukturen ins Feld.
Mein persönliches frühpädagogisches Zwischenfazit„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ trifft so nicht zu, besser müsste es heißen: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nur sehr schwer (das entspricht dann eher dem Menschenbild der modernen Entwicklungspsychologie)
Kognitive Entwicklung im 1. Lebensjahr • Vom Tun (sensumotorische Verhaltensketten) zum Be-greifen (und Denken) • Vorläuferformen von Vorstellungen • Ausbildung von Objekt- und Personpermanenz • Gegen Ende des ersten Lebensjahres bilden sich die ersten richtigen Konzepte aus (z. B. Verwendung des Wortes „Ball“ für alles Runde und Rollende oder des Wortes „wau“ für Kleintiere aller Art) • Gegen Ende des 1. Lebensjahres: Erste Worte
Kognitive Entwicklung im 2. Lebensjahr • Fortschritte in der Sprachentwicklung: Erste verständliche Wörter, Ein-Wort-Sätze, weitere Wörter lernen, eigenen Namen benutzen, Zwei-Wort-Sätze. • Im 2. Lebensjahr bildet das Kind immer differenziertere innere Vorstellungen von äußeren Dingen und Vorgängen, so genannte Repräsentationen. • Dieser Vorgang ist zentral für die Interessen-entwicklung und Begabungsförderung.
Kognitive Entwicklung im 2. Lebensjahr (2) • Ich-Entwicklung (neuronale Voraus-setzungen) • 3 Phasen (aufgeregt-aktiv; Playmate und Verunsicherung, Gehemmtheit; allmählich sich im Spiegel erkennen) bei den „Spiegel-Ich“-Untersuchungen • „Rouge-Test“ • Bedeutung für die Interessenentwicklung
Bedeutung des Spiels für die Interessenentwicklung - Spielen ist für jeden Entwicklungsbereich höchst bedeutsam: Kinder müssen spielen, spielen und immer wieder spielen - Reihenfolge in der Entwicklung: < sensumotorisches Spiel < psychomotorisches Spiel < relationales Spiel < paralleles und kooperatives Spiel < symbolisches Spiel (Tun „als Ob“, Phantasiespiel, Rollenspiel) - Im Spiel erwerben die Kinder Wissen
Herausragende Bedeutung des Als-ob-Spiels • Beim „So tun als ob“ gehen Kinder auf spielerische Weise die Handlungs-möglichkeiten durch, die im Hinblick auf ihre aktuelle Umweltsituation gerade vorstellbar sind und üben damit sozusagen für den Ernstfall. • So könnte es ihnen irgendwann tatsächlich einmal nützen, sich schlafend zu stellen, auch wenn sie noch munter sind. • Das Als-ob-Spiel spielt eine überragende Rolle für die kognitive, emotionale, motivationale und soziale Entwicklung des Kindes.
Pädagogisch bedeutsame Konzepte • Zone der proximalen Entwicklung • Dosierte Diskrepanz • Pädagogische Interessentheorie (PIT) - Selektivität - Permanenz - Verinnerlichung - Selbstkonzeptrelevanz - Aufbau eine überdauernden Beziehung zum Interessengegenstand - Aufgaben der Bezugspersonen, damit die Motivation intrinsisch bleibt
Informationen zum Flow-Erleben • Flow (engl. für „fließen“) — ein Phänomen zwischen Spiel und ernsthaftem Explorieren - wurde erstmals von Mihály Csikszentmihályi (1986) in seinem Buch „Jenseits von Langeweile und Angst“ beschrieben. • Dabei handelt es sich um eine besondere Art des Erlebens, die sich einstellt, wenn wenn wir uns intensiv, konzentriert und mit positiver Grundstimmung, aber mit nicht zu großer Anspannung mit einer Sache beschäftigen.
Informationen zum Flow-Erleben (2) • Eine Beschäftigung, die uns ggf. über weite Strecken bereits vertraut sein kann, uns aber immer wieder in ihren Bann zieht, weil im Verlauf der Auseinandersetzung mit ihr beständig neue und überraschende Aspekte auftauchen. • Diese faszinieren und begeistern uns derart, dass es passieren kann, dass wir ganz in der Beschäftigung aufgehen, in ihr versinken und jedes Gefühl für Zeit und Raum verlieren. • Das Flow-Erleben kann sowohl Qualitäten von Spiel und Entspannungals auch von konzentriertem Explorieren und Anspannungenthalten. • In seinem Verlaufe erwerben wir Kennerschaft und werden zu Experten.
Interessenförderung und Hormone • Drei neurobiologische Botenstoffe moderieren Interesse und Motivation: • Dopamin, die Leistungsdroge • Endorphin (und andere Opioide), die Wohlfühldroge • Oxytozin, die Freundschafts- und Bindungsdroge
Interessenförderung und Geschlecht • Haben Jungen und Mädchen von Anfang an unterschiedliche Interessen? • Müssen Jungen und Mädchen unterschiedlich gefördert werden? • Für oder wider geschlechtsrollenkonforme Interessenförderung
Abschließende Fragen • Wie erkenne ich, was mein Kind interessiert? • Warum sind Lob und Anerkennung (meist) fehl am Platz? • Interessenförderung im Elementar- und Primarbereich
Grundlegende Empfehlungen für die Interessenförderung - Feinfühlig sein für die Signale, die das Kind von Anfang an zeigt - Vor allem durch gelungene Interaktionen – wechselseitiges sich aufeinander Beziehen – baut sich eine gute Beziehung auf und bildet sich eine sichere Bindung aus - Dem Kind Ihr volles Vertrauen schenken - Ihr Vertrauen in das Kind festigt sein Selbstvertrauen
Grundlegende Empfehlungen für die Interessenförderung (2) • Sich grundlegende Kenntnisse verschaffen über die entwicklungspsychologischen und pädagogischen Grundlagen der Kindheit – und sich nicht verunsichern lassen durch manchmal widersprüchlich erscheinende Fakten • Ihre eigene Sicherheit vermittelt auch den Kindern Sicherheit und Vertrauen in das eigene Können • Sich Zeit, viel Zeit nehmen zum Spielen, zum Anregen, zum Schmusen – Kinder brauchen Zeit
Download- und Literaturhinweis Die Powerpoint-Präsentation „Interessen und Begabungen fördern“ kann herunter geladen werden von meiner Webseite www.hartmut-kasten.de